Kapitel 1

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~ Ben ~
Was mache ich hier eigentlich? Seit bestimmt  15 Minuten stehe ich nun schon vor dem Spiegel. Ein kurzer  Blick auf meine Uhr verrät mir, dass ich viel zu spät dran bin. Aber will ich wirklich weg? Will ich dort wirklich wieder hin, nach so langer Zeit und nach all dem was passiert ist? Wenn ich jetzt einen Rückzieher mache, wären Leyla und die Anderen  enttäuscht von mir. Und auch Raya zu liebe muss ich jetzt stark sein. Denn sie hat es ja schließlich verdient mit ihren Großeltern aufzuwachsen. Dass ich meine Eltern Raya nicht ewig vorenthalten kann, hat mir Leyla, aber auch Bärchen sehr deutlich klar gemacht. „Schließlich hat mein Vater ja, als er vor ein paar Monaten das letzte Mal hier in Erfurt  gewesen war bewiesen, dass er ein guter Großvater sein kann“ Immer, wenn Leyla diesen Satz in den Vergangenen Tagen ausgesprochen hat, hätte ich mich innerlich übergeben können. Ja, vielleicht hat sie ja auch irgendwo Recht und wenn ehrlich bin war er auch echt süß zu meiner Kleinen Prinzessin, aber an seinen großen Prinzen, seinem Sohn schien er kein Interesse zu haben. Er hat nicht Mal versucht zu verstecken, wie wenig er sich für mein Leben interessiert. Sonst hätte er mich wenigstens gefragt wie es mir geht. Aber das scheint ihm alles egal zu sein. Ich scheine ihm egal zu sein. Ob er mich jemals auf seinem Arm geschaukelt hat? Oder mich seinen kleinen Prinzen, oder was auch immer genannt hat? Bei meinem letzten Gedanken muss ich verächtlich schnauben. Ein höhnisches Lachen entfährt mir, während sich mein Kopf wehement hin und her bewegt. Wenn ich mich ansatzweise Pünktlich sein will, muss ich meine Gedanken zur Seite schieben, aber nicht nur das, dann muss ich jetzt los. Mein Bick fällt wieder auf dem Spiegel. Was ich dort sehe macht mich nicht glücklich. Ein junger Mann Anfang 30 schaut mich mit müden traurig verträumten Augen an. Mein eigenes Spiegelbild wirkt so unglaublich fremd auf mich. Als ob ich einen, mir unbekannten Menschen betrachten würde. In mir regt sich nichts. Nichts, einfach nichts. Doch das ändert sich, als mein Blick weiter nach unten gleitet. Da ich immer noch nur mit einer Boxershort bekleidet bin, erfasst mein Blick natürlich sofort meine „Schwachstelle“. Inzwischen habe ich mich mehr oder weniger an diesen Anblick gewöhnt, wobei es eine Lüge wäre, wenn ich sagen würde, dass ich besonders heute, keine Aggression gegenüber dem schwarzen Gegenstand, welcher unter meinem rechten Knie beginnt, spüre. Eigentlich müsste ich meiner Prothese dankbar sein, denn nur mit ihrer treuen Unterstützung ist es mir möglich, ein fast ganz normales Leben zu führen.
Heute ist ein heißer Sommertag. Die Sonne brutzelt auf uns herab, als wolle sie allem Flüssigen auf dieser Welt den Kampf ansagen.  Die aller meisten Menschen würden an einem Tag, wie dem Heutigen ohne zu zögern nach einer kurzen Hose greifen. An einen normalen Tag, unter normalen Menschen trage ich auch kurze Hosen. Kurz muss ich lächeln, wie viel selbstsicher ich wieder geworden bin. Mein Blick gleitet weiter richtung Boden. Vor mir liegen sehe ich eine kurze und eine lange Hose. An einem normalen Tag hätte ich definitiv die kurze angezogen. Aber heute ist kein normaler Tag und vor allem sind meine Eltern, denen ich heute, wenn alles so verläuft, wie es geplant ist, auf gar keinen Fall normale Menschen. Oh Gott, wie lange ich jetzt schon hier stehe und mich nicht entscheiden kann. Ich bücke mich dann schließlich doch und neme die herze Hosein die Hand. Glücklich, mich endlich entschieden zu haben, ziehe ich die kurze Hose an. Ein letzter kotrollierender Blick, welchen ich anschließend in den Spiegel werfe lässt Zweifel in mir aufkommen. Tue ich das Richtige? Wem werde ich heute womöglich alle begegnen?  Da ich nicht vor all meinen alten  Freunden, die ich vielleicht wiedersehen werde, als Verlierer dastehen möchte beschließe ich, doch die lange Hose anzuziehen. Also wieder raus aus der Hose und rein in die Andere. Verdammt, warum muss das Hosenbein ausgerechnet jetzt an meiner Prothese hängen bleiben. Da ich, um die lange  Hose überhaupt anziehen zu können, die Prothese eh ausziehen muss, beschließe zum Stuhl zu hüpfen, um da dann die kurze Hose, mit samt der  Prothese auszuziehen. Ahh misst verdammt, warum muss Leyla immer ihre Tasche mitten im Weg liegen lassen. Fast wäre ich auch noch gestürzt.  Am Stuhl angekommen muss ich erstmal kurz durchatmen. Wie gerne ich jetzt von Leyla in den Arm genommen werden würde. Aber Leyla ist jetzt natürlich auf der Arbeit. Oh man, Leyla und ich sehen uns momentan echt kaum noch. Und wenn wir uns sehen geht es um irgendwelche Technischen Dinge. Wer hat wann Schicht und wann ist Raya wo und bei wem? Apropos Raya, mein kleiner Engel kommt gerade zu mir gekrabbelt. Bei ihrem Anblick muss ich sofort lächeln. Gleichzeitig steigt auch wieder Verzweiflung in mir auf. Ich muss ja noch die Hose wechseln.  Warum weiß ich nicht genau, aber ich mag es nicht so gerne, wenn Raya mir dabei zu sieht, wie ich meine Prothese annehme. Sie versteht das doch bestimmt noch nicht. Sie ist doch noch so klein und ich möchte sie ja nicht verstören. Jetzt habe ich wohl keine andere Wahl. Schnell löse ich die Prothese von meinem Bein. Uff tut das gut. Ich sollte die Prothese in Zukunft, vor allem nachts wieder häufiger ablegen. Aber wenn ich nachts auf Raya aufpasse, lohnt sich das oft einfach nicht, wenn ich eh alle paar Minuten aufstehen muss, die Prothese abzulegen. Ich nehme die Prothese in die Hand, streife die kurze Hose hinunter und beginne damit, die lange Hose über die Prothese zu ziehen. Mittlerweile geht dieser Prozess schon ziemlich schnell, denn über die Zeit habe ich mir einige Tricks angeeignet. Da ich aber offensichtlich unter Strom zu stehen scheine, mag mir auch das nicht so recht gelingen. Dass mir wohl einige unschöne Wörter entfahren sind, merke ich erst an Rayas schockierem Blick. Zum Glück hat sie nicht angefangen zu weinen, das hätten meine Nerven nicht mehr mitgemacht. Endlich ist die Hose über das steife Fußgelenk gerutscht. Ich lege die Prothese, zugegebenermaßen nicht ohne Schmerzen wieder an, schlüpfe auch mit dem anderen Bein in die Hose und stehe und endlich fertig bekleidet auf.  Ein letzter, prüfender Blick im Spiegel lässt mich aufatmen. So fühle ich mich doch schon viel viel sicherer. Viel Zeit zum  runterkommen bleibt mir nicht, denn ich müsste eigentlich schon längst auf dem Weg sein. Stell hole ich meinen Schlüssel, meine Reisetasche und sprinte, so gut ich es eben kann, noch schnell zum Schlafzimmer, wo mein Handy liegt. Oje, wenn ich das vergessen hätte...
Als letztes nehme ich Raya auf den Arm und mache die Lichter aus. Beim Verlassen der Wohnung fällt mein Blick auf ein Stück papier, auf welchem von Leyla ein Spruch aufgeschrieben wurde, den ich dort aufgehängt hatte. Leyla hat ihn oft für mich Zitiert, als ich, nach unserem Unfall, in der Reha war. Er handelt davon, dass man sich nicht für andere verbiegen soll und so die beste Form seiner Selbst ist, wie man eben ist. Dieser Spruch lässt mir ganz warm ums Herz werden. Schnell gehe ich noch einmal zurück und packe die kurze Hose in meine Reisetasche. Man weiß ja nie...Bevor erneut Zweifel aufkommen können, über das, was ich vorhabe, verlasse ich die Wohnung. Stärker als normal humpeld überwinde ich die Treppe und lege Raya in ihren Kinderwagen. So langsam werde ich echt aufgeregt. Heute werde ich zum ersten Mal seit über fünf Jahren, meine Mutter wider sehen. In der Straßenbahn angekommen lasse ich die vergangenen Tage Revue passieren. Der ganze Trubel wurde eigentlich ausgelöst von Dr. Moreau. Noch gut kann ich mich daran erinnern, wie Moreau vor ungefähr zwei Wochen bei Leyla in ihrem Büro stand. Erst dachte ich, und wieder spüre ich diesen kalten Schauer, der über meinen Rücken lief, dass Leyla etwas mit meinem Doktorvater am Laufen hat. Allein schon dieser Gedanke ist schrecklich. Brrrrrrrr. Auch Moreaus Blick, als er Leylas Büro verlassen hatte machte die Situation nicht gerade einfacher für mich.  Anschließend bin ich dann natürlich sofort zu Leyla gegangen, um sie zu fragen, was Matteo von ihr wollte. Mit vielem hätte ich gerechnet, aber sicherlich nicht mitjenem, was sie mir dann eröffnet hat. Ohne etwas zu sagen, drückte sie mir einen Zettel in die Hand. Die Buchstaben verschwamen vor meinen Augen. Ich muss wohl Minuten lang nur auf diesen Zettel gestarrt haben.  Krass, die Klinik von meinen Eltern wird schon 40 Jahre alt. Ich hielt eine schön ausgestaltete Einladung für die Jubiläumsfeier der Klinik meiner Eltern in Hamburg in der Hand. Das Photo, welches die Einladung ausschmückete, ließ mich kurz innehalten. Schon ziemlich krass, was meine da Aufgebaut haben. Aber um welchen Preis? In letzter Zeit kann ich meine Eltern immer besser verstehen. Wenn ich mir anschaue, wie viel Zeit Leyla und in der Klinik verbringen, wird es mir ganz schlecht. Mit dem Worten  „und meine Eltern haben uns eingeladen" wendet ich mich glücklich lächelnd an meine Frau. Ihren darauf folgenden Blick habe ich immer noch nicht vergessen. Dieser  Schmerz, gepaart mit Angst und Enttäuschung in ihrem Blick ließ alle Freude in mir gefrieren. Ich schaute mir dann die Einladung natürlich noch einmal genauer an. Dann Fand ich es. Das, was Leyla mir sagen wollte. Die Einladung war, wie hätte es auch anders sein können, an Dr. Moreau gewidmet. Mit ganz lieben Grüßen Anne und Richard. Was hatte ich aber auch erwartet? Meine Eltern hatten mich immer enttäuscht. Warum sollte sie mich auch zu ihrer Feier einladen. Wie konnte ich nur auf diesen Gedanken kommen. Ich bin ihnen wahrscheinlich eh nur peinlich. Leyla zog mich mitfühlend in ihre Arme. Ohne meine liebe Frau hätte mir diese Situation wahrscheinlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Meine Trauer verwandelte sich schlagartig in Wut. Jetzt war mir alles klar. Das war wieder typisch Moreau. Ich erinnerte mich wieder an seinen Blick, als wir uns kurz begegnet waren, als er Leyla's Büro verlassen hatte. Ob er Freude daran hatte, anderen Menschen zu zeigen wie unnütz sie sind. Mein Herz fühlte sich an, als würde es gleich zerspringen. Ich was fertig mit der Welt und die Welt war fertig mit mir. So fühlte es sich zumindest in diesem Moment an. Wutentbrannt rannte ich aus dem Zimmer, ließ meine geliebte Leyla einfach stehen. Oh Gott, wie leid mir mein Verhalten im Nachhinein tut. Für Leyla war diese Situation bestimmt auch nicht leicht. Lange musste ich dieses Ekel nicht suchen. Dr. Moreau war natürlich bei seiner geliebten Forschung. Ich konnte nicht anders, als ihn, aus voller Kraft anzuschreien. „Warum tun sie das? Was wollen Sie von mir? Was sind sie nur für ein Mensch, dass Sie sich am Schicksal anderer aufgeilen“ Ich war so wütend und verzweifelt. Vielleicht sollte ich mich nochmal bei Moreau entschuldigen. „Grüßen sie meinen Vater lieb von mir. Wieder musste ich höhnisch auflachen. Das, was Moreau dann tat, rechne ich ihm hoch an. Langsam kam er auf mich zu und legte mir  beruhigend seine Hand auf die Schulter während er sprach. „Ahlbeck, beruhigen Sie sich. Ich hatte nie vor, zu dieser Feier zu gehen. Und glauben Sie mir, ich kann nichts dafür, dass ich eingeladen wurde.  Auch wenn ich sicherlich kein Familienspezialist bin“ in seinen Augen konnte ich einen tiefen Schmerz erkennen, aber ich traue mich natürlich nicht nachzufragen, „finde ich auch nicht gut, was ihre Eltern da abziehen. Früher hielt ich sie ja für einen eingebildeten Schnösel. Aber sie haben sich echt gemacht“ Er nickte mir aufmunternd zu. „Deine Eltern verpassen da echt was. Und weil ich möchte, dass mein bester Assistent“ da war er wieder, der Moreau „die bestmögliche Leistung erbringen kann, ist es mir ein Interesse, dass er sich mit seinen Eltern aussöhnt. Ahlbeck jetzt ziehen sie kein so ein Gesicht. Gehen sie doch einfach zu dieser Feier, sie haben ja nichts zu verliehen. Oder wollen Sie auf der Beerdigung ihrer Eltern sich fragen müssen, warum sie es nie versucht haben? Glauben sie mir, es geht manchmal  schneller vorbei, als man denkt“ Was er damit wohl meinte? Nach einer harten Überzeugungsarbeit, von Leyla und meinen Freunden sitze ich jetzt hier, in der Straßenbahn, auf dem Weg zu meinen Eltern nach Hamburg. Wie wird es sein, meiner Mutter zum ersten Mal, seit meinem Unfall zu begegnen. Wird sie sich freuen mich zu sehen? Kann Sie mir noch in die Augen schauen. All das geht mir gerade durch den Kopf. Fast hätte ich vergessen am Anger umzusteigen. Schnell schnappe ich mir meine Tasche und sprinte, mit Raya im Kinderwagen aus der Bahn. Uff das war echt knapp. Am JTK angekommen sehe ich Leyla, die bereits ungeduldig auf mich zu warten scheint. Als ich bei angekommen bin schaut sie mich durchdringend an. „alles okay bei dir?" „Ja klar, warum sollte nicht alles gut sein" „Ben, du bist zu spät und" ich unterbreche  Leyla „ja ich weiß, aber es ist wirklich alles gut, ich habe nur etwas die Zeit vergessen" ich bin echt froh, dass sie mich nicht auf die lange Hose anspricht.  Leyla fragt mich, nochmal, ob ich ganz sicher bin, dass ich diesen Ausflug machen möchte. Ich bejahe, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich bereit bin, wieder in meine Heimat zu fahren. Leyla nimmt nochmal meine Hand, womit sie mit sehr viel Sicherheit gibt. „Du weißt Ben, ich bin immer für dich da, egal was passiert und ich liebe dich so wie du bist" ich gebe Leyla noch einen kurzen Kuss. Manchmal weiß ich gar nicht, womit ich diese wundervolle Frau verdient habe.  Wir schnallen Raya in ihrem Maxikosi auf der Rückbank unseres Autos an. Dann beginnt die Fahrt. Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. In Gedanken fange ich an, mir vorzustellen wie das Zusammentreffen mit meinen Eltern oder vor allem Mutter und einigen anderen Freunden, bei denen ich mir sehr ziemlich sicher bin sie zu treffen, ablaufen wird. Was aus ihnen wohl so alles geworden ist? Nach meinem Unfall habe ich den Kontakt zu ihnen abgebrochen, denn ich wollte nicht der ewige loser sein.  Werde ich ihnen von meiner Einschränkung erzählen? Oder wissen sie schon längst bescheid? Haben sie sich vielleicht deshalb nicht mehr gemeldet? Aber Kiki wusste, als sie ins JTK eingeliefert wurde auch nicht´s von meiner Behinderung. Leyla bemerkt meinen gedankenverlorenen Blick und legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel. „Schatz, es wird alles gut werden" dankbar lächle ich. „Mach dich nicht verrückt, Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber ich weiß, dass  es anders werden muss, wenn es besser werden soll. Jaja, diesen Spruch bringt Leyla nicht zum ersten Mal und wie recht sie doch eigentlich hat. Er hat mir schon oft geholfen, mir Boden gegeben, wo unendliche leere zu sein schien. Es vergehen einige Stunden in denen Leyla und ich abwechseld  in Gesprächen versunken sind, oder Radio hören und dazu, so gut es im Auto eben geht, tanzen. Raya hat die ganze Fahrt über friedlich  geschlafen. Das war schön, denn so hatten Leyla und ich ein bisschen Zeit nur für uns. Wie ich diese Zweisamkeit in den letzten Wochen vermisst habe. Langsam werde ich aber schon ein bisschen nervös. Inzwischen ist auf den allermeisten Straßenschildern fett Hamburg zu lesen. Als Leyla von der Autobahn abfährt und Richtung Hamburg abbiegt beschleicht mich ein sehr fremdes und doch vertrautes Gefühl. Oft habe ich mich gefragt, wie es sein  wird, wenn ich wieder meine Heimatstadt betreten werde? Aber hatte ich jemals eine Heimat?
Jetzt ist es jedenfalls soweit. Die Umstände sind auf jeden Fall ganz anders, als ich mir sie jemals ausgedacht habe. Ob das gut ist? Ich weiß es nicht. Gerade fahren wir an einem Schwimmbad vorbei und ich muss unwillkürlich lachen. Daraufhin ernte ich einen fragenden Blick von Leyla. Schmunzelnd erkläre ich ihr „weißt du noch als Zoe Sozialstunden machen musste, weil sie in ein Schwimmbad eingebrochen ist?" wir beide müssen kurz lachen „ich bin auch Mal in ein Schwimmbad eingebrochen" Ich zeige auf einen hohen Zaun „dort sind wir rüber geklettert" „jaja jung und leichtsinnig" antwortet mir Leyla, während sie mir in die Seite zwickt. Leyla macht den Vorschlag an einer Tankstelle noch schnell einen Blumenstrauß für meine Eltern zu kaufen. Eigentlich finde ich einen Blumenstrauß echt unnötig und meine Eltern sollen auf keinen Fall auf die Idee kommen, dass ich den Eindruck habe, etwas bei ihnen wieder gut machen zu müssen. Aber weil Leyla so begeistert von der Idee ist und ich ihr vertraue, willige ich ein. Während Leyla einen Blumenstrauß aussuchen gegangen ist, bleibe ich im Auto bei Raya. Schließlich könnte sie ja jeden Moment aufwachen und dann sollte sie auf keinen Fall alleine sein. Als Leyla wieder kommt, hält sie nicht nur einen wunderschönen Blumenstrauß in ihren Händen, sondern auch eine fette Packung Gummibärchen. „Nervennahrung für Sie Herr Ahlbeck“ kommt es lachend von ihr „vielen Dank mein Schatz, die könnte ich vielleicht echt gebrauchen und einen guten Geschmack hast du auch. Denn die Blumen sind wunderschön, eigendlich sind sie viel zu schade um sie an meine Eltern zu verschenken" „ich weiß zwar nicht, was du vor hast Ben, aber die Bumen sind für deine Eltern. Und ich habe sie gekauft" gespielt beleidigt willige ich natürlich ein. Dann geht es auch schon weiter.   Auf dem Navi erkenne ich, dass wir in fünf Minuten da sein werden. Leyla hat meinen Blick zum Navi gesehen und fragt mich etwas besorgt wie es mir denn gerade ginge. Um ehrlich zu sein weiß ich gerade überhaupt nicht, wie's mir geht. Ich spüre gar nichts. Keine Aufregung, keine Angst kein Zweifel kein Hass kein...nichts.  Deshalb antworte ich Leyla, “solange du und unser kleiner Engel an meiner Seite seid, ist alles gut" denn das stimmt ja schließlich auch „und alles andere ist zweitrangig“. Dafür ernte ich von Leyla einen Verliebten Blick. An ihrem wunderschönen Lächeln könnte ich mich niemals satt sehen auch nach einigen Jahren Beziehung und tausend weiteren Jahren nicht. Leyla reißt mich aus meinen Gedanken. Sie deutet nach rechts „ist es das" fragt sie mich. „ja das ist die Klinik meiner Eltern Schatz" in Leyla's Blick ist deutlich Bewunderung geschrieben. „nicht schlecht die Ahlbeck's" kommt es von der ehrfürchtig nickenden Leyla. Schnell suchen wir noch einen Parkplatz, hohlen Rayas Kinderwagen aus dem Kofferraum und wecken schließlich unseren kleinen Engel. Ich will gerade schon Richtung Klinikum losgehen, als mich Leyla am Arm zieht. „was denn plötzlich so eilig" sie umfasst mit ihren kleinen Händen meine Hüfte und es entsteht ein leidenschaftlicher Kuss. Leyla gibt mir gerade genau das, was ich für die nächsten Stunden brauen werde, Kraft, Halt Selbstvertrauen und natürlich ganz viel Liebe. Hand in Hand machen wir uns auf den Weg zum Klinikum. Von weitem sehe ich meine Eltern die Gäste begrüßend am Eingang stehen. Kurz werfe ich einen Blick an mir herunter. Aber es scheint alles gut bedeckt zu sein. Leyla drückt meine Hand etwas fester und ich bin mir sicher, dass es irgendwann und irgendwie gut werden wird.
Über konstruktive Kritik oder wünsche würde ich mich sehr freuen.
LG   

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