Kapitel 6❄️

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Das Schloss war riesig und irgendwie düster. Mingi konnte die Turmspitzen gar nicht zählen. Die Fenster waren groß und auf den Giebeln saßen finster dreinschauende Wasserspeier. Es sah ein bisschen aus wie das Schloss aus dem Disney-Intro.

Auch hier schneite es. Der Schnee glänzte im Licht des Vollmondes, verwandelte die riesigen Gärten in ein Kunstwerk.

Jetzt, als das Adrenalin und die Anspannung nachließen, bemerkte Mingi auch die Kälte und trieb Hoseok fröstelnd voran. Hoffentlich war der Schlossherr freundlich und gestattete es ihm, sich aufzuwärmen. Rechts am Fuß der gewaltigen Eingangstreppe war eine kleine Nische, in der ein Trog mit Wasser und ein Netz mit Heu hingen. Mingi ließ Hoseok dort zurück und begann die Treppe hinaufzusteigen.

Mit klappernden Zähnen war er nach einer gefühlten Ewigkeit oben, wollte gerade Klopfen als die Tür wie von Zauberhand aufschwang.
Mingi betrat das Schloss, drehte sich zur Tür,"Danke, danke, zu freundlich." Aber da war niemand.

Merkwürdig.

Mingi machte mutig einige Schritte ins Innere des irgendwie leeren Schlosses. "Hallo? HALLO? Ist jemand zu Hause? Ich suche nach einer Zuflucht vor dem Schnee... Die Kälte hat mich überrascht... HALLO?" Keine Antwort.

Mingi hängte seinen Mantel an einen Kleiderständer, durchquerte die Halle. Er hörte ein leises Wispern und beschloss in seine Richtung zu gehen.

"Nein San, ich hab dir do..." "HALLO??" "Pssst" "IST DA WER?" Das Wispern verstummte. Mingi kam an einer Komode an. Darauf standen eine fein gearbeitete Uhr und ein ebenso fein gearbeiteter Kerzenstender. Er nahm beides in die Hand, betrachtete es eingehend. "Hübsch."

Aus den Augenwinkeln sah er ein warmes Licht, stellte Kerzenstender und Uhr wieder an ihren Platz und betrat ein Speisezimmer mit einem Kamin in dem ein warmes Feuer gemütlich vor sich hinprasselte.
Ein Platz an dem langen Esstisch war eingedeckt und der köstliche Duft von Braten stieg Mingi in die Nase.

"Oh das... Zu freundlich." Vom Hunger getrieben setzte er sich an den Platz, legte sich eine Serviette in den Schoß und begann zu Essen. Er stürzte sich wie Jemand halb Verhungertes auf die Speisen aber so eine Verfolgungsjagd im Schnee macht ja bekanntlich hungrig.

Eine Teetasse glitt langsam auf ihrem Unterteller in seine Richtung, erregte seine Aufmerksamkeit. Mingi beobachtete sie fasziniert. "Mama sagt ich soll mich nicht bewegen, weils gruselig ist. Tschuldigung.", flüsterte die Tasse.

Mingi beugte höflich den Kopf:"Nein nein, schon gut." Dann sprang er auf und rannte in einem Affenzahn davon. Das Schloss war ihm definitiv zu gruselig!!

Bei dem Kleiderstender schlüpfte er eilig in seinen Mantel, warf ein hektisches "Ich... Danke für ihre Gastfreundschaft aber ich muss nun los" in die leere Halle und riss die schweren Flügeltüren auf. Unten am Fuß der Treppe wartete sein treues Pferd.

Mingi sprang eilig auf seinen Rücken und trieb Hoseok zum Galopp. Er wollte einfach nurnoch weg. Weit weg von diesem gruseligen Schloss.

Kurz vor dem Tor erblickte er etwas abseits vom Hauptweg einen Garten mit Rosen. Mingi erinnerte sich an Yeosangs Bitte, hielt Hoseok an, band das Pferd fest und näherte sich den Blumen. Er wusste nicht das er beobachtet wurde.

Hoseok spürte die Anwesenheit einer anderen, gefährlichen, Person aber sehr wohl und tänzelte mit aufgestellten Ohren nervös auf der Stelle. Mingi bekam davon nichts mit, näherte sich einer besonders schönen weißen Rose und pflückte sie.

Ein tiefes und lautes Knurren hallte durch die Nacht.

Hoseok wieherte panisch, riss sich los und rannte davon.

Mingi fiel vor Schreck nach hinten in den Schnee und beobachtete ängstlich, wie eine große Gestalt auf ihn zugestapft kam. Als sie zum Sprung ansetzte, zuckte Mingi nach Hinten und schlug sich den Kopf an einem Pfosten an.

Alles wurde sofort schwarz.

The Beauty and the Beast ʲᵒⁿᵍˢᵃⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt