Teil 4

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Für den Bruchteil einer Sekunde starrte ich ihn regungslos an. Aber schon im nächsten Moment sprang ich aus dem Bett und kniete mich neben Sam. Die Geräte die noch an mir angeschlossen waren, piepten empört, aber ich nahm das gar nicht wahr. "Sam? Sam, bitte wach auf!" Verzweifelt versuchte ich ihn wach zu rütteln, aber es tat sich nichts. Tränen stiegen mir in die Augen. Er war der Einzige, den ich noch hatte. Meine Eltern hatten sich nie um mich gekümmert. Ich suchte hoffnungslos nach Sams Puls, aber ich fand nichts. Er konnte doch nicht so einfach sterben!
Weil meine Geräte anscheinend ein Signal an die Ärzte geschickt hatte, stürmten mehrere Krankenschwestern in mein Zimmer, bereit mich in den nächsten OP-Saal zu bringen. "Was ist passiert?" Fragte eine und hockte sich neben mich.
"Er.. Er ist einfach umgekippt. Bitte.. Tun sie doch was!" Meine Unterlippe zitterte und meine Hände waren fast taub, da merkte ich erst, wie kalt auch ich war.
So wie Sam.
Die Schwestern hoben seinen reglosen Körper hoch und legten ihn auf eine Trage.
Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da war er schon weg.
Ich wollte hinterher rennen, aber die Geräte waren nich an mit befestigt.
Schnell fummelte ich sie ab und lief die Flure entlang.
Gerade sah ich, wie seine Liege um die Ecke geschoben wurde, als jemand mich am Handgelenk festhielt.
"Mum? Dad?" Verwirrt sah ich meine Erzeuger an. Was wollten sie hier?
"Schatz, geht es dir gut?" Mum versuchte es liebevoll und mütterlich klingen zu lassen, aber das tat es nicht. Sie verabscheute mich. Ich war eine Schande für meine Familie.
Ich hin und her gerissen.
Sollte ich bei meinen Eltern bleiben, für die ich nichts als eine Enttäuschung war oder wollte ich einem Jungen hinterherrennen, den ich kaum kannte und der vor meinen Augen gestorben war?
Es dauerte nicht mal eine Sekunde, bis ich mich entschieden hatte.
Ohne mich umzudrehen rannte ich in die Ecke. Mein Arzt kam gerade aus einem Zimmer.
"Wo haben sie ihn hingebracht?" Mein Atem ging schwer. Ich war es nicht gewohnt so schnell zu laufen.
"Mrs. Kingston. Was führt sie denn hierher?" Er wirkte sichtlich überrascht.
"Wo ist Sam?" "Mr. Adams? Der wollte doch eigentlich schon wieder in England sein. Er ist nur wegen Ihnen geblieben." Für einen Kurzen Moment vergaß ich den Grund, warum ich hier war.
"Was?"
"Er hat darum gebeten sie besuchen zu dürfen. Eigentlich hätten sie er ab heute Besuch kriegen dürfen." Das musste ich erstmal verarbeiten.
Sam blieb nur wegen mir? "Wo sollte er denn sein?" Das riss mich wieder in die Gegenwart. "Er ist in meinem Zimmer umgekippt. Ich glaube er ist.. Er ist tot." Flüsterte ich.
"So? Hoffen wir mal das Beste. Ich denke er wird auf der Intensivstation sein."
Kaum hatte er die Worte gesagt, flitze ich schon los. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich barfuß war und nur einen Krankenhauskittel trug. Aber es war mir egal.
Ich sah in jeden Zimmer nach und am Ende des Ganges fand ich ihn endlich. Schwer atmend trat ich neben sein Bett und betrachtete ihn.
Er sah so lebendig aus. Aber ich wusste, dass ich mich irrte.
"Er ist noch am Leben." Sagte eine der Krankenschwestern und ich starrte sie ungläubig an.
"Er ist in eine art Koma verfallen. Die Symptome die du beschrieben hast, passen dazu. Es ist zwar selten, aber es kann durchaus passieren."
"Und.. Und wie lange..." Meine Stimme brach ab, aber die Frau hatte verstanden.
"Das weiß niemand. Bis jetzt gab es nur einen Menschen, der in so ein Koma verfallen ist. Das war glaube ich vor drei Jahren."
"Und, wann ist er wieder aufgewacht?"
"Noch gar nicht."

PhoenixWhere stories live. Discover now