𝓜𝓸𝓻𝓰𝓮𝓷

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Es war Morgen. Ich lag auf einer fein gemusterten Bettdecke. Das erste, was ich hörte war Vogelgezwitscher. Warmes, goldenes Licht drang durch die Fensterscheiben. Meine beiden Freunde Amandus und Hyazinth schliefen noch in ihren Betten. Ich setzte mich auf. Die hopfengoldenen Wände kamen mir vertraut vor. Das Zimmer wirkte durch seine Freundlichkeit und Vornehmheit sehr positiv, auch weil die hellen Farben ein leicht feminines Flair erzeugten. Ich streckte mich und war augenblicklich munter.
Hatte ich eigentlich geschlafen? Es dauerte bis ich die Details der letzten Geschehnisse sammeln konnte. Etwas in mir sagte, es war alles nur ein dunkler Traum. Das Jetzt schien mir wichtiger, als die Rätsel der Vergangenheit zu lösen. Nur schade, dass ich jetzt kein Kämpfer in Ausbildung mehr war.
Ich stand auf und erblickte mich sogleich selbst in einem golden umrahmten Spiegel. Warum hatte ich einen blauen Kapuzenpullover aus Baumwolle und Polyester und beige Jeans an?
Mein Blick schweifte weiter. Da stand ein hübscher Schreibtisch, eine Lade war offen. Leise näherte ich mich dem Möbelstück und fischte ein Prospekt aus dem Fach. WILLKOMMEN IM HOTEL EVENTUS stand darauf. Dann, auf einen Schlag, kamen all die Erinnerungen zurück. Natürlich! Nun atmete ich auf. Ich war so glücklich, die Welt wieder einigermaßen zu verstehen. Eine Frage brannte mir jedoch noch auf der Seele: Was geschah in der Zeit, die mir wie ein Albtraum vorkam?
Ich zog mir Pantoffeln an und öffnete die Tür. Was ich draußen sah, war ein Stiegenhaus mit wohlgeformten Geländern, auf welchem rote Teppiche ausgerollt waren. Vornehme Menschen gingen plaudernd herauf und hinunter. Mich überkam ein erhebendes Gefühl. Hach, ein Stiegenhaus!

EVENTUS - Aufstieg des UnheilsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt