16

430 24 5
                                    

Ich riss erschrocken die Augen auf. Die drei Typen, die Jungkook und mich verprügelt hatten, zeigten mir ihre fies grinsenden Fratzen, die mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließen. Die Kerle konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. "Naaa, Schwuchtel?"
Ich schluckte. "Ewww, hat der da ernsthaft Knutschflecken?"
Ich zog meine Jacke weiter nach oben, um die Flecken zu verdecken, doch zu spät. Einer der Jungs lachte bösartig und schaute dann seine zwei Komplizen verschwörerisch an. Er zog sein Handy aus seiner Jackentasche und schoss ein paar Fotos von mir, auf denen ich bestimmt ziemlich scheiße aussah. Zu meiner Verwunderung drehten die Mobber sich darauf um und verabschiedeten sich mit den Worten "Freu dich, morgen wird ein toller Tag."Ob ich mich wirklich freuen sollte, hinterfragte ich definitiv. Klar war ich froh, wenigstens einen ruhigen Nachhauseweg zu haben, doch was erwartete mich dann morgen?

Am nächsten Morgen wachte ich bereits mit einem seltsamen Gewicht auf der Brust auf. Die Angst hatte sich bereits seit gestern dauerhaft in mir breit gemacht. Der innere Druck ließ mich einfach nicht ruhig werden. So beschloss ich, die Zeit vor der Schule nicht allzu lange hinauszögern, um das Ungewisse nicht lange aushalten zu müssen. Bevor ich mich fertig machte, warf ich einen Blick auf mein Handy.

3 Nachrichten von Unbekannt

Ich entsperrte mein Handy, bereits mit einem schlechten Gewissen. Und dieses sollte auch recht behalten, denn was ich zu sehen bekam, ließ mein Herz aussetzen.

Unbekannt
Hey Schwuchtel

Dieser Nachricht folgte ein Bild. Ein Bild, auf dem zweifellos ich und der Referendar zu sehen waren. Eng umschlungen. Oben ohne. Küssend.
Ich ließ vor Schreck beinahe mein Handy fallen.

Unbekannt
Schon verschickt, und
zwar an die ganze Schule.
Viel Spaß heute ;)

"Scheiße, Scheiße, Scheiße..", murmelte ich aufgebracht. Was hatte ich mir gestern auch dabei gedacht? Natürlich würd uns irgendwer erwischen! Diese drei Kerle von gestern hatten es echt auf mich abgesehen. Und ab heute vermutlich nicht nur die, sondern die gesamte Schule. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach zu schwänzen, doch würde das mein Problem auch nicht verschwinden lassen. So brachte ich es irgendwie zusammen, mich zu duschen und fertig zu machen und mit mulmigen Bauchgefühl auf den Weg zur Schule zu machen. Eine Busfahrt, während der ich die gesamte Zeit meine Kapuze aufhatte, später, stand ich auf dem Schulhof. Ich umklammerte meine Tasche mit leicht schwitzigen Händen und biss mir nervös auf die Lippe. Augen zu und durch, dachte ich mir und wollte gerade einen Schritt nach vorne machen, als ich von hinten gepackt wurde. Ich erstarrte in meiner Bewegung und traute mich nicht, mich nach hinten umzuschauen. Dies war der Person hinter mir wohl egal, denn sie riss mich einfach herum, sodass ich ihr ins Gesicht sehen konnte. Und der Anblick, der sich mir anbot, ließ mich erleichtert aufseufzen. Vor mir stand ein, wenn auch ziemlich ernster, Namjoon, der mich nun an beiden Schultern hielt und mich ein wenig überfordert ansah. "Hoseok, erklär mir das mal bitte:" Namjoon hielt mir atemlos sein Handy vor die Nase, auf dem ich das Bild von Yoongi und mir erkannte. Schnell schaute ich wieder weg und drückte die Hand meines Freundes wieder nach unten. "Jemand hat uns gestern erwischt, siehst du doch..", murmelte ich. Mein Gegenüber hob seine Augenbrauen und schüttelte aufgebracht den Kopf. "Und warum zum Fick macht ihr mitten in der Stadt rum?!"
Da ich mich ein wenig angegriffen fühlte, beschloss ich, mich zu verteidigen. "Hast du etwa einen Zeitplan, wann und wo du mit jemandem rummachst? Und außerdem sind wir in 'ne Gasse gegangen!", keifte ich beleidigt zurück und verschrenkte meine Arme. Namjoon hingegen seufzte nur, in dem Versuch, sich zu beruhigen. "Nein, ich hab dafür keinen Zeitplan, aber denkst du, es weckt von niemandem das Interesse, wenn Stöhnen aus einer dunklen Ecke kommt?"
Mit diesem Argument gab ich mich geschlagen, denn Recht hatte mein bester Freund ja schon irgendwie.
"Wollen wir nicht einfach reingehen? Wir kommen sonst zu spät." Anscheinend tat ich Namjoon leid, denn er nickte nur betrübt und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, nach dem Motto 'Schau, dass du da lebend wieder rauskommst'

Ängstlich stand ich vor der Tür meines Klassenzimmers. Ich bereitete mich darauf vor, mit jeglichen Gegenständen und Beleidigungen beworfen zu werden und betrat den Raum. Und Recht sollte ich behalten: ich wurde mit einem "Ewwwww, die Schwuchtel" und Papierbällen begrüßt. Weder der Lehrer noch Yoongi warne anwesend, was das Verhalten meiner Mitschüler erklären würde.
Ich versuchte, die Kommentare so gut wie möglich zu ignorieren.
"Bahh, was denkst du dir? Einfach mit dem Referendar rum machen, einfach widerlich!"
"Hattest du überhaupt genug Schminke, um die Knutschflecken zu überschminken? Ach ja, du bist ja so 'n Schwuler..."
Die Wörter verletzten mich, keine Frage, doch ich wollte sie nicht an mich ranlassen.
Ich setzte mich still an meinen Platz und packte meine Unterlagen aus.

Der Unterricht verlief normal, die Pause glich der Hölle. Als ich zu den Toiletten laufen wollte, um mich zu verstecken, wurde ich bereits abgefangen. Wie erwartet bekam ich Tritte, Schläge und Beleidigungen zu spüren. Doch es war noch schlimmer geworden, als ich es befürchtet hatte. Einige meiner Mitschüler, und dazu noch die, die mich bis gestern noch ignoriert hatten, hielten meinen Kopf unter den Wasserhahn der Toiletten, sodass ich nur schlecht Luft bekam. Sie machten Fotos und ließen mich schließlich weinend und zerbrochen am Boden liegen. Jungkook war heute nicht da gewesen, was mir den Schultag nicht gerade vereinfachte.
Namjoon hatte mich schließlich gefunden und mir geholfen. Mittlerweile hatte ich eine große Angst vor der Schule entwickelt.
Zu meinem Glück zählte ich Namjoon zu meinen Freunden, denn durch ihn konnte ich mir einiges an Leid ersparen.

Ich war froh, doch hatte gleichzeitig meine Bedenken, als ich schließlich auf Yoongi wartete. Auch heute würde die Nachhilfe wohl zum Teil für Erklärungen draufgehen. Bereits während des Unterrichts hatte der Ältere mich regelmäßig misstrauisch angesehen, ich hatte stets meinen Blick abgewendet.
Während ich in Gedanken versank, öffnete sich die Tür und niemand anderes als der schöne Referendar trat ins Klassenzimmer.
Ohne eine Begrüßung oder ähnliches schloss er die Tür wieder und setzte sich dicht vor mich. "Was ist passiert?", fragte er mich leise, während er über meine Hand strich.
Ich seufzte nur und senkte den Blick.
Nun stand ich vor der Entscheidung, ob ich erzählen sollte, dass es ein Foto von dem Älteren und mir gab, auf dem wir ziemlich viel Körperkontakt hatten. Um ehrlich zu sein, überlegte ich nicht lange und entschied mich dagegen. Ich wollte so viel Stress wie möglich umgehen. "N-nichts, nur das übliche eben."
Yoongi musterte mich nachdenklich, doch bevor er weitere Fragen stellen konnte, küsste ich ihn einfach. Und es tat so gut..ich konnte alles vergessen, das ganze Mobbing und die Schule waren zur Nebensache geworden.
Ich fragte mich, wie lange dies noch anhalten würde, denn dieses Bild von uns würde definitiv noch Schwierigkeiten machen.

-----------------
Mal wieder ein Kapitel nach einiger Zeit, ich hoffe es ist nicht zu langweilig. Es fällt mir in letzter Zeit schwerer, mit Motivation und Konzentration weiterzuschreiben, aber ich hoffe, das geht wieder weg.

Und es tut mir echt leid wegen dieses ganzen Beleidigungen in der Geschichte, das tut mir selber weh sowas zu schreiben :(

Well, dann bis irgendwann und bye 💕 danke fürs Lesen

Boy With Luv || Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt