Kapitel 2: Funkensprung

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Nach zwei Tagen hatten sich die meisten Bewohner des Schlosses daran  gewöhnt, dass Wikinger sich in ihrem Haus aufhielten. Cassia hatte kein  Problem damit, sie fande die beiden eher interessant. Sie wollte mehr  über die Kultur lernen weswegen sie öfter das Gespräch mit den beiden  suchte. Gerade war sie spazieren und ließ ihre Gedanken zu den Wikingern  schweifen. Arthur versuchte den Beiden alles was sie wollten zu  ermöglichen. Frauen, essen, trinken, Unterkunft das alles gehörte zu  seinem Plan. Jedoch fragte er sich immer wieder wie er die beiden  schlussendlich überzeugen konnte. Vielleicht müsste er ihnen tatsächlich  das Gold überlassen, sie schienen sehr beharrlich zu sein was dies  anbetraf. Völund ließ sich für die Frauen und die Speisen und Getränke  begeistern. Doch die Schwester des Herzogs ließ ihn nicht los immer  wieder suchte er sie auf, so wie jetzt gerade. Er hatte es geschafft die  Wachen dazu zu bringen ihn zu ihr zu lassen. Nun reihte er sich neben  ihn ein und schritt neben ihr her als wäre es das normalste der Welt. Es  war ihm gleich dass sie verheiratet war, ein Seher hatte ihm die wahre  Liebe mit einer solchen Frau prophezeit. Er glaubte Cassia könnte diese  Frau sein von der der Seher gesprochen hatte. Sein Bruder hieß es nicht  gut das Völund sich so ablenken ließ. Finnr versuchte sich lieber daran  ihren Handel mit dem Herzog zu verwirklichen, er nahm von den Gaben und  Geschenken nur das nötigste an. Die Frauen lehnte er von vorne herein ab  es war als sähe er sie nicht als wert an.
Cassia sah zu dem Nordmann  hoch ,,Guten Tag Völund Larson" sagte sie und schenkte ihm ein  freundliches Lächeln. Auch sie fand ihn sehr interessant, allerdings war  sie verheiratet doch die Anziehung zwischen ihr und dem anderen Mann  weckte ihre Neugier. „Gefällt es euch hier? Kann ich euch irgendwie  behilflich sein?" fragte sie ihn während sie sein Gesicht musterte.  Neben ihm fühlte sie sich klein und zerbrechlich aber auch irgendwie  geborgen, er strahlte eine Wärme aus, die sie von ihrem Gemahl nicht  kannte. Der große Mann lenkte schnell ab als sie ihm ihre Hilfe anbot  und lächelte sie freundlichst an. „Nenn mich einfach Völund, ich habe  gehört das bei euch Gang und gebe ist sich steht's äußerst bedacht  auszudrücken. Ist das richtig? Denn es erscheint mir äußerst  anstrengend..." fragte er unschuldig nach, sein Englisch hatte sich  bereits verbessert und der kurzen Zeit die er hier verbrachte. Sie  lachte leicht als sie seine Frage hörte ,,Ja das ist richtig, aber nennt  mich einfach Cassia so wäre es mir auch lieber.. Aber bitte nur wenn  wir für uns sind." bat sie ihn leise, es ziemte sich für sie als Adlige  nicht bei ihrem Vornamen von einem einfachen Mann, noch dazu einem  Heiden, genannt zu werden. Schnell sah sie wieder weg ,,Was führt dich  zu mir?" wiederholte sie ihre Frage nochmal und lief langsam weiter, ein  Lächeln auf den Lippen tragend. „Nichts..." erwiderte der Mann „Ich bin  nur meines Weges gegangen und als ich euch sah kam mir die Idee euch zu  begleiten. Wenn ich wieder gehen soll müsst ihr es nur sagen." schob er  schnell ein und sah sie mit einem warmherzigen Blick in den Augen an.  Sie lächelte ,,Nein alles gut" sagte sie sanft und ging nach draußen.  Sie setzte sich in den Garten und beisteuerte ihm neben ihr Platz zu  nehmen. „Sagt, wie geht es euch und eurem Bruder?" fragte sie ihn sanft  und sah ihm nun wieder in die Augen. Völund räusperte sich und suchte  kurz nach den richtigen Worten. „Wir werden gut versorgt, euer Bruder  ist großzügig was dies betrifft... dennoch wir haben so unsere Zweifel  ob die Verhandlungen erfolgreich sind, wir wollen eigentlich nicht noch  länger bleiben..." erklärte er ehrlich und stützte sich auf seinen Knien  ab. Sie nickte ein wenig als sie das hörte „Das kann ich sehr gut  verstehen..." stimmte  sie „Aber manchmal muss man Risiken eingehen um  später nicht zu bereuen die Chance nicht ergriffen zu haben." sagte sie  ruhig und ließ ihren Blick durch den Garten schweifen. „Wir sprechen  hier von dem Leben meiner Brüder und Schwester, ich weiß sie lieber  sicher und arm als jederzeit dem Tode nah und reich... für manche ist es  noch zu früh um nach Valhalla heim zu kehren..." sprach er mit einer  Stimme in der seine Besorgnis mitschwang, doch dann schien er sich  wieder zu fassen und hob wieder den Kopf. „Mein Bruder traut dem euren  nicht, ich überlasse ihm die Entscheidung er ist bei so etwas  feinfühliger als meine Wenigkeit. Doch lass uns über etwas anderes  sprechen und geschäftliches beiseite schieben" forderte er nun und sein  Gesicht hellte sich wieder mit einem Lächeln auf. Cassia lächelte und  nickte zustimmend ,,Natürlich." sagte sie und rang innerlich damit ob  sie dieses Gespräch fortsetzen sollte. Er war immer noch ein Heide, ein  Gottloser, wie ihr Mann sagen würde, und ein Mann der wusste was er  begehrte. Ihr Glaube verbot es ihr sich zu anderen Männern als zu ihrem  Gemahl hingezogen zu fühlen, aber andererseits löste er in ihr ein  wohltunendes Gefühl aus das sie nicht definieren konnte. „Hast du  eigentlich Familie?" fragte sie ihn nun um nicht in schweigen zu  verfallen, sie sah ihm wieder in die Augen. „Ich habe nur meinen Bruder,  weder er noch Ich haben ein Weib oder Kinder... zumindest noch  nicht..." antwortete er ihr mit einem verschmitzten Lächeln. „Liebt ihr  euren Gemahl? Behandelt er euch gut?" fragte er sie nun und betrachtete  sie genauer. Seine dunklen Augen zogen sie an, in ihnen brannte ein  Feuer, er strotzte nur so vor leben und Wildheit. Sie nickte auf seine  erste Aussage hin ,,Das wird noch kommen..." versicherte sie ihm und  legte eine kurze Pause ein. „Er kann für uns sorgen" entschloss sie sich  nun nur etwas knapp zu sagen. „Liebe würde ich es nicht nennen" fügte  sie nach kurzem Zögern noch hinzu. Völund schwieg einen Moment und  senkte kurz den Blick. „Ich verstehe... sagt... ihr seid nicht wie euer  Bruder, in euren Augen lodert kein Hass wenn ihr unsereins anseht voran  liegt das?" fragte er nun und rückte dabei ein wenig näher an sie heran.  Sie konnte sein Gesicht nun genauestens betrachten und sehen wie seine  Brust sich unter seinem Harnisch hob und senkte. Sie konnte ihren Blick  nicht von seinen Augen abwenden, eine kleine Brise zog durch den Garten  hob sein Haar leicht an. „Im Gegensatz zu meinem Bruder finde ich eure  Kultur interessant, euer Leben es fasziniert mich. Ihr seid eigentlich  auch nur Menschen mit einem falschen Glauben." sagte sie leise „Wieso  hast du keinen Hass gegen mich?" fragte sie noch ein wenig leiser da sie  ein wenig Angst vor der Antwort bekam. Er legte den Kopf ein wenig zur  Seite und hörte nicht auf zu lächeln. Eine kleine Falte bildete sich  jedoch in seiner Stirn bevor er sprach. „Ihr seid wirklich schön... ich  glaube euer Gott ist schwach und kann uns nichts anhaben. Wir hassen  euch nicht, wir bemitleiden euch, dass ihr mit einem solch schwachen  Gott gesegnet seid. Er erlaubt euch nichtmal das Leben mit all seinen  Zügen auszukosten. Ich möchte dir zeigen, dass wir es wert sind unser  Leben selbst zu bestimmen..." sprach er ruhig und besonnen, als er sich  nun noch ein Stück weiter vorlehnte und zu einem Kuss ansetzte. „Unser  Gott gibt uns Regeln an wovon ihr keine Ahnung habt. Eure....Götter  zeigen euch nur wie man tötet und sich das nimmt was man will.. Ihr  kennt keine Liebe und keine Gnade!" Entgegnete sie mit einem empörten  Unterton. Als er ihr jedoch näher kam wusste sie nicht wie ihr geschah.  Sie sah nur auf seine Lippen als sie seinen Atem spürte wurde ein tiefes  Verlangen in ihr nach ihm geweckt, eine Anziehungskraft der sie sich  nicht entsagen konnte. Doch ihr Kopf, der Gedanke an Gott und was für  eine Sünderin sie wäre, würde sie sich auf diesen Heiden einlassen. Sie  entfloh dem Kuss und rannte aus dem Garten. Sie durfte ihren Mann nicht  betrügen. Sie wäre für immer verdammt, dennoch spürte sie tief in ihrem  innerem ein Verlangen.
Völund blieb sitzen und sah ihr hinterher. Er  seufzte kurz ehe er sich auch erhob, da war er wohl zu voreilig gewesen.  Doch er würde sich davon nicht entmutigen lassen, frohen Gemütes ging  er zurück zu seinem Bruder. „Rate was mir soeben widerfahren ist" sprach  er ihn fröhlich an auf ihrer Sprache an. Finnr sah noch nichtmal von  seinem Becher auf als er das hörte. „Lass mich raten du hast mal wieder  die Frau deiner Träume getroffen?" brummte er nun nippte an seinem  Becher. Völund verdrehte die Augen „Dieses Mal ist es anders! Erinnerst  du dich an die Prophezeiung des Sehers?" erwiderte er ganz aufgedreht  und setzte sich neben seinen Bruder „Dieses Mal ist es die richtige das  kann ich spüren!". Cassia war unterdessen in ihre Gemächer zurück  gekehrt und kümmerte sich um ihr Neugeborenes. Sie war mitgenommen von  den letzten Geschehnissen und bekam Völund nicht mehr aus dem Kopf. „Du  und deine Weiber ich kann es langsam nicht mehr hören! Wir sollten uns  lieber darauf konzentrieren hier endlich voran zu kommen, ich finde wir  sollten nochmal mit den Christen reden vielleicht können wir auf einen  Kompromiss schließen. Ich will endlich hier weg..." kam es ein wenig  aufgebracht von Finnr. Sein großer Bruder seufzte, stimmte ihm dann aber  zu „Du hast ja recht, Jarl Anders erwartet sicher schon unsere  Rückkehr... wir sollten hier nicht noch länger verweilen...".

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