22 ~ Chaos

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Schon wieder wälzt du dich in deinem Bett - presst das Kopfkissen in dein Gesicht, damit der klägliche Schrei, der deine Kehle verlässt durch die Ansammlung von Daunenfedern und Stoff erstickt wird.

Die Realität hat dich in dem Moment eingeholt, als du pünktlich um sechs Uhr morgens in den Flur geschlichen bist, fest entschlossen, dich krank zu melden. Schon als der Wecker klingelte, wusstest du nicht, wie du die psychiatrische Klinik je wieder betreten sollst. Wie du durch die Tür treten kannst, vorbei an der Stelle, wo Doktor Collins auf dem Boden aufprallte, nun kämpfend über Leben und Tod.

Verursacht durch den Mann, der sich gestern in dein Bett geschlichen hat. Dem du dich hingegeben hast und dem du alles von dir gegeben hättest, wärt ihr nicht unterbrochen worden.

Der Mann, für dessen Flucht du bereit gewesen bist alles zu riskieren. Einen Mann, den du im Grunde genommen nicht kennst und der einfach verschwunden ist. Verschwunden, nachdem er von dir bekommen hat, was er wollte.

Jetzt - nüchtern und nicht mehr berauscht von Kais Präsenz - ist die Erinnerung unerträglich.

Schon die ganze Nacht hast du nicht schlafen können. Dein Verstand ist müde, doch dein Geist findet keine Ruhe.

Du legst dich auf den Rücken, die Arme ausgestreckt neben deinem Körper, starrst an die Zimmerdecke.
Dein Blick schweift über die weiße Farbe - Auf der Suche nach einem Fixpunkt, an den du dich klammern kannst.

Mittlerweile bist du alleine zu Hause, alles um dich herum ist ruhig. Selbst das Wetter ist so unauffällig, wie nur irgend möglich. Es ist nicht besonders sonnig. Weder warm, noch kalt. Es ist ein Wetter, über das sich nie jemand beschwert, weil es so nichtssagend ist.
Genauso wie die Ruhe, die dich umgibt. Ebenso dein ruhiger Körper. Von außen betrachtet wirkt es, als würdest du die friedliche Stille genießen. Doch es ist Chaos tief in dir, welches dich davon abhält, die Augen zu schließen.

Kai Parker hat dich im handumdrehen alle Prinzipien vergessen lassen. Selbst die früher so eindeutigen Bereiche wie 'Richtig' und 'Falsch', 'Gut' und 'Böse' - sogar 'Leben' und 'Tod' sind verschwommen.

Letzte Woche noch ist die Trennung, das Differenzieren so eindeutig wie das Meer und der Sand gewesen. Es gibt sehr wenig dazwischen. Spätestens heute morgen sind Wasser und Sand aufeinander geprallt und zu einer riesigen Menge Matsch geworden.

Gedankenmatsch.
Moralmatsch.
Gefühlsmatsch.

Seufzend rollst du dich zur Seite und setzt dich auf.
Deine Hand fährt durch deine zerzausten Haare, bemüht darum, zumindest ein bisschen Ordnung in dein Leben zu bringen.

Du greifst nach deinem Handy auf dem Nachttisch.
Zuerst tippst du ziellos herum, scrollst durch Tumblr, dann durch Instagram, bis du schließlich Liz eine Nachricht schreibst.

Hey Liz. Was machst du heute noch?

In der selben Sekunde schreibt Liz zurück.

Last Friday night
Yeah we danced on tabletops
And we took too many shots
Think we kissed but I forgot - Letzten Freitag, diesen Freitag 🔥

Nicht unbedingt, was ich wollte, aber ich brauche meine beste Freundin. Hast du noch einen Platz im Auto frei? Und hör auf mir Songtexte von Katy Perry zu schicken. Dank dir habe ich einen Ohrwurm!

Yessss ❤️. Ich hole dich um 22 Uhr ab. Zieh dir etwas an, was zu einer Bar passt. Es lohnt sich.

Okay, Jogginghose. Hab's verstanden. Bis heute Abend ❤️

Du legst dein Handy zur Seite, wirfst deinen Kopf in den Nacken und seufzt nochmal. Dir steht der Sinn überhaupt nicht nach Party und Barbesuch.

Doch vielleicht ist Ablenkung gerade gar keine schlechte Idee, denkst du dann und schlurfst in Richtung Dusche.

Hypnotic • Kai Parker FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt