Krieg

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„Steh auf!", schreit mich ein älterer Mann mitte 40 an und zieht mich an meinem Arm kräftig hoch, sodass er schmerzt. Verwirrt blicke ich mich um. Wo bin ich? Wie bin ich hier her gekommen? An mir vorbei laufen Männer mit Waffen, denen irgendwelche Befehle zugebrüllt werden. Ich befinde mich in einer Art Graben, die man aus Filmen kennt. Ich rümpfe meine Nase. Es ist ein unbeschreiblicher Geruch, den man nie wieder vergessen kann. Irgendwas mit Blut, Erbrochenen, Matsch und Rauch. Ein Schuss ertönt und ich zucke zusammen. Meine Ohren dröhnen und ein Piepen beeindrächdigt mein Hörvermögen, weshalb ich nur stumm mitbekomme, wie der grauhaarige Mann, mit dem Helm und einer Grünen Tarnuniform, mir wieder etwas zubrüllt. Als ich an mir herunter schaue wird mir klar, dass ich genau das selbe trage. Nur fehlen mir die Sterne, die mein Gegenüber auf der Brusttasche trägt. Als ich hinter diesen gucke, wird mir klar, von wo der Schuss kam. Von einer Kanone oben auf dem Graben drauf.
„Soldat!", schreit mich wieder der Mann vor mir an und drückt mir eine Waffe in die Hand. „Jetzt reißen sie sich zusammen, gehen daraus und machen ihr Land stolz", befiehlt er und schubst mich in die Richtung, in die auch die anderen Soldaten gerannt sind. Leicht überfordert... sehr verwirrt torkel ich hinterher und versuche mich von den Soldaten, die an mir vorbei gerannt kommen, nicht umschubsen zu lassen. Ich...bin ich in einem Krieg? Nein oder? Wieso sollte ich in einem Krieg sein? Wieso sollte ich mein Leben für andere riskieren? Wieso sollte ich mein Leben für Leute riskieren, die ich noch nicht einmal kenne? Von denen ich noch nicht einmal weiß, dass sie existieren? Ist das alles nur ein Traum? Bestimmt, oder? Ich kneife mich einmal. Davon sollte man ja bekanntlich aufwachen. Nein. Nichts. Ich stehe immer noch hier in diesem schrecklichen Graben. Von überall sind Schüsse zu hören. Von Waffen und Kanonen. Pferde geklapper kann man auf dem matischen Boden wahrnehmen. Von überall sind schreie zu hören, die sich einem unter die Haut boren. Schreie von Pferden. Von Soldaten. Von Frauen. Von Kindern.
Wie soll ich hier nur lebend wieder rauskommen? Ich hab doch keine Erfahrung. Ich weiß noch nicht einmal, wie man eine Waffe abfeuert. Klar ich spiel öfters Spiele mit Waffen, aber so? Das ist das echte Leben. Meine Hand fängt an zu zittern und langsam wird das Gewehr in meiner Hand rutschig, weshalb ich meine Hände abwechselt an der grünen Hose abwische. Ruckartig bleibe ich stehen, als ein Junge vor mir von dem Graben fällt. Aus meinem Mund kommt ein leiser schrei, den ich aber mit meiner Hand abdumpfe. Er ist nicht viel älter als ich. Vielleicht zwei bis drei Jahre. Er zittert und sein Atem ist so flach, dass man meinen könnte, dass er nicht vorhanden ist.Von seiner Stirn pellen sich die Schweißtropfen ab und deine Augen sind geschlossen. Allgemein, sieht er sehr blass aus und bei genauem hinsehen muss ich feststellen, dass ein Einschussloch seine Uniform ziert, von der immer mehr Blut rausfließt. Ich... was soll ich machen? Ich kann ihn doch nicht einfach so hier liegen lassen? Er....er könnte sterben? Ich knie mich zu ihm runter und lasse meine Waffe unbeachtet neben mich fallen, um meine Hände, feste auf seine Wunde zu pressen, weshalb er schmerzhaft aufstöhnt. Mach ich das überhaupt richtig so? So manchen sie es zumindest immer in allen Filmen und Serien. „I..I...Ich", stammle ich, unfähig auch nur einen vernünftigen Satz raus zu bringen? Wie kann man denn nur in so einer Situation ruhig bleiben. Ich merke wie sein Blut sich einen Weg zur meine Finger bahnt, um auf den Boden zu tropfen. Ich merke, wie sich sein Blut unter meine Nägel bohrt. Ich merke, wie mir der typische Gerucht von Blut in die Nase steigt. Mir wird schlecht bei dem gedanken, dass vor mir grade ein Mensch verblutet und ich nichts dagegen machen kann. Ich unterdrücke den Würgereiz und drücke meine Hände fester auf die Wunde, als ich merke, dass meine Hände langsam abrutschen. Mein Blick schweift nach rechts in der Hoffnung irgendwas zu finden, was mir helfen könnte. Irgendwas muss es hier doch geben. Ich merke wie sein Atem unter meiner Hand immer schwächer wird und blicke panisch nach links. Ein weißes Tuch kommt mir in den Blick, welches jedoch schon fast Braun durch den Dreck geworden ist. „Du... Du musst fest auf die Wunde drücken", sage ich panisch und will die Waffe, die er immernoch in der Hand hält, aus dieser rausnehmen. Der schwarz haarige Junge hält das Gewehr jedoch so fest, dass sich dies als äußerst schwer erweißt, da ich immer noch mit einer Hand auf seinem Bauch bin. Es ist so, als würde er mit seiner ganzen Kraft, die er noch hat, diese Waffe festhalten. Als würde sie ihn am Leben erhalten. Als wäre sie sein Hoffnungschimmer. Als wäre sie das Wichtigste in seinem Leben. Ein heiliges Religt, dass er unbedingt mit seinem Leben beschützen muss. „Du... Du musst die Waffe-" Bevor ich zuende reden kann, werde ich an meinem Kragen hochgezogen, weshalb sich meine Hand von seinem Bauch löst. Die Waffe, die ich immer noch in meiner Hand festhielt, sich seiner Hand entgleitet und sich jetzt so in meiner befindet. Ich sehe, wie sich seine Finger nach oben bewegen, um nach dem, für ihn, heiligen Objekt zu gegreifen, bevor er seinen letzten Atmenzug macht und seine Hand leblos in den Matsch fällt.
„Soldat! Jetzt raus mit ihnen!", schreit mich der Officier an, bevor er mich zu der Leiter schubst, die aus dem Graben rausführt.

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