Ich hatte so langsam das Gefühl, dass ich vor zu viel Liebe und Glück platzte. Überall um mich herum gab es Liebe. In der Schule konnte nicht nur mir das Glück (alias Henry) von der Stelle weichen, sondern auch Persephone strahlte ununterbrochen wie ein Sonnenschein und war überglücklich, dass sie jetzt endlich mit Jasper zusammen war. Denn auch obwohl Persephone sich regelmäßig darüber ärgerte, Jasper zu sehen, wie er hin und wieder mit anderen Mädchen flirtet, sah auch Persephone so aus als würde sie vor Glück platzen. Und mal ganz abgesehen davon, fand ich konnte man Jasper seine Seitensprünge auch nicht so richtig übel nehmen, denn auch Persephone war nicht anders. Sie erfreute sich immer noch regelmäßig daran, mir mitzuteilen, welches Mere Model sie aus der aktuellen Zeitschrift am besten findet und mit wem sie am ehesten etwas anfangen würde.
Sobald ich nach Hause kam, ging es gleich so weiter, Mom und Ernest saßen Händchen haltend in der Küche und versuchten gleichzeitig ihre Arbeit zu erledigen (das klappte nicht ganz so gut, denn Mom schrieb währenddessen mit der linken Hand) und auch Lotti und Charles schauten hin und wieder bei uns vorbei, obwohl sie eigentlich eine eigene Wohnung ganz in der Nähe von uns hatten, wo ich der Meinung bin, dass dort hauptsächlich das Bett genutzt wird, denn auch obwohl Lotti das nicht direkt zugibt (Sie sagt, sie hat in der letzen Zeit bloß einfach zu viel gegessen, da Charles sie mit so gutem Essen verwöhnt, obwohl jeder weiß, dass Charles ganz furchtbar kocht) waren wir uns alle ziemlich sicher, dass Lotti ein wahrscheinlich super süßes Kind erwartet (wenn auch möglicherweise mit Segelohren). Das würde mich riesig freuen. Wer sollte eine bessere Mutter sein wenn nicht Lotti?
Rundum bin ich also das glücklichste Mädchen der Welt. Alles perfekt, bis auf eine klitze kleine Sache, die mir allerdings vorkam wie ein riesiger Elefant, an dem ich nicht vorbeikam. Und auch wenn der Weg von erfundenen Ex-Freunden bzw. Hunden frei war, waren meine Minderwertigkeitskomplexe noch lange nicht aufgehoben. Ich fühlte mich noch immer wie Bella Swan, die täglich daran zweifelte ob sie gut genug für Edward war. Bloß dass ich mir nicht nur Sorgen machte, ob ich überhaupt gut genug für Henry war, sondern dazu noch Angst habe, seinen Anforderungen im Bett nicht gerecht werden zu können (nicht, dass ich mich nicht freuen würde).
Der einzige, mit dem ich mich traute über dieses heikle Thema zu sprechen war Grayson und das gelang nicht so oft, denn die meiste Zeit war ich damit beschäftigt zu lernen, denn das nächste Jahr wird mein letztes Schuljahr sein und ich werde zusehen müssen, nicht durchzufallen. Die restliche Zeit hing ich an den Nagel um mit Henry zusammen zu sein und auch wenn unsere „zusammene Zeit" unserem Vorhaben schon ziemlich nahe kam, war Henry definitiv der letzte mit dem ich >darüber< sprechen wollen würde.Auch in diesem Moment saß ich mit Henry auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer und es war ein herrliches Gefühl für eine Weile mal allein zusein. Mom und Ernest waren Essen gegangen, Florence und Grayson mussten dem Bocker dabei helfen Marmelade zu kochen und kamen wahrscheinlich erst später wieder zurück und Mia war in letzter Zeit oftmals schon so früh ins Bett gegangen, dass sie teilweise sogar das Abendbrot sausen ließ, wenn auch jedes mal wieder zu dem Entsetzen unserer Mom. Die einzigen, die uns also Gesellschaft leisteten, waren Spot und Butter, die friedlich schlafend eingerollt neben uns beieinander lagen.
Henry spielte abwesend in meinen Haaren und ich versuchte mich dabei auf meine Matheaufgaben zu konzentrieren, was leider gründlich misslang.
Obwohl morgen die letze Schulwoche vor den Ferien begann (Urgh!), hatte Mrs. Struggle alias Mrs.-mach-das-was-ich-sage-oder-dein-Trommelfell-platzt nämlich Spaß daran gehabt uns noch eine Menge schwerer Gleichungen aufzuhalsen, die aber leider, denke ich,
warten müssen, denn wenn Henry jetzt noch ein Stück näher kam, war meine Selbstbeherrschung diesbezüglich komplett verloren und ich könnte für nichts mehr garantieren. So unmittelbar in seiner Nähe, bewirkte sein Geruch nämlich, dass ich nichts lieber wollte als mich ihm um den Hals zu schmeißen und ihn innig zu küssen, schließlich musste man ein leeres Haus ja ausnutzen. Nicht wahr?
Doch er kam mir zuvor. Auch er hielt es nicht länger aus, obwohl es für ihn noch viel wichtiger war zu lernen. Schließlich machte er dieses Jahr noch seinen Abschluss.
Er kam jetzt ganz nah und flüsterte leise mit rauer Stimme an meinem Ohr >>Liv?<<,
>>Hmmh?<< murmelte ich abgelenkt von dem Gedanken, wie es sich anfühlte, seine weichen Lippen mit dem Finger nachzufahren. Und noch besser, seine Lippen auf meinen zu spüren, wie sie ineinander verflossen und zusammen eins wurden und Oh mein Gott! Wie gesagt, seine Nähe war unerträglich. >>Ich glaub ich halte das nicht noch eine Woche länger aus.<< sagte er jetzt etwas bestimmter.
Und ehe ich mir seinen Worten bewusst wurde, war meine Selbstbeherrschung sofort wieder an ihren Platz zurück gekehrt und ich konnte genauso gut wieder klar denken. Ich saß jetzt kerzengerade und mein Atem ging flach. Ich sagte nichts, was sollte ich auch sagen?
Er bemerkte meine angespannte Haltung natürlich und schaute mich von der Seite her fragend an. Ich spürte seinen Blick wie einen Dorn, der sich mir in die Rippen bohrte. Es war ein mitleidiger Blick und ich hasste diesen Blick, es war, als wäre ich ein kleines Hündchen, dass man auf den Schwanz getreten war, weil man es übersehen hatte.
>>He Käsemädchen. Du brauchst keine Angst davor haben. Wüsstest du wie es ist, könntest du es auch nicht erwarten.<< Und genau das war der Punkt. Erstens wusste ich nicht wie es ist und zweitens hatte ich nicht direkt Angst davor, ich hatte bloß Angst ihn zu enttäuschen. Er freute sich so sehr, dass es beinahe kein fröhliches Erwarten mehr war, sondern ein drängendes Verlangen, was gestillt werden musste. Man sah, wie sehr er es sich ersehnte und das machte mich auf der einen Seite Stolz doch auf der anderen Seite, und die überwieg leider deutlich, würde ich vor Scham im Boden versinken, wenn ich seinen Vorstellungen (besser gesagt Erfahrungen) nicht ansatzweise das Wasser reichen konnte. Denn er hatte (ganz im Gegensatz zu mir) schon oft mit einem Mädchen geschlafen und so gesehen schon viel Übung. Dagegen war alles was ich wusste, der Stoff aus unserem Biologieunterricht, wo alle Jungs immer bloß blöd gekichert haben, wenn wir an der Stelle angekommen waren, an der sie das Kondom der Banane überziehen mussten.
Aber da mir nichts einfiel, was ich auf Henrys Anmerkung sagen sollte fing ich einfach an ihn zu küssen, denn wie so häufig wurde reden völlig überschätzt.
Erst blieb er durch den plötzlichen Sinneswandel ein wenig Steif, doch dann entfuhr ihm ein leises Stöhnen und sein Körper schmiegte sich noch drängender an meinen und ich war wieder in der Phase angelangt in der ich nichts weiter denken konnte als Mhmm und Ahhh und lass uns nie mehr etwas anderes machen.
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Die Frühjahrsferien - Silber
FanfictionFür all Diejenigen, die auch so traurig waren, dass wir bestimmte Vorhaben in den Frühjahrsferien von Liv und Henry nicht mehr mitlesen durften. Spaß. Ich liebe nur einfach die Bücher. Es ist eine Fanfiction der Silbertrilogie, d.h. so gut wie alle...