Am Abend klopfte es an die Tür der beiden Brüder, es war Cassia. Sie hatte beschlossen Völund erneut auszusuchen um sich für die Geschehnisse am Nachmittag zu entschuldigen. Zögerlich klopfte sie an die Tür und sogleich ein noch bevor sie eine Antwort hören konnte. Die Angst von vorbeigehenden Wachen gesehen zu werden war zu groß. Sie blieb vor der Tür stehen als sie sie geschlossen hatte und blickte ins Zimmer. „Bitte entschuldigt, falls ich euch störe..." sprach sie leise und erblickte die beiden Brüder im Zimmer. Völund und Finnr sahen nun auf, die beiden saßen beieinander mit zwei Bechern voller Bier. Sie hatten miteinander etwas besprochen doch waren verstummt als die Tür sich geöffnet hatte. Völund erhob sich als er sie sah und trat zu ihr „Du bist extra hergekommen? Dein Gemahl wird nicht begeistert sein wenn er davon erfährt" meinte er nun und sah sie mit einem Blick voller Sorge und Verwunderung an. Cassia sah zu ihm hoch und sprach leise
,,Ich weiß... Aber es ist immer noch meine Entscheidung was ich mache, er hat kein Recht über mich zu bestimmen und er besitzt mich auch nicht. Ich wollte zu dir kommen um mich zu entschuldigen." sprach sie recht selbstsicher als sie den Mut geschöpft hatte, darauf folgte ein leichtes Lächeln. Sie hatte dennoch ein schlechtes Gewissen und irgendwas rang innerlich mit sich. Völund sah sie weiterhin so fragend an und legte ein wenig den Kopf schief als er nicht verstand. „Wofür entschuldigst du dich? Du hast nichts falsch gemacht..." meinte er nun und berührte vorsichtig ihre Schultern. Finnr hatte die beiden lange genug beobachtet, mit einem „Ich werde spazieren gehen..." zu Völund verzog er sich aus dem Zimmer auf den düsteren Flur und ließ die beiden in Ruhe. Sie sah weiter in seine Augen. ,,Ich war so hart zu dir.. Es tut mir leid. Ich... ich wollte bloß meinen Gott verteidigen... aber dennoch wolltest du... warum?" fragte sie ihn. Die Frage hatte sie den ganzen Tag beschäftigt, sie hatte nicht verstehen können wie ein Heide es gewagt hatte und sie dieses Bedürfnis fast erwidert hatte. Etwas an diesem Mann war anders und fesselte sie. Völund zog eine Braue hoch und verstand immer noch nicht warum sie dies fragte „Weil ich dich begehre und ich das Gefühl hatte du würdest dieses Bedürfnis erwidern... ist es so absurd das jemand wie ich einer so schönen Frau nicht wiedersehen kann?" kam es nun von ihm und er ließ sie wieder los. Er bedrängte sie keineswegs, er legte nur seine Karten offen dar. Sie sah auf den Boden und fühlte mit einem Mal ihren Zwiespalt. „Wieso sagst du mir das alles? Willst du mit mir schlafen und schmeichelst mir deswegen? Wieso begehrst du mich obwohl ich einen Ehemann habe?" fragte sie ihn. Ihr Kopf war voller Fragen und Verwirrung, einerseits wollte sie dieses Gefühl erwidern doch andererseits hörte sie die Stimme ihres Bruder, der sie tadelte und sie dazu anrief eine gute Christin zu sein. Völund runzelte die Stirn und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Er leckte sich über die Lippen und wusste nicht recht was er ihr antworten sollte, erst nach einer kurzen Pause antwortete er ihr „Ein Seher sagte mir einst voraus ich würde die Frau für leben in einem fremden Land finden, sie würde mit mir heimkehren und mich heiraten. Vielleicht ist dass der Grund warum ich euch begehre, aber seid euch gewisse das es mir nicht nur um das eine geht. Ihr gefallt mir wirklich...". Sie lächelte leicht als sie seine Geschichte hörte. „Das ist eine schöne Vision. Vielleicht würde so etwas für Frieden sorgen, oder es könnte einen Krieg auslösen..." sprach sie leise, sie setzte sich nun auf sein Bett und sah sich kurz im Zimmer um ehe sie ihm wieder ansah. „Ich gefalle dir also? Wieso?" fragte sie zögerlich als sie es nicht mehr aushielt. Er betrachtete sie einen Moment dann setzte er sich neben sie und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Du bist wunderschön... und du kannst strahlen wie die Sonne selbst wenn du bloß ein Lächeln auf den Lippen trägst..." sprach er nun ruhig und gab sich wirklich Mühe ihr zu schmeicheln. „Verzeih, wenn ich es nicht besonders gut in Worte fassen kann, es ist bei uns nicht üblich und auch bin ich deiner Sprache nicht so mächtig..." Seine Berührung löste eine leichte Gänsehaut bei ihr aus und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Ihr Blick blieb wieder einmal bei seinen Augen hängen als sie sein Gesicht musterte. ,,Ich mag deine Worte, sie klingen sanft und ehrlich... Ich glaube dir." murmelte sie leise. Sie wollte ihn fragen was sein Ziel war, ließ es dann aber, sie wollte die schöne Stimmung nicht zerstören. Er hatte beim letzten Mal das Thema gleich beiseite geschoben. „Ich mag dich" gestand sie nun ehrlich und lächelte leicht. Er gab ihr ein anderes Gefühl als ihr Ehemann und sie spürte wie gut er ihr tat. Der Mann lächelte sanft und nahm ihre Hand. Er hob sie an und hielt sie vor seine Lippen. „Darf ich sie küssen?" fragte er nun vorsichtig, er hatte gemerkt dass er sie zuvor überrumpelt hatte also wollte er es anders angehen. Er spürte eine Verbindung zu ihr, sie hatten nicht allzu viel miteinander geredet doch steht's hatte er ein gutes Gefühl in ihrer Nähe bekommen. Cassia kicherte ein wenig und ihre Wangen nahmen einen rosafarbenen Ton an. ,,Ja du darfst" kam es schüchtern von ihr und bekam dabei ein Kribbeln.
Vielleicht war es ja der Wunsch Gottes, vielleicht sollte er ihr ein anderen Weg zeigen, doch sie war immer noch verheiratet. „Dafür das du ein Heide bist, bist du sehr herzlich" merkte sie an. Völund lächelte sie herzlich an und küsste ihre Hand. „Wir sind vielleicht ein kriegerisches Volk, doch auch wir kennen die Liebe und die Zärtlichkeit..." sprach er sanft und legte ihre Hand dann wieder in ihren Schoß. Sie lächelte und hielt seine Hand in ihrer fest, sie wollte irgendwie nicht gehen. „Denkst du die Vision des Sehers wird wahr?" fragte sie ihn und sah wieder in seine Augen. Er drückte ihre Hand ein wenig und beugte sich wieder vor. „Das liegt ganz bei dir..." erwiderte sanft und blieb dann so wie er war ohne noch weiter zu gehen, zu ihr gebeugt. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lösen und war wie gebannt. „Wieso denn ganz bei mir? Glaubst du, ich sei die Frau aus der Prophezeiung?" fragte sie leise und wagte es dieses Mal nicht ihn wegzudrücken. Völund nickte ein wenig und sah kurz auf ihre Lippen. „Wer weiß schon was die Götter mit mir vorhaben... aber ich halte alles für möglich..." erwiderte er und lächelte ein wenig. Sie lächelte ihn nun an und ihre Röte die sich fast wieder gelegt hatte verstärkte sich wieder. „Du bist wirklich so zärtlich zu mir" hauchte sie „Zärtlicher als mein Gemahl" fügte sie leise hinzu und spielte mit dem Gedanken ihn zu küssen. „Dann sollte sich dein Gemahl etwas von mir abgucken..." erwiderte Völund ein wenig amüsiert, setzte sich dann jedoch wieder aufrecht hin und unterbrach den Moment der Spannung zwischen ihnen. „Er erwartet euch sicher zurück..." sprach er und sah kurz auf ihre Hände. Sie lachte ein wenig über seine ersten Worte, „Wenn du so zärtlich bist verstehe ich nicht wieso du keine Frau hast" sprach sie ebenso amüsiert, doch wurde dann wieder ernst und seufzte „Ja das stimmt..." murmelte sie leise und wirkte ein wenig bedrückt. Sie löste ihre Hand aus seiner und stand auf, doch dann wandte sich nochmal zu ihm um und gab ihm einen zarten Kuss auf die Wange. Es kam einfach über sie, sie hatte das Gefühl es sei das Richtige. Auch wenn ihre Gedanken ihr widersprachen. Das zauberte ein weiteres Lächeln auf Völunds Gesicht und er sah sie wieder an. „Ich wünsche euch eine gute Nacht..." sprach er sanft und sah ihr dann hinterher wie sie zu seiner Tür schritt. Sie wandte sich noch einmal lächelnd um und nickte ihm kurz zu. „Wie sagt man auf Eurer Sprache gute Nacht?" fragte sie noch als sie bereits die Hand auf der Türklinke liegen hatte. Als Völund ihr den Wortlaut nannte wiederholte sie es, der Klang der ihr unbekannten Worte gefiel ihr und sie prägte sich die Worte ein. Dann verließ sie schließlich leise den Raum und kehrte zu ihrem Gemahl zurück, in der Hoffnung er hätte nichts von ihrem nächtlichen Ausflug mitbekommen.