Von: Fiona Gerber <fiona.gerber@mail.com>
An: Jule König <jule.koenig@mail.com>
Betreff: Schönheit
Hallo Jule,
am liebsten hätte ich dir jeden Tag gesagt, wie schön ich dich finde.
Vor allem deine hellbraunen Augen, die mich immer an die ausgetrockneten Ahornblätter im Herbst erinnert haben, haben immer so gestrahlt, wenn du das Klassenzimmer betreten hast. Auch wenn du eine gute Antwort von uns bekommen hast, haben sie glücklich geleuchtet oder wenn wir irgendetwas Dummes gesagt haben.
Deine dunkelbraunen Haare, die du immer in einem Pferdeschweif oder hochgesteckt getragen hast, hatten einen gesunden Glanz und sahen so weich aus, dass ich sie am liebsten durch meine Finger hatte gleiten lassen wollen.
Außerdem habe ich deine Figur immer bewundert. Wie hast du sie so perfekt hinbekommen? Wahrscheinlich viel Ausdauersport und eine gesunde Ernährung. Das hätte ich beim besten Willen nicht hinbekommen, weil ich einfach nicht das Durchhaltevermögen habe.
Und deine Fingernägel hattest du immer in bunten Farben angemalt. Mal blau, rot, gelb, lila oder jeder eine Andere, ohne irgendein Muster dahinter. Ich habe oft gespannt darauf gewartet, dass es dir zu langweilig wurde und du wieder einen neuen Anstrich gebraucht hast.
Aber nicht nur dein Äußeres war geprägt von Schönheit, sondern auch dein Charakter hat nur so gestrahlt. Du warst immer voller Glück und Positivität, ein wirklicher Optimist. Das hat man gesehen, wenn du selbst den schlechtesten Schülern Mut gemacht hast, dass sie ihre Noten noch in den Griff bekommen können. Außerdem hast du so oft und gerne gelacht, selbst wenn es mal ein regnerischer, dunkler Herbsttag war und absolut keiner Lust auf die Schule hatte.
Ich kenne so wenig von dir, aber ich bin mir sicher, dass auch der Rest schön ist.
Mit freundlichen Grüßen
Fiona
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Dead E-mail |girlxgirl
Short StoryFiona dachte immer wieder an diesen einen Abend vor einem Jahr zurück - ihren Abschlussabend. Der, an dem ihre Schullaufbahn enden und sie eigentlich erleichtert sein sollte. Doch das war sie nicht. Sie musste immer wieder an ihre Lehrerin Jule Köni...