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Kurz nachdem ich das Haus erreicht hatte, spürte ich den Sensenmann bereits, und so zögerte ich nicht lange... ich stellte ich meine Taschen ab, öffnete magisch die Tür, und lief zielsicher ins Schlafzimmer...

„Gib mir zwei Minuten..." sagte ich zu einem Mann in einem schwarzen Anzug, der mich nur kurz ansah, und den Raum verließ, bevor ich mich Elise zuwandt...

„Mom..." begrüßte ich sie sanft, und setzte mich zu ihr ans Bett, und nahm ihre Hand.
Elise war natürlich nicht wirklich meine Mutter... ein Nephilim hatte keine Mutter, aber obwohl ich als solcher geboren wurde, hatte ich nicht von anfang an meine Gnade... manche Nephilim durften ihre Gnade nach der Geburt behalten, und sind später ausgerastet, wurden machthungrig, oder wurden unvorbereitet getötet... und deshalb verlief mein Leben etwas anders...

Als ich im Kindergarten war, wusste ich mehr als andere und so wurde ich früher als andere eingeschult. Man sollte meinen, dass sich das absolut perfekt anhört, und wahrscheinlich war es das auch auf den ersten Blick... ich meine, wie oft trifft man schon auf ein hoch intelligentes Kind?!

Der Nachteil daran, wenn man fast alles weis, und mit 13 seine Lehrer korrigiert war, dass man gemobbt wird... und ich wurde gemobbt, verprügelt, und sogar in einen Spind gesteckt... mit 14 wollte ich mir deshalb das Leben nehmen... ich war vielleicht hoch intelligent, aber ich lebte in einem Waisenhaus, und dort hatte ich genauso viele Freunde wie in der Schule...

Ich hatte mir also Gedanken gemacht, wie ich mein Leben am besten beenden konnte, und was am schnellsten ging, als plötzlich Elise an meiner Zimmertür klopfte. Sie hatte sich als meine Tante ausgegeben, durfte zu mir...

Eigentlich wollte ich ihr nicht zuhören, weil sie eine Fremde war, ich sie nicht kannte, und normalerweise niemand mit mit reden wollte. Aber sie hatte diese Art an sich, die mir ein Vertrauen entgegen brachte, dass ich vorher nicht kannte. Sie erklärte mir, dass sie hellseherische Fähigkeiten hatte, und das sie sah, dass ich anders war. Anders, als andere Kinder... ich interessierte mich bspw auch nicht für Spiele... außer eines: Schach.

Ich liebte dieses Spiel vom ersten Moment an... vielleicht weil es für mich nicht so stumpfsinnig war, wie das Hütchenspiel, oder Monopoly... ich wusste es nicht, aber ich hörte ihr zu, während sie mir erklärte, dass sie mir helfen könnte zu mir selbst zu finden, denn ja... schon damals hatte ich das Gefühl, dass etwas in mir fehlte... ich fühlte mich schon immer... unvollständig.

Sie nahm mich mit, adoptierte mich, unterrichtete mich, lehrte mich Esoterik, Taritkarten legen, Runen lesen und schreiben, und was es da draussen wirklich gab... und über die Jahre wurde sie meine Mutter...

„Muriel..." flüsterte sie schwach, und ich drückte ihre Hand sanft.
„Erinnerst du... dich an das Flug... an das Flugzeug?" fragte sie, und ich schmunzelte: „Du hast mir gesagt, dass etwas passieren wird, aber das ich mit fliegen muss..." ske nickte, und ich erinnerte mich sehr gut daran...

Zu meinem 18. Geburtstag hat sie mir einen Fallschirmsprung gekauft, und eine Woche später saß ich im Flugzeug, wurde erneut instruiert, habe einen Rucksack bekommen, und bin gesprungen... ich erinnerte mich daran, dass ich an der Schnurr zog, und diese gerissen war... ich erinnerte mich, wie ich im freien Fall etwas spürte... ich erinnerte mich noch daran, wie mich eine gewaltige Windböe erfasste, ich auf einen See zu flog, und wir kurz vor dem Aufschlag eine Art Phiole entgegen flog, der ich nicht ausweichen konnte. Mir war etwas in die Nase gestiegen, alles wurde schwarz, und als ich aufwachte, lag ich auf Elise' Sofa, und mein Rücken fühlte sich an, als würde er zerreissen... ich hatte gestöhnt, und geschrien, bis zwei tief schwarze Flügel aus meinem Rücken stießen... und das erste was mir auffiel war, dass Elise zu diesem Zeitpunkt deutlich älter aussah... sie hielt eine weiße Feder in der Hand, und ich erinnerte mich an einen Mann, der mir ins Ohr geflüstert hatte: „Die Feder, stoppt den Alterungsprozess... ich tue das für dich, weil sie dir etwas bedeutet, und ich dich erschaffen habe."

Ich verstand, dass mich meine Gnade auch älter gemacht hatte... ich war also nicht mehr 18... sondern eigentlich 28. Ich lernter meinen Körper völlig neu kennen, entdeckte meine Fähigkeiten, was mehrere Unfälle im Haus zur Folge hatte, und ich lernte zu fliegen... über die Bruchlandungen will ich gar nicht erst anfangen zu reden, denn es waren viele, und irgendwann hat mich mein Vater gefragt, ob ich einfach zu dumm sei zum fliegen, oder ob er mir meine Flügel einfach wieder ausreissen sollte... danach war ich vorsichtiger, und lernte es geduldiger...

Die Jahre vergingen, aber nicht für Elise...

„Du weist, warum ich dich sehen wollte...?"
„Mom... bist du sicher? Wenn ich die Feder meines Vater's vernichte... dann stirbst du." sie drückte meine Hand stärker, und nickte, bevor sie weiter sprach: „Ich bin deinem Vater dankbar, und dir... du warst für mich die Tochter, die ich niemals hatte. Aber ich hätte diese Welt bereits vor 100 Jahren verlassen sollen. Meine Freunde sind tot, und ich werde schwächer, Liebes. Ich bitte dich..."

Ich atmete tief durch, und nahm die Feder vom Nachttisch.
„Menschen haben versucht mich zu lieben, aber am Ende wurde ich immer entäuscht..." sie nickte, und sagte: „Gib niemals auf, Liebes. Es gibt einen Grund für dich auf der Erde zu sein... genau so, wie du bist, und ich wusste damals schon, dass du etwas besonderes bist. Ich liebe dich, Muriel... und irgendwo... da draussen, ist deine Seelenverwandte... oder Seelenverwandter. Lass dich nicht von etwas, oder jemanden beeinflussen. Dazu bist zu schlau..." lächelnd beugte ich mich vor, und küsste ihre Wange...

„Ich liebe dich auch, Mom..."
„Lässt du mich sie ein letztes Mal sehen?" ich stand auf, und öffnete meine Flügel, bevor ich die schneeweiße Feder meines Vaters zwischen zwei Finger nahm, und ske ansah.
„Bereit...?" sie nickte, und streckte eine Hand aus... der Sensenmann trat näher, und sie sagte noch: „Über dem Kamin... dritter Ziegel von rechts nach links. Es gehört dir." und damit verbrannte ich die Feder, sie sank leblos in die Kissen zurück, und der Sensenmann verschwand...

Ich ließ meine Tränen zu, atmete einige Male tief durch, und deckte sie zu... anschließend lief ich nach unten, und fand in einem ausgehölten Ziegelstein eine Vollmundschsft, sowie den Schlüssel zu ihrem Bankschließfach, und eine Notiz:

"Muriel... wenn du das liest, dann hat der Sensenmann, der mich seitTagen beobachtet zugelassen, dass du ihn auch siegst, und dann hast du meiner Seele ihren Frieden geschenkt.
Du bist meine Tochter... wenn auch nicht biologisch, aber die Zeit, die ich bekommen habe... habe ich genutzt. Ich vermache dir alles, was ich je besessen habe.

Kauf dir ein Haus, finde eine gute Frau (ja, dass weiß ich), und werde glücklich.

Ich liebe dich.
-Mom."

Ich sank zu Boden und ließ einfach los... ich schrie meine Trauer durch das leere Haus, und weinte zum ersten Mal bis ich keine Tränen mehr hatte... ich lief erneut nach oben, zog mir selbst eine Feder aus, und legte sie auf den bedeckten Leinam, bevor ich das Haus verließ, und es nieder brannte...

TBC...

Magic, Wings and... Love {or: "There's no rule for being Soulmates"}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt