Kapitel 3: Mit Samtpfoten

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Am  Abend klopfte es an die Tür der beiden Brüder, es war Cassia. Sie  hatte  beschlossen Völund erneut auszusuchen um sich für die  Geschehnisse am  Nachmittag zu entschuldigen. Zögerlich klopfte sie an  die Tür und  sogleich ein noch bevor sie eine Antwort hören konnte. Die  Angst von  vorbeigehenden Wachen gesehen zu werden war zu groß. Sie  blieb vor der  Tür stehen als sie sie geschlossen hatte und blickte ins  Zimmer. „Bitte  entschuldigt, falls ich euch störe..." sprach sie leise  und erblickte  die beiden Brüder im Zimmer. Völund und Finnr sahen nun  auf, die beiden  saßen beieinander mit zwei Bechern voller Bier. Sie  hatten miteinander  etwas besprochen doch waren verstummt als die Tür  sich geöffnet hatte.  Völund erhob sich als er sie sah und trat zu ihr  „Du bist extra  hergekommen? Dein Gemahl wird nicht begeistert sein wenn  er davon  erfährt" meinte er nun und sah sie mit einem Blick voller  Sorge und  Verwunderung an. Cassia sah zu ihm hoch und sprach leise
,,Ich   weiß... Aber es ist immer noch meine Entscheidung was ich mache, er  hat  kein Recht über mich zu bestimmen und er besitzt mich auch nicht.  Ich  wollte zu dir kommen um mich zu entschuldigen." sprach sie recht   selbstsicher als sie den Mut geschöpft hatte, darauf folgte ein leichtes   Lächeln. Sie hatte dennoch ein schlechtes Gewissen und irgendwas rang   innerlich mit sich. Völund sah sie weiterhin so fragend an und legte  ein  wenig den Kopf schief als er nicht verstand. „Wofür entschuldigst  du  dich? Du hast nichts falsch gemacht..." meinte er nun und berührte   vorsichtig ihre Schultern. Finnr hatte die beiden lange genug   beobachtet, mit einem „Ich werde spazieren gehen..." zu Völund verzog er   sich aus dem Zimmer auf den düsteren Flur und ließ die beiden in Ruhe.   Sie sah weiter in seine Augen. ,,Ich war so hart zu dir.. Es tut mir   leid. Ich... ich wollte bloß meinen Gott verteidigen... aber dennoch   wolltest du... warum?" fragte sie ihn. Die Frage hatte sie den ganzen   Tag beschäftigt, sie hatte nicht verstehen können wie ein Heide es   gewagt hatte und sie dieses Bedürfnis fast erwidert hatte. Etwas an   diesem Mann war anders und fesselte sie. Völund zog eine Braue hoch und   verstand immer noch nicht warum sie dies fragte „Weil ich dich begehre   und ich das Gefühl hatte du würdest dieses Bedürfnis erwidern... ist es   so absurd das jemand wie ich einer so schönen Frau nicht wiedersehen   kann?" kam es nun von ihm und er ließ sie wieder los. Er bedrängte sie   keineswegs, er legte nur seine Karten offen dar. Sie sah auf den Boden   und fühlte mit einem Mal ihren Zwiespalt. „Wieso sagst du mir das alles?   Willst du mit mir schlafen und schmeichelst mir deswegen? Wieso   begehrst du mich obwohl ich einen Ehemann habe?" fragte sie ihn. Ihr   Kopf war voller Fragen und Verwirrung, einerseits wollte sie dieses   Gefühl erwidern doch andererseits hörte sie die Stimme ihres Bruder, der   sie tadelte und sie dazu anrief eine gute Christin zu sein. Völund   runzelte die Stirn und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Er   leckte sich über die Lippen und wusste nicht recht was er ihr antworten   sollte, erst nach einer kurzen Pause antwortete er ihr „Ein Seher sagte   mir einst voraus ich würde die Frau für leben in einem fremden Land   finden, sie würde mit mir heimkehren und mich heiraten. Vielleicht ist   dass der Grund warum ich euch begehre, aber seid euch gewisse das es mir   nicht nur um das eine geht. Ihr gefallt mir wirklich...". Sie lächelte   leicht als sie seine Geschichte hörte. „Das ist eine schöne Vision.   Vielleicht würde so etwas für Frieden sorgen, oder es könnte einen Krieg   auslösen..." sprach sie leise, sie setzte sich nun auf sein Bett und   sah sich kurz im Zimmer um ehe sie ihm wieder ansah. „Ich gefalle dir   also? Wieso?" fragte sie zögerlich als sie es nicht mehr aushielt. Er   betrachtete sie einen Moment dann setzte er sich neben sie und strich   ihr eine Strähne hinters Ohr. „Du bist wunderschön... und du kannst   strahlen wie die Sonne selbst wenn du bloß ein Lächeln auf den Lippen   trägst..." sprach er nun ruhig und gab sich wirklich Mühe ihr zu   schmeicheln. „Verzeih, wenn ich es nicht besonders gut in Worte fassen   kann, es ist bei uns nicht üblich und auch bin ich deiner Sprache nicht   so mächtig..." Seine Berührung löste eine leichte Gänsehaut bei ihr aus   und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Ihr Blick blieb wieder einmal   bei seinen Augen hängen als sie sein Gesicht musterte. ,,Ich mag deine   Worte, sie klingen sanft und ehrlich... Ich glaube dir." murmelte sie   leise. Sie wollte ihn fragen was sein Ziel war, ließ es dann aber, sie   wollte die schöne Stimmung nicht zerstören. Er hatte beim letzten Mal   das Thema gleich beiseite geschoben. „Ich mag dich" gestand sie nun   ehrlich und lächelte leicht. Er gab ihr ein anderes Gefühl als ihr   Ehemann und sie spürte wie gut er ihr tat. Der Mann lächelte sanft und   nahm ihre Hand. Er hob sie an und hielt sie vor seine Lippen. „Darf ich   sie küssen?" fragte er nun vorsichtig, er hatte gemerkt dass er sie   zuvor überrumpelt hatte also wollte er es anders angehen. Er spürte eine   Verbindung zu ihr, sie hatten nicht allzu viel miteinander geredet  doch  steht's hatte er ein gutes Gefühl in ihrer Nähe bekommen. Cassia   kicherte ein wenig und ihre Wangen nahmen einen rosafarbenen Ton an.   ,,Ja du darfst" kam es schüchtern von ihr und bekam dabei ein Kribbeln.
Vielleicht   war es ja der Wunsch Gottes, vielleicht sollte er ihr ein anderen Weg   zeigen, doch sie war immer noch verheiratet. „Dafür das du ein Heide   bist, bist du sehr herzlich" merkte sie an. Völund lächelte sie herzlich   an und küsste ihre Hand. „Wir sind vielleicht ein kriegerisches Volk,   doch auch wir kennen die Liebe und die Zärtlichkeit..." sprach er sanft   und legte ihre Hand dann wieder in ihren Schoß. Sie lächelte und hielt   seine Hand in ihrer fest, sie wollte irgendwie nicht gehen. „Denkst du   die Vision des Sehers wird wahr?" fragte sie ihn und sah wieder in  seine  Augen. Er drückte ihre Hand ein wenig und beugte sich wieder vor.  „Das  liegt ganz bei dir..." erwiderte sanft und blieb dann so wie er  war ohne  noch weiter zu gehen, zu ihr gebeugt. Sie konnte ihren Blick  nicht von  ihm lösen und war wie gebannt. „Wieso denn ganz bei mir?  Glaubst du, ich  sei die Frau aus der Prophezeiung?" fragte sie leise  und wagte es  dieses Mal nicht ihn wegzudrücken. Völund nickte ein wenig  und sah kurz  auf ihre Lippen. „Wer weiß schon was die Götter mit mir  vorhaben... aber  ich halte alles für möglich..." erwiderte er und  lächelte ein wenig.  Sie lächelte ihn nun an und ihre Röte die sich fast  wieder gelegt hatte  verstärkte sich wieder. „Du bist wirklich so  zärtlich zu mir" hauchte  sie „Zärtlicher als mein Gemahl" fügte sie  leise hinzu und spielte mit  dem Gedanken ihn zu küssen. „Dann sollte  sich dein Gemahl etwas von mir  abgucken..." erwiderte Völund ein wenig  amüsiert, setzte sich dann  jedoch wieder aufrecht hin und unterbrach  den Moment der Spannung  zwischen ihnen. „Er erwartet euch sicher  zurück..." sprach er und sah  kurz auf ihre Hände. Sie lachte ein wenig  über seine ersten Worte, „Wenn  du so zärtlich bist verstehe ich nicht  wieso du keine Frau hast" sprach  sie ebenso amüsiert, doch wurde dann  wieder ernst und seufzte „Ja das  stimmt..." murmelte sie leise und  wirkte ein wenig bedrückt. Sie löste  ihre Hand aus seiner und stand  auf, doch dann wandte sich nochmal zu ihm  um und gab ihm einen zarten  Kuss auf die Wange. Es kam einfach über  sie, sie hatte das Gefühl es  sei das Richtige. Auch wenn ihre Gedanken  ihr widersprachen. Das  zauberte ein weiteres Lächeln auf Völunds Gesicht  und er sah sie wieder  an. „Ich wünsche euch eine gute Nacht..." sprach  er sanft und sah ihr  dann hinterher wie sie zu seiner Tür schritt. Sie  wandte sich noch  einmal lächelnd um und nickte ihm kurz zu. „Wie sagt  man auf Eurer  Sprache gute Nacht?" fragte sie noch als sie bereits die  Hand auf der  Türklinke liegen hatte. Als Völund ihr den Wortlaut nannte  wiederholte  sie es, der Klang der ihr unbekannten Worte gefiel ihr und  sie prägte  sich die Worte ein. Dann verließ sie schließlich leise den  Raum und  kehrte zu ihrem Gemahl zurück, in der Hoffnung er hätte nichts   von ihrem nächtlichen Ausflug mitbekommen.

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