J
Carlos ist echt ein Trottel! Das Einzige, was der in der Küche bedienen kann, ist die Kaffeemaschine und auch nur, um sich einen schwarzen Espresso rauszulassen. Ich bin auf dem Weg zu ihm, weil er es geschafft hat, die Lasagne im Backofen zu vergessen und jetzt die verbrannte Form nicht mehr sauber kriegt. Natürlich hat nicht Carlos, sondern seine Mutter die Lasagne gekocht. Alleine würde er so etwas NIEMALS zustande bringen. Vermutlich hat er noch gar nicht richtig versucht abzuwaschen, sondern vermisst mich einfach und nutzt seine schlechten Kochkünste, um mich zum Kommen zu überreden.
«Kochen ist was für Mädchen, Jay! Sehe ich aus wie eine Braut?»
Dabei bin ich erst heute morgen wieder nach Hause gegangen, nachdem ich fünf Nächte lang bei diesem Penner geschlafen habe. Obwohl schlafen vielleicht übertrieben ausgedrückt ist. Carlos lebt seine sturmfreie Bude und feiert die ganze Nacht durch. Die ersten Male habe ich wacker mitgewirkt, aber seit gestern Abend ist mir nicht mehr so nach Feiern zu Mute. Naja, zumindest heute werde ich schön brav um 11 Uhr ins Bett gehen!
Nachdem Smilla sich von mir gelöst hat, ist sie aufgestanden, hat ein leises «Danke Jay, man sieht sich», gehaucht und ist mit einem verlegenen Lächeln verschwunden. Ich bin noch gefühlte Stunden auf diesem kalten Boden gesessen, der bei ihrer Anwesenheit überhaupt nicht kalt war, und habe mich gefragt, was zur Hölle eigentlich gerade passiert ist.
Wir haben uns geküsst. Davor hat sie mich angeschrien und mich mit diesen verlorenen, verzweifelten Augen angesehen. Ihre Augen sind von einem warmen Blau wie der Nachthimmel.
Es ist nicht so, dass ich nicht mit Frauen rumknutsche aber meistens bin ich dann betrunken und kann mich am nächsten Tag nur noch mit Hilfe meiner Freunde daran erinnern. Ich hoffe, ich habe noch nie eine Frau geschwängert, als ich besoffen war! Dieser Gedanke schüttelt mich und fast wäre ich über die Strasse gerannt, ohne nach rechts und links zu schauen. Ein Auto hupt und ich zucke zurück. Smilla ist auch zurückgezuckt, als sie mich sah und hat dann wie irre gelacht. Sie war unglaublich wütend.
Aber ich habe später gemerkt, dass sie nicht auf mich wütend war, obwohl sie jeden Grund dazu hätte. Ich frage mich, was es war. Ich frage mich was diese wunderschöne Frau so sehr verärgert, ja richtig verstört hat.
Fast laufe ich in eine Strassenlaterne und zwinge mich zur Konzentration.
Was ist nur los, Jay? Das ist doch nicht normal, wie du dich verhältst! Vielleicht sollte ich zum Arzt gehen. Meine Augen funktionieren irgendwie nicht mehr richtig.
Jetzt bin ich bei Carlos angekommen und öffne die Tür zu seiner Wohnung. Ich meine natürlich: Die Wohnung seiner Eltern.
Scheisse! Mann!
Vermutlich muss ich ihm noch aufräumen helfen, bevor Marius und Elvira wieder nach Hause kommen. Der Eingang sieht aus, als wäre eine Bombe explodiert. Überall liegen leere Dosen Bier am Boden, halb volle Chipspackungen, Zigarettenstummel und gebrauchte Taschentücher, rote Becher.
Ist das dort ein Kotzfleck auf Elviras teurem Teppich?
Und was ist das? BOAH. IGIT! Ein gebrauchtes Kondom. Würg.
Ich will gar nicht wissen, wie das dorthin kam, geschweige denn, wie der Rest der Wohnung aussieht. Ehrlich! Dieser Saustall ist mir heute morgen, als ich gegangen bin, gar nicht aufgefallen.
«Du warst auch noch halb bekifft»
Mein Schweinehund erinnert mich. Ich prügle ihn sofort in die hinterste Ecke meines Verstandes und trete in das Zimmer meines besten Kumpels. Er liegt vollständig bekleidet quer über dem Bett und schnarcht. Ich rüttle an seiner Schulter und stöhnend dreht er sich in meine Richtung. «Was n.»

DU LIEST GERADE
Wie das Leben halt so dreht....
Детектив / ТриллерVon einer jungen Frau, die alles verloren hat. Von einem Herzensbrecher, dessen eigenes Herz in tausend Stücke zersplittert ist. Von einem mexikanischen Immigranten in einem fremden Land. Von einem Mädchen, das spurlos verschwunden ist. Und wie da...