Kapitel 4 | Carter
Tulia • Nothing Else Matters
S I N A
Mit diesen Worten stehe ich vorsichtig auf. Aufmerksam werde ich von beiden Männern beobachtet - aber anfassen tut mich keiner, ohne meine Einverständnis. Da bin ich echt dankbar drum.
Vorsichtig zupfe ich an dem Tshirt rum, ich hoffe einfach mal, dass man nichts sehen wird. Vor Marten ist es mir weniger peinlich - er hat mich aus der Situation gerettet und da durch mehr gesehen, als ich es wollen würde. Aber dieser John ist mir noch Fremder.
Gesagter schaut auch direkt auf meine Beine. Zumindestens bis er von Marten zurecht gewiesen wird und einen bösen Blick kassiert.
"Na dann, los." Mit den Worten zieht John die Tür auf und geht vor. Marten bedeutet mir mit einem Kopfnicken, dass ich vorgehen soll. Ich spüre seine Präsenz hinter mir.
Da ich vorhin nicht auf die Uhr geschaut habe, ist mein Zeitgefühl dementsprechend nicht vorhanden. Also gehe ich vorsichtig hinter John her, der mit seinem bösen Blick wohl alle ausweichen lässt. Auch wenn einige Frauen ihn anschmachten. Allerdings geht jeder respektvoll auf Seite spätestens nach einem Blick auf Marten, der grimmig vor sich hinschaut. Ein kurzer Blick über die Schultern bestätigt mir das.
Und komischerweise fange ich an, mich in seiner Gegenwart sicher zu fühlen.
Kurz darauf sind wir am Eingang angekommen, dort stehen auch keine Leute mehr an. Es wird nur aufgepasst, wer jetzt den Laden betritt und verlässt.
Als mein Cousin sieht, dass ich bei John und Marten bin schaut er erleichtert und kommt auf mich zu. Direkt finde ich mich in einer Bärenumarmung wieder. Nur vorsichtig umarme ich ihn, darauf bedacht, dass das Tshirt nicht hochrutscht. Meinen Hintern muss ich jetzt nicht jedem Präsentieren.
"Gott, Sina. Wo warst du? Ich hab mir Sorgen gemacht. Viktor und Lea haben mir gesagt, dass sie dich nicht erreichen konnten und sind dann gegangen. Und Jette war dann auch schon weg."
"Haben die überhaupt nach Sina gesucht?", mischt Marten sich skeptisch ein. Kurz runzel ich meine Augenbrauen, dann schüttel ich den Kopf. "Bestimmt. Aber Hintereingang fällt einem nicht schnell ein. Du hast mich ja gefunden."
"Wie gefunden? Was ist passiert?", ernst schaut Carter mich an. Unsicher schaue ich den Riesen vor mir an. Ich möchte ihm zwar nicht erzählen, was passiert ist, weil er sich dann unnötige Vorwürfe macht aber vor allem, möchte ich selber nicht daran erinnert werden. Was mir angetan wurde.
"Sina? Sag schon." Eindringlich schaut mich der gleichaltrige an. Besorgt mustert er mein Gesicht, die Klamotten von Marten.
Das ist der Auslöser. Ich kann meine Tränen nicht mehr zurück halten, ungehalten laufen sie mir die Wangen runter. Ich fange an zu schluchzen. Meine Hand presse ich auf meinen Mund um es zu verhindern, doch funktionieren tut es nicht.
Der Blick von Carter wird immer besorgter und er nimmt mich wieder in den Arm. Weinend lehne ich mich an ihn. Er ist mein Halt, seit Kindheit an. Er war immer für mich da.
Und gerade brauche ich diesen Halt, von jemanden den ich kenne. Ich möchte nicht daran denken, was passiert ist. Jede Erinnerung, die sich in meinem Kopf breit macht, schiebe ich beiseite. Damit kann ich mich auch noch später auseinander setzen.
Aber gerade wird es schwerer und schwerer mich wieder zu beruhigen. Ich spüre die Blicke aller Anwesenden, die hier stehen.
"Sina, was ist passiert? Ist es okay, wenn Marten das erzählt?" Ich kann nur nicken, bin nicht in der Lage zu sprechen.
"Ich hab sie auf dem Hinterhof gefunden. Gerade als sie von zwei Männern bedrängt und Misshandelt wurde. Der eine hat sie... Naja, ich hab die beiden weg gezogen und verprügelt, bis die abgehauen sind. Aber ich werd meine Leute auf die beiden setzen, nicht dass sie noch anderen Frauen sowas antun."
Die Stimme von Marten ist dunkel und respekteinflößend. Jeder merkt, wie geladen und wütend er ist. Während des erzählens wird der Griff von Carter immer fester.
"Diese verdammten Hurensöhne! Ich mach die fertig! Maus, wie geht's dir? Warte ne, beschissene Frage. Sorry. Willst du nach Hause?"
Ich löse mich von ihm und wiche meine Tränen weg. Kurz nicke ich.
"Okay, ich müsste noch ne halbe Stunde arbeiten aber ich klär das mit dem Boss ab. Ich nehm dich mit."
"Danke...", murmel ich leise.
"Jo, danke euch. Wirklich Jungs." Carter schaut die beiden Männer an und nickt ihnen zu. Auch ich schaue die beiden wieder an, beide Blicke liegen besorgt auf mir.
"Kein Problem. Ich lass doch nicht zu, dass einem Mädchen sowas angetan wird."
"Okay komm Sina, wir gehen kurz zum Boss. Marten, kannst du kurz hier übernehmen, bis das abgeklärt ist?" Dieser nickt nur zur Antwort.
John verabschiedet sich um wieder rein zu gehen, nickt mir einmal aufmunternd lächelnd zu und geht rein. Ich Folge Carter ebenfalls nach drinnen. Gemeinsam gehen wir zum Chef und klopfen am Büro.
Nachdem diesem kurz erklärt wurde, was passiert ist, bekommt Carter frei. Stephan hat mich noch gefragt, ob ich die Männer beschreiben kann und sagt, er wird die Sicherheitsvideos anschauen. Die Männer werden hier nicht mehr reinkommen. Zudem soll ich Anzeige erstatten.
Er wünscht mir noch alles Gute, dann verlassen wir wieder den Raum. Die ganze Zeit spüre ich den besorgten Blick von Carter auf mir. Ich weiß, er wird mit mir noch genauer drüber reden, aber nicht hier. Nicht heute.
Zu erst möchte ich duschen gehen. Und dann ins Bett.
Vor dem Club verabschieden wir uns kurz von Marten, welcher ebenfalls wieder rein gehen wird. Er lächelt mich nur kurz an und dann gehen mein Cousin und ich zu dessen Auto.
Seufzend lasse ich mich auf dem Sitz nieder, immer noch darauf achtend, dass sie umstehenden Passanten nichts sehen, was sie nicht sehen sollen.
Die ganze Fahrt über schaue ich einfach nur aus dem Fenster. Tränen habe ich gerade keine, die ich vergießen könnte.
[ 14.10.2020 | 968 Wörter | 00:31 Uhr ]
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Devil meets Angel || Marten ✏
FanfictionSina ist selbstbewusst, hat ihr Leben unter Kontrolle, einen Job als Revierjägerin und hält sich von ernsthaften Beziehungen fern. Marten ist selbstverliebt, immer ernst und schläft mit jedem weiblichen Mädchen, dass ihm über den Weg läuft. Eines A...