Sieben goldene Regeln des Lebens | Shortstory

Regel Nummer 7

"Findest du, das Kleid sieht gut aus?" Unsicher betrachtete sie sich selbst im Spiegel und zupfte an dem kurzen Rock herum.

Er sagte gar nichts.

"Eigentlich mag ich es überhaupt nicht. Es ist unangenehm zu tragen."

Sie drehte sich, um möglichst jede Seite von sich selbst sehen zu können.

Er wandte sich zum Gehen, als könnte er sich dieses Spiel nicht länger ansehen. Sie eilte ihm nach, zur Tür hinaus, auf die Straße.

"Aber die Dame von nebenan meinte, ich solle das tragen", versuchte sie sich zu verteidigen.

Er schritt voran Richtung Bahn. Sie folgte ihm, stolperte dabei über ihre hohen Absätze, die sie genau genommen auch nicht tragen wollte. Aber die Freundin ihrer Mutter hatte sie für sie ausgesucht.

Als sie in der Bahn standen, seufzte sie laut. Er blickte nicht einmal in ihre Richtung, sondern verfolgte die vorbeifliegende Landschaft, als gäbe es nichts interessanteres. Er wusste sicher schon, was sie als nächstes sagen würde. Das hielt sie dennoch nicht davon ab, ihre Gedanken laut auszusprechen.

"Eigentlich möchte ich gar nicht zu diesem Tanzkurs. Ich mag tanzen überhaupt nicht."

Eine Pause entstand, in der er sicher die Augen verdreht hätte, würde er jemals normale Reaktionen zeigen.

"Insgesamt Sport ist nicht so meins. Ich würde viel lieber zeichnen lernen. Oder fotografieren."

Jetzt bewegte sich sein Gesicht doch in ihre Richtung. Er wartete, dass sie fortfuhr.

"Aber meine neue Freundin ist dort und sie wollte so gern, dass ich auch dabei bin."

Er wandte sich wieder ab. Bestimmt war er enttäuscht von ihr. Doch das würde er nie zeigen.

Stattdessen öffnete er endlich seine Lippen, um zu sagen: "Regel Nummer sieben."

Aufmerksam beobachtete sie ihn.

"Lebe dein Leben, wie du es willst und nicht wie andere es gerne hätten."

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-Joiy