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POV Anissa
Es war endlich der Tag gekommen. Der Tag, an dem sich vieles in meinem Leben ändern sollte.
An diesem Tag war mein erster richtiger Umzug in eine andere Stadt. Zum Glück musste ich den nicht allein bestreiten. Meine beste Freundin Robyn Bane würde alles mit mir zusammen durchstehen und wir würden auch miteinander in einer Wg wohnen.
Alles war bereits die letzten Tage vorbereitet worden. Die Kisten waren gepackt und bereits im Auto und mein Zimmer war vollkommen leergeräumt. Gleich ging es los. Dann würde ich gemeinsam mit Robyn nach Berlin Schöneberg fahren zu unserer neuen Wohnung. Ich warf einen letzten Blick zurück in den mir bekannten Flur des Hauses meiner Tante, dann zog ich die Haustür hinter mir zu.
Robyn stand schon mit ihrem Auto in unserer Einfahrt und lehnte lässig einen Kaugummi kauend in der Fahrertür. "Na, hast du jetzt alles?" Ich nickte nur kurz und lächelte ihr zu. Sie war meine beste und um ehrlich zu sein auch einzige Freundin. Dafür war sie immer bei mir gewesen, hatte alles mit mir durchgestanden und nach allem war stand sie immer noch an meiner Seite, wofür ich ihr sehr dankbar war bei einer Vergangenheit wie meiner.
Die Autofahrt war lang und mühselig, doch wir beide waren froh, weg von hier zu kommen. Es sollte der ein kompletter Neustart werden, für jede von uns und darüber dachte ich die ganze Fahrt lang auf dem Beifahrersitz nach. Außerdem sangen wir auch laut und schräg zu Songs, die wir beide gern hören, tanzten, lachten und aßen etwas an einer Raststätte.
Als wir endlich da waren, war es Nachmittag und wir machten uns daran die schweren Kisten aus dem Auto in die Wohnung zu schleppen.
Es war so ungewohnt, dass diese ab jetzt unser neues Zuhause sein sollte. Wir machten aus, wer das größere Zimmer bekam und ich überließ es selbstverständlich Robyn. So dringend brauchte ich es nicht, höchstens für all die Bücher, die ich hierher mitgenommen hatte. Allerdings wusste ich, dass sie haufenweise Typen dorthin mit nehmen würde und es da natürlich von Vorteil wäre. Ich möchte sie damit nicht schlecht reden, das würde ich niemals. Ich respektiere ihre Art mit Jungs umzugehen, ich hatte nur eine andere.
Wahrscheinlich war ich viel zu romantisch veranlagt. Alles was kitschig ist und in eine tolle Liebesschnulze passt, ist wie perfekt für mich. Robyn war auch Mal so, doch hat sich geändert und natürlich respektiere ich das als ihre beste Freundin vollstens!
Es war mühsam alles reinzutragen und auch direkt auszupacken. Wir beide wollen nämlich nicht, dass erstmal wochenlang Kisten herumstanden, weshalb wir gleich alles rausräumten, was wir brauchten. Deshalb dauerte es zwar länger, doch schon bei der Hälfte der Sachen wusste ich, dass es das wert war.
Erneut ging ich nach unten, um eine der letzten Kisten aus dem Auto von Robyn's Mutter zu holen, die so unheimlich nett gewesen war, uns hinterher zu fahren, um unser restlichen Zeug mitzubringen. Sie würde ebenfalls noch ein paar Tage hier bleiben, um eine Bekannte zu treffen.
Ich ging gerade noch einmal nach unten, um die letzte Kiste für heute zu holen. Robyn nahm sich ein Vase in die Hand, dann waren wir fertig. Mühsam schleppten wir die Stufen erneut in den zweiten Stock hoch. Wir waren fast oben angekommen, als plötzlich jemand mit etwas längeren, gewellten Haaren nach unten und direkt in uns hineinrannte. Mit lautem Krachen viel Robyn die Vase aus der Hand und ich stolperte ein wenig nach hinten und wäre fast die Treppe herunter gefallen, hätte mich nicht eine starke Hand festgehalten. Strahlendblaue Augen blickten mir entgegen und der Junge vor mir hatte einen geschockten Geschichtsausdruck. "Oh sorry! Tut mir leid, ich habe euch beide gar nicht bemerkt!" Robyn wollte ihm wohl schon irgendeine Beleidigung an den Kopf werfen, doch ich kam ihr zuvor. "Hi! Das macht doch nichts. Scheinst es ziemlich eilig zu haben. Wir sind ganz neu hier, schön dich kennenzulernen!" "Ach ihr seid dann wohl die, die in die Wohnung direkt unter uns ziehen, herzlich willkommen! Warte, ich helfe euch Mal mit den Scherben. Ich heiße übrigens Theo." antwortete er. "Gut, Theo, ich bin Anissa und das hier ist meine beste Freundin Robyn. Aber ja, deine Hilfe wäre schon sehr nett. Jedenfalls, wenn du die Zeit dafür hast!" Robyn hatte die ganze Zeit geschwiegen und sich auf die Unterlippe gebissen. Ein genervtes Aufstöhnen und Augenverdrehen waren dann aber doch notwendig für sie. Zum Glück behielt sie ihr Schweigen bei. Schließlich wollte ich dann doch keinen Stress mit unseren neuen Nachbarn, oder jedenfalls noch nicht bevor wir noch nicht einmal richtig eingezogen waren.
Theo half uns sehr fürsorglich die Scherben aufzusammeln, aufzukehren und zu entsorgen.
Nach kurzer Zeit waren wir dann auch fertig und der Junge meinte: "Wisst ihr was? Als Entschädigung für die Vase lade ich euch ein mit auf eine Party zu kommen. Meine Mitbewohner und ich wollten heute ein paar Leute zu uns in die Wohnung einladen. Habt ihr Lust? Um 22Uhr geht's los, ein Stock über euch. Ihr könnt dann einfach hochkommen. Ich bin sicher, ich werdet es nicht bereuen!" Da wurde Robyn dann doch neugierig und sofort sagte sie zu. Auf meine Zustimmung wartete sie erst gar nicht und ich sagte auch nichts dagegen. Erstens wäre es sinnlos gewesen und zweitens würde vielleicht es auch gar nicht so schlimm werden.
Wir verabschiedeten uns von Theo und betraten unsere Wohnung, wo mich Robyn direkt in ihr Zimmer zog, um uns beiden coole Outfits für heute Abend rauszusuchen. Das konnte ja Mal was werden...

Neighbours...Or More?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt