Kapitel 13 🍀

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Es war mittlerweile spät am Abend, als Hyunjin und ich uns für einen Spaziergang entschieden. Und natürlich war Kkami wieder mit von der Partie. Er tappte flink mit seinen kleinen Pfoten vor uns her, schnüffelte hin und wieder an der einen oder anderen Stelle und streckte dabei stolz seinen kleinen Kopf in die Höhe. Nach dem Debakel auf der Arbeit fühlte ich mich nicht sonderlich gut, doch dieser kleine Ausflug lenkte mich ein wenig ab.
"Gibt es eigentlich irgendeine Chance, dass ich mein Gedächtnis wiedererlange?", fragte ich mehr mich selbst als Hyunjin. Er lief langsamer. "Nun. Entweder du schaffst es von selbst oder du brauchst medizinische Hilfe. Aber ja. Ich bin mir sicher, dass du dich bald wieder erinnern wirst."
Hyunjin strahlte eine so große Zuversicht aus, dass mir davon etwas warm ums Herz wurde. Es kam mir so vor, als hätte ich es vor Jahren schon einmal gefühlt. Ich hatte nur keine Ahnung, wann und wo. Aber es war ein schönes Gefühl.
"Wenn du so viel vergessen hast, kannst du dich bestimmt auch nicht an deine Familie erinnern, oder?", murmelte Hyunjin und sah mich an. Seine Augen sahen traurig aus. Hatte er etwa Mitleid mit mir? Bei dem Gedanken wurde mir unwohl. Ich stieß einen Seufzer aus und antwortete: "Nein. Ich weiß nicht einmal, ob ich eine hatte." Hyunjin senkte seinen Blick. Scheinbar tat es ihm leid, dass er mich das gefragt hat. Ich stupste ihn an und lächelte. "Hey. Mach dir keine Sorgen um mich. Bis hier her bin ich auch ohne Familie klar gekommen. Auch, wenn es erst ein paar Tage sind." Zufrieden schwang ich die Arme vor und zurück. "Und ich habe dich getroffen. Eines kannst du mir ganz sicher glauben. Darüber bin ich mehr als nur glücklich." Hyunjin strahlte wieder. Ich fand es schön, wenn er lächelte.
Irgendwann kamen wir an einem kleinen See an. Hyunjin ließ Kkami von der Leine und ließ ihn frei herumlaufen. Er jagte ein paar Enten hinterher. "Schön, dass dein Hund so viel Spaß hat.", seufzte ich. Hyunjin lächelte erneut und drehte sein Gesicht Richtung Sonne.
Auf einmal vernahm ich Schritte. Schnelle Schritte. Sie kamen von Osten. Ich drehte mich um und sah ein Mädchen auf uns zulaufen. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich sie. Es war Yeji. "Hey, Hyunjin. Deine Cousine ist hier.", sagte ich und stupste ihn an. Er drehte sich um und sprang auf. "Yeji. Was ist los?" Jetzt konnte ich es auch sehen. Yeji sah unglaublich verängstigt aus. Ihre Augen zuckten panisch hin und her. "Ruhig, Yeji. Ich bin hier. Es ist alles gut. Willst du darüber reden?" Sie löste sich von ihm und nickte. Die beiden ließen sich auf dem Gras nieder. Ich tat es ihnen gleich. "So, Yeji. Was ist passiert?", fragte Hyunjin. Seine Stimme klang ruhig und einfühlsam.
Yeji fing an zu erzählen: "Ich war gerade auf dem Heimweg vom Einkaufen. Im Laden hatte ich schon das Gefühl, dass mich jemand verfolgt. Doch als ich dann draußen war, bin ich nur noch gerannt. Dass ich euch zwei getroffen habe, war reiner Zufall." Das Mädchen klammerte sich an ihren Cousin und zitterte. Sie war völlig verängstigt. Ich fragte mich, was ihr da so eine Angst gemacht hat. Hyunjin stand auf. "Lasst uns nach Hause gehen. Dann kannst du mir alles genauer erzählen, Yeji."

Das erste, was Yeji tat, war sich auf Hyunjin's Couch kuscheln und sich in eine flauschige Wolldecke einzuwickeln. Hyunjin verschwand in der Küche und machte ihr etwas zu trinken. Ich saß einfach still schweigend neben Yeji und beobachtete unauffällig ihr Verhalten. Trotz der warmen Decke hörte ihr Zittern nicht auf. Yeji hatte noch immer Angst.
Hyunjin kam wieder. Das warme Getränk in seiner Hand stieß einen dünnen Dampffaden nach oben und verdunstete etwa auf Kinnhöhe. Es roch süßlich. Schon beinahe verführerisch. Yeji setzte den Becher an ihre Lippen und ließ das Getränk langsam in ihren Hals laufen. Sie schien sich wieder zu beruhigen.
"Danke, dass du aufgemacht hast.", keuchte Yeji. Ihre Augen waren müde und klein. "Immer doch.", erwiderte Hyunjin. "Wenn es dir wieder schlecht oder noch mal was passiert, ruf mich an." "Mach ich." Sie umarmten sich, Yeji winkte mir zu und verschwand im Hausflur.
"Was ein turbolenter Tag.", seufzte Hyunjin und lief in die Richtung, aus der wir kamen. Ich stolperte hinter ihm her. Scheinbar wollte er schnell nach Hause, denn sein Tempo beschleunigte sich willkürlich. "Warte! Nicht so schnell.", jammerte ich. Er grinste. "Entschuldigung. Möchtest du irgendwo hin? Wir haben gerade erst einundzwanzig Uhr. Etwas essen kann nicht schaden." "Klingt gut.", murmelte ich. "Worauf hast du denn Lust?" "Ich nehne das, was du nimmst." Ich zog die Schultern hoch. Meine Augen flogen über die Geschäfte neben uns.
"Lass uns dort hingehen.", entschied ich und deutete auf ein italienisches Restaurant. Hyunjin stimmte zu.
Ich betrat als erste den Laden. Der Geruch von warmem Teig und Gewürzen, die ich nicht kannte, stiegen in meine Nase. Es erinnerte mich an etwas schönes. Doch dieses Bild in meinem Kopf begann wieder zu verschwimmen. Gerne hätte ich gewusst, was es war.
Wir betraten das Geschäft. Eine Welle von Hitze kam mir entgegen und verdunstete auf meinem Gesicht. Ein Mann in weißer Bäckerkleidung holte gerade ein sehr flaches Teiggebäck aus dem schwarzen Steinofen. "Das, was der Bäcker aus dem Ofen holt ist Pizza mit Käse und Tomatensauce. In Italien heißt es auch Margherita." Ich nickte als Bestätigung, dass ich es verstanden habe. Mein Blick flog über die großen Schilder über meinem Kopf. Noch nie habe ich einen Laden mit so viel Auswahl betreten. Hyunjin schien sich schon entschieden zu haben. Er sprach mit dem Verkäufer. "Hallo. Ich hätte gerne zwei kleine Margherita zum Mitnehmen, bitte." "Gerne. Das dauert ungefähr zehn Minuten. Solange können Sie dort Platz nehmen."
Wir setzten uns an einen runden Tisch mit zwei Stühlen. Eine angenehme Atmosphäre herrschte im Lokal. Doch lange hielt es nicht an.
Die Eingangstür öffnete sich. Ein junger Mann kam herein. Plötzlich wurde alles um mich herum kalt. Ein eisiger Wind wehte zu mir hinüber. Ich wickelte meine Jacke enger um mich herum.
Der Mann kam auf mich zu. Ging an mir vorbei, ohne mich zu beachten. Plötzlich traf diese eisige Kälte mein Herz. Ich kauerte zusammen. Mich überkam das Gefühl, als würde mein Herz einfrieren und stehen bleiben. Mein Brustkorb schien sich auszudehnen und drohte zu platzen. Ich bekam Atemnot. "Felix. Geht es dir nicht gut?", fragte Hyunjin besorgt. Die Schmerzen hinderten mich daran, ihm zu antworten. Also schüttelte ich nur den Kopf. Es fühlte sich so an, als würde ich jeden Augenblick sterben. Mein Blick heftete sich an den Mann. Er ging wieder an mir vorbei und verließ ohne ein Wort den Laden. Die Ware in seiner rechten Hand.
Dann ließen die Schmerzen auf einmal nach. Die Umgebung wurde wieder wärmer und ich bekam Luft. "Felix. Geht es dir gut?", hörte ich eine Stimme fragen. Ich fuhr hoch. Hyunjin sah mit voller Sorge in den Augen an. "Wie? Was?", stotterte ich. Hyunjin hockte sich hin. "Du warst auf einmal ganz starr. Als würdest du gleich einen Anfall kriegen oder so." "Dieser Mann. Wo ist der hin?" Hyunjin sah mich irritiert an. "Es ist kein Mann reingekommen." Dann hat er das alles gar nicht mitbekommen. Hyunjin half mir auf die Beine. Mir war immer noch leicht schwindelig. Hyunjin hielt mir etwas vor die Nase. Ich musterte ihn skeptisch. "Iss ruhig. Das ist Schokolade. Dann geht es dir besser."
Ich biss ein Stück ab und sah mich um. Ich sah dann wieder diesen Mann, aber er stand außerhalb des Ladens. Meine Augen wurden weit. "Da ist der Mann! Da draußen!", rief ich panisch und deutete auf ihn. Er rannte weg. Hyunjin sprang auf, um ihm zu folgen, doch ich hielt ihn auf. "Nein. Lauf ihm nicht nach. Ich will nicht, dass du dich wegen mir in Gefahr bringst." "Aber er ...", wollte Hyunjin widersprechen, doch ich gab ihm keine Gelegenheit dazu. "Folg ihm nicht, bitte." Hyunjin willigte ein. "Dann lass uns nach Hause gehen und etwas essen."

Hyunjin schloss die Tür zu seiner Wohnung auf und stellte das Essen in die Küche. Ich war noch immer angeschlagen von dem Vorfall. Um zur Ruhe zu kommen, zog ich mich ins Wohnzimmer zurück. Mir ging dieser Mann einfach nicht aus dem Kopf.
"Soll ich dir einen Tee machen, damit du dich wieder beruhigt?", rief er. "Ja, bitte.", gab ich als Antwort zurück.
Erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen und schloss die Augen. Mein Kopf drohte aus allen Nähten zu platzen. So langsam glaubte ich, entgültig den Verstand zu verlieren. Nichts ergab noch einen Sinn. Mir war schwindelig und übel.
"Hier ist dein Tee.", flüsterte Hyunjin und setzte sich neben mich. Wortlos nahm ich die Tasse entgegen. Die Wärme vermittelte mir, wie kalt mir in Wirklichkeit war.
"Ich verstehe nicht, was da passiert ist.", keuchte ich. "Für kurze Zeit hatte ich das Gefühl, mir raubt jemand den Atem. Als würde ich jeden Moment sterben." "Du sahst für einen Augenblick auch so aus. Konntest du dich denn an etwas erinnern?" "Nein. Aber es war so ein komisches Gefühl. Etwas, dass ich scheinbar schon einmal gehabt habe."
Auf einmal blitzte ein Bild vor meinen Augen auf. Ich sah das Gesicht eines Jungen, den ich scheinbar noch von früher kannte. Dann traf mich der Schock. "Dieser Mann. Er ist mir schon einmal begegnet.", hechelte ich. Hyunjin in meine Augen. "Wirklich? Weißt du, wie er heißt?" "Leider nicht. Aber er hat wahrscheinlich etwas mit meiner Vergangenheit zu tun."
Meine Hand griff nach dem Tee. Angestrengt versuchte ich mich an ein weiteres Detail zu erinnern, doch es gelang mir nicht. Nicht einmal ein Name. So kam ich nicht weiter.
"Wie willst du an ihn heran kommen? Du hast keinen Namen und auch kein Gesicht von dem Täter.", äußerte sich Hyunjin sich zu dem Vorfall. Ich erwiderte: "Das kann schon sein. Aber eines weiß ich auf jeden Fall." "Und was?" "Diese Person war kein Mensch und stammt auch nicht aus deiner Welt."

(Wörter: 1658)

(Ich habe eine WarriorCats Fanfiction angefangen. Ich lese seit 3 Monaten die Bücher und bin hin und weg ^-^. Werde aber erst mal diese Geschichte fertig schreiben. Es ist eh noch einiges vorzubereiten)

(Und sorry, dass so lange nichts kam. Ich lese momentan sehr viel 😁)

Deadly Destiny {HyunLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt