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„Aufstehen K!", weckte mich John B's laute Stimme aus dem tiefen Schlaf.
„Was machst du hier?", seufzte ich verschlafen und rieb mir die Augen.
„Dich wecken.", antwortete er und zog die Schalusie hoch. „Ich habe aber nicht danach gefragt.", blaffte ich ihn an und kroch wieder unter meine warme Decke.
„Wir gehen heute Angeln. Kommst du mit?", fragte John mich und zog mir die warme Decke weg.
„Nein. Ich hab schon was vor.", erwiderte ich und stand widerwillig auf. Als ich auf den Beinen stand, spürte ich ein furchtbares stechen in meinem Kopf, woraufhin ich zu meiner Kommode ging und mit Kopfschmerztabletten herausholte.
„Ach Ja? Und was hast du vor?", fragte John B mit hochgezogener Augenbraue.
„Tja. Das wüsstest du wohl gerne.", sagte ich und ging aus meinem Zimmer.
Ich schnappte mir noch mein Handy und wählte Rafe's Nummer. Er ging sofort ran und begrüßte mich mit einem freundlichen „Hey!".
„Hey! Ich wollte nur fragen wann wir uns treffen?", fragte ich ihn.
„Ich hole dich um 13 Uhr ab.", informierte er mich, woraufhin sich  auf meinem kleinen Gesicht ein breites Lächeln ausbreitete.
„Okay super, ich freue mich.", sagte ich.
„Ich mich auch. Bis nachher Prinzessin!", verabschiedete er sich und legte auf.
„Wer war das?", fragte mich John B, der nun vor mir stand und mich fragend ansah.
„Ach nur ne alte Freundin mit der ich mich heute treffe.", log ich, ehe ich mir Müsli aus dem Wandschrank nahm. Mein Blick wanderte auf die Uhr, die daneben hing. Es war bereits um zwölf und ich musste es irgendwie schaffen, dass John B in den nächsten Minuten aus meinem Haus verschwindet.
„Wann geht ihr angeln?", fragte ich ihn und nahm einen großen Löffel von dem Müsli.
„Ich soll in zehn Minuten beim Steg sein.", sagte John und nahm mir den Löffel aus der Hand, um selber etwas zu essen.
Mein Problem war erledigt.
Nachdem er ungefähr das ganze Müsli gegessen hatte machte er sich auf den Weg zu den anderen. Als die Tür hinter ihm zufiel seufzte ich erleichtert. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, da ich ihn belogen hatte und sie für Rafe sitzen ließ. Schnell schob ich meine schlechten Gedanken weg, und ging ins Bad um zu duschen.
Das warme Wasser floss an meine nackte Haut herab. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu dem gestrigen Abend ab. Ich war aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie ich mich gegenüber Rafe verhalten sollte. Bisher hatten die Kooks für mich keine Rolle gespielt. Um ehrlich zu sein hasste ich ihre arroganten und egoistischen Gesichter, und wie sie die Pogues wie Dreck betrachteten. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Seiten der Insel, weswegen meine Eltern mich immer von den Kooks ferngehalten hatten. Doch jetzt waren sie nicht mehr da. Sie konnten nicht mehr auf mich aufpassen. Mich nicht mehr vor Gefahren beschützen. Ich war voll und ganz auf mich alleine gestellt, doch das war okay. Früher oder später wäre es eh so gekommen. Klitschnass nahm ich mir ein Handtuch aus dem Schrank um mich ab zu trocknen. Schnell suchte ich mir eine kurze Hose und ein Top aus, ehe ich mir die Haare kämmte und mich leicht schminkte. Als ich fertig war, war es schon zehn vor eins, was bedeutete, dass Rafe jede Minute kommen würde. Gerade als ich zur Tür ging, hörte ich, wie zwei Männer sich lauthals stritten. Ich konnte Rafe's und John B's Stimme heraushören. Scheiße. Ich riss die knarzende Haustür auf. Vor mir standen John B und Rafe, die gerade dabei waren sich heftig zu streiten. Wäre ich nicht dazwischen gegangen hätten sie sich gegenseitig umgebracht. „Wow, wow, wow. Was ist denn hier los?", fragte ich mit lauter Stimme. Schnell zog ich John B von meiner Verabredung weg und hielt die Beidem auseinander.
„Was los ist? Du triffst dich mit diesem Kook!", schrie John ohne mir in die Augen zu blicken. Sein Gesicht war rot angelaufen und durchbohrte Rafe mit einem festen Blick. „John B...", wollte ich anfangen.
„Nein K! Das Gespräch hatten wir gestern schon. Du kannst mit jedem ausgehen, aber nicht mit ihm.", schnitt John B mir das Wort ab und zeigte angewidert auf Rafe.
„Wieso? Wieso verdammt darf sie sich nicht mit mir treffen?", wollte Rafe nun wissen.
„Weil du ein mieses Arschloch ist, das alle Frauen wie Dreck behandelt.", schrie John B. „Du weißt verfickt nochmal nichts über mich, okay?", blaffte der Kook ihn an. Rafe's Augen waren düster. Irgendetwas darin zeigte mir, dass ich ihm eine Chance geben sollte. Er war nicht, wie die anderen Kooks. Er wollte nicht so sein wie sie. Etwas in ihm war einzigartig und liebevoll. Ich wollte herausfinden, was es war. Ich wollte diese Seite von ihm kennenlernen. Ich stellte mich vor John B. „Bitte lass ihn, John B. Nur dieses eine Treffen. Ich verspreche dir, dass da nicht laufen wird.", flüsterte ich ihm zu und sah ihm tief in seine grünen Augen. „Okay, aber halt dein Versprechen.", wisperte er mir zurück und sah mit einem warnenden Blick zwischen mir und Rafe hin und her. „Mach ich.", sagte ich und legte meine Hand auf seine Schulter. Rafe sah uns nur mit einem fragenden Blick an.
„Na dann. Tschüss.", sagte John B nun etwas ruhiger, aber immer noch kalt.
„ Tschüss.", sagte ich, bevor er sich umdrehte und davonging. „Wie hast du das denn hingekriegt?", fragte Rafe, als John B endlich verschwunden war.
„Tja ich habe einfach einen starken Einfluss auf Menschen.", sagte ich mit einem breiten Grinsen, welches er erwiderte.
„Oh Ja.", sagte der attraktive Junge und befeuchtete seine Lippen.
Mir war noch nie aufgefallen wie unglaublich heiß Rafe war. Bei jeder einzelnen Bewegung sah man, wie sich seine vielen Muskeln bewegten.
„Wann geht die Fähre?", fragte ich ihn, als wir losgegangen waren.
„Fähre? Kayla, Ich wohne auf der Figure 8. Wir nehmen die Jacht meines Vaters.", sagte er lachend. Mein Atem stockte. Alleine mit ihm auf einer Yacht? Ich war noch nie auf einer Yacht gefahren. Naja, ich hatte ja auch nie die Gelegenheit dazu gehabt.
Wir gingen den sandigen Weg entlang, bis wir zu einer betonierten Straße gelangten, an der Unmengen an protzigen Villen standen.
„Ach du Scheiße.", rutschte es mit ausversehen raus.
„Willkommen auf der Seite der Insel, auf der die ganzen schnöseligen Kotzbrocken abhängen.", sagte Rafe und lachte.
„Dir ist schon bewusst, dass du auch ein Kook bist, oder?", fragte ich ihn verwirrt.
„Tja, ich konnte mir mein Leben leider nicht aussuchen.", antwortete er.
„Da hast du recht.", stimmte ich ihm zu, ehe wir an den Hafen gelangten, an dem die Yachten der Reichen ihren Platz hatten. Rafe nahm meine Hand und führte mich zu einem großen, luxuriösen Boot. Eine Gänsehaut überzog meine Haut, als sich  seine weichen Hände in meine schmiegten. Erst als wir am Deck der riesigen Yacht angekommen waren ließ er meine Hand los. Die Aussicht von hier war wunderschön. Alles schien so unendlich. Als würde einen nichts bedrücken und als gäbe es nur uns beide auf der ganzen weiten Welt.
„Wo hast du gelernt eine Yacht zu fahren?", fragte ich nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. Die Stille war nicht unangenehm gewesen. Im Gegenteil, es beruhigte mich und ich genoss die Ruhe, die man auf der See hatte.
„Mein Vater hat es mir beigebracht. Er meinte ein richtiger Mann müsste wissen, wie man ein Boot fährt, damit man Sicher sein kann, wenn man in eine schwierige Lage kommt. Richtig bescheuert.", antwortete er mir, doch ich merkte, dass etwas zwischen ihm und seinem Dad passiert sein musste.

Different Stars [OBX FF]- RafeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt