Regel Nummer 1

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Ihr Herz hatte sich der Freude verschlossen. Mit leerem Blick, Augen ohne jegliche Gefühlsregungen, sah sie zu ihm auf. In ein Gesicht, dessen Grinsen nicht hätte breiter und ehrlicher sein können.

Laut schallte das Lachen der vielen Menschen durch den Saal. Seines stach ganz besonders heraus. Vor einiger Zeit noch war es das Schönste, das sie je in ihrem Leben hören durfte. Heute verstand sie es nicht mehr.

Wie konnte er lachen? Wie konnte er noch Witze machen? In seinem Leben gab es nichts, über das er sich hätte freuen können. Nicht so. Das wusste sie und doch hatte sie ihn noch nie so nah am Abgrund gesehen wie sich selbst.

War sie zu sehr im Selbstmitleid versunken? War es nicht richtig, dass sie so ihrem alten Leben nachtrauerte? War es nicht richtig, dass sie sich selbst leiden ließ?

War es nicht richtig, zu vermissen und zu weinen, wann immer man alleine war?

Wieder drehte sie ihren Kopf zu ihm. Sein Blick traf den ihren und schenkte ihr ein Leuchten voller Glück und Hoffnung. Wie sie es nicht verdient hatte. Sie hatte überhaupt keine Freude und Glückseligkeit verdient. Alles, was ihr zustand, waren Leid und Traurigkeit.

Sie wendete ihre müden Augen ab. Er musste die Tränen nicht sehen, die nie ganz aus ihnen verschwanden. Als wären sie ein unendlich weites Meer gefüllt mit den schmerzvollen, salzigen Tropfen ihrer Seele, das nie versiegen würde.

Er jedoch kam auf sie zu. Er wusste, was sie dachte, was sie fühlte. Dafür musste er sie nicht sehen. Das musste sie ihm nicht sagen. Er wusste es ganz einfach.

Seine Hand griff nach der ihren und umfasste sie, als würde er sie nie mehr loslassen wollen. Vielleicht wollte er das auch wirklich nicht. Vielleicht aber wollte er ihr nur Halt geben. Für den Moment, nicht für immer.

Als sie zu ihm aufsah, lächelte er sie an. Nicht mitfühlend, nicht aufmunternd. Es war einfach nur ein ehrliches, offenes Lächeln. Gefüllt mit Wärme und Liebe.

"Regel Nummer eins", sprach er über die lauten Stimmen und den Lärm des Gelächters hinweg ohne aber seine eigene erheben zu müssen.

"Verliere niemals deinen Humor."

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-Joiy

Sieben goldene Regeln des Lebens | ShortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt