Wo die dunkelheit ist

Kapitel 1

'Mein Leben ist grün' heißt das Lieblingsbuch meiner Großmutter. Obwohl ich überhaupt keine Leserin bin, schmeiße ich das Buch in den Koffer, in den auch Lessie, meine Schwester, haufenweise Klamotten rein wirft. "Ach komm schon Ellie. Bitte zeig etwas mehr Motivation und hilf mir. Schließlich bist du diejenige die uns verlässt." schimpft Lessie, während ich genervt auf meinem Bett sitze. "Lessie.." will ich anfangen doch meine Schwester unterbricht mich. "Konntest du denn nicht auf mich warten? Ein Jahr, und wir würden beide am selben College studieren. Ein Jahr. Aber du konntest ja nicht anders und musstest deine Bewerbungen sofort abgeben und jetzt bist du drin, und ich darf wieder bei Oma wohnen." sprüht es plötzlich aus ihr heraus. Während sie spricht wackelt sie mit ihrem Kopf, so dass ihr ihre braunen Wellen ins Gesicht fallen. "Großmutter ist echt nett", versuche ich sie aufzumuntern, doch sie schenkt mir nur einen enttäuschten Blick, dreht sich wieder um und wühlt in meinem Koffer rum. Langsam stehe ich auf, laufe zu ihr und drehe sie um. Ich sehe, wie sie versucht die Tränen aufzuhalten und umarme sie. Sie schluchzt in meinen Hals und ich lasse auch ein paar Tränen fließen. "Werd' dich vermissen", sagt sie und jetzt kann ich nicht anders und schluchze aus vollem Hals. Wir bleiben noch eine ganze Weile in der Umarmung. "Ich liebe dich", weine ich.

Dad und Lessie fahren mich mit dem Auto zum Bahnhof. Dort angekommen fällt Dad mir um den Hals und ich erwidere seine Umarmung. "Ruf an", flüstert er mir noch zu. Kurz davor wieder eine Heul-Attacke zu bekommen löse ich mich und umarme Lessie. Dann drehe ich mich um, nehme meine Koffer und steige in meinen Zug ein. Wenn ich noch eine Sekunde länger hier bleibe, werde ich wohl doch nicht mehr auf's College gehen. Nach zwei qualvollen Nächten im Zug bin ich endlich da. Missey. Ich nehme mein Gepäck und steige aus dem Zug aus. Sofort atme ich den minzigen Geruch der Wälder, den salzigen Geruch der Seen und den schwitzigen Geruch der gestressten Leute auf den Bahnsteigen ein. Ich grinse überglücklich. Nicht lange muss ich suchen, bis ich mein Taxi gefunden habe. Der Mann stellt sich als Thomas vor und lächelt mich an. Ich lächele zurück und steige in den Wagen, während er noch meine Koffer verstaut. Dann fahren wir. Ein leises kribbeln durchfährt meinen Körper und ich lasse die warme Sommerbrise auf mir ruhen. Nach etwa einer halben Stunde hält Thomas an und öffnet mir die Tür. "West Missey College, Miss Taylor. Ich hoffe sie hatten eine angenehme Fahrt." "Danke, die Fahrt war wirklich entspannend, Sir", lache ich. Ich nehme ihm mein Gepäck und begebe mich zu dem Gittertor, dass den Eingang darstellt. Darüber hängt ein riesiges Schild 'West Missey College' und unter der Schrift noch kleingedruckt: 'Mr Matthew Shawn'. Muss wohl der Direktor sein, denke ich mir und betrete den Campus. Er ist riesig und überall laufen Studenten mit ihrem Gepäck, andere sitzen einfach in irgendeiner Ecke und unterhalten sich. Manche beobachten andere Neuankömmlinge und bieten ihnen ihre Hilfe an. "Und Sie sind?" Eine Frau um die 30 weckt mich aus meinen Gedanken und lächelt mich nun erwartungsvoll an. "Elisabeth Taylor", antworte ich. Sie schaut auf ihr Klemmbrett und lächelt mich dann an. "Elisabeth Taylor. Sie bekommen Zimmer Nummer 324. Ihre Zimmernachbarin heißt Alica Shawn. Hier ist ihr Schlüssel." Sie überreicht mir den Schlüssel und beschreibt mir noch den Weg in mein Zimmer, bevor ich auch Schon los flitze. 

Ein großes, weißes und hell beleuchtetes Zimmer kommt mir eintgegen. Wow. "Bist du Elisabeth?", fragt mich eine sanfte Frauenstimme. Ich habe sie zuerst gar nicht gesehen, doch jetzt steht sie vor mir und sie ist wunderschön. Engelsblonde Locken fallen ihr über die Schultern und sie hat ein liebliches Lächeln auf ihren zierlichen Lippen. "Nenn' mich Ellie. Und du bist Alicia?" "Ja", bestätigt sie mir. Zusammen räumen wir unser Zimmer ein. Als es spät wird empfielt sie mir, schlafen zu gehen, da morgen ein anstrengender Tag sein würde. Ich gehorche ihr und lege mich ins Bett. Morgen ist der Erste Schultag.