Erst verwirrt, dann verängstigt setzte ich mich auf und sah mich um. Zum Glück kam das Piepen nicht von meinen Geräten, sondern von jemand anderem, der draußen im Gang lag.
Da ich nicht mehr einschlafen konnte, nahm ich mir einen Block und einen Stift und fing an zu zeichnen. Die Schwestern hatten mir ein paar Sachen gegeben, damit ich mich besser fühlte.
Sie sagten, dass meine Familie keine Zeit hätte, um her zu kommen.
Ich zeichnete erstmal ein paar undeutliche Umrisse, aber nach und nach erkannte man etwas wie ein Gang. Meine Hände taten alles von selbst und ich wusste nicht, was sie da malten. Dann bemerkte ich, dass es der Gang im Flugzeug war und wunderte mich.
Warum zeichnete ich sowas?
Auf einmal zeichnete ich eine Person. Sie war groß und breit. Ein Mann. Er hielt etwas in der Hand und zeigte damit auf mich. Es war eine Pistole. Ich zog erstaunt die Luft ein. Wer war das? Ich fing an das Gesicht zu zeichnen.
"Hey, du bist ja schon wach."
Vor Schreck ließ ich den Stift fallen. Es war Sam.
Er hob den Stift auf und warf einen Blick auf meine Zeichnung.
"Das was kurz bevor ich angeschossen wurde. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen. Kannst du dich wieder daran erinnern? Oder an etwas anderes?"
Seine unnatürlichen blauen Augen blitzten kurz hoffnungsvoll auf.
"Nein. Meine Hände machen was sie wollen. Ich weiß immer noch nichts."
"Okay. Hauptsache dir gehts gut."
Sam wirkte etwas enttäuscht.
"Was war gestern eigentlich los? Du sagtest, dass ich dich mochte und dann warst du so eigenartig."
"Ach, da war nichts."
Er war wieder so wie gestern.
"Ich merke doch, dass da was ist. Los sag schon." Ich wurde langsam ungeduldig.
"Es ist nicht weiter wichtig. Vergessen wir die Sachen einfach, okay?"
"Na schön." Ich würde das ganz und gar nicht vergessen.
"Hat sich deine Familie eigentlich bei dir gemeldet?" Sam meinte, dass seine Eltern in London wären und deswegen auch keine Zeit für ihn hätten.
"Ja. Meine Mum hat gesagt, dass sie mich besuchen kommt, sobald sie kann."
"Und dein Vater?"
"Der muss arbeiten. Der hat nie Zeit für mich oder für meine Mum."
"Oh, das tut mir Leid."
"Musst es nicht. Und du kannst dich wirklich an nichts erinnern? An gar nichts?" Er sah mir tief in die Augen und versuchte so etwas wie eine Erinnerung die in mir aufflackerte zu finden.
"Nein, nicht wirklich. ich weiß nur noch, dass.." Mir stockte der Atem. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, viel mir wirklich etwas ein.
Ich hatte seine Augen gesehen. Seine eisblauen, wunderschönen Augen. Direkt vor mir. Vielleicht ein paar Millimeter von mir entfernt. Er war mir so nah gewesen. Ich lief urplötzlich knallrot an. Wir hatten uns geküsst.
Sam lächelte verlegen und nahm meine Hand.
"Woran erinnerst du dich?"
"Ich.. Du.. Du hast mich geküsst. Glaube ich." Erzählte ich leise.
Sam wollte etwas antworten, als seine Augen glasig wurden und durch mich hindurch starrte.
Seine Hand wurde ganz kalt und ließ meine los. Er fiel nach hinten und blieb regungslos auf dem Boden liegen.

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Phoenix
FantastikPhoenix hatte ein Flugzeugabsturz, weil der Captain angeschossen wurde. Im Flugzeug lernt sie einen Jungen Namens Sam kenne, den sie leider nach dem Absturz nicht mehr wirklich erkennt. Sie muss in einem Krankenhaus, wo sie dann Wochen behandelt wir...