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Sonntag, 21.04.1968, 23:47

Lieber George,

eigentlich sollte ich gar nicht hier sitzen und schreiben aber ich kann nicht einschlafen. Und wenn ich es versuche, dann drehe ich mich auf meiner Matratze hin und her, weil jede Position unbequem ist. Meine Gedanken und Emotionen kommen nicht zur Ruhe. Ich bin noch so voller Wut.

Ich sollte bereits seit einer Stunde und siebenundvierzig Minuten schlafen. Morgen muss ich um sechs Uhr aufstehen um pünktlich um acht bei einer Praktikantenstelle anzufangen, die ich nicht wollte, die meine Eltern mir aber aufgezwungen haben bei einem sich für wichtig haltenden Menschen, den ich nicht leiden kann. Mr Thompson hat schon an diesem Abend nicht den Eindruck auf mich gemacht, als könne er Menschen verstehen und respektieren, die anders denken als er. Also kein guter Ort für mich.

Mir ist es egal, ob irgendjemand von da oben mich für unmanierlich hält, es sieht sowieso jeder, was er sehen möchte: Ein Mädchen, das ihre Eltern nicht respektiert und nicht weiß, was Sitte ist. Ich sehe bloß ein Mädchen, das sich in der Welt, in der sie hineingeboren wurde nicht zurechtfindet. Es ist ein Irrgarten aus wunderschönen roten Rosen, die meisten könnten sich für ewig darin verlieren. Aber ich suche nur den Weg hinaus. Und es scheint, als würde mir niemand dabei helfen wollen, denn es fragen sich nur alle: "Wieso will sie denn hinaus? Weiß sie nicht die Arbeit hinter diesem Rosengarten zu schätzen?" Sie weiß, wie viel Arbeit es ist. Aber sie kann sie nicht schätzen, da ihre Absichten nicht echt sind. Diese Arbeit hat lediglich die Absicht alle diese Menschen für immer in sich einzusperren- und was nicht die Freiheit als Motiv hat, das kann nicht echt sein.

Also was mache ich jetzt? Ich könnte versuchen wegzurennen, aber das wird mir nichts bringen, ich werde niemals herausfinden. Ich habe keine Wahl, als mir den Weg durch die Dornen zu bahnen. Und ich weiß, dass jeder mir Säure in die Wunden kippen wird, anstatt mir helfen, herauszukommen. Es wird weh tun, aber es muss sein.

Manchmal würde ich mich gerne in der dunklen Nacht ins weiche, kühle Gras legen und schlafen. Für immer. Dann wäre ich die schlafende Schönheit im Rosengarten, wie aus dem Märchen und keiner könnte mir sagen ich würde etwas falsch machen. Denn genau das ist, was alle so bewundern: schlafende Schönheit. Unechte Perfektion und sich niemals entfaltende Träume jenseits des Profits und nahe dem Herzen. Ist das die Welt in der wir leben? Oder in der ich lebe? Ich weiß es nicht, darum muss ich es herausfinden.

Wenn die Espen zitternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt