Kapitel 5 | Home Sweet Home
Hurts • Rolling Stone
S I N A
Bei mir zuhause angekommen, gehen wir zusammen die Treppen in den 2. Stock. Da durch, dass mein Hund noch hier auf mich wartet, hat Carter mich hier hin gefahren. Er wird die Nacht bei mir verbringen.
Carter nimmt mir meinen Schlüssel ab, da ich es vor lauter zittern nicht schaffe aufzuschließen. Kaum betreten wir die Wohnung, kommt mein großer schwarz, brauner Rottweiler entgegen. "Hey Großer.", ich knie mich auf den Boden und knuddel meinen Hund kurz durch, dieser genießt die Streicheleinheit.
"Soll ich dir einen Tee machen?", fragend schaut Carter mich an und läuft auf Socken an mir vorbei. Ich nicke nur kurz und stehe dann auf. Santos merkt, dass etwas mit mir nicht stimmt und trottet treu neben mir her.
Lächelnd beobachte ich ihn kurz, ich habe ihn bereits seit vier Jahren und wir beide sind ein Herz und eine Seele. Ich könnte mir mein Leben ohne ihn gar nicht mehr richtig vorstellen.
In meinem Schlafzimmer krame ich mir schnell frische Unterwäsche raus und frische Klamotten zum schlafen. Dann gehe ich zum Badezimmer, während Santos in die Küche läuft, um Carter endlich zu begrüßen.
"Jo, hey Buddy.", höre ich diesen rufen, als die Tür hinter mir zufällt. Vorsichtig ziehe ich mich aus und lasse die Klamotten auf den Boden fallen. Unsicher trete ich vor den Spiegel. Eigentlich möchte ich diesen Anblick gar nicht sehen, aber ich muss.
Mein Gesicht sieht ziemlich demoliert aus, mein linkes Auge wird blau, meine Wangen sind beide gerötet und auf meiner Lippe ist das Blut bereits getrocknet. Mein Bauch hat ebenfalls blaue und grüne Flecken, meine Arme auch. Als ich tiefer schaue, sehe ich Handabdrücke an meinen Oberschenkeln.
Erneut treten mir Tränen in die Augen, denen ich freien Lauf lasse. Schnell trete ich unter die Dusche.
Ich wasche mich so gründlich es geht ab, während mir die Tränen runter fallen. Erneut greife ich nach dem Shampoo - das fünfte Mal.
Ich möchte dieses Gefühl auf der Haut los werden, ich möchte wieder sauber werden. Die haben mich angefasst. Sie haben es geschafft. Sie haben mein Nein nicht akzeptiert. Er war in mir drin.
Ich wurde Vergewaltigt.
Weinend geben meine Beine unter mir nach und ich falle auf den Boden. Mein schluchzen wird lauter und lauter, ich bin zu schwach um irgendwas zu machen.
"Hey Sina, ich komme rein. Okay? Ich helf dir.", nur schwach höre ich die Worte von meinem Cousin. Da betritt dieser das Badezimmer und schaut mich besorgt an. Schnell schaltet er das Wasser aus und hebt mich hoch. Er setzt mich auf den Badewannenrand und wickelt mich in ein Handtuch.
"Es tut mir so leid, Maus." Leise flüsternd küsst er mich auf die Stirn.
Ich schaue an ihm vorbei, direkt in die dunklen Augen von Santos. Dieser sitzt an der Tür und beobachtet mich aufmerksam. Dieser Anblick erwärmt mein Herz und meine Tränen hören langsam wieder auf.
"So, wir trocken dich erstmal ab und dann kümmere ich mich um deine Wunden." Gesagt, getan. Kurz darauf bin ich trocken und Carter versorgt meine Wunden.
Danach hilft er mir, die frische Unterwäsche anzuziehen. Ich ziehe eine kurz Hose an und gerade als ich zu meinem Tshirt greifen möchte, schaue ich das von Marten an. Es roch verdammt gut. Und irgendwie hab ich mich darin wohl gefühlt.
Carter sieht meinen Blick, hebt das Tshirt hoch und zieht es mir drüber. Er lässt es unkommentiert, dafür bin ich dankbar. "Geh schon mal in die Küche, da steht dein Tee. Ich räume hier schnell auf, dann komme ich."
Also tapse ich langsam in die Küche, Santos an meiner Seite und nehme mir den Tee. Dann gehe ich rüber ins Wohnzimmer und kuschel mich auf die Couch. Eine Decke lege ich über mich, Santos kuschelt sich an meine Seite und legt seinen Kopf auf meinen Schoß. Lächelnd streichel ich seinen Kopf.
Dann kommt auch schon Carter, setzt sich auf meine andere Seite und nimmt mich vorsichtig in den Arm. Seufzend lehne ich mich an ihn.
Und dann fange ich an stockend zu erzählen. Währenddessen spüre ich, wie der Griff von Carter immer fester wird. Als ich geendet habe, flucht er und beleidigt die beiden. Dann nimmt er mich feste in den Arm.
"Es tut mir so leid, ich wünschte ich wäre da gewesen."
Und so sitzen wir Minutelang einfach schweigend da, ich trinke den Tee in Ruhe aus und wir kuscheln alle drei zusammen. Irgendwann werde ich so müde, dass Carter mich in mein Bett trägt und sich neben mich legt. Mein Hund legt sich vor das Bett und beobachtet aufmerksam uns und die Tür.
Als wolle er mich vor allem bösen Beschützen.
• • •
Am nächsten Morgen macht Carter mir Frühstück, während ich mit Santos kurz eine Runde um den Block gehe. Nachdem wir dann zusammen gefrühstückt haben, verabschiedet Carter sich und drückt mich fest.
"Ruf sofort an, wenn etwas ist. Dann bin ich sofort bei dir."
Dankend lächel ich ihn an. "Mache ich. Danke dir, für alles." Dann läuft er auch schon die Treppen nach unten und kurz darauf höre ich den Motor seines Autos.
Fragend schaue ich Santos an: "Und wir beide, was machen wir jetzt?" Dieser legt nur den Kopf schief und mustert mich, weswegen ich lachen muss.
Die Nacht hat mir gut getan, auch dass Carter und Santos bei mir waren. Ich bin immer noch geschockt und weiß zum Teil nicht, wie ich mich fühlen soll. Wie soll man auch richtig beschreiben, wie es einem geht, nach so einem Ereigniss.
Ich bin nur froh, dass Marten rechtzeitig da war, um schlimmeres zu vermeiden und dass mein Cousin sich so gut um mich gekümmert hat.
Seufzend setze ich mich auf die Couch und hole mein Handy hervor. Zwei verpasste Nachrichten, beide von heute morgen.
Viktor: ist alles gut bei dir? Carter hat mir gestern nur geschrieben, dass er dich gefunden hat. Was war los? Soll ich später vorbei kommen?
Jette: Hey hab gehört, du bist gestern verschwunden. Was ist passiert?
Kurz antworte ich den beiden, dass ich zuhause bin und mir es den Umständen entsprechend gut geht. Dann lade ich beide zu mir nach Hause ein, für Abends. Es bringt nichts, das aufzuschieben. Früher oder später erfahren sie sowieso davon.
Wie ich das meinen Eltern erklären möchte, weiß ich nicht. Das schiebe ich noch vor mir hin.
Dann schreibe ich meinem Arbeitskollegen Felix, dass ich mich morgen Krankschreiben lasse. Diesen einen Tag Pause werde ich brauchen, zudem mir immer noch alles weh tut. Auch wenn Carter sich gestern drum gekümmert hat und auch heute die Wunden nochmal versorgt hat.
Aber die körperlichen Schmerzen sind nichts im Gegensatz zu dem, was in meinem Kopf vorgeht.
[ 14.10.2020 | 1112 Wörter | 10:51 Uhr ]
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Devil meets Angel || Marten ✏
Hayran KurguSina ist selbstbewusst, hat ihr Leben unter Kontrolle, einen Job als Revierjägerin und hält sich von ernsthaften Beziehungen fern. Marten ist selbstverliebt, immer ernst und schläft mit jedem weiblichen Mädchen, dass ihm über den Weg läuft. Eines A...