Kapitel 26 - Dennis (nochmal)

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Ich sprintete in mein Zimmer um in Windeseile mein Schlafzeug zusammenzusuchen. Ich stopfte meinen Schlafanzug, meine Zahnbürste, mein Deo, Haarspray und anderen Kram in meine Tasche. "Wieso muss immer etwas passieren, wenn es eigentlich perfekt wäre? Es hätte so toll werden können." ging mir durch den Kopf. Vor allem hatte ich Angst. Vor der Zukunft der Familie, vor meiner Zukunft mit Arvid, wenn es da überhaupt eine Zukunft gab. Ich atmete tief durch und lief die treppe herunter, um mit Arvid ins Krankenhaus zu fahren. Die ganze Busfahrt über hielt er meine Hand, nur für ein paar Minuten ließ er sie los, als ein Mädchen aus der Paralellklasse den Bus betrat. Das verletzte mich, aber es war ja meine Idee gewesen mit dem geheimhalten, also hatte ich mir das selbst zu zuschreiben.

Mir blieb fast das Herz stehen vor lauter Aufregung, als wir vor Zimmer 202 standen. Wir hielten uns nicht an den Händen, ich wollte es ihm verbal sagen und nicht symbolisch. Ich küsste Arvid ein letztes Mal, dann klopfte ich an. "Ja bitte?" hörte ich meinen Vater sagen. Langsam öffnete ich die Tür. In der Ecke stand ein Arzt. Ich fragte mich, wieso Dad die ganze Zeit überwacht wird. Das war gruselig. Arvid stand nun neben mir im Raum und schloss die Tür. Niedergeschlagen sah mich mein Vater an. "Es tut mir Leid Dennis, ich" began er zu sprechen, doch ich unterbrach ihn. "Dad, dir muss nichts Leid tun. Es ist nicht deine Schuld. Ich bin groß genug das zu wissen. Ich hab dich lieb, aber ich bin eigentlich wegen etwas anderem gekommen. Etwas privatem." als ich den letzten Satz aussprach, sah ich dem Arzt in die Augen. Er räusperte sich und ging hinaus. "Also, was steht an?" fragte er mich. Jetzt erst bemerkte ich meine Mutter, die auf einem weißen Klappstuhl saß und mich verwirrt anschaute. Ich schluckte. Wieso auch immer. Mein Mund war staubtrocken. "Ich äh, also ich..." druckste ich rum. Erwartungsvoll wurde ich von meinen Eltern angesehen. Ich griff nach Dennis' Hand und sagte im selben Moment: "Ich habe einen festen Freund. Ich bin schwul." Meinem Vater fiel die Kinnlade herunter. Stille. Totenstille. Der Blick meines Vaters veränderte sich. "Du bist WAS?" schrie er fast. Seine Stimme überschlug sich.. "Schwul. Papa, Mama, ich bin schwul. Ich habe mich in Arvid verliebt." er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich zog ihn an mich heran, sodass er hinter mir stand und mich umarmte. "Nein! Niemals! Du hattest so viele Freundinnen! Hör auf damit!" meine Vater war wirklich wütend. "Nein, das waren keine Freundinnen. Ich war schon immer schwul, ich wollte es nur nicht wahrhaben." gab ich zu. "Das ist widerlich! Gott! Du bist nicht mein Sohn! Nein!" brüllte er nun aus voller Kehle. Diese Worte waren so schmerzhaft. Blitzartig liefen mir die Tränen über die Wangen. "Richard, beruhige dich!" versuchte meine Mutter ihn zu beruhigen, doch er brüllte weiter. "Holt hier bitte jemand einen Pychiater! Das ist doch krank! Gott! Womit habe ich so etwas verdient!" Jedes Wort tat verdammt weh. Wie ein Messerstich, nein, Tausend Messertiche auf einmal in die Brust. Dort, wo mein Herz saß. Ich hatte mich zu Arvid gedreht und weinte nun in seine Brust. "Wissen sie was Herr Schlegel? Sie sind widerlich. Verzeihen sie, das ich so etwas sage, aber ich kann sie nicht verstehen!" fragte Arvid meinen Vater erstaunlich ruhig, doch ich konnte sehen, wie die Tränen in seinen Augen glitzerten. "Ach, der Herr kann mich nicht verstehen? Verstehst du kein Deutsch? Ach nein, stimmt. Du bist ja der Schwede! Der Schwede, der meinem Sohn den Arsch kaputt fickt!" wurde nun auch Arvid zusammen geschrien. Ich sank auf den Boden und konnte nicht mehr, Ich heulte einfach. Der Schmerz war unerträglich. Doch auf einmal sah ich, wie Arvid auf meinen Vater zuging und seine Hand zur Faust formte. Sein Gesicht verzog sich, als seine Knöchel auf dem Kiefer meines Vaters auftrafen. Ein unschönes Knirschen erfüllte die Luft. Dannach der Schmerzensschrei meines Vaters. Arvid rieb sich die Hand währrend er auf mich zulief. Er zog mich hoch und küsste mich. Vor den Augen meines Vaters. Durch den Lärm ging die Türe auf und der Arzt stürzte ins Zimmer. "Herr Schlegel, beruhigen sie sich, Beruhigen sie sich doch!" rief er hektisch, doch mein Vater brüllte weiter "DU BIST NICHT MEIN SOHN! NEIN DU BIST NICHT MEHR MEIN SOHN!" und Arvid zog mich in Richtung Ausgang.

Nicht ohne meinen Blondie! (boyxboy) [Abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt