Wolfsblut (Shirou Ogami x Reader) [Brand New Animal]

= 09 =

Als ich aufwachte sah ich Michiru in ihren Bett liegen, sie war immernoch im tiefschlaf und etwas Speichel hing an ihrem Mundwinkel und tropfte auf das Kopfkissen.

Innerlich schüttelte ich bloß mit dem Kopf.
"Gestern war wirklich ein aufregender Tag, kein Wunder das sie platt ist.", flüsterte ich leise zu mir selbst als ich mich langsam aufrichtete.
So gut es ging versuchte ich mich umzuziehen ohne Michiru dabei zu wecken.
Ich steckte mein neues Handy sowie meinen Geldbeutel in meine Jackentasche und verließ leise den Raum.

Als ich die Tür langsam hinter mir schloss, sah ich im Augenwinkel den Sonnenaufgang.
Ich ging an das Geländer und beobachtete die seichte Sonne einige Minuten am Horizont.
Sonnenaufgänge waren etwas wunderschönes und faszinierendes gewesen. Die Natur hatte viele schöne Seiten, doch auch leider genau so viele unschöne. Ich streckte mich gähnend und machte mich auf den weg zum Hauptgebäude.

Melissa und Gem würden wohl noch schlafen, daher beschloss ich zur Küche zu gehen und mir einen kleinen Snack aus dem Kühlschrank zu holen. Als ich die Treppen zum Erdgeschoss hinunter ging hörte ich von oben etwas leise poltern. "Sind sie etwa doch schon wach?", dachte ich als ich mich umdrehte und die bereits beschrittenen Stufen wieder nach oben ging.

Das Geräusch kam aus dem oberen Flur. Ich folgte langsam den Flur, bis ich am Ende ankam. Die Tür vor mir war einige wenige Zentimeter zu einem Spalt geöffnet gewesen und erhellte somit mit einigen Strahlen den Flur. Es war der Raum mit den Bücherregalen gewesen, in welchem Shirou Michiru in einem Raum eingesperrt hatte. Vorsichtig öffnete ich die Tür, als ich Shirou erblickte. Er saß auf einem der Sessel des Raumes und betrachtete etwas kleines in seiner Hand.

Langsam öffnete ich die Tür komplett. Shirou sah nicht von dem Objekt in seiner Hand auf, hatte mich aber dennoch bemerkt und sprach mich direkt an. "Ich habe dich schon gerochen.", sagte er als er das Objekt in seiner Hand drehte. "Guten Morgen, Shirou.", sagte ich als ich den Raum betrat.
"Was hast du da?"

Shirou sah auf. Ich blickte hinunter auf das Objekt in seiner Hand. Meine Augen weiteten sich als sie erkannten um was es sich handelte. "Das ist Michiru's Schülerausweis! Woher hast du ihn?! Ich kann mich nicht daran erinnern das Michiru dir–"
"Ich habe ihn heute Nacht an mich genommen zur näheren untersuchung.", sagte Shirou als er mir den Schülerausweis hinhielt. "Ich glaube darauf stehen Dinge, welche du noch nicht wusstest."

Ich nahm den Schülerausweis entgegen und las in Gedanken was darauf stand. Ihr Name, ihr Geburtsdatum, ihr Geschlecht...ihre Rasse...

Nach einigen Sekunden zog ich eine Augenbraue hoch und blickte zu Shirou.
"Du scheinst dich sehr für sie zu interessieren. Dennoch hättest du sie auch einfach fragen können ohne ihr den Schülerausweis direkt zu klauen. Sie hätte ihn dir sofort gegeben.", mit einem schulterzucken reichte ich ihm den Schülerausweis wieder.

"Hast du daran gerochen?", fragte Shirou plötzlich. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein, wieso sollte ich daran riechen, woz–"
Shirou hielt mir den Schülerausweis ohne Vorwarnung unter die Nase. Ich atmete ein, doch blieb unbeeindruckt. "Shirou, ich kenne den Geruch der Menschen. Zufälligerweise habe ich mit welchen zusammengelebt bis ich hier in Anima City ankam.", ich verschränkte meine Arme als Shirou nachdenklich nickte.

"Ich hasse den Geruch der Menschen... sie haben keinen.", sagte Shirou als er seinen Kopf senkte und den Schülerausweis drehte. "Rasse: Mensch.", las er vor.

"Von ihr geht keine Gefahr aus.", sagte ich als ich meine Arme verschränkte. "Du siehst es doch selbst. Eher bemüht sie sich Gefahren zu beseitigen. Wie den Affendieb. Ohne sie hätten wir ihn nicht schnappen können. Letztenendes ist sie nunmal beides. Ein Mensch, und ein Tiermensch. Du musst lernen zu akzeptieren, Shirou."

"Ich habe schon lange aufgehört den Menschen zu vertrauen. Sie sind an so vielem schuld.", Shirou ballte seine leere Hand zu einer Faust.

Ich seufzte. "Wenn du etwas hast was du in dich hinein frisst kannst du dich mir gerne anvertrauen. Ist nur ein Angebot." Ich hob meine Hände in defensive und drehte mich um. "Ich hole mir was zu Essen."

Und damit verließ ich den Raum und ließ Shirou hinter mir wieder alleine in seinen Gedanken. Es würde nichts bringen auf den Wolf einzureden. Er musste von selbst auf einen zukommen und sich anvertrauen. Seine Persönlichkeit war nunmal... etwas schwierig.

Ich trat meinen weg zur Küche an, als ich Michiru verschlafen am Anfang der Treppe sah. "Guten Morgen, Michiru.", sagte ich als ich sie erblickte. Michiru winkte mir gähnend zu. "Guten Morgen, (Y/N).", antwortete sie.

"Sag mal, was hast du in Shirou's Raum gemacht?", fragte Michiru als wir zusammen die Treppen hinab gingen.
"Ich? Nichts besonderes. Ich hatte lediglich nur etwas gehört und bin zur überprüfung mal schauen gegangen, das ist alles."
Michiru nickte.

Ich würde nicht petzen das Shirou Michiru's Schülerausweis geklaut hatte. Den Ärger ersparrte ich uns allen, so schnell würde Michiru ihn eh nicht benötigen.
"Guten Morgen, Mädels.", begrüßte uns Melissa, welche mittlerweile wach war und Kaffee für Shirou vorbereitete.
"Guten Morgen, Melissa.", begrüßten Michiru und ich die Frau vor uns als wir ein dumpfes kreischen hörten.

"Stört euch nicht daran. Das ist bloß Gem.", erklärte Melissa als sie Michiru und mir einen Becher Orangensaft auf den Tisch stellte.
"Ich hole gleich frische Brötchen, damit wir alle zusammen frühstücken können.", sagte Michiru enthusiastisch als Melissa lächelnd nickte.
"Das wäre lieb. Ich gebe dir etwas Geld mit."

Ich trank stumm meinen Orangensaft als ich über Shirou's Art nachdachte.
"Ich kümmere mich bis Michiru wiederkommt um die Wäsche.", sagte Melissa als sie verschwand. Michiru war bereits weg gewesen und ich blieb alleine in der Küche zurück. Niedergeschlagen legte ich meinen Kopf auf den Tisch und streckte meine Arme auf der Tischplatte nach vorne aus.

"Ich habe mich mit Michiru gar nicht weiter über das Foto aus dem Krankenhaus unterhalten.", murmelte ich als ich darüber nachdachte. "Das andere Mädchen auf dem Foto schien eine tolle Freundin für Michiru gewesen zu sein. Nun habe ich ihren Platz wohl oder übel eingenommen."

Ich betrachtete meine Hände vor mir.
"Wir alle haben wohl etwas verloren was uns wichtig ist."