Kapitel 6

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Harry zerrt darauf einen tretenden und zeternden Louis ins Krankenhaus. Nicht nur eine normale Larifari-Arztpraxis, sondern die gottverdammte Notaufnahme und Louis war noch nie so peinlich berührt, denn er ist einfach müde und nicht ganz auf der Höhe und Harry macht einfach nur ein großes Drama wegen nichts und oh Gott, er hasst Nadeln und Krankenhäuser und Ärzte, er hasst Menschen, die ihn anfassen und kaltes Metall auf seine Haut pressen und ihn so bewusst ein- und ausatmen lassen, und als er dann endlich dran ist und durchgecheckt wird, ist er schon kurz davor zu weinen.

Die Krankenschwester misst seinen Blutdruck und seine Herzfrequenz und seine Körpertemperatur und sie sieht nicht besorgt aus, nicht im Geringsten, was nur noch mehr Louis das bestätigt, was er schon weiß; er ist okay, nur krank.

Es ist alles schön und gut, als Louis mit verschränkten Armen die Kopfschmerzen und das Übergeben erklärt, und der Doktor (der sich selbst als Dr. Ben Allen ausgibt, aber Louis interessiert es nicht wirklich, da alle Ärzte gleich sind) nickt, mit lockerer und offener Körperhaltung macht er Notizen auf seinem Klemmbrett. Er ist gerade soweit Louis ein paar Schmerztabletten zu verschreiben, zusammen mit ein paar Tagen Bettruhe und viel Flüssigkeitseinnahme, als Harry unterbricht, ziemlich grob, wenn man Louis fragen würde.

Das Verbrennen, sagt Harry einfach, die Augen dunkel, und er schaut nicht zu Louis, sondern auf den Boden, als er abwesend mit den Ringen an seinen Fingern spielt. Du hast das Verbrennen vergessen.

Louis wirft ihm einen wütenden Blick zu, als er sich plötzlich zu bewusst ist, dass ein Verband um seine Hand gewickelt ist, und er kämpft gegen den Drang, die Hand hinter seinem Rücken zu verstecken.

Der Arzt hebt seine Augenbrauen und wendet sich an Louis. Welches Verbrennen?

Louis hält unglücklich seine verbundene Hand hin, mit schlaffem Handgelenk, und er verflucht nochmal hasst Harry, das tut er wirklich. Er will nur nach Hause und das hier wird sie zweifelsohne mindestens zwanzig weitere Minuten hierhalten. Hab meine Hand am Herd verbrannt. Nichts großes.

Harrys Kopf ruckt nach oben. Aber du hast es nicht gespürt. Das ist was großes. Oder etwa nicht? Er wendet sich dem Arzt mit geweiteten Augen und flehend zu und Louis fühlt sich schuldig, dass er jemals wütend auf jemanden war, der so liebevoll und besorgt um sein Wohlergehen ist. Ein Seufzen schleicht sich aus seinen Lippen.

Der Arzt sieht verwirrt aus, weshalb Louis schnell einspringt, bevor Harry das wieder übernimmt. Ich hab mich gegen den Ofen gelehnt und ich glaube, das hat meine Hand verbrannt, und ich habe es nicht bemerkt bis Harry etwas gesagt hat und dann habe ich es gesehen. Also, es hat nicht wehgetan, erklärt er und spürt, wie sein Magen eine Etage tiefer rutscht, denn irgendwas stimmt nicht mit ihm, denn wer zur Hölle spürt so etwas nicht?

Nein. Er ist müde. Nur müde und überarbeitet und einer wirklich langen Pause bedürftig.

Der Doktor nickt und seine Augen sind nun ein wenig getrübt, als würde er scharf über etwas nachdenken. Ich werde eine Krankenschwester kommen lassen, die ein paar schnelle neurologische Tests mit Ihnen durchführen wird. Nichts außergewöhnliches, nur das Zeug, das Sie auch in der Grundschule im Zimmer der Krankenschwester machen mussten. Sein Lächeln ist warm, tröstend, und Louis nickt seufzend. Er ist so müde, und es ist spät und er will sich einfach nur mit Harry unter der Bettdecke einkuscheln. Vielleicht ein paar Late Night Cartoons schauen bis er einschläft.

Also kommt die Krankenschwester und der Arzt hatte Recht, es ist wirklich genau dasselbe, was sie in der Grundschule jedes Jahr oder so machen mussten. Sie ist höflich und munter, als hätte sie zu viel Koffein intus (was sie muss mit solch einem Job, denkt Louis bitter). Er muss so dumme Sachen machen, wie ihrem Finger mit den Augen folgen, und durch den Raum gehen, Ferse an Fußspitze in einer geraden Linie und er fühlt sich so bescheuert und kindisch, da Harry in einem Stuhl in einer Ecke sitzt und ihn nicht aus den Augen lässt.

Schließlich dankt ihm die Krankenschwester, klopft ihm behutsam den Rücken, dann ist sie weg und endlich kommt Dr. Allen zurück, gerade als Louis sich sicher ist, dass er auf dem Linoleumboden ohnmächtig werden würde.

Dr. Allen lächelt immer noch, aber diesmal ist das Lächeln schmal und angespannt und Louis spürt einen Anflug von Panik, bevor er sich dazu zwingt rational zu denken. Vielleicht ist auch der Arzt müde. Das ist es. Nichts ist falsch. Er ist okay. Er wird jetzt endlich nach Hause gehen dürfen und morgen wird er aufwachen, warm in Harrys Armen, und wird Harry Pfannkuchen machen lassen, vielleicht, wenn sein Magen mitspielt.

Es ist still für fast eine ganze Minute, das einzige Geräusch kommt von einem weichen, konstanten tick tick tick der Uhr, die an der Wand bei der Tür hängt.

Ich würde gerne ein paar Tests durchführen, sagt er schließlich. Nur eine Standardmaßnahme. Ein MRI und ein CT höchstwahrscheinlich. Sie werden nicht lange dauern, das versichere ich Ihnen, und dann können Sie sich auf den Weg machen.

Na gut. Ich will es nur hinter mich bringen, blafft Louis. Nun ist er am schmollen, wahrlich wie ein bockiges Kind mit von Tränen glitzernden Augen, weil er so verdammt müde ist.

Dr. Allen scheint ein wenig überrascht über Louis' scharfe Antwort, nickt aber. Alles klar, dann legen wir mal los.

Hoping This Cold Blue Water Scrubs Me Clean And Spits Me Out Again-L.S (German)Where stories live. Discover now