𝐌𝐢𝐧𝐒𝐮𝐧𝐠 ¦ 𝐓𝐇𝐄 𝐊𝐈𝐑𝐁𝐘 𝐈𝐍𝐂𝐈𝐃𝐄𝐍𝐓 ✓

I

Fast schon unbeholfen stolperte Jisung, mit seinen gefühlten zehntausend Tüten, den hochglanzpolierten Boden der Shoppingmall entlang.
Seine Converse quietschten um die Wette und zogen erstaunlicherweise nicht einmal die Aufmerksamkeit auf seine glanzleistungsfähige Inkompetenz an, da alle Leute, um ihn herum, anscheinend zu beschäftigt damit waren ihre eigenen Lasten tragen zu müssen.

Dankbar für diese Tatsache verfluchte er sich dennoch für seine Entscheidung an diesem Tag Schuhe mit einer robusten Gummisohle angezogen zu haben.

Er hasste es wie die Pest dieses unangenehme Geräusch hinter sich herzuziehen und aufzupassen welchen Schritt er als nächstes tat um nicht aus versehen dumm aufzufallen.
Als hätte er nichts Besseres in seinem Leben zutun als darauf achten zu müssen was andere Leute über ihn dachten.

Seine Mitleidsnummern zogen mittlerweile nicht einmal mehr bei seinen besten Freunden Chan und Changbin.
Die beiden jungen Männer hatten sich in der Zwischenzeit an Jisungs ständige Ausreißer gewöhnen können.

Natürlich konnten sie das.

Wenn er fast immer wie ein aufgescheuchtes Huhn zu ihnen gerannt kam und verbal nach Mitleid bettelte dann war es nur von großem Sinn, dass dieser Witz eines Tages zu alt werden würde und im Nachhinein nichts mehr brachte.
Zum einen.
Zum anderen lag es an seiner vollkommen übertriebenen Art mit gewissen Situationen umzugehen. Nicht einmal Chan konnte ihn von seinen ständigen kleinen Trips abbringen, wenn es mal wieder hart auf hart kam und so fing Jisung an den Strick irgendwann selber in die Hand zu nehmen.

Wie er allerdings mit besonders kontroversen oder suspekten Situationen umzugehen wusste und wie gut er am Ende darin war beließ er immer noch bei sich selber.

Immer und immer wieder schlängelte er sich durch Menschenmassen hindurch, blieb abrupt stehen um sich die Schnürsenkel binden zu können, kassierte dumme Kommentare älterer Leute ein wieso er denn wie eine Salzsäule mitten auf dem Weg inne hielt und sah sich die verschiedensten Geschäfte an, während seine braunen Seelenspiegel nur von Staunen aus ihren Augenhöhlen rollen wollten, um wie zwei Flummis vor seinen Zehen liegen zu bleiben.

Jisung war begeistert davon wie viel Auswahlmöglichkeiten so ein Einkaufszentrum zu bieten hatte.
Abgesehen von den, ab und zu, viel zu engen Wegen und seinen ständigen kleinen Platzangst-Anfällen, die sich glücklicherweise nur schwer bemerkbar machten, gefiel ihm das wirklich ziemlich gut.

Immerhin ging er nicht allzu oft "Shoppen".
Er hielt es nicht für nötig Unmengen an Geld aus dem Fenster zu schmeißen nur um seine Bedürfnisse abzudecken, ohne einmal fest darüber nachgedacht zu haben ob man das ganze Zeug überhaupt benötigen würde.

Also fanden solche Touren, aus finanziellen Gründen, bei ihm gerade mal alle paar Monate statt.
Egal ob mit oder ohne Gesellschaft; Jedes Mal wenn er die großen Türen des Gebäudes betrat fühlte er sich wie neugeboren.
Zwar achtete Jisung darauf was er kaufte und besaß, doch hielt ihn das noch lange nicht davon ab wie eine Serotonin-Bombe durch die Gegend zu hüpfen, als sei er zum ersten Mal in der Außenwelt.

Er liebte dieses Gefühl.

Seine Kopfhörer, aus welchen laute Musik dröhnte, lenkten ihn etwas von seiner Umgebung ab und gaben ihm das Gefühl auf ein wenig sicherem Fuß unterwegs zu sein als sein Blick durch die unterschiedlichsten Schaufenster huschte, um einen kleinen Geschmack von deren Artikel zu bekommen.
Solange bis er nicht wie angewurzelt in seinen Schritten inne hielt um das Kaufmaterial besser und länger im Blick haben zu können, das sich jetzt groß und breit in der Glasscheibe erstreckte. 

Ein gigantisch flauschiger Traum aus pinkem Stoff und kleinen Knopfaugen starrte ihn an, brüllte fast schon nach Erlösung, aus diesem kleinen Laden. Jisung konnte einfach nicht anders als sich dazu zu ermutigen den GameStop zu betreten.
Er mochte Videospiele und alles was damit in Verbindung stand.
Ob die eigentlichen Konsolen, mit den dazugehörigen Games, Merchandise oder einfache Poster; Ihm war alles Recht solange es ihn einem annehmbaren Preis seines Kontostandes lag.