„In Ordnung. Ich denke das wäre doch ein möglicher Auftrag für uns beide, um wieder an ein paar Credits zu kommen", meinte Hera zufrieden, als sie einen Auftrag aus der Liste auf ihrem Datapad auswählte. Sie saß zusammen mit Kanan auf dem Sofa und hatte dieses wichtige Treffen anberaumt, da sie ansonsten bald knapp mit Ressourcen sein würden.
„Hm, ja, sieht nicht schlecht aus", stimmte Kanan ihr zu, auch wenn er ihr eigentlich nur halb zugehört und sie vielmehr beobachtet hatte.
„Du hast gar nicht richtig hingehört, stimmts Süßer?", fragte sie nun mit wissendem Lächeln und einem Augendrehen. Manchmal war dieser Mann wirklich unausstehlich. Wenn er sich doch wenigstens etwas mehr auf ihre Arbeit konzentrieren würde...
„Ich kann nichts dafür, dass du mich so ablenkst!", rechtfertigte Kanan sich und zuckte grinsend mit den Schultern. Wenn sie so plante war sie vollkommen in ihrem Element und blühte richtig auf, fast so sehr wie beim Fliegen. Er beobachtete diese Momente mit Bewunderung und ließ sie sich ungern entgehen. Hera sah dabei unheimlich attraktiv aus.
Nun lachte sie leicht. „Alles klar. Aber ich würde deine Aufmerksamkeit dennoch lieber auf mein Gesagtes gerichtet haben, denn wir müssen uns dringend darum kümmern ein paar Vorräte und Credits zusammenzubekommen, denn die werden langsam knapp."
„Ich bin mir sicher, du hast wie immer einen hervorragenden Plan und wenn du es verlangst, werde ich es wohl schaffen mich darauf zu konzentrieren", erklärte er großzügig. „Vorerst", fügte er dann jedoch noch lächelnd hinzu.
„Wenn es wenigstens ein paar Minuten wären, bin ich schon erleichtert", erwiderte Hera und nahms humorvoll, allgemein ihre Strategie um mit seinen ständigen Annäherungsversuchen klarzukommen.
Sie nahm die Liste wieder in die Hand und wollte Kanan noch einmal die genaue Idee erklären, als Chopper lautstark piepsend hereingerollt kam.
„Chop, alles in Ordnung?", wollte Hera etwas besorgt wissen und versuchte mühevoll den Astromech zu verstehen, was jedoch bei der Geschwindigkeit seiner Töne eine wahre Herausforderung darstellte.
„Was? Du redest viel zu schnell Chopper! Verstehe ich dich richtig? Ein Notruf? Von wem?", wollte Kanan wissen und ganz entgegen seinem Versprechen, lag seine Aufmerksamkeit nun doch nicht bei Hera, sondern vielmehr bei dem Droiden.
Noch immer brabbelte der Chopper recht unverständlich vor sich hin. Es ging um einen Planeten und das Imperium und irgendwas von Waffen, die Kanan ohnehin nicht kannte.
„Das Imperium hat was!?", entfuhr es Hera nun, „Wir müssen helfen! Irgendwie!" Sie warf Kanan einen besorgten Blick zu und sprang im nächsten Moment auf, um ins Cockpit zu eilen und Kurs zu setzen.
Chopper rollte ihr hinterher und half ihr den Sprung zu berechnen.
Kanan folgte ebenso. „Meinst du denn, das wäre eine gute Idee? Ich weiß dein Schiff ist super und du hast nun deinen persönlichen Jedi-Ritter und so weiter, aber wir können es dennoch wohl kaum mit einer ganzen Armee aufnehmen!"
„Das glaube ich ja auch nicht, aber vielleicht können wir wenigstens ein paar Zivilisten aushelfen", murmelte Hera und biss sich dann angestrengt auf die Lippe. Die Rebellion war noch nicht soweit bei solch einer Schlacht mitzumischen, dennoch hätte sie sie am liebsten sofort kontaktiert und davon in Kenntnis gesetzt... Aber nein, es war zu früh und so hätten sie am Ende nichts gewonnen.
„Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber das ist wirklich der mieseste Plan, den du mir jemals präsentiert hast", bemerkte Kanan und nahm auf dem Copilotensitz platz.
„Wir kommen von hinten, fliegen nicht direkt vor die Kreuzer des Imperiums. Außerdem sagte Chopper es ginge mehr um einen Bodenangriff, denen können wir leichter ausweichen. Wir fliegen einfach rein und sehen, wie wir helfen können. Ich weiß, es ist ein mieser Plan, aber ich werde nicht zusehen, wie das Imperium ein ganzes Volk für irgendwelche Waffentests missbraucht, ohne wenigstens versucht zu haben, ihnen zu helfen!" Entschlossenheit funkelte in den Augen der Pilotin.
„Ja, in Ordnung! Ich will das doch auch nicht!", erwiderte Kanan. Er hatte schon bei der Auslöschung eines Volkes zugesehen und das war bereits einmal zu viel gewesen. Er wusste nur nicht so recht, was sie überhaupt ausrichten sollten. Ihre Chancen standen alles andere als gut und er sah nicht gern dabei zu, wie Hera sich Hals über Kopf in Gefahr stürzte, auch wenn er es selbst genauso oft getan hatte.
„Dann sind wir uns ja einig." Hera bekam die Berechnungen und machte den Sprung in den Hyperraum, damit sie so bald wie möglich Lasan erreichen würden.
~
Bei ihrer Ankunft im Raum vor Lasan wurde die Ghost von ein paar TIE-Jägern in Empfang genommen, mit denen Kanan und Hera jedoch leicht fertigwurden. Wie versprochen setzte Hera zum Landeanflug an und navigierte sie dabei nicht direkt unter den Augen des Imperiums entlang, sondern hielt sich eher abseits von dem größten Trubel.
Kanan kehrte vom Geschütz zurück und setzte sich zu ihr, als Hera nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau hielt. Er war ziemlich angespannt und so ernst wie sie ihn überhaupt bisher nur sehr selten gesehen hatte.
„Du bleibst aber in meiner Nähe, okay?", fragte er sie nun.
„Ja, das wäre wohl besser", meinte Hera ebenso ernst. Sie war ihm äußerst dankbar für die Unterstützung und die fehlenden Kommentare, auch wenn es sie noch immer beinahe irritierte wie schnell er von dem albernen, flirtenden Mann zu dem nachdenklichen Jedi wurde.
„Gut...", erwiderte Kanan. Dann konnte er wenigstens so gut auf sie aufpassen, wie ihm möglich war. „Chopper, bleib du am besten hier und pass auf das Schiff auf. Womöglich müssen wir schnell verschwinden."
Der Droide nahm allgemein lieber Befehle von Hera entgegen, war in dieser Ausnahmesituation aber auch damit zufrieden und blieb breitwillig auf dem vermeintlich sicheren Schiff zurück.
„Dann lass uns gehen", schlug Kanan unruhig vor. Inzwischen hatte Hera das Schiff gelandet. Einerseits wollte er am liebsten gar nicht dort hinausgehen, wo sie quasi die geballte Kraft des Imperiums erwartete und noch weniger in Begleitung von Hera, deren Hobby es scheinbar war, sich für andere – vorzugsweise fremde - Leute in Gefahr zu begeben, doch andererseits konnte er die Lasat auch nicht so einfach im Stich lassen. Schließlich wusste er ganz genau wie es war, wenn sich plötzlich fast die gesamte Galaxie gegen einen verschwor und man auf einmal um sein Überleben kämpfen musste.
Draußen erblickten sie sofort ein paar panische Zivilisten, die verzweifelt versuchten, sich irgendwie in Sicherheit zu bringen.
Hera wollte sie rufen, auf sie aufmerksam machen, damit sie wussten, dass hier jemand war, der ihnen helfen wollte, doch dann hörte sie Schüsse. Dabei hatte sie bisher angenommen noch weiter von den Truppen des Imperiums entfernt zu sein... waren sie wirklich schon so weit vorgedrungen?
„Das sind nicht einmal Krieger...", bemerkte Kanan niedergeschlagen, als er die fliehenden Leute beobachtete und seinen Blaster aus dem Holster zog. Er wusste ja, dass das Imperium nicht einmal Halt vor Kindern machte, aber die Jedi hatten sich doch immerhin etwas zu verteidigen gewusst, was er von diesen Leuten hier teilweise eher weniger denken würde.
„Was hätte man anderes erwartet...", murmelte Hera düster und zog ebenfalls ihre Waffe, um vorbereitet zu sein.
Sie entfernten sich weiter von ihrem Schiff und wollten sich möglichst einen Überblick über die Situation verschaffen, auch wenn alles recht chaotisch schien. Das Imperium hatte die Lasat scheinbar wirklich überrascht und sie waren nicht vorbereitet gewesen, zumindest nicht auf einen solchen Großangriff.
Bald machten sie einen großgewachsenen Lasat aus, der ein paar andere lautstark herumkommandierte. Die anderen wirkten verängstigt, machten jedoch was er ihnen sagte. Der Lasat war der einzige, der eine vernünftige Waffe zu haben schien, während alle anderen irgendwie versuchten in Deckung zu gehen.
Kanan beschloss, dass es Zeit wurde zu handeln und setzte sich in Bewegung. Ganz allein hatte der Lasat dem Imperium immerhin auch nicht allzu viel entgegenzusetzen! Auch wenn er sich nicht wirklich auskannte, wusste Kanan doch, dass die Lasat einen Ruf als vorbildliche Kämpfer in der Galaxis genossen, allerdings hatte das Imperium seinen Vorteil in einer überwältigenden Überzahl an Soldaten und Ressourcen. Womöglich konnte er es zumindest ein kleines bisschen ausgleichen! Hera folgte ihm sofort, ohne zu zögern.
Als sie näherkamen, drehte der Lasat sich zu ihm herum, seine Waffe in Anschlag, um seine Leute vor den Fremden zu verteidigen.
Automatisch stellte Kanan sich schützend vor Hera, damit er allein im Fokus stand. „Wir sind auf eurer Seite!", rief er dem Mann zu.
Dieser erwiderte es jedoch nur mit skeptischem Blick und bevor er antworten konnte, traten mehrere imperiale Soldaten um die Ecke. Augenblicklich ging der Lasat in Deckung, Kanan und Hera machten es ihm gleich.
Die Sturmtruppler schwärmten auf den jetzt schon leicht verwüsteten Platz. Ein paar wurden von dem Lasat sofort niedergeschossen, andere ließ er näher zu sich herankommen und sprang dann aus der Deckung, um sie mit einem kräftigen Hieb niederzuschlagen, ohne dass sie sich wirklich dagegen wehren konnten.
„Mehr habt ihr nicht drauf?!", rief der Lasat den Imperialen zu und stürmte in eine neue Deckung, da die alte Position zunehmend eng wurde.
Kanan war zugegeben beeindruckt, er hatte bisher nur Geschichten über die Lasat gehört, aber noch nie einen in Aktion gesehen. „Vielleicht kannst du die Leute hier wegbringen, wenn wir die Sturmtruppen beschäftigen", schlug er nun an Hera gewandt vor.
Sie schaute ihn etwas zwiegespalten an. „Ich kann sie zur Ghost bringen... aber ohne dich fliege ich nicht! Also komm zum Schiff, sobald es zu brenzlig wird!", befahl sie ihm unzufrieden, kam seinem Vorschlag ansonsten jedoch nach und begab sich vorsichtig aus der Deckung, um zu den sich versteckenden Lasat zu gelangen.
„Es war schon brenzlig, bevor wir angekommen sind...", murmelte Kanan. Damit dieser Lasat bei ihrem Plan mitmachte, wäre es wohl angebracht, wenn er ihm deutlich machte, dass er auf seiner Seite stand.
Im richtigen Moment, sprang Kanan aus der Deckung hervor und zielte auf die Sturmtruppen, die er mit seinem Blaster zu Boden schickte.
Der Lasat warf ihm einen irritierten Blick zu, scheinbar hatte er Kanan für einen Imperialen gehalten, auch wenn er deutlich keine Uniform trug. Im Angesicht der Lage war ihm jedoch wohl nicht übelzunehmen, dass er allen Fremden gegenüber etwas misstrauisch war.
Dieser kurze Moment der Ablenkung war jedoch gar nicht gut. Während der Lasat seinen Blick noch abgewandt hatte, traten unter den Reihen der Sturmtruppen nun besondere Soldaten hervor, die irgendeine spezielle Waffe bei sich trugen und in Anschlag nahmen.
Kanan erhascht einen Blick darauf, aber obwohl er wirklich schon viel gesehen hatte, war ihm diese Waffe fremd. Dennoch war er sich absolut sicher, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Aber er hatte Hera Rückendeckung versprochen und die würde sie auch bekommen! Also beschleunigte er seine Schritte noch einmal, bis er die Seite des Lasat erreichte. „Sagte doch, wir sind auf deiner Seite!", erklärte er etwas abgelenkt und feuerte erneut auf die Sturmtruppen, wobei er dieser fremden Waffe vorsichtshalber lieber nicht zu nahekommen wollte und daher mehr auf die Soldaten am äußeren Rand zielte.
„Karabast! Wir müssen schnell weg", meinte der Krieger dann. Die Ohren des Lasat hingen herunter und er sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Kanan hatte nicht angenommen, dass der Anblick ein paar Soldaten des Imperiums diesen Mann so in Angst versetzen könnten, was ihn etwas verwirrte und glücklicherweise genug beunruhigte, um der Aufforderung nachzukommen und mit dem Lasat in Deckung zu gehen.
Nur einen Moment später ertönte ein lauter Knall, als ein elektrisches Geschoss in das Gebäude neben ihnen einschlug und größtenteils zum Einsturz brachte.
Erschrocken zuckte Kanan zusammen und hob die Hände über den Kopf, um sich vor kleineren Trümmerstücken abzuschirmen, die bis zu ihnen herüberflogen. „Was war das?", murmelte er, sich dessen bewusst, dass eigentlich gerade keine Zeit für ausschweifende Erklärungen war. Aber obwohl er wirklich wirklich viel gesehen hatte und mitten im Krieg aufgewachsen war – immerhin hatte er mit dreizehn Jahren bereits Truppen im Krieg angeführt – hatte er etwas wie diese Waffe noch nicht gesehen. So viel Feuerkraft in einer Kanone, die gerade mal zwei oder vielleicht sogar nur einen Soldaten zum Führen brauchte, das war... beunruhigend.
„Disruptoren", erwiderte der Lasat knapp und hatte scheinbar nicht vor, noch einen Moment länger zu bleiben. Er verließ die Deckung, nachdem es aufgehört hatte, Trümmerteile zu regnen, doch da feuerten die Soldaten bereits das nächste Geschoss ab und von der ausgelösten Welle wurde auch der Lasat erwischt.
„So ein Mist!", murmelte Kanan. Er warf einen raschen Blick über die Deckung. Das sah wirklich nicht gut aus... Aber irgendwas musste er machen! Lebte dieser Lasat überhaupt noch? Zumindest war er nicht direkt getroffen worden und nachdem er ihn eben in Sicherheit gebracht hatte, schuldete Kanan ihm definitiv etwas.
Doch vorher zog er kurz seinen Kommunikator hervor. „Hey, ich sollte mich doch melden, wenn es brenzlig wird und wollte dich außerdem informieren, dass es soeben noch viel besser geworden ist. Wenn du mir eine Freude machen willst, verschwindest du schonmal, da ich gleich wohl etwas ziemlich Dummes anstellen werde", teilte er Hera mit.
„Habs gesehen! Was war das? Und was hast du Dummes vor? Außerdem habe ich doch gesagt, ich werde nicht ohne dich fliegen! Ich komme zurück, um dich zu holen!", ertönte Heras Stimme gehetzt vom anderen Ende der Verbindung.
„Disruptoren, neues Spielzeug des Imperiums. Geheimkram, den bisher wohl niemand sehen durfte. Wir glücklichen Ersten. Du solltest wirklich ohne mich gehen", gab Kanan ihr die Kurzfassung der Situation. Für mehr war wirklich keine Zeit!
„Wie gesagt: ich fliege nicht ohne ich!", wiederholte Hera sich, ohne zu zögern.
Kanan seufzte. Hera musste aber auch immer so stur sein! Eigentlich freute er sich ja auch, dass sie ihn nicht einfach so hier zurücklassen wollte, aber er würde sich besser fühlen, wenn sie wenigstens in Sicherheit wäre! Dann blieb ihm jetzt nichts anderes übrig als zu hoffen, dass er die Situation einigermaßen unter Kontrolle haben würde, bis sie bei ihm ankam.
Er warf noch einmal einen kurzen Blick zu den Soldaten, um sich zu vergewissern, dass er nicht der nächste war, der von den Disruptoren getroffen wurde und rannte dann zu dem Lasat herüber. Schlitternd ließ er sich neben ihm zu Boden fallen. Der Kerl atmete noch, gut. Allerdings war es gar nicht schön, wie er hier so mitten in der Schussbahn herumlag!
Kanan ergriff ihn an den Schultern und versuchte ihn wegzuziehen. „Argh! Ist der schwer!" Da half nichts, die Macht musste etwas nachhelfen, um ihn leichter zu machen. So konnte Kanan ihn zumindest bis hinter das nächste größere Trümmerstück ziehen, wo sie etwas Deckung hatten.
Gerade rechtzeitig, denn bereits wenige Sekunden danach, fegte erneut eine Druckwelle über sie hinweg, zusätzlich kamen Blasterschüsse als Verstärkung hinterher. Man hatte gesehen, dass zwei Idioten noch immer hier hinten herumturnten.
Fieberhaft versuchte Kanan sich einfallen zu lassen, wie er den Lasat bis zur Ghost schleppen sollte, als er ein vertrautes Geräusch hörte, das ihn aufblicken ließ. Die Phantom erschien am Himmel, Heras kleineres Aufklärungsschiff, das die meiste Zeit über an die Ghost angedockt war. Durch die Druckwelle geriet auch das Schiff leicht ins Schwanken, doch es war nichts, womit Hera nicht fertigwerden würde.
Noch halb in der Luft öffnete sich die Luke. „Schnell!", rief Hera, die Chopper für einen Moment allein das Steuer überlassen hatte und vorsichtig aus dem Schiff schaute, um Kanan mit ihrem Blaster Deckung zu geben.
Also hievte er den Lasat noch einmal hoch und schleppte ihn irgendwie bis zum Schiff, wo er sich allerdings nicht dazu herablassen konnte, sich bei all der Hektik auch noch die Mühe zu machen, ihn ordentlich auf einen der Sitze zu platzieren. „Chopper, lass die Luke noch offen und flieg nicht zu hoch!", wies er den Droiden an und blieb an der geöffneten Luke stehen.
„Was hast du vor?", wollte Hera sofort besorgt wissen und blieb dicht neben ihm stehen. Sie würde am liebsten sofort zur Ghost fliegen und verschwinden. So ungern sie es zugab, aber hier konnten sie nicht mehr viel tun, es sei denn sie wollten dabei sterben.
„Hab gesagt, ich hab was Dummes vor", antwortete Kanan nur konzentriert. Diese Disruptoren waren nicht nur für die Lasat gefährlich, sondern auch für alle Schiffe, die diesen Planeten verlassen wollten. Wenn irgendjemand abgesehen von ihnen es noch zu einem Schiff geschafft hatte, wollte er, dass sie so viel Zeit wie möglich hatten, um zu verschwinden. Dafür brauchte es eine Ablenkung. „Bin gleich zurück", erwiderte er, bevor er heraussprang und auf einem der halb zusammengefallenen Gebäude landete, die die Straße umgaben, auf der die Sturmtruppler sich bewegten.
„Kanan!", schrie Hera erschrocken. „Chopper, halt die Stellung! Ich versuche ihm von hier oben zu helfen!" Sie rang um Fassung, jetzt war nicht der Augenblick, um den Kopf zu verlieren! Kanan hinterherzuspringen würde jetzt nicht helfen, aber vielleicht konnte sie ihm wenigstens von ihrer Position im Schiff aus irgendwie etwas Unterstützung bieten.
Die Gebäude waren durch die Explosionen und Einschläge recht instabil. Kanan bewegte sich sehr vorsichtig und bedacht. Um die umliegenden Gebäude stand es nicht viel besser, aber darauf hatte er in diesem Moment gehofft. Da würde es doch hoffentlich niemanden wundern, wenn eines der Gebäude ganz zufällig neben den Soldaten zusammenstürzte und sie sich leider schnell in Sicherheit bringen mussten, wobei sie im Idealfall ein paar ihrer Disruptoren würden einbüßen müssen.
Sein Blick wanderte über das Gebäude, während er sich so platzierte, dass man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte, er aber weiterhin alles recht gut im Blick hatte. Das andere Gebäude war bereits sehr instabil, also sollte es nicht zu schwer werden...
Kanan stellte sich aufrecht hin und konzentrierte sich auf die Macht, wie er es lange nicht mehr getan hatte und an sich nur äußerst selten tat. Doch das hier war ein seltener Moment seinen alten Freund zu Rate zu ziehen. Langsam streckte er die Arme vor und die Steine des gegenüberliegenden Gebäudes wurden wie von einer unsichtbaren Hand berührt. Dann senkte Kanan die Arme hinab und das Gebäude fiel vollkommen in sich zusammen, die Steine verließen ihren Platz und ergossen sich in Teilen in der Straße darunter.
Von seiner Position aus, konnte Kanan Soldaten schreien hören, die erschrocken versuchten den Trümmern auszuweichen. Manche von ihnen schafften es. Andere wohl nicht. Doch Kanan war nicht in der Situation, sie deswegen zu bedauern.
Hera hatte das Geschehen bloß mit großen Augen beobachtet, nun machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit. Kanan konnte ein ziemlicher Idiot sein, aber wenn er es darauf anlegte, wirkte er geradezu heldenhaft und der Jedi der in ihm steckte, schien durch.
Zufrieden mit seiner Arbeit, trat Kanan etwas zurück und katapultierte sich dann mittels eines Machtsprunges zurück in die Phantom. „Jetzt bin ich bereit von hier zu verschwinden", erklärte er.
„Alles klar. Chop, ich übernehme wieder!", rief Hera und setzte sich ans Steuer, wo sie die Luke schloss und zusah, dass sie möglichst schnell wegfliegen konnten.
~
Nur kurze Zeit später hatten sie die Ghost erreicht und waren auf und davon.
„Ich muss sagen, ich bin wirklich beeindruckt", gab Hera zu, während sie sich auf dem Pilotensitz zu Kanan umdrehte.
„Weswegen genau?", fragte er nach, „Weil ich unheimlich gut aussah, während ich unser Leben verteidigt habe?"
Hera verdrehte lachend die Augen. Und da war der Idiot wieder. „Nein, weil du dich dort draußen wie ein Held verhalten und hoffentlich ein paar Leuten die Flucht ermöglicht hast."
Ja, ein paar, dachte Kanan, aber viel zu wenigen. „Was ist eigentlich aus den Lasat geworden, die du in Sicherheit bringen wolltest?", fiel es ihm wieder ein. Immerhin war das der Grund für ihre kurzzeitige Trennung gewesen.
„Das Imperium hat Probleme bereitet und sie wollten lieber eines ihrer eigenen Schiffe nehmen. Dann kam auch schon deine Nachricht. Ich habe ein paar Schiffe am Himmel gesehen. Hoffentlich sind viele zu den Schiffen gelangt und konnten entkommen", murmelte sie untröstlich. Es belastete sie sichtlich, dass sie nicht mehr hatten tun können, trotz der Risiken die sie schon auf sich genommen hatten. Ihre Hände krallten sich angespannt in ihre Hose. Wenigstens hatten sie einen Lasat dort rausholen können, dann war es nicht ganz umsonst gewesen...
„Hey...", sagte Kanan sanft und griff nach ihrer Hand, „Wir haben unser Bestes getan. Du bist sofort losgestürmt, als wir den Notruf erhalten haben und das obwohl du ganz genau wusstest, dass es verdammt gefährlich werden würde. Das hätte nicht jeder für sie getan." Er war sich nicht einmal sicher, ob er es getan hätte, wenn Hera nicht gewesen wäre und da war Kanan nicht gerade stolz drauf.
Sie blickte ihn nicht an. „Der Wille war dort, aber was hat es genützt? Okay, wir konnten einen wenigstens retten, aber wie viele mussten dort unten heute dennoch sterben? Vielleicht... wenn wir anders gehandelt hätten, wenn wir irgendwie früher dort gewesen wären..." Bedrückt schaute sie durch die Scheibe in die große Dunkelheit, in der vereinzelt ein paar helle Sterne leuchteten. Hera hatte das Gefühl versagt zu haben und das auf sehr hohe Kosten.
„Hör auf", sagte Kanan schließlich zu ihr.
„Ich... ich hätte nur mehr bewirken wollen, etwas mehr dem Imperium entgegenzusetzen. Diese Leute haben sich auf uns verlassen", murmelte sie und schaute ihn nun doch mit traurigen Augen an.
„Die wussten nicht einmal, dass es uns gibt. Sie haben sich darauf verlassen, dass das Imperium nicht größenwahnsinnig genug ist, um sowas durchzuziehen. Dabei haben sie es schon früher getan und... keine Ahnung, vielleicht machen sie es irgendwann wieder", erklärte Kanan und fing erst dann ihren Blick auf. Er sah sie selten auf diese Weise. Meist strahlte sie nur so vor Entschlossenheit und nun fand er es schwer erträglich sie so anzublicken. „Du hast getan, was du konntest", sagte er noch einmal, seine Stimme viel sanfter als zuvor, „Und ich bitte dich wirklich darum, hör auf darüber nachzudenken, was hätte anders laufen können, was du oder irgendjemand anders hätte machen können. Tu es nicht." Denn sonst würde sie sich nur noch schlechter fühlen, Kanan wusste es genau, da er es selbst bereits erlebt hatte und er wollte ihr diese Erfahrung gern ersparen. So könnte immerhin einer von seinem Versagen profitieren.
„Du hast recht... es hilft nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Man muss nur aus den Fehlern lernen und es das nächste Mal besser machen", murmelte Hera. Sie wusste, dass es nicht so leicht war, wie es klang, doch sie sah ein, dass Kanan recht hatte.
„Genau", stimmte er ihr zu und hoffte inständig, dass es kein nächstes Mal geben würde, aber er wusste genauso gut wie sie, dass darauf sicher kein Verlass war. „Außerdem wissen die Lasat, die entkommen konnten so vielleicht wenigstens auch, dass da jemand war, der helfen wollte und es dem Rest der Galaxis nicht egal war, was heute geschehen ist", fügte er noch hinzu. Denn Kanan wusste, dass es ihm damals nach der Vernichtung der Jedi so vorgekommen war, als hätte es niemanden interessiert was aus den Jedi geworden war, niemand hatte etwas gesagt. Er wollte nicht, dass es wieder so war.
„Du hast recht", meinte Hera und rang sich ein schwaches Lächeln ab. In diesem Moment war sie wirklich froh, dass er hier war. Nicht wegen dem, was er unten auf Lasan geleistet hatte, sondern weil er es irgendwie tatsächlich schaffte, ihr den Halt zu geben, den sie gerade brauchte. „Danke."
„Du brauchst mir nicht danken", wehrte Kanan ab. Er ertrug es einfach nicht sie so niedergeschlagen zu sehen und es reichte ihm vollkommen als Belohnung, dass er sie wieder zum Lächeln bringen konnte. „So hatte ich immerhin eine Ausrede, um deine Hand zu ergreifen", merkte er grinsend an, denn er hielt sie noch immer fest.
Hera entzog sie ihm nun, nahm es ihm aber nicht übel. Der Humor war seine Art mit allem schweren umzugehen, also ließ sie es ihm dieses Mal durchgehen. „Gibt es schon etwas Neues über unseren Gast?", fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Nein, nicht wirklich. Während du uns weggebracht hast, habe ich ihn in eines der freien Zimmer gelegt, aber als ich das letzte Mal nach ihm geschaut habe, war er noch immer ohne Bewusstsein. Die Schockwelle muss ihn ganz schön erwischt haben. Aber ich denke er ist relativ unversehrt", berichtete Kanan. Zumindest so unversehrt, wie jemand in seiner Situation sein konnte.
Genau in diesem Moment, gesellte sich Chopper zu ihnen und piepste alarmiert.
„Er ist also wach?", fragte Hera mit hochgezogenen Augenbrauen nach. Sie wechselte noch einen kurzen Blick mit Kanan, dann standen sie beide auf, um ihren Gast zu begrüßen.
„Na warte, du kleine Blechdose! Wenn du das noch einmal versuchst...!", rief der Lasat aufgebracht und starrte grimmig zu dem Droiden. Dieser schien das Ganze jedoch nur amüsant zu finden und hob verteidigend die Arme.
Erst danach bemerkte der Lasat, dass Kanan und Hera auch da waren.
„Dieser Droide", seufzte Kanan und wandte sich dann ihrem neuen Gast zu, „Wie fühlst du dich? Irgendwelche Verletzungen?" Er hatte zwar schon geschaut und nichts entdeckt, wollte jedoch auf der sicheren Seite sein und deshalb nochmal nachfragen.
„Mir geht es gut. Aber ich muss jetzt dringend zurück. Meine Leute brauchen mich", erklärte der Mann etwas gehetzt. Sein Kopf schmerzte noch immer, aber das konnte er aushalten.
„Ähm..." Kanan wusste nicht, wie er es ihm am besten mittteilen sollte. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er die schlechten Nachrichten am besten überbringen konnte. Gab es überhaupt eine schonende Möglichkeit? Hilfesuchend blickte er zu Hera.
„Der Kampf ist vorbei", erklärte sie mitfühlend.
„Aber warum bin ich dann hier?", fragte der Lasat verwirrt, ehe er große Augen machte und sie ungläubig anschaute. „Nein... das... das kann nicht sein! Wir können nicht verloren haben!" Das schien ihm einfach unmöglich!
„Es tut uns wirklich leid", meinte Kanan, „Wir haben versucht auch anderen Lasat zu helfen, aber ich fürchte die meisten wurden vom Imperium erwischt. Wir glauben allerdings, dass es wenigstens ein paar zu den Schiffen geschafft haben." Er wusste, es war nur ein äußerst schwacher Trost, aber mehr hatten sie leider nicht zu bieten.
„Wie konnte das nur passieren?", murmelte der Lasat. Seine Wut war verflogen und einem grauenvollen Entsetzen gewichen. Überrumpelt von den Ereignissen, setzte er sich und dachte darüber nach, was genau geschehen war. Die Lasat waren Krieger! Sie ließen sich doch nicht so leicht unterkriegen! „Karabast, die Disruptoren", gab er dann schmerzerfüllt von sich, „Diese verdammten Feiglinge!" Wütend schlug er gegen die Wand.
„Hey, ich weiß das Imperium ist ein Haufen mieser Feiglinge mit zu viel Einfluss und Größenwahnsinn, aber das ist kein Grund das Schiff zu demolieren! Das brauchen wir noch!", warf Kanan schnell ein. Er konnte die Wut sehr gut verstehen, aber in einem kleinen Raum mit einem emotional angegriffenem Lasat zu stehen, hatte nun nicht wirklich auch noch auf seiner Tagesliste stehen müssen.
„Ah ja? Warum habt ihr mich überhaupt hierhergebracht? Ich hätte auf dem Schlachtfeld bleiben sollen, bis zum Schluss! Als Mitglied der Ehrengarde wäre es meine Pflicht gewesen, die Lasat bis zum letzten zu verteidigen!", warf der Lasat nun wütend ein.
„Also hätte ich dich dort im Staub liegenlassen sollen? Oh ja, das wäre sehr ehrenhaft gewesen", bemerkte Kanan.
„Es war meine Pflicht... und nun sind alle weg, außer mir. Ich habe in meiner wichtigsten Aufgabe versagt", erklärte der Lasat wütend und wenig einsichtig. Er war stinksauer und voller Hass, gegen das Imperium, doch auch sehr gegen sich selbst und sein Versagen.
„Wärst du geblieben, würde es dir jetzt nicht bessergehen als ihnen", stellte Kanan klar. Er bemerkte, dass er eben vielleicht etwas harsch gewesen war, aber er war nun einmal nicht gut in sowas! Bis vor kurzem hatte er die Lösung seiner Probleme noch in Alkohol gesehen! „Hör zu, ich weiß ziemlich genau, wie du dich nun fühlen musst..."
„Ach ja? Du weißt, wie es ist, wenn sich dein ganzes Volk auf dich verlässt und du versagst und sie im Stich lässt?", fragte der Krieger anschuldigend.
Kanan wollte gern sagen, dass er es sehr wohl wusste. Dass er wusste, wie es sich anfühlte, zu versagen, wenn man gebraucht wurde und man dann plötzlich vor dem Nichts stand, alle anderen einfach weg und das für immer. Er kannte den verzweifelten Wunsch irgendetwas anders gemacht zu haben. Aber das konnte er nicht sagen, er würde es nicht erklären können und auch wenn der Lasat all dies natürlich nicht wissen konnte, traf ihn die Anschuldigung tief. „Mir wird das hier zu bunt. Ich brauche keinen Dank dafür, dass ich dir dein Leben gerettet habe, aber beschuldigen lassen muss ich mich sicher auch nicht", stellte er klar und schob sich dann an Hera vorbei aus dem Zimmer.
Hera schaute ihm besorgt nach und blickte dann noch einmal zu dem Lasat, dem deutlich anzusehen war, wie frustriert er war und nichts mit sich anzufangen wusste. „Ich lasse dich kurz allen und rede mit ihm", erklärte sie sanft und folgte Kanan dann aus dem Zimmer. „Alles in Ordnung?", fragte sie ihn ruhig.
„Solltest du das nicht eher den Kerl fragen, der auf die Wand deines geliebten Schiffes einschlägt?", fragte Kanan, ohne sich zu ihr umzudrehen.
„Er hat gerade seinen gesamten Lebensinhalt verloren und auch wenn ich mir trotzdem Sorgen um mein Schiff mache, hast du ihn ja bereits darauf hingewiesen. Er braucht nun wohl einfach etwas Zeit. Darum wollte ich eher mit dir sprechen, da kann ich mehr erreichen, denke ich doch zumindest. Das was er gesagt hat, scheint dich getroffen zu haben", erklärte sie sanft.
„Nein, wieso? Er hat recht. Ich weiß nicht, wer sich auf mich verlassen hat. Lange Zeit sicher niemand mehr", erwiderte er bloß schulterzuckend.
„Ich kann mich auf dich verlassen und die Lasat konnten es heute auch. Sonst hätten wir unseren Gast nun gar nicht hier und du hättest dir nicht die Mühe gemacht, dieses Gebäude einstürzen zu lassen, um unsere Chancen zu verbessern", widersprach Hera und etwas wie Anerkennung schwang in ihrer Stimme mit.
„Ja, weißt du, ich gebe dir die Schuld. Ich habe Jahre gebrauch mir dieses Image von dem Gauner, den nichts und niemand interessiert aufzubauen. Aber du bist gut darin, es kaputt zu machen", bemerkte Kanan und lächelte sie schwach an.
„Schuldig im Sinne der Anklage, Süßer. Außerdem bin ich stolz darauf", erwiderte sie leicht lachend.
Obwohl Kanan sich all die Jahre so viel Mühe gegeben hatte, dieses Image aufzubauen, war er nie sonderlich stolz darauf gewesen. Er wusste auch nicht, ob er stolz darauf war, wer er jetzt war, vielleicht war es noch zu früh, um das zu sagen, aber wenn Hera es so sah, konnte es wohl kein schlechter Anfang sein. „Das ist also alles ganz allein dein Verdienst, ja?"
„Ich habe den Stein jedenfalls ins Rollen gebracht", meinte sie zwinkernd. Ja, seit Kanan mit ihr unterwegs war schien immer öfter auch der Jedi durch, den sie anfangs nur schwach in ihm gesehen hatte. Auch wenn er noch immer oft unkonzentriert und idiotisch war, so wusste sie, dass sie sich auf ihn verlassen konnte, wenn es wirklich ernst wurde.
„Bist du sicher, dass nicht ich das war, als ich angefangen habe dir hinterherzulaufen?", warf Kanan grinsend ein.
„Lass mich kurz überlegen... nein", erklärte Hera mit herausforderndem Blick.
„Nein?", fragte Kanan gespielt empört, „Du bist ja ziemlich überzeugt von dir selbst, Hera Syndulla. Überheblichkeit ist etwas, was man bei den Jedi wirklich nur ungern gesehen hat. Wie es aussieht, könnte ich dir also auch noch ein oder zwei Dinge beibringen", erklärte er und trat dichter auf sie zu.
Hera lachte nun wirklich. „Und das sagst du mir? Ich glaube ich wüsste nicht, was ich von Mister Ich-bin-ja-so-unwiderstehlich lernen sollte", entgegnete sie humorvoll.
„Hey, ich habe es gelernt, das bedeutet nicht, dass ich dieses Wissen auch zwingend anwenden müsste", wehrte Kanan schmunzelnd ab, „Aber höre ich da heraus, dass du mich unwiderstehlich findest?"
„Nein, aber du dich wohl, Süßer", erwiderte sie grinsend.
„Hey, aber immerhin doch scheinbar unwiderstehlich genug, dass du nicht widerstehen konntest, mich mitzunehmen. Vielleicht kam die anfängliche Idee, mehr Zeit miteinander zu verbringen von mir..." Auch wenn er sich das sicher anders vorgestellt hatte, als es jetzt war, aber er wollte sich sicher nicht beschweren, „Doch mich mitzunehmen, damit ich dir helfe, war absolut deine Idee. Ich wollte erst gar nicht, aber du hast darauf bestanden. Ritterlich wie ich bin, konnte ich eine arme Frau in Not schließlich nicht abweisen."
„Ich bin also eine Frau in Not? Ich kann sehr gut selbst auf mich aufpassen, falls es dir bisher entgangen ist", erwiderte Hera selbstbewusst.
„Zugegeben rennst du vielleicht nicht so in Schwierigkeiten wie ich, aber dein Mut – der nebenbei bemerkt, sehr attraktiv ist - hat dich auch schon in die ein oder andere missliche Lage gebracht", erinnerte Kanan sie.
„Irgendjemand muss ja den Mut haben in solche Situationen zu rennen und wenn es wenigstens auch nur eine Person gerettet hat, so hat es sich wenigstens gelohnt", schloss Hera nun überzeugt.
„Das habe ich schon bemerkt", antwortete Kanan. Gerade heute hatte sie es wieder bewiesen. „Du bist vorhin auch zu mir geeilt, obwohl ich dir gesagt hatte, dass du wegbleiben sollst und obwohl es noch andere Leute dort unten gab, denen man vielleicht hätte helfen können." Aber sie hatte ihn über sie gewählt...
„Ich konnte dich doch nicht alleinlassen. Du gehörst inzwischen zu meiner Crew und meine Aufgabe als Captain ist es doch wohl ein Auge auf meine Crew zu haben", erklärte Hera abwinkend, „Und vielen Leuten dort hätte ich wohl nicht helfen können. Das Imperium war uns weit voraus, dieses Mal jedenfalls."
„Ich denke als Captain allein stehst du nicht in der Pflicht", bemerkte Kanan, denn er war nicht der Captain und würde dennoch alles für sie tun.
„Eine Crew beschützt sich gegenseitig, darauf können wir uns einigen, oder?", fragte Hera.
„Ja, da stimme ich dir zu. Voll und ganz", erklärte er lächelnd.
„In Ordnung... fühlst du dich denn nun bereit wieder mit unserem Gast zu sprechen und ihm gegenüberzutreten?", fragte Hera nun wieder etwas ernster.
Kanan seufzte. „Ja, aber ich weiß nicht, ob er auch bereit ist. Sicher ist er noch nicht darüber hinweg und ich bin zwar vorher nie einem begegnet, doch ich wage zu behaupten, dass mit einem wütenden Lasat nicht gerade zu spaßen ist."
Hera lächelte schwach. „Das kriegen wir schon hin. Ich sagte doch, ich kann auf mich aufpassen."
~
Ihr Gast hatte währenddessen versucht sich etwas zu beruhigen, dennoch war er ruhelos und ungeduldig. Er fragte sich, was er nun tun sollte. Er konnte die anderen Lasat nicht so einfach im Stich lassen, nicht wenn es noch Hoffnung gab, das andere Überlebende dort draußen waren, doch er war kaum in der Verfassung dafür.
Kanan und Hera betraten vorsichtig wieder das Zimmer um nach ihm zu sehen, wo er doch sicher noch ein paar Fragen an sie hatte. Bisher waren sie nicht einmal dazu gekommen, sich vorzustellen.
Zunächst blieb der Lasat noch etwas misstrauisch. Diese Leute hatten ihn zwar wohl gerettet, doch er konnte sie dennoch schwer einschätzen. „Was sollt ihr?", fragte er grimmig.
„Wir dachten du hast sicher ein paar Fragen", erklärte Hera mit sanfter Stimme.
„Ein paar vielleicht. Vor allem frage ich mich, wer ihr seid und warum ihr überhaupt auf Lasan wart", erwidert er ziemlich direkt.
„Wir sind... Leute die nicht viel vom Imperium halten und ihnen gern mal einen Strich durch die Rechnung machen", erklärte Kanan, „Ich bin Kanan und diese wundervolle Frau an meiner Seite ist Hera, die beste Pilotin der Galaxis." Er lächelte sie von der Seite an.
„Da gebe ich Kanan vollkommen recht", erwiderte sie lächelnd, „Du bist hier auf meinem Schiff, der Ghost. Wir waren auf Lasan, um deinen Leuten zu helfen. Jemand hat einen allgemeinen Notruf abgesendet, den wir zufälligerweise aufgefangen haben."
„Ich bin Garazeb, oder kurz einfach Zeb. Ich bin Mitglied der Ehrengarde der Lasat. Eigentlich sieht es uns nicht ähnlich so einen Notruf abzusetzen, aber anscheinend hat irgendjemand dort unten schon früher dieses falsche Spiel erkannt", murmelte er bitter, erneut mit einer Wut, die nicht allein auf das Imperium gerichtet war.
„Sieht ganz danach aus. Nachdem wir das Signal empfangen haben, sind wir sofort losgeflogen, um zu helfen. Aber als wir endlich ankamen, herrschte bereits ziemliches Chaos", bemerkte Kanan. Sie hatten keine Möglichkeit gehabt, früher dort zu sein. Dennoch wünschte er sich, sie wären es gewesen.
„Ja, die Eimerköpfe haben wohl geahnt, dass sie uns nicht mir fairen Mitteln würden schlagen können." In Zebs Stimme schwang neben der Wut auch ein gewisser Stolz für sein Volk mit. „Na ja, ich würde am liebsten sagen, dass es nicht nötig gewesen wäre, aber..." Es war seine Art eines Dankes. Sein Stolz war ziemlich verletzt und so fuhr er sich nur verlegen mit einer Hand in den Nacken. Ja, er war dankbar, dass diese Leute hier ihm wohl das Leben gerettet hatten, aber eigentlich war es seine Aufgabe andere zu retten und nicht andersherum.
„Schon okay, wir alle hier haben schließlich schon... unschöne Erfahrungen mit dem Imperium gemacht. Also verstehen wir das." Und zwar mehr als du denkst, dachte Kanan stumm bei sich. „Wenn es dir irgendwie ein Trost sein sollte, ich finde ihr habt euch gut geschlagen dort unten. Auch die stärksten Krieger haben keine Chance, wenn ihnen so in den Rücken gefallen wird."
„Ja, das wurde heute wohl bewiesen. Dennoch, ich werde sie nicht ungeschoren davonkommen lassen", erwiderte Zeb mit einer finsteren Entschlossenheit in der Stimme.
Besorgt schaute Hera kurz zu Kanan auf und wandte sich dann wieder dem Lasat zu. „Weißt du, wir sollten jetzt nicht überstürzt und aus dem Affekt handeln. Das würde niemandem helfen."
„Genau, sie hat recht. Ich verstehe, dass du es ihnen heimzahlen willst, wirklich! Aber Rache ist ein riskantes Geschäft", merkte Kanan vorsichtig an. Sein halbes Leben lang hatte man ihm eingebläut, wie gefährlich es war, dennoch wusste auch er, dass es für andere manchmal wie eine attraktive Option schien. „Am besten wäre es, wenn wir in Ruhe darüber nachdenken, was wir als nächstes tun wollen." Er konnte selbst kaum glauben was er da erzählte, immerhin handelte er gern unbedacht und überstürzt. Seine Aktion vorhin auf Lasan, als er die Macht angewendet hatte, war auch mehr riskant als überlegt gewesen.
Hera war zugegeben beeindruckt, was für vernünftige Vorschläge er machen konnte, wenn er nicht gerade mit flirten beschäftigt war.
„Vielleicht wäre es klüger, aber dafür habe ich keine Zeit", widersprach Zeb zwiegespalten und seufzte.
„Sie werden den Lasat die sie geschnappt haben sicher so schnell nichts antun. Sonst wäre das schon längst geschehen", überlegte Hera.
Kanan nickte zustimmend. „Ich vermute es ging ihnen hauptsächlich darum, ihre neue Waffe zu testen und das haben sie getan. Wenn sie jetzt noch leben, werden sie das auch noch ein bisschen länger tun. Wir haben also noch etwas Zeit." Die Lasat waren sicher gute Krieger, aber wohl nicht so einschüchternd, dass das Imperium sie unbedingt sofort vernichten musste. Dazu war das Vorgehen doch zu unorganisiert gewesen, es war zu leicht gewesen mit dem Schiff zu landen und wieder wegzukommen. Hätte das Imperium sie wirklich bis auf den letzten ausrotten wollen, hätten sie auch dort schwerere Geschütze aufgefahren. Kanan wusste immerhin, dass das Imperium sich ganz schön was ausdenken konnte, wenn sie jemanden wirklich dringend loswerden wollten.
„Aber wahrscheinlich nicht viel", seufzte Zeb niedergeschlagen.
„Dennoch genug, um sich einen Plan zurechtzulegen", meinte Hera entschieden.
„Denke ich auch. Vor allem solltest du dich ausruhen, Kumpel", bemerkte Kanan, „Das Zimmer hier wird ohnehin nicht benutzt, also kannst du vorerst hierbleiben." Er sollte sowas vermutlich erst mit Hera abklären, immerhin war das ihr Schiff, aber Zeb tat ihm leid und zudem war er sich recht sicher, dass Hera es ebenso sehen und damit einverstanden sein würde.
„Ja, das empfinde ich als eine gute Idee", bestätigte Hera, auch wenn sie Kanan nochmal einen strengen Blick zuwarf, da die Entscheidungsgewalt jawohl bei ihr lag!
„In Ordnung, aber haltet mir dann bitte diese verrücktgewordene fahrende Büchse vom Leib!", warf Zeb ein, der sich somit immerhin ein wenig einsichtig zeigte.
„Chopper? Ja, ich schätze das lässt sich einrichten", erwiderte Kanan. Zumindest solange Hera da ein Auge drauf hatte.
„Gut, denn er ist ziemlich außer Kontrolle geraten", murmelte Zeb.
„Keine Sorge, auf mich hört er", versicherte Hera ihm beruhigend und ließ ihn dann allein, damit er noch etwas Ruhe finden konnte.
„Leider hört er auch nur auf sie. Ich weiß wirklich nicht, was mit diesem Droiden nicht stimmt. Du hast meine Erlaubnis ihm einen Tritt zu verpassen, wenn er sich nochmal so danebenbenimmt", erklärte Kanan noch zwinkernd, ehe er ebenfalls ging.
Nun lächelte Zeb doch ein wenig. „Okay, ich mag den Kerl", murmelte er, wurde sich dann jedoch der Realität wieder schmerzlich bewusst und verlor das Lächeln auch sogleich. Seufzend legte er sich auf das Bett. Umso schneller er wieder richtig fit war, umso besser.
~
Als Kanan zu Hera stieß, hatte sie eine etwas finstere Miene aufgesetzt. „Nächstes Mal entscheide ich wer auf meinem Schiff bleibt und wer nicht, okay?", bemerkte sie streng.
„Ich weiß, ich musste dich lange überreden, bevor ich die Ghost überhaupt sehen durfte, aber er ist nun schon einmal hier und außerdem glaube ich, dass ich dich inzwischen gut genug kenne, um zu wissen, dass er dir genauso sehr leidtut, wie mir", erklärte Kanan sich, „Du solltest wissen, dass ich darüber nachgedacht habe, bevor ich einen Mann einlade auf deinem Schiff zu übernachten."
„Pff, wenn du es sagst, Süßer. Ich hätte es selbst auch vorgeschlagen, aber nächstes Mal überlass dem Captain die Entscheidung!", meinte sie, war ihm jedoch nicht wirklich wütend in der Sache.
~
Ein paar Stunden später war die gewohnte Routine auf dem Schiff wieder angebrochen. Hera war erneut vertieft in ihre Planung und versuchte einen Weg herauszufinden, wie sie am besten an Vorräte und Credits kommen könnten. Um die möglichen Lasat die es dort draußen noch gab, dachten sie jetzt gerade nicht zu viel nach. Sie könnten Zebs Einschätzung gebrauchen, aber wollten ihm etwas Zeit geben das Geschehene zu verarbeiten. Außerdem hatten sie kaum Anhaltspunkte.
Kanan machte sich Sorgen um Hera. Nicht weil sie verletzt worden wäre, in diesem Sinne ging es ihr vollkommen gut. Aber er vermutete, dass die ganze Angelegenheit mit Lasan auch ihr noch zu schaffen machte und sie sich vielleicht ebenso etwas zurückziehen und sich ausruhen sollte, anstatt sich gleich wieder in die Planung zu stürzen. Der Jedi hatte inzwischen gelernt, dass das ihre Art war, mit schweren Situationen klarzukommen, doch das sorgte nicht dafür, dass es ihm mehr gefallen würde.
Daher wollte er ihr etwas Gutes tun und sie ablenken. Also lief Kanan kurzerhand zu ihr, nachdem er das Vorgehen einige Zeit mitangesehen hatte und setzte sich schließlich neben sie. „Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du sehr attraktiv aussiehst, wenn du so nachdenklich bist?"
„Ja, ja", erwiderte Hera bloß, die sich von seinen Flirtereien nicht ablenken lassen wollte. Ihr Kopf war noch immer über das Pad gebeugt, wo all ihre Informationen standen, während sie nach Fehlern, Risiken und anderem suchte.
Kanan schaute sie nachdenklich von der Seite an. So schnell würde er sich nicht geschlagen geben! Hera hatte ihn ja nicht einmal angeschaut... aber er wusste sich schon zu helfen.
Er nahm ihr einfach das Pad aus der Hand.
„Hey! Was soll das?", fragte Hera entsetzt und mit so einer strengen Stimme, wie Kanan sie noch nie gehört hatte.
Das veranlasste ihn sogar beinahe dazu, seine Idee anzuzweifeln. Aber auch nur beinahe. Zumindest war er sich nicht sicher, ob ein Scherz angebracht war oder ob Hera ihn dafür umbringen würde. Doch eigentlich löste er all seine Probleme mit Scherzen, wenn er gute Laune hatte und erst recht wenn er schlechte Laune hatte. „Wenn du so auf dein Pad schaust, werde ich noch eifersüchtig", erklärte er also lächelnd, ohne es wieder herauszurücken.
„Weißt du, ich habe wirklich wichtigeres zu tun, als deine kindischen Anmachsprüche. Wir brauchen die Vorräte und bevor wieder alles in einer Katastrophe zugrunde geht, will ich es doppelt überprüft haben. Also lass mich einfach meine Arbeit machen! Danke!" Grimmig schnappte sie sich das Pad aus seiner Hand.
Kanan schaute sie einen Moment lang lediglich verwundert an. So hatte sie sich ihm gegenüber noch nie verhalten. Prinzipiell erlebte er sie äußerst selten wütend. Das zeigte ihm nur deutlich auf, dass sie sich wirklich zu sehr in die Angelegenheit hineinsteigerte und es ihr nicht guttun konnte! „Wie ich das sehe, sind wir nicht am Verhungern und die Ghost hält sich auch noch in der Luft, also kann das mit den Vorräten nicht zu dringend sein und darüber hinaus kann ich dir auch verraten, dass wir auf solche Aktionen des Imperiums niemals vorbereitet sein werden. Die Lasat sind für ihre Kampfkünste bekannt und sie befanden sich auf ihrem Heimatplaneten, den wohl niemand besser kennt als sie selbst. Und ich will eigentlich nicht von den Jedi reden, die ihre Macht hatten, die sie am Ende auch nicht retten konnte. Was soll ich sagen? Ich war nun zum zweiten Mal Zeuge einer solchen Massenvernichtung des Imperiums und ich weiß genau, dass wir jetzt nichts tun können. Auch wenn es nicht das ist, was du hören willst." Es hatte sich eine gewisse Bitterkeit in seine Stimme geschlichen, da er weder gern über dieses Thema sprach, noch Hera irgendwelche schlechten Nachrichten überbringen mochte, aber er wollte, dass sie aufhörte auf dieses dämliche Pad zu schauen!
Für ein paar Sekunden war ihr Blick jedoch weiterhin stumm auf das Pad gerichtet, ehe sie seufzte. „Ich weiß... aber das macht es nicht einfacher. Eher im Gegenteil. Ich will einfach irgendetwas tun. Ich kann nach allem nicht stillsitzen und nichts tun", erklärte sie und schaute entschuldigend zu ihm auf. „Tut mir leid, ich wollte nicht grob zu dir werden oder dich anschreien."
„Kein Problem, ich weiß...", fuhr Kanan nun ruhiger fort und sprach unglaublich sanft, „Es ist schwer, aber du schlägst dich gut. Besser als ich allemal. Wenn ich ehrlich bin, bewundere ich dich oft dafür, wie gut du zurechtkommst, auch allein. Und dass du jeden Tag wieder die Kraft und den Mut hast, für diese Sache einzustehen, die dir so wichtig ist. Ich weiß, dass du viel bewirken wirst und willst, aber das braucht Zeit." Er meinte, was er sagte. Manchmal schockierte es ihn beinahe ein wenig, wie viel von einem Jedi Hera eigentlich doch hatte, was ihren Mut und ihre Selbstlosigkeit und Selbstdisziplin betraf und dass sie ihn darüber bei weitem überbot.
„Aufzugeben würde schließlich niemandem etwas nützen. Selbst wenn es nur ein kleiner Effekt ist, ich will schon heute etwas bewirken, aber ich schätze du hast recht... es braucht seine Zeit", gab Hera zu und schaute Kanan von der Seite an. Gerade eben war er noch da gewesen und nun war der flirtende Idiot nicht mehr zu sehen. Sie sah nur einen verlässlichen Partner, der sie auffing, wenn es schwer wurde. Sie taten das beide gegenseitig füreinander. Und vielleicht sorgte es dafür, dass ihre Wangen etwas dunkler wurden. „Weißt du, du bist heute doch erstaunlich ernst und fokussiert. Die meiste Zeit jedenfalls. Und es gefällt mir, um ehrlich zu sein", gestand sie ihm lächelnd.
„Du bist ein größerer Fan vom ernsten Kanan als ich, aber ich schätze, ich nehme was ich kriegen kann", bemerkte Kanan schwach lächelnd. Er wollte den Moment nicht gleich wieder zunichtemachen, auch wenn das wenigstens eine Sache war, von der er wusste, dass er nicht schlecht darin war. „Ich schätze die ein oder andere Sache ist eben doch von meiner Ausbildung hängengeblieben."
„Bei dem ernsten Kanan sehe ich nun mal besser, woran ich bin und er zeigt mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen und hier ein verlässliches Crewmitglied habe", erwiderte Hera und man konnte heraushören, dass er heute scheinbar Eindruck hinterlassen hatte.
„Du kannst dich immer auf mich verlassen", betonte Kanan, dem es sehr wichtig war, dies klarzustellen. Er war sich natürlich bewusst, dass er sich ab und zu wie ein ziemlicher Idiot aufführte, aber meistens wusste er genau, was er da tat und Hera war ihm in der Zeit, die sie nun schon miteinander verbrachten, so wichtig geworden, dass er nicht zulassen wollte, dass ihr etwas passierte.
„Ich weiß", antwortete sie nun sanft. So hatte sie es nicht gemeint. „Ich wollte damit sagen, dass ich mich auf dich verlassen kann als... emotionale Stütze."
„Hera, ich stütze gern all deine Emotionen, welche auch immer", bemerkte Kanan mit einem für den Gesprächsverlauf eher unangemessenen Lächeln. Er wollte ja, dass sie sich auf ihn verließ und er wusste, dass sie vermutlich lieber etwas anderes gehört hätte, aber er konnte nicht anders. Gespräche, die zu ernst wurden, bereiteten ihm Unbehagen und machten ihn nervös, darum wich er gerne aus. Es war auch einfach zu leicht.
„Ich hatte mir schon gedacht, dass sowas als Antwort kommen würde", erwiderte Hera augenrollend und leicht enttäuscht. Aber egal, sie kannte den Jedi inzwischen gut genug, um zu wissen, dass es ein Zeichen war das Thema zu wechseln, also wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
Kanan bemerkte ihre Enttäuschung und es tat ihm sogar ein wenig leid, da er wusste, dass sie sich einen anderen Verlauf des Gesprächs erhofft hatte. Aber abgesehen davon, dass er sie nun einmal gern daran erinnerte, dass er sofort für eine etwas andere Art von Beziehung mit ihr zu haben wäre, konnte er diese Gewohnheit einfach nur schwer ablegen. Seit Jahren zog er sich auf diese Weise aus ernsten Situationen heraus, da hieß es davonlaufen oder sie mit Witzen oder Sarkasmus entschärfen. Da ersteres in diesem Fall keine wirkliche Option war, griff er eben auf zweiteres zurück, wobei Flirten in dieselbe Kategorie fiel. Es hatte denselben entschärfenden Effekt. „Aber das ist gut, das bedeutet, dass wir uns immer besser kennenlernen", warf er mit einem zufriedenen Lächeln ein. Es war immerhin etwas.
„Lustigerweise habe ich auch so etwas in der Art gedacht", erwiderte Hera zwinkernd, wollte sich dann aber wirklich auf ihre Arbeit konzentrieren. Es musste ja doch früher oder später erledigt werden und sie wollte es nicht zu lange aufschieben.
Doch dann kam Chopper angerollt und schien ihr mal wieder einen Strich durch die Rechnung zu machen. Der Droide kam angerast wie ein Schiff aus dem Hyperraum!
„Chopper, ruhig! Ich verstehe dich nicht... was ist mit dem Lasat?", fragte sie verwundert und legte das Pad zur Seite.
„Hat er dich getreten, weil du ihn schon wieder belästigt hast? Denn wenn ja, habe ich ihm die Erlaubnis dazu gegeben, du musst dich also gar nicht erst bei uns beschweren", warf Kanan leicht schmunzelnd ein.
„Du hast was!?", fragte Hera ihn nun mit wütendem Blick, „Okay ich nehme alles, was ich eben gesagt habe zurück." Angestrengt wandte sie sich von ihm ab und versuchte erneut zu verstehen, was Chopper da herumpiepste. „Er hat was? Die Phantom...?" Erschrocken sprang sie auf und lief zu den Monitoren im Cockpit. Aber doch, es stimmte. Die Phantom war abgekoppelt worden, jemand hatte sie einfach mitgenommen und es war wohl offensichtlich wer dieser jemand war.
Großartig, Hera Syndulla. Nun hat jemand einen Teil deines Schiffes gestohlen, während du dich darin befunden hast, nur weil du dich von einem Idiot von einem Jedi hast ablenken lassen!
„Ich weiß nicht...", murmelte Kanan, der nun hinter ihr auftauchte, „Bin ich nun der Meister der Ablenkung, weil sie so gut war, dass du nicht einmal mitbekommen hast, wie dein eigenes Schiff entwendet wurde, während wir direkt hier waren oder er, weil er tatsächlich verrückt genug ist, eine Ablenkung auszunutzen, um einen Teil deines geliebten Babys zu entführen", überlegte er amüsiert. Er war ein wenig besorgt, aber irgendwie auch beeindruckt. Von Zeb, als auch von sich selbst.
„Ja du hast mich abgelenkt, aber spar dir diesen stolzen Ausdruck auf dem Gesicht! Ich nehme nun definitiv alles zurück, was ich in den vergangenen Minuten Positives über dich gesagt habe! Und wenn du dachtest ich wäre vorhin wütend gewesen, kannst du dich auf etwas gefasst machen, wenn wegen dir irgendetwas mit meinem Schiff passiert!", erklärte Hera mit gefährlich kühlem Unterton.
„Was? Jetzt ist es allein meine Schuld? Ich hätte niemals dein Schiff entführt und wenn ich gewusst hätte, dass Zeb es vorhat, hätte ich ihn vor dir gewarnt", verteidigte Kanan sich.
„Nun kommt es darauf an, es zurückzuholen und den Entführer in Sicherheit zu bringen, damit ich ihm eine Lektion erteilen kannst. Da du das ganze hier ja so amüsant zu finden scheinst, wirst du die Schuld für all dies tragen!", erklärte Hera und wartete ungeduldig darauf, dass Kanan sich in Bewegung setzte, damit sie ihr Schiff finden würden!
„Ach, so läuft das hier also...", murmelte er, „Aber immerhin wissen wir wohl, wohin er unterwegs ist."
„Hoffentlich finden wir ihn nur, bevor das Imperium es tut", warf Hera ein, während sie auf dem Pilotensitz platznahm.
„Hoffe ich auch", erwiderte Kanan, der nun vollkommen ernst war. Ließ man mal außen vor, dass er Heras Schiff entführt hatte, Zeb steckte in Schwierigkeiten. Sicher war er nach Lasan unterwegs und dort waren sicher noch immer Leute des Imperiums zugange, die dort ein wenig aufräumen sollten. Zeb sollte ihnen lieber nicht über den Weg laufen, mit einem einzelnen Lasat würden die sicher kurzen Prozess machen. Das könnte böse enden.
„Bereit schon wieder nach Lasan aufzubrechen?", fragte Hera.
„Danke für die Nachfrage, aber du würdest dich ohnehin von nichts und niemandem aufhalten lassen", bemerkte Kanan und lehnte sich zurück, dabei war er aber alles andere als entspannt.
„Da hast du allerdings recht", pflichtete Hera ihm bei.
~
Während sie durch den Hyperraum flogen, stellte Chopper klar, dass der Tarnmodus der Ghost auch funktionierte und sie problemlos am Imperium vorbeikommen konnten. Ansonsten war alles recht ruhig während des Fluges, da alle besorgt und angespannt waren und Hera nach allem noch etwas wütend. Als sie den Hyperraum verließen bat Kanan den Droiden nach dem Signal der Phantom Ausschau zu halten.
Schließlich gelang es Chopper das kleine Aufklärungsschiff zu orten. Wie es aussah war Zeb immerhin nicht mitten zwischen den imperialen Einsatzkräften gelandet, sondern etwas abseits runtergegangen.
Sie landeten neben der Phantom. Sie war vollkommen unversehrt wie es aussah, doch verlassen. Zeb war nicht mehr hier.
„In Ordnung, wir müssen ihn finden... hat jemand eine Idee?", fragte Hera.
„Ich denke wir müssen uns nur überlegen, wo sie wohl die Gefangenen festhalten würden, denn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wird Zeb genau dorthin gegangen sein, um sie rauszuholen", überlegte Kanan, „Was leider auch bedeutet, dass er sich wohl direkt in die Arme des Imperiums begeben hat."
Hera seufzte. „Und wir uns wohl gleich mit ihm, wie es aussieht. Das wird ein Spaß... vielleicht können wir wenigstens versuchen halbwegs ungesehen reinzukommen, ein paar Uniformen... ausborgen." Sie versuchte sich irgendwie auf die Schnelle einen Plan zurechtzulegen, auch wenn sie nur begrenzte Mittel zur Verfügung hatten.
„Vielleicht.... Aber ehrlich gesagt fürchte ich, dass du dann immer noch auffallen würdest", bemerkte Kanan zweifelnd. Er hatte noch nie eine Twi'lek unter den Imperialen gesehen und mit den normalen Uniformen konnten sie das wohl kaum verbergen. „Oder nur ich verkleide mich und wir behaupten, ich hätte dich gefunden, wie du zu viele Fragen gestellt hast, deshalb sollte ich dich zu den anderen Gefangenen bringen?"
„Okay, das klingt nach einer Möglichkeit", meinte Hera. Ihr gefiel es nicht unbedingt, doch es klang nach ihrer besten Chance im Augenblick.
Chopper piepste unwohl und fuhr leicht vor und zurück.
„Keine Sorge, wir kommen schon wieder raus. Koppel du die Phantom wieder an das Schiff und halte dich bereit, falls wir schnell weg müssen", wies Hera den Droiden lächelnd an, der sich widerwillig damit zufriedengab. Immerhin musste er nicht mit auf die Anlage.
„Pass einfach auf, dass das Schiff nicht noch einmal gestohlen wird", trug Kanan ihm auf.
~
Damit ließen sie das Schiff und Chopper zurück, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie überwältigten einen der Offiziere, sodass Kanan dessen Uniform an sich nehmen konnte und drangen dann in die Anlage ein, die das Imperium hier auf Lasan zu seiner Zentrale umfunktioniert hatte.
Mehrmals wurden sie angesprochen, da es die Leute doch verwunderte, dass er eine Twi'lek statt eines Lasat abführte, aber irgendwie wurden sie doch immer weitergelassen. Von Zeb fehlte jedoch scheinbar jede Spur. Da sie keinerlei andere Anhaltspunkte hatten, suchten Kanan und Hera also den Gefangenentrakt auf, in der Hoffnung den Lasat dort womöglich zu finden, falls er bei seinem Einbruch hier geschnappt worden war. Kanan war dabei so angespannt, dass er sich fast nicht einmal mehr darüber freuen konnte, dass er so dicht hinter Hera lief und sie nicht loslassen durfte, damit sie den Anschein wahrten, sie wäre seine Gefangene. Ein wenig gefiel es ihm schon noch.
Hera entdeckte ihren neuen Freund schließlich als erste. Um ehrlich zu sein, schien Zeb der einzige Gefangene hier unten zu sein. Sie erkannte schnell, dass es sich um ihren Lasat handelte, weil Zebs Haltung ihn als Krieger auszeichnete. Er war unruhig, aufrecht trotz der Zelle und wenig eingeschüchtert wie es die meisten Gefangenen nach dem heutigen Tage wohl wären. Unauffällig deutete sie mit dem Kopf in die entsprechende Richtung, um auch Kanan auf ihn aufmerksam zu machen.
Dieser nickte und bog schnell mit ihr zu der entsprechenden Zelle ab. „Pass auf, dass niemand kommt", murmelte er und stellte sich an das Bedienfeld, um die Tür zu öffnen. Leider war bei seiner gestohlenen Uniform keine Zugangscodes dabei gewesen... er seufzte. Dann eben auf die altmodische und gefährliche Art. Er schloss die Augen und konzentrierte sich mit der Macht auf das Schloss. Es war kein allzu komplizierter Mechanismus. Er hatte das hier zwar lange nicht mehr gemacht, aber er bekam diese Tür schon geöffnet...
Zeb war währenddessen aufgesprungen und hielt sich bereit, für den nächsten uniformierten Idioten, der es wagen würde, ihm zu nahe zu kommen! Doch dann erblickte er Hera und verstand, was hier vor sich ging. Zwar war er etwas verwirrt, dass sie hier auftauchten oder wie Kanan das Schloss aufbekommen wollte, doch er war nicht in der Position, sich zu beschweren.
Dann hatte der Jedi den Dreh auch schon raus und mit nur einer Handbewegung, entriegelte sich das Schloss und die Tür glitt auf. Sowas konnte man wohl nicht verlernen, stellte Kanan zufrieden fest. Zusammen mit Hera schob er sich schnell in die Zelle, damit sie sich kurz unterhalten konnten, ohne jedem direkt aufzufallen.
„Ich muss schon sagen, ziemlich mutig", stellte Zeb anerkennend fest und war froh sie zu sehen.
„Mutig von dir, mein Schiff zu stehlen. Aber das bereden wir später", erklärte Hera streng, „Erst müssen wir dich hier rausschaffen."
„Ja und das könnte kniffliger werden als hier reinzukommen, immerhin bewegen wir uns dann mit den Gefangenen von den Zellen weg", warf Kanan ein. Aber irgendwie war es schon machbar... irgendwie.
„Sie haben die anderen ebenso von hier fortgebracht", warf Zeb mit geballten Fäusten ein.
„Also wurden die restlichen Lasat verlegt? Das könnte uns gerade jetzt nützlich sein", stellte Hera zufrieden lächelnd fest.
„Stimmt", nickte Kanan, „Dann kommt ihr beide mit mir und wir hoffen, dass diese Imperialen nicht zu viele Fragen stellen, bis wir es zum Schiff geschafft haben." Dafür, dass sie diesen Plan so spontan zusammensetzen mussten, schien er doch nicht allzu schlecht zu sein.
„In Ordnung, aber wir müssen vorher meine Waffe holen! Wenigstens die werde ich hier nicht zurücklassen!", warf Zeb kompromisslos ein. Es war deutlich, dass er darüber nicht mit sich diskutieren ließ.
„Und wo ist sie?", fragte Hera mit erhobenen Augenbrauen.
„Ich weiß es nicht...", gab der Lasat zu.
„Können wir dir nicht einfach eine neue Waffe besorgen?", wollte Kanan wissen. Die beiden hier rauszuführen war eine Sache, aber wenn man sie auf dem Weg zur Waffenkammer entdeckte, würde ihnen wohl niemand abkaufen, dass sie dort hingehörten.
„Nein, das wäre als würdest du deine Freundin hier bitten ihr Schiff aufzugeben", erklärte Zeb entschieden.
Oder als würde ihm jemand sein Lichtschwert abnehmen, Kanan verstand schon. „Also gut", gab er sich geschlagen, „Ich habe eine Idee, wo sie sein könnte. Also... lasst euch von mir abführen." Er warf einen Blick auf den Flur um zu sehen, ob die Luft rein war und trat dann mit den anderen aus der Zelle.
„Hoffentlich kaufen sie uns diese Geschichte ab", murmelte Zeb, während er und Hera sich dicht bei Kanan hielten, um nicht noch mehr aufzufallen, als sie es ohnehin schon taten. Er hoffte wirklich, dass dieser Typ wusste, was er tat. Immerhin schien er scheinbar Schlösser knacken zu können, auch wenn ihm das irgendwie komisch vorgekommen war.
Kanan führte die beiden ein Stück des Weges entlang, den er zuvor bereits mit Hera genommen hatte, bog dann irgendwann jedoch ab. Sie begegneten zum Glück nur recht wenigen Leuten, die ihnen lästige Fragen hätten stellen können. Schließlich fanden sie einen kleinen Raum, der von einer einzelnen Wache beschattet wurde.
„Schätze, da könnte sie drin sein", bemerkte Kanan leise.
„Was genau hast du vor? Die Wache niederschlagen?", fragte Zeb und war bereit für einen schnellen Angriff.
„Nein!", widersprach Kanan schnell, „Ich glaube wir brauchen seine Hilfe, um die Tür zu öffnen. Ich kann auch nicht jedes Schloss knacken und habe immer noch keine Zugangsdaten. Ich kümmere mich schon darum. Wartet einfach hier." Er hoffte, dass das auch wirklich gutgehen konnte.
Skeptisch und leicht verwirrt blickte Zeb zu Hera. Diese nickte nur, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war, obwohl sie sich selbst fragte, was Kanan sich nun schon wieder ausgedacht hatte.
Die Wache schien jedoch etwas zu wittern, als Kanan auf sie zukam. „Was machen Sie, 7284, außerhalb ihres Postens und was hat es mit diesen zwei Gefangenen dort auf sich?", wollte er wissen und deutete zu Zeb und Hera herüber.
„Oh, die werden versetzt. Aber vorher müsste ich da nochmal kurz rein", erklärte Kanan bestimmt und versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen.
„Und wofür? Ich habe keinen solchen Befehl erhalten. Ich habe strikte Anweisungen", erklärte die Wache wenig überzeugt.
Kanan merkte, dass er so wohl nicht weit kommen würde und er wollte ungern riskieren, dass der Mann noch Alarm schlug. Dann würde es wirklich schwer werden von hier zu verschwinden. „Hey, Befehl ist Befehl ich weiß, aber lass uns doch mal eine kleine Ausnahme machen! So zur Feier des Tages und so. Auf unseren Sieg?" Kanan platzierte sich mit Absicht so, dass Zebs und Heras Blick etwas auf seinen Rücken beschränkt war und schaute den Mann dann eindringlich an. „Ich würde also sagen, du lässt uns da rein und vergisst einfach, dass wir jemals hier gewesen sind", sagte er deutlich und verlieh seinen Worten mit der Macht mehr Nachdruck.
Doch es schien nicht zu wirken wie gewünscht. „Was glaubst du wer du bist, mir Befehle erteilen zu können?", fragte der Wachmann empört.
Kanan packte ihn an der Schulter. Konnte doch nicht sein, dass es ausgerechnet bei diesem Kerl nicht funktionieren sollte! Also versuchte er es erneut. „Du wirst diese Tür öffnen und dann vergessen, dass wir jemals hier waren."
„Ich öffne diese Tür und vergesse, dass ihr jemals hier wart", meinte die Wache in einer leichten Trance und öffnete ihm die Tür.
Zeb konnte kaum fassen, dass Kanan den Mann wirklich dazu überredet haben sollte, blieb aber still, da jetzt nicht der Zeitpunkt für Fragen war.
Nun winkte Kanan die beiden zu sich heran und sie betraten zusammen die Kammer. „Gut, dass ich meinen unglaublichen Charme besitze, nicht wahr Hera?", fragte er nebenbei, um zu überspielen, was eben passiert war. Ihr neuer Freund stellte gar keine Fragen und er wusste nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war.
„Ja, manchmal ist der nützlich", nickte Hera, auch wenn sie genau wusste, dass mehr dahintersteckte. Ob man es wirklich Charme nennen konnte, war sie sich unsicher, aber es war jedenfalls nett zu sehen wie er seine Fähigkeiten nutzte, um zu helfen, anstatt sie irgendwie zu vergeuden.
Doch dann hielt Zeb es doch nicht mehr aus. „Wie genau hast du es gemacht?", wollte er wissen, nachdem er seine Waffe gefunden und an sich genommen hatte. Scheinbar hatte Kanan sich zu früh gefreut.
„Indem ich sehr charismatisch bin und... ein Überzeugungskünstler. Frag Hera, die habe ich schließlich auch davon überzeugen können, mich bei ihr einziehen zu lassen! Oder es liegt an meinem vertrauensvollen Auftreten", erklärte Kanan und reimte sich im Grunde alles zusammen, was ihm gerade so einfallen wollte. Eine wirklich plausible Erklärung wollte ihm nicht in den Sinn kommen. Abgesehen von der Wahrheit natürlich, aber er konnte kaum herumrennen und die jedem auf die Nase binden. Er würde gern noch etwas länger am Leben bleiben.
Zeb war nicht wirklich überzeugt, nickte aber trotzdem. Er musste es nicht verstehen. Vielleicht hatte Kanan wirklich ein besonderes Charisma und die Eimerköpfe waren auch nicht gerade die hellsten Sterne in der Galaxis. Doch merkwürdig blieb es und er hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass sie einfach an so leichtgläubige Soldaten geraten sollten. Aber dadurch hatte er immerhin seine Waffe zurückbekommen.
„Gut, ist das alles? Dann würde ich vorschlagen, dass wir endlich abhauen", schlug Kanan ungeduldig vor. Er hatte Zweifel daran, dass ihre kleine Lüge wirklich so lange unbemerkt bleiben sollte und war nicht sehr scharf darauf dies auszutesten.
„Ich würde vorschlagen, dass du sie aber Kanan übergibst, bis wir draußen sind. Kein Gefangener läuft hier mit Waffen herum", merkte Hera an.
Zeb nickte und reichte dem Jedi etwas widerwillig seine Waffe. „Ich bekomme sie aber zurück. Sonst bekommst du das ab, was ich diesen Eimerköpfen in Zukunft geben werde, wenn ich denen begegne."
Kanan hielt es nicht für notwendig darauf zu antworten, während sie sich wieder in Bewegung setzten. Gerade er hatte es nicht nötig jemanden seine Waffe wegzunehmen und hatte inzwischen auch so viel verstanden, dass sie dem Lasat sehr wichtig schien. Er respektierte das. Immerhin trug auch Kanan sein Lichtschwert immer versteckt mit sich herum, obwohl er nicht einmal vorhatte es einzusetzen! Es war nur unheimlich schwer, sich davon zu trennen. Nicht einmal Hera wusste bisher davon.
Also hatte Zeb wirklich nichts zu befürchten. Aber auch das konnte er dem Lasat mal wieder sehr schlecht erklären, ohne dabei gleichzeitig sein größtes Geheimnis zu verraten.
~
Sie kamen dem Ausgang immer näher. Alle waren angespannt, doch wagten langsam zu hoffen, es tatsächlich ohne weitere größere Schwierigkeiten zu schaffen. Als schon wieder ein Offizier um die Ecke bog, bereitete Kanan sich darauf vor, zum tausendsten Mal die Frage zu beantworten, was er mit den beiden Gefangenen vorhatte.
„Hey, was wird das hier?", fragte der Mann.
„Diese Gefangenen sollen verlegt werden", erklärte Kanan ruhig.
„Ach ja? Ich dachte die Lasat wären bereits alle verlegt worden. Und woher kommt diese Twi'lek?"
„Das übersteigt mein Wissen, Sir. Aber sie hat zu viele Fragen gestellt und darum haben wir auch sie in Gewahrsam genommen", erklärte Kanan schulterzuckend.
„Das ist ja seltsam...", stellte der Mann skeptisch fest und bedachte vor allem Hera mit einem forschenden Blick. „Schade eigentlich, dass sie schon weggebracht wird."
Kanan gefiel es nicht, dass der Mann scheinbar nichts Besseres vorhatte, als Fragen zu stellen und erst recht gefiel ihm dieser Blick auf Hera nicht. Also trat er nun einen Schritt vor und schob den protestierenden Offizier zur Seite. „Tut mir leid, aber ich habe hier einen Job zu erledigen und eine Mitfahrgelegenheit wartet bereits auf diese beiden."
Doch bevor er mit finsterem Blick davonmarschieren konnte, wurden weitere Personen auf ihr Gespräch aufmerksam.
„Hey! Ist das nicht dieser Lasat, der hier vorhin so reingestürmt ist? Was soll das hier?"
„Scheinbar wird er verlegt", erklärte der Offizier, der Kanan nun mit bösem Blick bedachte.
„Was? Nein, es ist noch keine Verlegung für ihn angeordnet worden. Davon wüsste ich!", erwiderte der Mann verwirrt. Nun blickten sie beide mehr als misstrauisch auf Kanan.
„Es handelt sich hier vermutlich bloß um ein Missverständnis", merkte er an, doch er sah, dass die beiden ihm keinen Glauben schenkten. So viel zu seiner unglaublichen Überzeugungskraft...
Seufzend schnappte er sich nun Zebs Waffe und schlug sie dem Offizier gegen den Kopf, bevor er sie dem anderen beinahe in derselben Bewegung in den Bauch stieß. „Hm, diese Waffe ist gar nicht so schlecht", stellte er positiv überrascht fest.
„Ja und noch besser, wenn man sie richtig benutzen kann", erwiderte Zeb mit einem Grinsen im Gesicht. Er war ein wenig beeindruckt wie Kanan kämpfte, er konnte ihm ansehen, dass er wusste, wie man sich bewegte. Dennoch bevorzugte er es, die Waffe in seinen eigenen Händen zu sehen. „Kriege ich sie nun zurück oder halten wir an dieser dämlichen Geschichte hier fest?"
„Ich fürchte es hat kaum noch Sinn... das hier wird kaum lange unbemerkt bleiben. Wir sollten uns lieber beeilen und möglichst schnell verschwinden", stellte Kanan fest, reichte Zeb dessen Waffe und gab Hera auch ihren Blaster zurück.
„Aber am besten durch einen anderen Ausgang. Sobald sie wissen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, werden sie sofort das Haupttor blockieren", erklärte sie.
„Gute Idee. Irgendwelche Vorschläge?", fragte Kanan. Vielleicht war ihnen ein passendes Ziel bereits ins Auge gefallen.
„Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es einen Durchgang für Droiden den wir nutzen könnten oder sowas", überlegte Hera.
„Möglich...", murmelte Kanan. Dann mussten sie wohl einfach den Weg mit möglichst wenigen Sturmtruppen und Offizieren einschlagen und auf das Beste hoffen.
Da keine Zeit für große Pläne blieb, eilten sie wieder los und schlugen dieses Mal eine andere Richtung ein. Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, wann es Ärger geben würde.
Hera hatte sich schnell an die Spitze der Gruppe gesetzt und achtete trotz der Eile darauf, vorsichtig zu sein und den Truppen nicht direkt in die Arme zu rennen. Sie hatte den Aufbau der Anlage grob im Kopf, wenigstens das was sie und Kanan hatten finden können, während sie zurück nach Lasan geflogen waren. So versuchte sie die großen Gänge zu meiden, auch wenn sie dafür einen Umweg in Kauf nahmen.
Doch kurz vor dem nächsten Ausgang stießen sie dann doch auf eine größere Truppe Sturmtruppler. Sie überraschten die drei, als sie plötzlich aus einem Nebengang traten, der zuvor noch hinter einer geschlossenen Tür gelegen hatte.
Hera bemerkte es erst, als sie direkt davorstand und erschrocken zu den Soldaten aufblickte. Immerhin reagierte Kanan schneller. Er zog sie zur Seite und aus der Schussbahn, ehe er mit seinem Blaster auf das Panel neben der Tür schoss und somit immerhin den Großteil der Truppen auf der anderen Seite einsperrte. Sie waren noch immer weit in der Unterzahl, doch es sorgte immerhin für etwas bessere Chancen.
Hera schaute einen Moment lang nur mit großen Augen zu ihm auf. Kanan in Aktion zu sehen, ernst und ohne seine Albernheiten beeindruckte sie immer wieder und löste ein komisches Gefühl in ihr aus. Doch nun gab es wesentlich wichtigeres, auf das sie sich konzentrieren sollte!
Sie nahm ihren Blaster fest in die Hand und schloss sich den anderen beiden im Kampf gegen die Sturmtruppen an. Während sie und Kanan sich mehr im Hintergrund hielten, stürmte Zeb direkt auf die Soldaten zu, schlug mit seiner Waffe auf sie ein und schien sogar ein gewisses Gefallen daran zu finden.
„Das tut echt gut, nachdem diese Idioten mich weggesperrt haben", erklärte er voller Genugtuung, als die Soldaten am Boden lagen.
„Wir müssen uns beeilen, bevor sie einen anderen Weg zu uns finden!", erklärte Hera bloß und lief zu dem kleineren Ausgangstor. Doch zu ihrer Enttäuschung musste sie feststellen, dass es verschlossen war. Sie versuchte es an dem Panel neben der Tür, doch irgendwie wollte nichts funktionieren. Dabei lief ihnen die Zeit davon!
„Ich finde es tut einfach so gut", erwiderte Kanan an Zeb gewandt. Er mochte den Lasat, wenn er sie nicht gerade in Schwierigkeiten brachte. Doch dann bemerkte er, dass Hera Schwierigkeiten hatte und lief zu ihr herüber. „Soll ich es wieder versuchen?", bot er ein. Ihnen rann die Zeit davon, also war es eine Option auf seine Jedi-Trickkiste zurückzugreifen, auch wenn es sehr riskant war. „Aber dann wäre es gut, wenn du unseren neuen Freund etwas ablenken würdest." Zeb hatte ohnehin bereits eigentlich viel zu viel gesehen.
Hera nickte verstehend und trat neben den Lasat. „Wir halten Wache, damit Kanan bei seiner Arbeit nicht gestört wird. Es können jeden Moment neue Sturmtruppen hier auftauchen!", erklärte sie ihm.
Es dauerte auch nicht lange, da hörte man die Schritte von Sturmtruppen, die näherkamen. Anscheinend nahmen sie es wirklich furchtbar ernst, dass hier jemand eingedrungen war und schickten daher gleich mehrere ihrer Einheiten los... immerhin war ihnen noch eine Tür im Weg, doch sehr lange aufhalten würde es sie wohl kaum.
Kanan atmete tief durch. Er hatte vorhin schon ein Schloss überlistet, das hier sollte doch nicht viel schwerer werden!
Währenddessen gingen Zeb und Hera in Stellung und hielten sich bereit, für den Moment, in dem die Sturmtruppen durchbrechen würden. Dass es dazu kommen würde, stand wohl kaum zur Debatte.
Während Kanan versuchte ihnen das Tor zu öffnen, überkam ihn ein äußerst ungutes Gefühl. Er versuchte es zu ignorieren und sich weiterhin auf das Schloss zu konzentrieren.
Dann ertönte jedoch ein lauter Knall, als die Imperialen die Tür aufsprengten. Ohne weiter darüber nachzudenken, wandte Kanan sich um und hielt die schwere Metalltür mit der Macht auf, bevor sie noch Hera und Zeb erschlagen konnte und sie sich außerdem rasch in Deckung bringen konnten, bevor die imperialen Soldaten gleich das Feuer eröffneten.
Hera und Zeb reagierten sofort und versuchten anderweitig in Deckung zu gehen. Doch Zeb wagte es dabei noch einmal nach hinten zu sehen und blickte mit großen Augen auf Kanan. Er mochte nicht verstehen, was genau hier vor sich ging, doch er wusste, dass diese Tür sie hätte erschlagen müssen und es allein an Kanan lag, dass dies nicht geschehen war.
Als jedoch die ersten Sturmtruppen in den Raum stürmten, wurden seine Gedanken erst einmal unterbrochen. Es gab nun andere Dinge, um die er sich kümmern musste. Danach konnte er Fragen stellen!
Schließlich ließ Kanan von der Tür ab, die sich erst langsam neigte und dann laut auf den Boden krachte. Er hoffte, dass die Sturmtruppen es nicht zu sehr hinterfragten und bloß für eine verzögerte Reaktion hielten. Nach der Jagd auf die Lasat hatte er wirklich keine Lust heute noch in die nächste Jedi-Jagd verwickelt zu werden. Am liebsten wäre es ihm, wenn Zeb dasselbe denken würde.
Angespannt atmete er aus. Es war passiert. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen, würde nun auch nichts helfen. Ihm kam der Gedanke, sich ebenfalls in den Kampf einzumischen, doch sie brauchten diesen Durchgang, ansonsten würden nur mehr und mehr Soldaten kommen und sie konnten es schlecht mit der gesamten Anlage aufnehmen! Hera hatte ihm immerhin Rückendeckung zugesichert und er vertraute ihr, also machte er sich erneut an die Arbeit, auch wenn es ihm einiges abverlangte, sich trotz der Geräusche in seinem Rücken wirklich zu fokussieren.
Hera und Zeb machten ihre Aufgabe jedoch wirklich außerordentlich gut. Kein einziger Schuss kam zu Kanan durch, da die Truppen mit ihnen ausreichend beschäftigt waren. So hatte er freie Bahn.
Schließlich öffnete sich das Tor tatsächlich!
Kanan seufzte erleichtert und zog seinen Blaster, um selbst nochmal dafür zu sorgen, dass die Truppen ihnen nicht zu naherückten und hoffte außerdem, dass es Zeb und Hera dazu veranlassen würde, zu ihm zu kommen, sodass sie sich langsam zurückziehen konnten. Er wollte ungern ihre Namen brüllen und sie dadurch ablenken.
Heras Blick huschte sofort zu Kanan und sie verstand auch wortlos, worauf er abzielte. Auffordernd winkte sie zu Zeb, sodass dieser es ihr nachmachte und sie sich immer weiter zum Ausgang zurückzogen. Sie schossen noch einmal auf die Sturmtruppler, die ihnen am nächsten waren und rannten dann los. Draußen versuchten sie möglichst immer etwas Deckung zwischen sich und den Imperialen zu haben und einfach nur schnell ihr Schiff zu erreichen.
~
Tatsächlich kamen sie unbeschadet bis zur Ghost und sobald sie alle die Rampe hinaufgestürzt waren, hob Chopper auch sogleich ab.
„Tja... na das war doch mal was", meinte Kanan und war erleichtert, dass sie es tatsächlich unversehrt da rausgeschafft hatten.
„Das stimmt! Ich gehe ins Cockpit und sehe zu, dass wir wirklich von hier wegkommen. Kümmere du dich um unseren Gast", bat Hera ihn, auch wenn es eher wie ein Befehl klang.
„Klar, ich passe auf, dass dein Schiff dieses Mal in allen Teilen bei dir bleibt", erwiderte Kanan mit herausforderndem Lächeln.
„Das hoffe ich! Ansonsten haben wir ja erklärt, wer die Schuld dafür trägt. Und du weißt, wie ernst ich es nehme, wenn jemand meinem Baby etwas antut", erklärte sie lächelnd aber mit einem wesentlich weniger freundlichen Unterton in der Stimme.
„Ja, ich weiß. Wobei du Zeb erstaunlich leicht davonkommen lässt. Also muss ich mir vielleicht doch keine allzu großen Sorgen machen", überlegte Kanan grinsend, „Außerdem habe ich ja noch meinen Bonus als dein Lieblings-Crewmitglied."
„Vielleicht ist ja auch Chopper mein liebstes Crewmitglied?", erwiderte Hera, woraufhin der Droide sofort zustimmend piepste.
Kanan tat sein Bestes den Droiden zu ignorieren. „Ich kenne diesen Droiden. Mir kannst du also nichts vormachen. Du kannst ihn mir unmöglich vorziehen!"
„Da irrst du dich! Ich finde ihn sehr sympathisch und er ist sehr produktiv und tut, worum man ihn bittet", hielt Hera dagegen und ließ Chopper angeben so viel er wollte.
„Ja und er ärgert gern andere Leute und verschwindet, wenn Gefahr droht. Außerdem fehlt ihm mein Charme, mein gutes Aussehen, mein Humor und alles Weitere, was er niemals haben wird", zählte Kanan auf.
Hera verdrehte die Augen. „Auf jeden fall sollte der so charmante, humorvolle und alles weitere Kerl sich nun um das kümmern was ich ihn gebeten habe und mich nicht weiter aufhalten", erklärte sie in demselben Tonfall wie er.
„Natürlich, wenn du mir solche Komplimente machst, kann ich ja gar nicht anders", nickte er zufrieden.
Als er gegangen war, blickte Hera zu Chopper. „Für einen Jedi ist er wirklich erstaunlich eingebildet, findest du nicht auch?" Der Droide bestätigte es mit einem lauten Piepen.
Währenddessen lief Kanan zu Zeb, der sich auf das Sofa zurückgezogen hatte.
„Alles okay?", fragte Kanan vorsichtig nach. Immerhin stand Zeb noch immer ohne seine Leute da und sie hatten keine Ahnung, wohin sie gebracht worden waren. Das war sicher nicht leicht.
„Ja... glaube schon. Immerhin habe ich es wenigstens versucht", erwiderte Zeb, auch wenn es nur ein schwacher Trost war. Nachdenklich schaute er auf. „Aber eine Frage hätte ich. Wie hast du all das gemacht? Den Eimerkopf überzeugt, die Türen geöffnet und auch verhindert, dass diese eine uns erwischt hätte. Bist du ein Jedi oder so?" Er wirkte etwas unsicher. Vielleicht war es auch absurd, aber ihm wollte keine vernünftige Erklärung für das was er gesehen hatte einfallen.
„Ein Jedi? Das ist verrückt. Die sind quasi ausgestorben", stellte Kanan fest und verschränkte die Arme. Warum war heute bloß so viel schiefgegangen? Er hatte jahrelang all das geheim halten können und nun? Hera war nun, rief er sich ins Gedächtnis. Ohne sie hätte er sich nie auf derartige Missionen begeben.
„Ich weiß, aber immerhin kann man dasselbe ab heute womöglich auch von den Lasat behaupten und dennoch bin ich hier", meinte Zeb. Es hatte einen bitteren Beigeschmack es laut auszusprechen, doch es war eine schmerzende Tatsache. Mühevoll versuchte er, die Trauer herunterzuschlucken. Noch kam ihm alles so unwirklich vor.... „Und wer sonst hätte sich so für jemand anderen in Gefahr gebracht? Dazu jemanden, den er so gut wie gar nicht kennt. Es würde zu dem passen, was ich über die Jedi gehört habe."
„Es gibt Leute, die sich für andere in Gefahr bringen. Schau dir Hera an. Sie tut nichts anderes. Oder hältst du sie auch für eine Jedi?", warf Kanan ein. Er konnte Zeb nicht so einfach gestehen, dass er recht hatte. Er mochte den Lasat, ja. Aber... wie Zeb so passend bemerkt hatte, kannten sie sich kaum und es war ein gefährliches Geheimnis.
„Stimmt schon, aber sie hat nicht diese Dinge geschafft oder diese Tür davon abgehalten uns zu erschlagen. Du hast es getan und das ganz ohne sie zu berühren", erklärte Zeb, nun immer sicherer in seiner Überzeugung.
„Ich kann dich nicht davon überzeugen, dass das Zufall war und ich rein gar nichts damit zu tun hatte?", seufzte Kanan. Es war wirklich schwer, sich da irgendwie rauszureden.
„Nein, nicht wirklich", erwiderte Zeb und machte große Augen, über Kanans indirektes Geständnis. Er hatte noch nie einen Jedi getroffen und wusste nun auch nicht recht, wie er reagieren sollte.
„Aber du darfst es wirklich niemandem sagen! Abgesehen von uns beiden und Hera weiß es niemand und so sollte es auch bleiben", erklärte Kanan ernst. Er konnte selbst kaum glauben, dass er es tatsächlich zugab, aber an diesem Punkt war es wohl die einzige Option, die noch blieb. Er hoffte nur, er müsste es nicht später bereuen.
„Keine Sorge. Ist ja nicht so, als wären das Imperium und ich gerade beste Freunde", erwiderte Zeb gelassen und versuchte sich seine leichte Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
„Tja, wie es aussieht haben sich dann nun gleich zwei heimatlose Überlebende hierher verirrt", bemerkte Kanan. „Weißt du schon, was du nun vorhast?"
„Ich bin mir wirklich nicht sicher... nun da ich wohl nicht mehr Mitglied der Ehrengarde bin, habe ich wohl niemanden mehr zu beschützen", meinte Zeb und versuchte eher unbekümmert zu klingen, dabei traf es ihn schwer.
„Na ja... da draußen sind viele Leute, die jemanden gebrauchen könnten, der sie beschützt", warf Kanan vorsichtig ein, „Und es gibt nicht genug Leute wie Hera, die sich trauen, denen zu helfen." Er würde Zeb sicher nichts aufdrängen, aber er wollte ihm Möglichkeiten aufzeigen. Wenn man plötzlich seine Aufgabe verlor, konnte man ganz schön abstürzen. Das wusste Kanan nur zu gut.
„Wie sollte ich denen helfen können, wenn ich nicht einmal meinen eigenen Leuten helfen konnte?", fragte Zeb finster nach.
„Na ja, du könntest ihnen dieses Mal zu deinen Bedingungen entgegentreten", schlug Kanan vor.
„Wie genau stellst du dir das vor?"
„Du musst herausfinden, was die vorhaben. Kleinere Schlachten schlagen, dem Imperium das Leben schwermachen und allen anderen dadurch etwas leichter", erklärte er, „Ich weiß nicht, ob es aus Sicht der Galaxis einen großen Unterschied machen wird, ich bin nicht so idealistisch wie Hera. Aber es würde manchen helfen und es ist besser, als einfach tatenlos danebenzustehen."
„Hm, das stimmt allerdings", überlegte Zeb. Es hörte sich vernünftig an und er würde es nicht aushalten, einfach nichts zu tun. Leider war er zugegeben nicht der größte Stratege, aber irgendetwas würde ihm doch wohl schon einfallen. „Deshalb habt ihr auch versucht uns zu helfen, oder?"
„Ja, wir versuchen dem Imperium etwas auf die Nerven zu gehen", bestätigte Kanan und lehnte sich leicht gegen den Tisch. Abgesehen davon hätte er wohl kaum einfach zusehen können, wie das Imperium über die Lasat herfällt. Es erinnerte ihn zu sehr an seine eigene Vergangenheit. „Hera macht das schon ziemlich lange und sie ist gut. Ich versuche bloß, irgendwie mitzuhalten."
„Wenn ich mich recht erinnere, hast du da unten einen ziemlich guten Kämpfer abgegeben", warf Zeb ein.
„Danke. Wobei ich heute eigentlich viel zu unvorsichtig war. Eigentlich erstaunt es mich wirklich, dass wir es alle unversehrt herausgeschafft haben", bemerkte Kanan. Es missfiel ihm sehr, dass er die Macht gleich mehrmals hatte anwenden müssen. Es war zu riskant, vor allem mitten auf imperialem Terrain. Er sollte sich für die Zukunft einen anderen Trick einfallen lassen. „Aber du scheinst selbst auch einiges draufzuhaben. Ich glaube ich bin vorher noch nie einem Lasat über den Weg gelaufen, aber scheinbar erzählt man sich zurecht von euren Talenten."
„Das kannst du laut sagen! Besonders mit der Ehrengarde ist nicht zu spaßen!", erwiderte Zeb sofort stolz und anerkennend für den kleinen Aufmunterungsversuch.
Kanan sah die Trauer, auch wenn Zeb sich so viel Mühe gab, sie zu verbergen. „Ich meine, ich habe dich erst zwei Mal in Aktion gesehen. Vielleicht musst du es mir noch richtig beweisen, bevor ich es dir vollkommen glaube."
„Nicht, dass du sonst noch davon umgehauen wirst! Du hast nur einen kleinen Teil gesehen von dem, was ich kann", meinte Zeb leicht grinsend.
„Ah ja? Aber ich kann dir versichern, dass es auch so einiges braucht, um einen Jedi umzuhauen", erwiderte Kanan und verschränkte grinsend die Arme.
„Das werde ich schon schaffen", erklärte Zeb zuversichtlich.
„Oh, na dann viel Glück dabei", erwiderte Kanan und schüttelte lächelnd den Kopf. „Um... hey, wenn mich nicht alles täuscht, hast du vermutlich gerade keinen Ort, an den du gehen kannst", merkte er nun ernster an, „Wir haben hier, wie du vielleicht schon bemerkt hast, noch Betten frei und ich müsste natürlich erst meine umwerfende Pilotin fragen, aber ehrlich gesagt sehe ich keinen Grund, aus dem sie dagegen sein sollte, wenn du erst einmal hierbleiben möchtest. Eigentlich freut sie sich immer, wenn jemand bei ihrer Sache dabei ist und ich schätze gerade haben wir in etwa dasselbe Ziel."
„Das... wäre wirklich großzügig und zuvorkommend von euch... dann hätte ich auch sicher die Gelegenheit mich bei diesen Eimerköpfen zu revangieren!", erwiderte Zeb lächelnd.
„Das dachte ich mir", nickte Kanan, „Der einzige Nachteil ist der, dass du dich dann auch mit Chopper herumschlagen musst."
„Ah, mit dieser Blechbüchse komme ich schon klar, wenn es sein muss. Wie schwer kann es schon sein, sich gegen einen Astromech zu behaupten?", erwiderte Zeb grinsend und verschränkte die Arme.
„Er kann einem manchmal ziemlich auf die Nerven gehen... aber man gewöhnt sich daran", erwiderte Kanan. Vielleicht würde Chopper sich ja auch etwas an Zeb gewöhnen können. „Wenn du mir versprichst, nicht wieder zu verschwinden, werde ich mal mit Hera über den Vorschlag sprechen."
„Zu Verschwinden hätte nun wohl keinen Sinn mehr", erwiderte Zeb. Wohin sollte er auch? Dass das mit Lasan keine gute Idee gewesen war, sah er inzwischen auch ein.
„Alles klar. Dann werde ich mal mit ihr reden", beschloss Kanan und wanderte damit wieder ins Cockpit. Er war gespannt, was Hera dazu sagen würde, auch wenn er sich wirklich schwer vorstellen konnte, dass sie ablehnte. Nun, Zeb hatte die Phantom gestohlen, aber dennoch... immerhin hatte sie damals sogar einen trinkenden Jedi mitgenommen.
Als er ins Cockpit trat, saß sie noch immer am Steuer. Einerseits war sie froh, dass sie Zeb hatten retten können, doch andererseits fühlte sich der heutige Tag wohl kaum nach einem Sieg an. Das Imperium hatte so viel Schaden angerichtet, der niemals wiedergutgemacht werden konnte.
Ab und zu wanderten ihre Gedanken auch zu Kanan. Er hatte an diesem Tag wirklich vorbildlich gehandelt und bewiesen, was in ihm steckte, wenn er nicht gerade sein Bestes gab die Galaxis vom Gegenteil zu überzeugen. Sie war froh ihn an Bord zu haben.
Kanan ahnte natürlich nichts von ihren Gedanken, als er hereinkam, besonders nicht von letzteren. „Das Steuer bekommt ja ganz schön viel Aufmerksamkeit von dir. Da werde ich glatt neidisch", merkte er an, als er sich neben sie setzte.
Hera blickte etwas überrascht auf. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er hereingekommen war und verbannte schnell alle anderen Gedanken über ihn irgendwo hinten in ihren Kopf. Dennoch fühlte sie sich leicht ertappt und ihre Wangen färbten sich einen Hauch dunkelgrün. „Du würdest doch nie genug davon bekommen! Außerdem liebe ich mein Schiff", erklärte sie lächelnd.
„Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf", teilte Kanan ihr grinsend mit und nahm ihre dunkleren Wangen wahr. Scheinbar hatte er doch irgendwo wenigstens einen kleinen Effekt auf sie und das machte ihn ziemlich glücklich.
„Also bist du nur herkommen, um es mal wieder mit deinen vergeblichen Flirtversuchen zu probieren oder gibt es etwas anderes, Süßer?", fragte Hera mit hochgezogener Augenbraue.
„Ich würde sie nicht vergeblich nennen", stellte er klar, „Aber nein, das ist nicht der Grund aus dem ich hier bin. Es geht um unseren neuen Freund."
„Will er schon wieder nach Lasan zurück und uns alle in Gefahr bringen?", fragte Hera besorgt.
„Nein, nichts in der Art!", bemühte Kanan sich schnell klarzustellen. Er war sich recht sicher, dass Zeb inzwischen auch eingesehen hatte, dass sie für Lasan nichts mehr tun konnten und sie den Planeten zumindest für eine Weile eher meiden sollten. „Eigentlich war es dieses Mal auch meine Idee."
Hera entspannte sich etwas. „Und die Idee hat einen Harken?"
„Kommt darauf an, wie du es betrachten willst. Ich dachte nur..." Kanan rutschte auf dem Sitz etwas nach vorn. „Ich dachte mir, Zeb könnte für eine Weile hierbleiben. Auf der Ghost. Er will dem Imperium ebenso gern schaden wie wir und ich nahm an, du hättest sicher nichts dagegen, wenn dir noch ein großer starker Mann unter die Arme greift – neben mir natürlich." Außerdem hatte Zeb ansonsten keinen Ort an den er gehen konnte und Kanan wusste, wie das war.
Hera dachte einen Moment still darüber nach. „Ja, du hast recht, er scheint ein sehr erfahrener Kämpfer zu sein...", überlegte sie, „Aber denkst du denn, er hat auch dieselbe Einstellung wie wir? Und dass er überhaupt bereit ist, sich in dieses Risiko zu stürzen?"
„Er will dem Imperium schaden und sicher verhindern, dass es irgendjemandem wieder so ergeht, wie den Lasat. Er hat das Leid gesehen, dass das Imperium verursacht. Ich zweifle nicht daran, dass er sich dafür einsetzen würde, die Schwächeren vor dem Imperium zu beschützen. Außerdem war er bei der Ehrengarde. Ich kenne mich mit der Kultur der Lasat zwar nicht gut aus, aber ich denke das macht ihn nicht nur zu einem Krieger, sondern auch zu jemandem, der Verantwortung übernehmen kann", erklärte Kanan ehrlich. Zeb tat ihm leid, doch wenn er annehmen würde, dass der Lasat nicht zu ihnen passen würde, hätte er es nicht vorgeschlagen und sich stattdessen etwas anderes ausgedacht. „Und die Galaxis ist doch für jeden ein gefährlicher Ort. Ich denke es ist sicherer, wenn wir ihm Rückendeckung geben, als wenn er ohne uns ganz allein loszieht." Was heute sogar direkt bewiesen worden war, wie Kanan fand.
„Ja, du hast recht, ich empfinde es auch so. Und wir können jeden auf unserer Seite gebrauchen. Außerdem vertraue ich deinem Urteil und Platz ist auf dem Schiff auch noch", stellte Hera schließlich lächelnd fest.
„Ganz genau! Ah und... wegen der Jedi-Sache brauchen wir uns auch keine Gedanken machen. Das... weiß er nämlich ohnehin schon", merkte Kanan möglichst beiläufig an.
Stirnrunzelnd schaute Hera zu ihm herüber. „Er weiß es?", fragte sie vielmehr überrascht als tadelnd.
„Ist das ein Wunder? Heute lief es nicht gerade gut, wenn es darum ging, es zu verstecken", antwortete Kanan und verschränkte die Arme. Ihm selbst gefiel es nicht und er hätte es unter anderen Umständen wohl nicht getan. Aber nun war es ohnehin zu spät und Zeb schien es recht gut aufgenommen zu haben.
„Wenigstens ist er auf unserer Seite und wenn er sogar hier einzieht... das sollte es nicht zu kompliziert machen", meinte Hera und versuchte es positiv zu sehen. Für sie war das ganze auch noch relativ neu, doch sie verstand Kanans Vorsicht und wollte es dem Imperium auch lieber nicht auf die Nase binden. „Nächstes Mal sollten wir vorsichtiger sein."
„Das brauchst du mir sicher nicht zu erzählen", erwiderte er grimmig.
„Was soll das denn bedeuten?", fragte Hera leicht amüsiert, als sie seine finstere Miene betrachtete.
„Nur, dass ich schon ein paar Jahre länger mit diesem Geheimnis lebe als du. Aber ich fühle mich geehrt, dass du dir scheinbar große Sorgen um mein Wohlbefinden machst", erklärte Kanan nun lächelnd.
„Na ja du bist gut darin dich so darzustellen, dass man wirklich nicht auf die Idee kommen würde, dass da ein Jedi irgendwo in dir stecken soll", erwiderte sie und musste an ihre erste richtige Begegnung denken.
„Willst du damit sagen, du warst nicht von Anfang an von mir beeindruckt?", fragte Kanan und gab sich schockiert.
„Wer könnte deinem Charme schon widerstehen?", fragte Hera augenrollend.
„Das ist eine sehr gute Frage, die ich nicht recht beantworten kann. Immerhin kenne ich niemandem, dem es gelungen wäre", erwiderte Kanan und lehnte sich grinsend zurück, „Ich meine, selbst du bist ihm hoffnungslos unterlegen! Du streitest es zwar ab, aber es gibt doch deutliche Zeichen."
„Aha. Was für Zeichen denn?", wollte sie nun sehr interessiert wissen.
„Du bist gern in meiner Nähe, siehst über meine Fehler hinweg, lobst meine Fähigkeiten... natürlich nicht zu vergessen, dass du mich hier wohnen lässt", zählte er auf und genoss ihre Aufmerksamkeit, „Und ich habe gesehen, dass ich dich in Verlegenheit gebracht habe, nur weil ich eben durch diese Tür getreten bin."
„Und gerade bereue ich es", gab Hera zurück und versuchte die leichte Nervosität zu ignorieren, die ihn ihr aufstieg, weil sie merkte, dass er irgendwo recht hatte.
„Was genau?", harkte er nach.
„Dass ich dich anscheinend noch unausstehlicher gemacht habe, als du ohnehin schon warst!", erklärte Hera grinsend.
„Solange das das einzige ist, kann ich damit leben. Außerdem gleicht mein unglaublicher Charme das schon wieder aus. Ich brauche mir also wohl keine Sorgen machen", überlegte er zufrieden.
„Hoffen wir, dass sich das nicht ändert und es hier noch genug Platz für deine großen Selbstüberschätzungen gibt, mit unseren neuen Mitbewohner", meinte Hera amüsiert.
„Ich habe sicher kein Problem damit, sollte es bedeuten, dass wir enger zusammenrücken müssen", warf Kanan ein.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Mit der Zeit gewöhnte Zeb sich an die neuen Umstände und es wurde zur Normalität zusammen mit Kanan, Hera und Chopper auf der Ghost zu leben. Ab und zu musste er an Lasan zurückdenken und der Verlust schmerzte nicht viel weniger als am ersten Tag. Doch durch seine neue Crew fand er immerhin eine neue Aufgabe, die ihn davon abhielt durchzudrehen und außerdem dafür sorgte, dass er sein Gewissen zumindest etwas erleichtern konnte.
Auch die anderen gewöhnten sich nach kurzer Zeit an ihn und lernten ihn als Crewmitglied, Kameraden und Freund zu schätzen. Sie wuchsen allesamt zu einem richtig guten Team heran.
Und irgendwann war Zeb nicht mehr das neueste Crewmitglied, denn sie bekamen weiteren unerwarteten Zuwachs: eine junge Mandalorianerin, die nochmal viel Unruhe und vor allem viel Farbe mit auf das Schiff brachte.
Die Tür zu Heras Zimmer öffnete sich. Es war Kanan. „Kann ich reinkommen? Oder störe ich dich gerade?"
Sie richtete sich in ihrem Bett auf. „Nein, schon gut. Was gibt es?", fragte sie leicht verwirrt.
„Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du schläfst", bemerkte er schuldbewusst. Scheinbar war er zu schnell reingestürmt, aber er hatte angenommen, dass Hera dringend erfahren sollte, was passiert war.
„Wie gesagt, ist schon gut. Aber was ist los?", fragte sie noch einmal nach.
„Hm... also, es wird dir eher nicht gefallen", murmelte er und fuhr sich mit der Hand durch den Nacken, während er überlegte, wie er es ihr am schonendsten mitteilte.
„Was ist los, Kanan?", fragte Hera nun noch ernster.
„Nun, wie du sicher mitbekommen hast, ist unser neuestes Crewmitglied sehr kreativ und... na ja als ich vorhin an ihrem Zimmer vorbeigekommen bin, habe ich gesehen, dass... die Wände wohl Teil dieser Kreativität geworden sind", berichtete er und wartete gespannt ihre Reaktion ab.
„Moment... was?", fragte Hera und stand schnell auf. Das hier war immer noch ihr Schiff! „Das muss ich selbst sehen!", entschied sie und schob sich an ihm vorbei.
Kanan konnte nur noch schnell zur Seite treten und folgte ihr dann, als sie eilig zu Sabines Zimmer ging und an die Tür klopfte, die ihr nur einen Moment später von der jungen Mandalorianerin geöffnet wurde.
„Ja?", fragte Sabine, sich offensichtlich keiner Schuld bewusst.
„Kann es sein, dass du dein Zimmer angemalt hast?", fragte Hera und schaute über Sabines Schulter in den Raum. Zugegeben war sie irgendwie etwas beeindruckt, aber dennoch! Das hier war ihr Schiff! Immerhin war es nur Sabines eigenes Zimmer...
„Ja! Gefällt es dir?", fragte Sabine und drehte sich um, um selbst ihr Werk zu betrachten. „Ich habe ja nichts gegen dein Schiff, versteh mich nicht falsch! Aber etwas eintönig ist es schon. Und da dachte ich, ich helfe mal nach!"
„Es ist schön. Aber du hättest mich dennoch vorher fragen sollen", erklärte Hera nun.
„Aber es ist doch mein Zimmer", warf Sabine ein, auch wenn sie wenigstens etwas Einsicht zeigte. Zumindest sah sie so aus, als würde es ihr leidtun. Sie hatte doch nur etwas mehr Farbe reinbringen wollen! Beim Imperium war immer alles so monoton, sie brauchte etwas bunteres!
„Ja, ich verstehe...", seufzte Hera, „Du darfst in deinem Zimmer malen, aber ansonsten frag mich bitte erst um meine Erlaubnis!"
„Alles klar! Verstanden!", nickte Sabine freudig, „Du bist die Beste!" Damit schloss sie die Tür auch schon wieder, um weiterarbeiten zu können.
„Du nimmst es leichter, als ich angenommen hatte", bemerkte Kanan, der an der Wand gegenüber gelehnt stand und von dort das Gespräch mitverfolgt hatte.
„Na ja sie soll sich hier wohlfühlen und nach dem Imperium kann ich sie irgendwo auch verstehen. Es ist ja außerdem nun ihr Zimmer", erwiderte Hera, auch wenn sie leicht mit sich im Konflikt stand. Dann seufzte sie. „Ich weiß nicht, ob wir noch weitere Mitstreiter überstehen würden!" Mit einer jungen Mandalorianerin und einem temperamentvollen Lasat, der sich immer wieder mit Chopper anlegte, gab es ganz schön viel Trubel auf dem Schiff.
„Nicht, wenn es noch ein Teenager ist", überlegte Kanan schmunzelnd, auch wenn er sich etwas alt vorkam, wenn er das sagte.
„Ich denke wir sind inzwischen ohnehin schon etwas voll", bemerkte Hera kichernd.
„Du hast recht. Alle Zimmer sind belegt. Wenn wir noch jemanden aufnehmen, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als bei dir einzuziehen", überlegte Kanan schulterzuckend, musste dabei aber grinsen. „Hm, vielleicht sollte ich mich doch nach jemand weiterem umsehen." Es war anders als früher. Er sagte es vielmehr als Scherz, als als ernstgemeinter Annäherungsversuch. Obwohl er sich eingestehen musste, dass er ihre Nähe noch immer sehr genoss und wohl absolut nichts dagegen hätte, noch enger mit ihr zusammenzurücken, er wusste, dass Hera es anders sah und er respektierte ihre Meinung viel zu sehr, um etwas anderes zu versuchen. Dennoch kam er aus der Gewohnheit mit ihr zu flirten nicht heraus und konnte sich die Scherze nicht verkneifen, so war es irgendwie zu einer Albernheit zwischen ihnen geworden. Von außen betrachtet mochte ihre Beziehung vielleicht etwas undurchschaubar wirken, aber Kanan und Hera wussten genau was sie aneinander hatten und dass es etwas sehr Wichtiges war, was sie sicher nicht aufgeben wollten. Es machte sie zu einem guten Team und mit Zeb, Sabine und Chopper insgesamt zu einer ziemlich guten Crew.
DU LIEST GERADE
Spectre 4
FanfictionKanan und Hera lernen noch, als richtig gutes Team zusammenzuarbeiten, als sie plötzlich ein Hilferuf ereilt, der dies auf die Probe stellen soll: Die Welt Lasan wird vom Imperium angegriffen! Obwohl sie nur zu zweit sind, können sie den Hilferuf ni...