Auf den Pfaden des Herrschers | 2

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Ich musste breit grinsen, als ich erkannte, wer in dem schwarzen Mercedes saß. Er stand auf dem Parkplatz, auf dem auch ich gerade geparkt hatte.

Es war eine Woche her, dass ich Vincent und Dean das letzte Mal gesehen hatte. Seit ich mit Vince von unserem kleinen Roadtrip zurückgekommen war, hatte ich mich von ihm ferngehalten und in der Umgebung einige Dinge erledigt.

Vor kurzem hatte ich dann einen Anruf von den de Rosas erhalten, in dessen Zug sich Nicolo spontan entschieden hatte, hier rüber zu fliegen. Angeblich wollte er einen Geschäftspartner persönlich besuchen, aber das glaubte ich ihm nicht. Er machte sich meiner Meinung nach völlig unbegründete Sorgen um mich. Doch er hatte sich davon nicht abbringen lassen und so war ich auf dem Weg zum Flugplatz, um ihn abzuholen.

Und weil sein Flug ein wenig Verspätung hatte, erlaubte ich mir einen kleinen Scherz.
 
Frech öffnete ich die Autotür und setzte mich auf die Rückbank von Nolans Mercedes. Die FBI-Agenten drehten sich erschrocken um und griffen reflexartig nach ihren Waffen. „Störe ich euch beim Spannen?", fragte ich, „Das Fitnessstudio ist drei Straßen weiter."

Dean stöhnte auf und fasste sich theatralisch an die Brust. „Mach sowas nie wieder!"

Auch Vincent nahm die Hand von seinem Knöchelholster, in dem seine Zweiwaffe steckte.
 
„Das ist eine Observierung", fauchte Nolan, der sich immer noch nicht ganz von seinem Schreck erholt hatte.

„Und ich dachte schon, dass ihr nur den heißen, verschwitzten Frauen in knapper Kleidung nachstellen wollt."

Dean streckte mir die Zunge raus, doch Vincent blieb cool. „Da waren wir schon. Jetzt beobachten wir die Nutten, die aus dem Hotel da raus kommen." Er deutete auf das Gebäude etwas weiter hinten. Es stand so weit vom Flugplatz entfernt, dass der Fluglärm die Gäste nicht belästigte, war aber so nah, dass es das erste war, das man nach einem langen Flug erblickte.
 
„Ah, ja. Viel interessanter. Verschwendet ihr Steuergelder oder seid ihr in eurer Freizeit hier?"

„Das ist eine offizielle FBI-Ermittlung", erwiderte Nolan. Er hatte sich inzwischen wieder beruhigt, nahm ein Fernglas von dem Armaturenbrett und sah kurz hindurch.

„Und was machst du dann hier?", wandte ich mich an Vincent, „Bist du wieder im Dienst?"

„Noch nicht. Aber es ist nur noch eine Frage der Zeit. Mir war langweilig und da dachte ich, ich gehe meinem Partner ein wenig auf den Keks."

„Ziemlich erfolgreich übrigens", meinte dieser und Vincent grinste, „Aber wir werden gleich abgelöst."
 
„Sag mal, Jordan, du hast nicht zufällig noch ein paar Brotkrümel für unseren lieben Vincent übrig? Würde sicher Eindruck machen, wenn er gleich nach seiner Rückkehr ein paar Coups landet."

Ich hob eine Augenbraue. „Sehe ich etwa aus wie euer persönlicher Kaugummiautomat, in den man eine Münze wirft und eine Überraschung rauskommt? Ich kann nicht alle Verbrecher dieser Stadt verpfeifen. Es gibt auch sowas wie Ganovenehre."

„Nein, gibt es nicht. Da ist nur gerade niemand, den du auffliegen lassen kannst, damit etwas für dich herausspringt, richtig?", erkannte Vincent und ich grinste.

„Du hast's erfasst. Aber warte ein paar Wochen. Dann steht vielleicht wieder jemand auf meiner schwarzen Liste."
 
Dean drehte sich empört um. „Du hast uns nur benutzt?"

„Nicht euch, das FBI. Aber ja, so wie du mich benutzen willst." Ich lächelte ihn breit an und weil er darauf nichts zu erwidern wusste, drehte er sich wieder um.

„Was hat dir Big Mike denn angetan?", hakte Vincent neugierig nach. Er sah gut aus. Gesund. Er hatte zugenommen und die Augenringe waren endgültig verschwunden. Stattdessen blitzten mich klare, braune Augen an und seine scharfkantigen Gesichtszüge hatten ihre Attraktivität zurückerlangt. Sie sahen nicht länger eingefallen und ungesund aus, sondern strahlten die gleiche Anziehungskraft aus wie früher.

Criminal 3 - Verbrechen auf ItalienischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt