Ein guter Anfang | 2

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Ich brauchte die halbe Stunde, um mich zu sammeln, und ich gab sie ihr, um das gleiche zu tun und um nach Hause fahren zu können. Ich schlug sie mir um die Ohren, indem ich ein wenig durch die Stadt spazierte.

Ich hatte keine Ahnung wohin, aber irgendwann landete ich beim Park of Arts. Auf einer der Installationen war Evan Shaw bei lebendigem Leib aufgespießt worden. Sie stand noch immer dort. Man hatte sie selbstverständlich gereinigt und seitdem dort eine Leiche gefunden worden war, war sie zu der Touristenattraktion schlechthin geworden. Verdammt makaber, wenn man mich fragte.

Bevor ich wieder an meinem Auto ankam, kam ich noch an der Eisdiele vorbei, von der Vincent damals behauptet hatte, dass es das beste Eis der Welt sei. Eine Schlange stand davor. Es fühlte sich an als wären es wesentlich mehr als dreieinhalb Jahre gewesen seit er mir das Schokoladeneis gekauft hatte um sich bei mir zu entschuldigen. Es wäre nicht nötig gewesen, er war der letzte, der sich bei mir entschuldigen musste. Es tat weh wieder mit all dem konfrontiert zu werden, aber vielleicht war es genau das, was Nicolo gemeint hatte. Sich damit auseinanderzusetzen.

Schließlich setzte ich mich in meinen Camaro und fuhr zu Vincent. Ich würde den Weg noch blind finden und es war ein bisschen so als würde ich in alte Gewohnheiten zurückfallen. Es war angenehm, aber ich wusste, dass ich mich nicht daran gewöhnen sollte.

Wenig später stieg ich aus dem alten Lastenaufzug, der mich auf die Etage von Vincents Apartment gebracht hatte. Ich klopfte an der Tür und kurz darauf öffnete mir Emily. Für einen Moment sah sie mich an, dann trat sie wortlos einen Schritt beiseite und ließ mich herein.

Eigentlich sah es aus wie immer, aber das lag vermutlich nur an Emily. Ich konnte mir vorstellen, wie es hier aussehen müsste, wenn er nicht mal die Kraft aufbringen konnte aus dem Bett zu steigen. Auch jetzt lag er auf seinen Paletten und heftige Erinnerungen wurden in mir wach. Ich verdrängte sie.

Ich trat neben die erhöhte Ebene, auf der die Matratzen lagen und betrachtete ihn. Er war unrasiert und ich wollte gar nicht wissen, wann er das letzte Mal geduscht hatte. Er schlief, sah aber alles andere als entspannt aus. Seine Laken waren zerwühlt und wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass er Albträume hatte. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber das ganz sicher nicht. Er sah furchtbar aus. Seine Wangen waren eingefallen und sogar jetzt hatte er dunkle Ringe unter den Augen.

Emily setzte sich auf die Matratze und fuhr ihm sanft über den Arm. „Vincent, wir haben Besuch."

Es war seltsam zu sehen, wie eine andere Frau ihn so berührte. Es war unangenehm, sogar mehr als das, aber ich schob den Gedanken in den hintersten Winkel meines Kopfes.

Vincent zuckte währenddessen zusammen und blinzelte.

„Wir haben Besuch, Baby", sagte sie mit zuckersüßer Stimme. Bei ihr war das nicht mal Absicht. Sie redete einfach so. Trotzdem malmte ich bei dem „Baby" meine Zähne aufeinander. Es passte einfach nicht zu ihm.

Er fuhr sich über das Gesicht. „Wenn Dean–", murrte er leicht aggressiv, doch weiter kam er nicht.

„Knapp daneben", unterbrach ich ihn.

Er verstummte schlagartig und richtete sich auf. Dann starrte er mich einfach an.

Ich sah provokant auf die Uhr und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Wir haben elf Uhr und du liegst noch im Bett?", warf ich ihm vor.

Sein Mundwinkel zuckte nach oben. „Wir haben Wochenende."

„Na und?"

„Nicht jeder arbeitet durchgehend, so wie du."

„Du arbeitest gar nicht mehr", sagte ich gerade heraus und ihm klappte die Kinnlade herunter. Ich hatte ihn mit Absicht treffen wollen. Offensichtlich war es mir gelungen, denn er wusste nicht, was er sagen sollte. Sogar Emily sah mich mehr oder minder schockiert an.

„Und du siehst echt scheiße aus, wenn ich das mal so sagen darf."

Criminal 3 - Verbrechen auf ItalienischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt