Kapitel 16 - Mister...

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•Nico•

Nico war leicht verwundert, als ihm eine blonde Frau mitte 40 die Tür öffnete. Wahrscheinlich handelte es sich um die Mutter von Jen - sie hatte zwar eine andere Haarfarbe, aber dieselben Augen.
"Äh... Guten Morgen", grüsste Nico verunsichert.
"Guten Morgen", erwiderte die Frau freundlich und liess ihn rein. Was, wenn er ein Meuchelmörder gewesen wäre? Dann müsste er wohl einfach klingeln und wird reingelassen. Gut zu wissen.
"Ich bin Lena. Du bist...?", fragte Jens Mutter.
"Ich bin Nico", antwortete Nico. "Ich suche Jen... Ist sie hier?"
"Natürlich. Ich hole sie, warte einen Moment."
Nico schaute Lena nach, wie sie die schmale Treppe halb hinaufrannte und - wohl in der Meinung, Nico höre es nicht - sagte: "Jen. Da wartet ein attraktiver Junge auf dich."
Irgendetwas fiel zu Boden und Nico hörte Jen fluchen.
"Was? Wer?", rief diese.
"Er heisst Nico", erklärte Lena. "Ist das der, den du mal erwähnt hast?"
Erwähnt?!
Schritte näherten sich der Treppe - Jen schien herunterzukommen.
"Mister..." Jen unterbrach sich und antwortete etwas, aber so leise dass Nico es nicht hören konnte, auch wenn Jen gerade bei der Treppe angekommen war.
"Mister" was?
Danach sagte wiederum Lena etwas, aber nicht ganz so leise, sodass Nico einzelne Satzfetzen aufschnappen konnte: ...aber nett ... deshalb hast du ja auch ...
Er hatte mal gelesen, dass alle Frauen über alle Männer - oder Jungs - tuschelten. Wohl war.
Die beiden waren unten angekommen und Nicos Blick blieb bei Jen hängen. Irgendetwas an ihr war anders. Ihre Augen wirkten grösser und ihre Lippen voller als sonst. Das schwarze Haar glänzte mehr als üblich und bildete einen schönen Kontrast zu dem farbenfrohen Top, das sie trug, und auch ihre Hose betonte ihre Beine auf eine neue Weise.
Sie sah so ... hübsch aus! 

•Jennifer•

Nico starrte sie an.
Jen starrte ihn an.
Irgendwie erinnerte sie diese Situation an ihre erste Begegnung, nur, dass diesmal nicht diese angespannte Stimmung herrschte. Sie sah, wie Nicos Blick ihre Kleidung streifte und versteifte sich leicht. Gefiel es ihm? Oder fand er es übertrieben? Aber wieso interessierte sie das überhaupt?
Deshalb hast du ja auch so was schönes angezogen, gingen ihr die Worte ihrer Mutter durch den Kopf, als sie ihn Mister Asozial genannt hatte.
Jens Mutter unterbrach den Moment der Stille. "Ich geh mal die Zeitung lesen", verkündete sie und spazierte betont lässig ins Wohnzimmer hinter Nico.
"Äh, also, wollen wir hochgehen?", fragte Jen und setzte sich in Bewegung, ohne seine Antwort abzuwarten. Er folgte ihr ins Zimmer und meinte ein wenig verlegen: "Ich hoff ich hab nicht gestört...?"
Jen schloss die Zimmertür hinter sich. "Nein, hast du nicht", beruhigte sie ihn. "Aber wieso bist du nicht einfach ins Zimmer teleportiert?"
"Ich wusste ja nicht wo ich landen würde und ob grad deine Mutter im Zimmer ist. Ich weiss nicht so recht wie lustig sie das finden würde...", erklärte er und sah sich im Zimmer um. Die Wände waren zartviolett gestrichen, rechts neben der Tür stand ein Bett und gegenüber der Tür war ein Schreibtisch. Rechst daneben wurde ein grosser Kasten hingestellt, bei dem die Schranktüren halb offen waren. Durch ein grosses Fenster am Kopfende des Bettes flutete Sonnenlicht. Und mitten auf dem Zimmerboden lag eine Bürste.
Jen sah Nicos Blick darauf, wurde knallrot und hob sie auf. Als ihre Mutter ihr mittgeteilt hatte, dass Nico unten stand, war sie ihr vor Schreck aus der Hand gefallen.
"Naja, hier sind wir vielleicht weniger sicher als im Haus Lupos", bemerkte Nico. "Aber wir haben bessere Internetverbindung."
Jen drehte sich sprachlos zu ihm um. "Internetverbindung?"
Nico errötete. "Ich meine, wir suchen doch Informationen über Mel und Jason. Deswegen", beeilte er sich hinzuzufügen. "Und da ich nicht wusste wann und wo wir abgemacht hatten, kam ich einfach mal hierher."

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The unseen souls {#wattys2015}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt