WEG

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Wir sitzen auf dem Dach seines Wagens.

Es ist warm. Zum Glück trage ich ein T-Shirt.
Pi hab ich zuhause gelassen.

Meine Augen sind geschlossen. Die Sonne scheint durch die dichten Baumkronen auf uns herab. Ein Lächeln ziert meine Lippen.

"Ich will weg von hier", unterbreche ich die angenehme Stille zwischen uns.
Ich habe schon oft und lange darüber nachgedacht. Ob es wohl gut tut, einfach alles zurückzulassen. Irgendwo neu anzufangen.

"Mh?", macht er. Lässt sich nach hinten fallen und ich glaube, er zieht sich sein weinrotes Cap ins Gesicht.

"Einfach weg", meine ich und öffne meine Augen. Hoffentlich versteht er mich.

Er seufzt. "Ich auch", sagt er und fährt sich mit den Händen übers Gesicht.

Ich sehe zu ihm herüber. Lausche in mein Inneres und merke, dass ich mich nicht einsam fühle. Nicht allein, verlassen. Ich fühl mich wohl. Geborgen.

"Dann lass uns das doch machen", schlage ich vor. Keiner weiß, ob das ernst gemeint ist oder nicht.

Danach ist es wieder ruhig. Ich hab keine Ahnung, was er denkt. Wüsste es aber gerne.

Ich hab ihn wirklich liebgewonnen. In letzter Zeit, haben wir viel gemeinsam gemacht.
In manchen Momenten sind wir uns nah. In manchen nicht. Aber ich genieße jeden.

"Was ist mit deinem YouTube Kanal?", fragt er irgendwann.

Ich will auflachen. Das ist seine einzige Sorge? Hat er keine anderen Bedenken?

"Ach.. das geht schon irgendwie..", winke ich ab. Als ich in Japan war, hat das auch geklappt.

Mein Blick bleibt wie immer an seinem Gesicht hängen. Diese Wimpern. Diese Lippen.
Manchmal frage ich mich, wie es wohl so ist, ihn zu küssen. Manchmal, da will ich es einfach tun. Nur um es herauszufinden.

Seine Haut ist braungebrannt. Ich weiß, dass er keine Tattoos hat. Nirgendwo.
Aber sie würden ihm stehen. Da bin ich mir sicher.

"Dann machen wir es so", beschließt er. Holt mich aus meinen Gedanken. Ich könnte ewig in ihnen versinken.

"Was ist mit deiner Ausbildung?" Er hat sie bereits begonnen. Ist damals extra wegen ihr hierher gezogen. Will er das wirklich einfach so wegwerfen?

Eine Weile bleibt er ruhig. Dann sagt er: "Ach scheiß doch auf die Ausbildung. Mein ganzes Leben schon, will ich das machen. Einfach weg fahren. Irgendwo ein neues Leben anfangen. Also.. so richtig weit weg. Nicht nur zwanzig Kilometer. Sondern weit, weit weg."

"Also machen wir es", beschließe ich und lächle.

B&B: BED AND BOYFRIEND | TADDL FF ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt