Der Brief aus Hogwarts

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Die Figuren gehören J.K.Rowling, außer Anacondra und die Handlungsorte ebenfalls. Ich habe wie mir nur geliehen. Der Teil der Geschichte baut auf das zweite Schuljahr von Harry auf. Ich überlege, ob ich sieben Teile mache.

,Anacondra! Es gibt Essen!" Ich wusste, was das hieß. Ja es gab Essen, doch ich durfte warten, bis meine restliche Familie fertig war, bevor ich selber anfangen durfte. Ich wurde in dem Haus meines Vaters wie eine Sklavin behandelt. Als würde ich den Namen Malfoy beschmutzen, nur weil ich ein Mädchen war. Ich rollte mit den Augen. Doch lange konnte ich meinen Vater nicht warten lassen. Langsam stand ich auf, strich mein hellblaue Satinkleid glatt und machte mich auf den Weg in das Erdgeschoss. Ich klopfte an der Tür und wartete. Von drinnen kam wie jeden Abend das ,,Herein!" meines Vaters. Ich öffnete die Tür leise und schloss sie ebenso leise wieder. Danach begab ich mich in die unbequeme Position eines Knickses. Und wie jeden Abend begrüßte ich ihn mit den gleichen Wörtern. ,,Guten Abend, Sir." Ich durfte ihn nicht wie Draco Vater nennen, sondern musste Sir sagen. Auch musste ich stets in der Position verweilen, bis mein Vater das Einverständnis gab, dass ich ihm das Essen nun servieren durfte. An diesem Abend wartete er länger als sonst, was mich verwunderte. Doch bei seiner nächsten Aussage wurde mir bewusst, dass etwas anders war, als sonst. Dass irgendetwas geschehen war. Denn er bat mich, sich zu ihnen an den Tisch zu setzten. ,,Wir haben heute einen Brief aus Hogwarts an dich erhalten. Ab nächsten Schuljahr wirst du dort hin gehen. Und wehe dir, du vergisst deine Erziehung!" Ich starrte ihn für Sekunden an, als hätte er mir gerade verkündet, ich wäre frei. Bis er die Augenbrauen hochzog und mich missbilligent aus seinen kalten, strumgrauen Augen anschaute. Ich beeilte mich zu sagen: ,,Natürlich nicht Sir." ,,Gut. Wir gehen morgen in die Winkelgasse um eure Sachen zu kaufen. Du wirst dich dementsprechend kleiden. Und versuche wenigstens einmal uns stolz zu machen!" ,,Ja Sir." Er bedachte mich mit einem langen, kalten Blick. Ich wollte meinen Blick abwenden, doch es gelang mir nicht. Er hielt mich mit seinen sturmgrauen Augen, die den meinen so ähnlich waren, gefangen, bis ich schließlich mit größter Willensstärke meine Augen abwenden konnte und den Blick senkte. Ich wusste nicht, wieso ich es nicht einmal fertig brachte, ihm lange in die Augen zu sehen, doch ich wusste, dass es meiner Mutter ähnlich erging. Auch sie war unter der Herrschaft meines Vaters zusammengebrochen und fügte sich nur noch seinen Anweisungen. Jedenfalls fast immer. Denn manchmal, wenn mein Vater nach Hause kam, folterte er mich so lange, bis meine Mutter ihn anflehte aufzuhören. Diese Aktionen dienten nicht als Bestrafung, nein. Sie dienten allein dazu, die Macht von meinem Vater über unsere Familie zu symbolisieren. Niemand wehrte sich mehr dagegen. Mein Bruder spürte dies eh nie und meine Mutter hatte, genau wie ich, nach einiger Zeit aufgegeben und sich seinem Willen gebeugt. Seit jenem Tag blickte sie nur noch leer durch das Manor und setzte eine Maske der Freundlichkeit gegenüber unseren Gästen auf. Doch ich nahm mir vor, besser als Draco im Unterricht zu sein, denn dann würde mein Vater endlich mal merken, dass seine Tochter auch etwas konnte.

Am nächsten Tag, wurden wir sehr früh von unserer Mutter geweckt, damit wir noch genug Zeit hatten, uns fertig zu machen. Ich stand im Spiegel und betrachtete mich. Ich war wirklich hübsch. Ich hatte langes, platinblondes Haar, dass sehr gepflegt war. Die sturmgrauen Augen, die mein Gesicht zierten, hatte ich eindeutig von meinem Vater. Nur in meinen war nie Kälte oder Wut zu finden, sondern immer nur gähnende Leere. Meine Haut war so blass wie Elfenbein, etwas, dass unsere gesamte Familie auszeichnete. Ich war ziemlich dünn und trug meine gelockten Haare stets offen. Ich sah meinem Vater sehr ähnlich, von meiner Mutter hatte ich rein gar nichts, abgesehen von dem Charakter.

Ich stöberte in meinem Kleiderschrank umher und fand ein langes, dunkelblaue Satinkleid. Es war mit Verzierungen bestickt und bildete einen perfekten Kontrast zu meiner blassen Haut. Als ich mich gerade auf den Weg zum Speisesaal machen wollte, fiel mir auf, was ich vergessen hatte. Meine Haare glichen noch immer dem allmorgentlichen Urwald. Panisch rief ich ,,Skye", denn es war gleich Frühstückszeit und es gehörte sich nicht, zu spät zu kommen. Normalerweise machte ich meine Haare selber, aber heute ausnahmsweise mal nicht. Mit einem leisen Plopp erschien die kleine Hauselfe. ,,Was kann Skye für die Missi tun?" Verzweifelt deutete ich auf meine Haare. Skye verstand und mit einem Schnipsen war alles erledigt. Meine Haare fielen mir geglättet über die Schultern. Mit einem Blick in den Spiegel erkannte ich, dass ich meinem Vater so nur noch ähnlicher sah. Ich nickte Skye schnell zu und schritt dann eilig, aber dennoch anmutig und elegant aus meinem Zimmer. Die Treppe stieg ich graziös hinunter und sah am Ende dieser meinen Bruder warten. Er hielt mir galant seinen Arm hin, welchen ich ergriff. Dann schritten wir beide anmutig durch die geöffnete Tür des Speisesaals. ,,Guten Morgen Sir", sagte ich, während Draco ,,Guten Morgen Vater" sagte. Unser Vater saß bereits wartend am Ende des Tisches, neben sich unsere Mutter, die uns freundlich anlächelte. ,,Setzt euch doch, meine Knider." Wenn sich der Mund meines Vaters nicht bewegt hätte, hätte ich gedacht, ich höre nicht richtig. Noch nie hatte er mich als sein Kind oder als seine Tochter bezeichnet. Wir kamen langsam und elegant seiner Aufforderung nach. ,,Freust du dich schon Anacondra?" ,,Sehr Sir." Und zum ersten Mal in meinem Leben lächelte er mich freundlich an.

Anacondra Malfoy - Ein Dorn im Auge des VatersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt