el capítulo 01

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ARAMINTA AMADOR

❝ ES IST EIN ❞ wiederkehrender Ablauf; eine unendliche Routine, die meinen Alltag dominiert. Mir bleibt kaum Zeit für Freunde, nicht einmal für das Sitzen mit einem Buch in der Hand.

Und ich würde es mir so wünschen; Bücher geben mir das Gefühl von Macht. In dem einen Moment, in dem ich mich in den Zeilen verliere, reicht aus, um mich vollends zu entspannen.

Und wenn auch nur für einen Moment. Ich seufze leicht auf, stecke das kleine Trinkgeld weg und lege mein Portemonnaie auf die Kommode, neben der Küche. Das Papier, welches bedruckt ist und für einige Menschen, den größten Wert der Welt besitzt, war schon oft knapp bei uns.

Doch in den letzten Monaten,
wurde es noch schlimmer.

Ich muss unser Geld verdienen, tagtäglich damit versuchen, meine Familie zu versorgen. Die vier harten Jobs, denen ich zielstrebig nachgehe, sind nicht genug; doch ich finde nicht mehr Arbeit. Keine besseren Arbeitsbedingungen oder einen höheren Lohn, da meine Zeit auch nur begrenzt ist.

Ich seufze leise, doch will mich nicht beschweren - dazu habe ich kein Recht. Ich bin dankbar für jede Chance, die mir geboten wird, doch es liegt an mir, wie sehr ich mich verausgabe. Wie intensiv ich mich mit den vorhandenen Angeboten beschäftige; wenn ich arbeiten will, dann finde ich etwas.

»Mamá«, ich hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe, als sie mit ihren Händen das Lieblingsbrot meines erkrankten Vaters vorbereitet, »Araminta.«

Habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich die Fältchen um deine müden Augen liebe. Dass du deine warmen Finger, die du mir jeden Abend auf die Schulter legst, nie wegnehmen sollst?

Mamá, halte mich.
Denn ich gehe verloren.

Ich will euch eine gute Tochter sein, doch gehe unter dem ständigen Druck kaputt. Ihr wisst, dass ich mich bemühe, doch wie lang soll es noch so weitergehen, bevor ich an der stetigen Überanstrengung zugrunde gehen werde?

Du deutest mit dem Kopf auf die Töpfe, die neben meinem Körper stehen. Ich habe schon gerochen, dass es Reis und Fleisch gibt; wie so oft in den letzten Wochen. Und wir werden heute, genauso wenig wie gestern essen, um den armen Obdachlosen in unserem Viertel etwas abzugeben, obwohl wir doch schon wenig haben.

Ich nehme mir eine Himbeere von dem Obstteller, was du mit einem besorgten Blick quittierst.

Du hast Recht, Mamá.
Ich bin viel zu dünn.

Wir sprechen nicht viel miteinander; wie denn auch, wenn ich nicht deine Sprache gelernt habe? Wir kommunizieren mit den Augen - unsere Taten sind viel mehr wert, als ein paar Wörter.

Mein Körper gefällt mir selbst nicht mehr, aber ich arbeite und nutze meine Zeit lieber sinnvoller, damit wir wenigstens ein paar Scheine mehr haben, um zu überleben, »Ich habe Hunger.« Der Satz stellt dich zufrieden, auch wenn mir die verräterische Lüge, leicht über die Lippen kommt.

Ich würde gern sagen, dass ich den Teller Essen genieße, aber wie denn, wenn er uns fehlt. Wenn ich jeden Morgen an deinem Zimmer vorbeigehe und daran erinnert werde, wie sehr du mir fehlst. Wir sind nicht zusammen aufgewachsen, daher frage ich mich, wie sehr du mich überhaupt lieb hast.

Du bist ein sehr liebenswürdiger Bruder, doch hast du dir nicht manchmal gewünscht, dass du in England aufgewachsen wärst? Ich kann mir nur vorstellen, wie wenig Kind du sein durftest.

 MAFIA | Secretos Humeantes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt