Ich war endlich fertig mit meiner Schicht, atmete erstmal tief durch und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Dann stand ich auf, um das Café zu schließen, ging zielstrebig zur Tür und drehte schließlich das Schild um, auf welchen die Wörter „offen" und „geschlossen" standen. Durch den Vorhang konnte ich eine Gestalt erkennen, welche an der Hauswand lehnte. Was machte jemand so spät noch hier draußen, vor allem bei dieser Winterkälte? Ohne großes Zögern öffnete ich die Tür und wandte mich der Person, bei dem es sich um ein Mädchen handelte, zu.
„Hey, willst du nicht reinkommen?", fragte ich. Sie trug eine Wollmütze, unter welcher man ihre blonden Zöpfe sehen konnte. Ihre Wangen und ihre Nase waren schon ganz rot. Nun schauten mich ihre braunen Augen an - kaffeebraun, wie ich lächelnd feststellte.
„Danke, aber ich will keine Umstände machen", antwortete sie schüchtern und senkte ihren Kopf. Ich merkte, wie sie zitterte.
„Du machst keine Umstände! Ich bestehe darauf!", meinte ich enthusiastisch und schenkte ihr ein warmes Lächeln.
„Na gut", erwiderte sie schließlich leicht lächelnd, wodurch ich ihre Grübchen sehen konnte, und stand langsam auf.
Ich öffnete die Tür und ließ sie ins Café gehen. Dort angekommen sah sie sich um.
„Gehört das Café dir?", fragte sie.
„Gott, bewahre! Sonst wäre der Laden ja noch chaotischer! Nein, der Laden gehört meiner Tante. Doch ich helfe hier aus, während ich studiere, weswegen ich auch die Wohnung über'm Café bekommen habe."
Sie hörte mir aufmerksam zu und nickte schließlich.
„Okay, ich glaub meine Wohnung ist ein bisschen gemütlicher und wärmer als das Café, lass uns rauf gehen." Oben angekommen, stand sie verloren im Raum und schaute sich unsicher um. „Setzt dich ruhig. Ich bin gleich wieder da."
Ich ging zurück ins Café und holte eine Teekanne und ein Stück Kuchen, mit welchem ich dann wieder zurück in meine Wohnung ging. Sie hatte sich nun ihren Wintermantel und die Haube ausgezogen, sodass ich sie jetzt genauer betrachten konnte. Sie war hübsch, das konnte man nicht bestreiten, und vermutlich ein oder zwei Jahre jünger als ich.
„Hey, sorry, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt", murmelte sie dann. „Sky." Sie lächelte mich an.
„Freut mich dich kennenzulernen, Sky. Ich bin Clara und ich hab Tee und Kuchen für dich", erwiderte ich grinsend.
„Och, das wär echt nicht nötig gewesen, Clara...", meinte sie und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Ach, komm. Das Kuchenstück ist sowieso übergeblieben, was übrigens nicht verstehe."
„Okay, dann kann ich wohl nicht widerstehen. Teilen wir?", meinte sie und lächelte.
„Gern."
Wenig später hatten wir das Kuchenstück aufgegessen und redeten noch bis in die Nacht hinein über belanglose Sachen. Wir verstanden uns echt super.
Sie gähnte hinter hervor gehaltener Hand, was mich lächeln ließ. „Ist da jemand müde?", fragte ich grinsend. Sie nickte nur schmunzelnd.
„Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so gut und so...aber wenn du nicht weißt, wo du heute Nacht schlafen sollst, kannst du auch gerne bei mir schlafen...", murmelte ich.
Sky lächelte. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!"
„Ähm, da wär nur noch, dass meine Wohnung relativ klein ist, weswegen ich keine Couch habe...und ähm...ja, also...ich hoffe es ist okay, wenn wir zu zweit in meinem Bett schlafen...", druckste ich herum und wurde rot.
„Huch, der Tag wird ja immer besser", antwortete sie grinsend und zwinkerte mit kokett zu.
Nachdem ich ihr ein T-Shirt sowie Jogginghose gegeben hatte, kuschelten wir uns ins Bett. Anfangs war mir die Situation sichtlich unangenehm, weswegen Sky mir „ich beiß schon nicht" ins Ohr flüsterte. Daraufhin musste ich unwillkürlich grinsen.
„Danke für alles, Clara", meinte sie schließlich und umarmte mich. „Schlaf gut, Sky." „Du auch." Kurz danach war ich eingeschlafen.
Im Nachhinein klingt das alles vielleicht ein bisschen voreilig, aber ihr kennt Sky nicht. Sie hat so eine Aura, da kann man einfach nicht anders und möchte sie am liebsten in den Arm nehmen. Bald sollte ich jedoch erfahren, weswegen sie in dieser Nacht überhaupt vor dem Café war, doch das ist eine andere Geschichte...
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Das Mädchen vor'm Café
Romantik» Hey, willst du nicht reinkommen? « » Danke, aber ich möchte keine Umstände machen. « Eine Kurzgeschichte über zwei Mädchen, die per Zufall aufeinandertreffen...