Flügel der Sehnsucht
Flügel der Sehnsucht streifen mich sacht,
in Raureif gehüllt liegt draußen die Nacht.
Die Dunkelheit legt ihren blauschwarzen Flor
auf mich und die Geister, die ich mir beschwor.Im Schatten des Mondes, in endloser Ferne,
spür´ ich dein Leuchten, im Kosmos der Sterne.
Dein Lachen, verloren, klingt immer noch nach,
dein Platz hier ist leer, die Liebe liegt brach.Der Atem des Winters haucht eisig und kalt
Kristalle ans Fenster, das Schweigen im Wald
verstärkt nur das Echo in eisblauer Ferne,
dort oben schläfst du, ein Abglanz der Sterne.Im Traume verloren, so sitze ich hier,
die Erde hält inne, ich träume von dir.
Der Klang deiner Stimme berührt´ eine Saite,
dein Schwingen bleibt ewig, unendliche Weite!Du hieltst mich im Arm, Versprechen für Zwei,
doch hieltst du mich kurz, nun ist es vorbei.
Der Tod ist erbärmlich, die Nacht bricht herein,
allein ist mein Herz, es ist so allein.by Cliffhouse
Es dämmert, es wird später,
der Himmel färbt sich dunkelblau,
doch sagen dann die Väter
der Weisheit mir: "Komm, dreh dich, schau!"
Man sieht den Todeskampf, so rot,
den Tag zerrissen, -wundet.
Die Himmelshaut erfüllt der Tod,
von Uhren überrundet.Ich schau erschrocken, starr und leer
auf Schrecken, die noch kommen.
Ich rühre mich, gebannt, nicht mehr,
wie dieser Tag verglommen.
Der kranke Tag muss fallen,
die letzte Sonn sich blutig senkt.
Sie wird uns fehlen, allen,
den Himmel schwarzer Eiter tränkt.Doch immer wenn ein Tag vergeht,
der Hoffnungsmond am Himmel steht.Mein Tag verstarb am Horizont,
ich weinte alle Tränen.
Doch dann kamst du als Nachtenmond,
und zogst auf mich dein Sehnen.
Entflammt von Zuversichten,
dem Wissen, dass da etwas lebt,
mich weiter zu belichten,
die Seele meine schwer erbebt.Sie will sich nach dir strecken,
doch schafft's nie - so sie sich zerreißt.
Und Illusion' bedecken
die Augen, wenn die Sonne gleißt.
Die Augen zu, verbleib ich hier,
weil Sehnsücht überschwangen.
Mich zehrt Verlangen auf nach dir,
von Mondsucht fest umfangen.Ob du wohl auch die Sonnenleuchte,
ob nur ein Mond die Seel verseuchte?Mein Tag ist dunkel, du bist hell,
das Licht obliegt der Ferne.
So fern du auch, erreicht's mich schnell,
sodass ich leuchten lerne.
Ich war verfinstert nächtlich,
beschienen bin ich anders bald,
will danken dir beträchtlich,
doch siehst du meine Nachtgestalt?Im Traum dich zu erreichen,
so lauf ich Richtung Firmament.
Du leuchtest ohnegleichen,
als ob für mich ein Sönnlein brennt'.
So einsam warte ich auf dich,
ein jeder wird beschienen.
Verdunkelt wird dein Licht für mich,
du willst ja allen dienen.Ich muss verstehn, du wirst dort bleiben,
ich nehm dein Licht von Fensterscheiben.by truber27
Fernweh
Ich traf dich, als ich am Fenster stand,
Das Gesicht zur strahlenden Sonne gewandt.
Du warst einfach da und ich sah dich dort sitzen,
Hoch oben in leuchtenden goldgrünen Spitzen.Hoch oben im Himmel, ganz ohne Ballast,
Deine Schwärze stand dort in scharfem Kontrast.
In Freiheit gekommen, in Freiheit geblieben,
Der Sonne, dem Himmelslicht, einzig verschrieben.Und wie ich dich sah, da erschien es mir so,
Als wäre ich plötzlich zum ersten Mal froh.
Mein Blick folgte Träumen voll Sehnsucht und Schmerz,
Mit Diebeskunst raubtest du mich und mein Herz.Ich wünschte, ich würde jetzt mit dir dort hocken.
Dein Anblick allein schien mich zu dir zu locken.
Ich zögerte noch, wollte nicht, dass du fliehst.
Ist's fruchtloses Hoffen, dass du mich nur siehst?Ich dachte noch nach, da begannst du zu singen,
Verzweifelt sah ich: Du breitest die Schwingen!
Bald würdest du fliegen, weit, weit - himmelan!
Ich spürte schon, wie meine Zeit mir entrann.Ich begriff, und als hätt' mich ein Kurzschluss durchschlagen,
fasste ich Mut und beschloss, es zu wagen.Ganz sachte streckte ich mich nach dir aus,
Ganz sachte rief ich dich näher ans Haus.Doch du stiegst empor, immer höher und weiter,
Hinauf zu der Sonne, dein ew'ger Begleiter.
Die Trauer befiel mich, ich konnt' sie nicht zügeln.
Flatterndes Rauschen von nachtschwarzen Flügeln
Durchbrach uns're Stille - dann warst du fort.
Verschwunden in Freiheit, ein anderer Ort.Und so blieb ich zurück, in mir herrschte nur Leere,
Zwischen mir und der Welt eine hohe Barriere.
Wo mochtest du sein, wohin wardst du gesandt?
In fernes Gebiet - ins Niemandsland?Und die Sehnsucht nach Freiheit ist schwerer geworden,
Der Drang, auch zu fliegen, nach Süden, nach Norden!Doch alles, was bleibt, ist das Wissen allein:
So, wie du warst, werde ich niemals sein.
Des Traums flücht'ger Schatten, dein schwarzes Gefieder,
Du gingst wie du kamst und ich sah dich nie wieder.by NichtNurIch
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PoetryIn unserem gemütlichen Waldhaus entstehen wöchentlich wunderbare Gedichte. Viel zu schön, um nach einer Woche wieder vergessen zu werden. Diese Pinnwand ehrt alle wöchentlichen Sieger und bietet ihren Gedichten eine wohlverdiente Bühne. ©All rights...