Mit schnellen Schritten betrat Louis die Königsberger Universität, die neue Aktentasche hielt er fest in der Hand. Auf dem Plan in der Eingangshalle war der Vorlesungsplan klar ausgeschildert, das Fach für das Louis sich eingeschrieben hatte war nicht aufgelistet. Das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Völlig entnervt schlug er den Weg zum Sekretariat ein. Die junge Frau hinter dem Tresen riss erstaunt die Augen auf, als sie den neuen Studenten durch die Tür schreiten sah, hatte sich aber sofort wieder gefasst. Lächelnd fragte Louis: Es tut mir leid Sie zu stören, bitte glauben Sie mir das, aber ich kann einfach meine Vorlesung nicht finden. Sie wird auf dem Plan schlicht nicht ausgewiesen. Ich bin für Vampirologie hier. Aber Sie stören überhaupt nicht. Lassen Sie mich das schnell überprüfen – ah hier ist es doch schon. Mit einer flinken Handbewegung zog die Frau eine Karte aus einer Kartei mit einigen, wenigen Informationen aufgedruckt. Ich sehe was passiert ist, das hätte ich mir beinahe denken können. Sie müssen zu Professor Abronisus, da nehmen Sie die Treppe auf der anderen Seite des Saales und gehen dann den Flur bis zum Ende. Dort finden Sie sein Büro vor. Der Kurs ist dieses Jahr offiziell gestrichen, weil sich zu wenig Studenten eingeschrieben haben. Aber die Vorsitzenden konnten ihn nicht rauswerfen. Sein Buch Die Fledermaus verkauft sich erstaunlich gut und daran verdient die Universität nicht schlecht. Er kann Ihnen sicher weiterhelfen mit Ihrem Kurs. Vielen Dank. Sie waren mir eine große Hilfe. Damit verabschiedete Louis sich, warf der Frau noch ein charmantes Lächeln zu und verließ das Zimmer. Er konnte spüren wie die Augen der Frau auf ihm ruhten bis die Tür hinter ihm zufiel.
Zurück in der Eingangshalle war diese bereits menschenleer. Seine Schritte hallten auf dem Fliesenboden. Sein eigentlicher Plan war gescheitert. Ohne einen offiziellen Kurs musste er sich etwas anderes überlegen, um den Professor für seine Zwecke einspannen zu können. Möglicherweise würde ein wenig unverhohlene Schmeichelei schon ihren Dienst tun. Der Lage des Büros nach zu urteilen – zwischen zwei Besenschränken – schien er vor der Universität in Ungnade gefallen zu sein. Die Schilderung der Sekretärin untermauerte diese These und sein Zusammentreffen mit dem Professor, zwar nur ein glücklicher Zufall aber dennoch von nicht zu unterschätzen, lieferte ihm ein ungefähres Bild des Mannes. Louis kannte diese Art von Menschen. Er kannte diese Art von Wissenschaftler, alles Fachidioten. Im besten Falle freundlich verwirrt, im schlimmsten Falle vollkommen durch den Wind und nicht in der Lage allein durch die Welt zu navigieren. Wenn Louis noch einmal Glück haben sollte, würde sich Professor Abronsius als Exemplar der zweiten Sorte herausstellen. Dann würde er ihm nur ein paar vage Fragen zu seinem Buch stellen müssen, etwas interessiert nicken und schon hätte er den Mann in der Hand. Nachdem er offensichtlich keinen Anschluss mehr in der akademischen Welt findet, würde er seine Anerkennung aus jedem ziehen der Willens genug war zuzuhören. Solche Menschen waren am einfachsten zu manipulieren. Er stand vor der Tür des Alten und klopfte zweimal. Ein erschrockenes Wer ist da? Was wollen Sie? tönte aus dem Raum. Definitiv ein Mensch der zweiten Sorte. Hier ist Louis Toureaux. Ich habe mich eigentlich für Ihren Kurs zu Vampirologie angemeldet, wir sind uns kürzlich am Bahnhof begegnet und Sie haben mir Ihre Karte gegeben. Erinnern Sie sich? Ein Schlüsseldrehen ertönte, und die Tür wurde von innen geöffnet. Oh. Natürlich. Wie kann ich Ihnen helfen? Kommen Sie rein. Louis betrat den kleinen Raum der notdürftig zu einem Büro eingerichtet wurde. An den Wänden standen Regale die vor Büchern beinahe überquollen. Der Schreibtisch war von Papier umgeben und in der Ecke stand eine Zimmerpflanze die bereits seit Monaten aus dem Leben geschieden war. Setzen Sie sich sagte der Professor und deutete auf einen wackeligen Holzstuhl in der Mitte des Raumes auf der Raumseite des Schreibtisches. Louis setzte sich. Der Professor nahm gegenüber von ihm Platz. Schweigen. Durch das das kleine Fenster gegenüber der Tür pfiff der Wind und raschelte durch die Papiere auf dem Fußboden. Fragend schaute Abronsius Louis an. Richtig. Ich bin hier, weil ich mich für ihren Kurs eingeschrieben habe. Der dezent verwirrte Gesichtsausdruck des Professors änderte sich nicht, mochte aber auch schlicht der Standard sein. Im Sekretariat sagte man mir, der Kurs sei gestrichen worden. Jetzt wüsste ich gerne, wie es weitergeht. Ich interessiere mich nämlich sehr für die Vampirologie und da sind Sie einfach der führende Experte. Die Gelegenheit etwas von Ihnen zu lernen möchte ich nicht verstreichen lassen. Ich verstehe, nun das ist wirklich sehr lobenswert von Ihnen mein Junge. Sehen Sie, diese ganzen Akademiker haben doch keinen blassen Schimmer wovon Sie reden. Alles Mögliche wird heutzutage gefördert, die Menschen haben Angst vor dem Fortschritt und wünschen sich darum einen reinigenden Krieg. Dabei liegt die wahre Bedrohung doch ganz woanders. Es gibt Kreaturen mein Junge, Kreaturen die aussehen wie wir und doch nicht weiter davon entfernt sein könnten. Es dürstet Ihnen nach unserem Lebenselixier und dafür tun sie alles was nötig ist. Ob sie einfache Menschen im Wald überfallen oder junge Mädchen aus ihren Familien reißen. Um an das Ersehnte zu kommen ist ihnen jedes Mittel recht. Bist du bereit es mit diesen Vampiren, das Wort spuckte er voller Abscheu aus es mit diesen Monstern aufzunehmen? während er seinen Monolog hielt war er Louis unangenehm nahegekommen. Jeder andere hätte vermutlich spätestens an diesem Punkt der Begegnung die Flucht ergriffen und läge damit sicherlich nicht falsch. Doch diese Chance würde sich Louis nicht entgehen lassen. Ja. Ich bin bereit zu tun was nötig ist. Sagte er mit fester Stimme und er meinte es auch so. Gut, erwiderte der Professor dann wollen wir sofort anfangen.
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Die Ewigkeit hat schon letzte Nacht begonnen - Tanz der Vampire
VampireEin Sequel zu Tanz der Vampire. Die Geschichte spielt einige Jahre nach dem Ende der Hauptgeschichte.