Alltagsstress

3 0 0
                                    

Hastig nehme ich meine Tasche von dem weißem Regal und ziehe mir in Windeseile meine schwarze Jacke über, die über dem Schuhregal hängt. Grade als ich die Haustüre hinter mir zuziehen will, fällt mir ein, dass ich meinen Schlüssel noch in der Küche liegen habe, weshalb ich wieder rein renne und ihn mit einer schnellen Handbewegung in meine Tasche schmeiße, bevor ich hinter mir endgültig die Haustüre zu fallen lassen.

Mit einem Blick auf meine Armbanduhr weiß ich, dass ich viel zu spät losgegangen bin und jetzt wahrscheinlich auch zu spät zu dem Termin komme. Der Bus ist schon längst abgefahren und der Zug ist zu weit weg, als das ich jetzt schnell hingehen könnte.

Ich schaue auf die viel befahrene Straße und auf die Taxen, die auf der anderen Straßenseite auf einen Gast warten. Das ist meine Chance. So schaffe ich es vielleicht doch noch rechtzeitig. Nicht achtend auf die Fahrzeuge suche ich mir meinen Weg durch die, hauptsächlich stehenden oder langsam fahrenden Autos, um auf die andere Straßenseite zu kommen.

Ich gehe um die Taxen herum, um auf die Beifahrerseite zu gelangen. Dort angekommen reiße ich bei dem erst besten die Beifahrertüre auf und setze mich auf den Sitz. „Zum Gerichtsgebäude. So schnell wie möglich." Dabei schnalle ich mich an und erwarte, dass wir uns schon längst in Bewegung gesetzt haben, aber falsch erwartet.

Wir stehen immer noch vorne in der Taxen schlage und aus dem Radio ertönt Opern Musik. Ich schaue zu dem Fahrer, der mich nur freundlich anlächelt. Sein Bierbauch passt grade so noch unter das Lenkrad und von seinen Armen stehen blonde längliche Haare ab. Sein Gesicht ist von Falten durchzogen und die weiß-gräulichen Haare stehen zu den Seiten ab.

Vermutlich tun seine Knochen weh vom ständigen Sitzen und vermutlich kann er nicht mehr vernünftig Treppen gehen. Aber er lächelt mir freundlich entgegen. Ein ehrliches, herzerfüllenes lächeln. Ich lächle leicht zurück, woraufhin er den Motor startet, aus einem alten Brillenetui eine kleine Brille hervorholt und losfährt.

Erleichtert atme ich auf. Mein Blick bleibt an meiner Armbanduhr hängen und ich wippe mit dem Fuß auf und ab. Erneut blicke ich in meiner Tasche nach, ob ich auch alle unterlagen dabei habe. Aber ich habe sie dabei. Alles ist dort, wo ich es am gestrigen Abend hingetan habe.

„Ich bin der Manni und du?" Wir waren anscheinend schon beim Du nach einer Minute Fahrzeit angelangt. Auch mal was neues. „Alex", antworte ich knapp und schreibe meinen Kollegen, dass es sein kann, dass ich mich etwas verspäte und, dass sie irgendwie den Chef hinhalten sollen

An der ersten Ampel stehen wir ca drei Minuten. Zu lange für meinen Geschmack. Im Hintergrund ertönt immer noch die Opern-Musik mit irgendeiner Frau, die einen unverständlichen Text sing. „Du musst also vor Gericht?" „Ja...", antworte ich gedankenverloren. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie sauer mein Chef ist, wenn ich zu spät komme. Und wie viele Überstunden ich deswegen womöglich machen muss. Mein Wochenende kann ich mir wohl abschminken. „Ehm, nein, ich meine nein. Ich muss nicht vor Gericht. Ich habe einen Termin mit meinem Chef und meinen Arbeitskollegen dort", verbessere ich mich, nachdem ich noch einmal genauer über die Frage nachdenke.

„Ich wollte immer Richter werden oder zumindest einmal diesen Hammer schwingen, weißt was ich mein?", erzählt er und hält an der nächsten Ampel. „Wieso sind sie es nicht?", frage ich ehrlich neugierig nach und lasse meinen Blick zu ihm herübergleiten. „Zu schlecht in der Schule", beantwortet er die Frage mit einem Achselzucken.

„Ich habe immer gelernt, aber ich hatte wohl nicht das Zeug dazu." Er fährt weiter. Tuckert langsam einem LKW hinterher. Kurz bin ich davor ihn zu bitten einen kleinen Umweg durch die Seitengasse zu nehmen, weil dies schneller ist als hinter dem Lastwagen zu bleiben, aber ich lasse es. Kostet nur wieder zu viel Geld.

Random shitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt