In der Tat waren wir beiden schweigend nebeneinander her gelaufen und hatten uns nix zu sagen. Der erste Punkt war das ich sein schlechtes Englisch, bedingt durch sein ständiges Nuscheln, nicht verstand und der zweite, wir hatten uns einfach nix zu sagen. Was sollten wir uns auch erzählen, wir kamen aus verschiedenen Familien und hatten verschiedene Vorstellungen von allem.
So sehr ich versuchte ihn in ein Gespräch zu verwickeln, antwortete er nur kurz oder gar nicht.
Besonders bei Fragen über seine Familie wich er mir aus. Am Ende des Spazierganges ließ er mich stehen, verabschiedete sich von mir grob und lief in Richtung Stallungen.
Enttäuscht und verärgert stand ich dort und schaute zu dem Fenster des Arbeitszimmers meines Vaters, welcher warnend beobachtend zu mir herrunter schaute. Ich seufzte und lief die Treppen im mein Zimmer hinauf. Marry wies mich darauf hin das es langsam Zeit war sich umzuziehen für das Abendessen.Der Blick meiner Augen traf auf die traurigen Augen meines Spiegelbildes. Ich tat gerade schwere, große, mit dunkelblauen Steinen besetzte, Ohrringe in meine Ohren.
Seufzend legte ich wieder die lockere Strähne meiner Frisur auf meine Schulter und lächelte anschließend mein Spiegelbild leicht an.
Der Versuch fröhlich zu wirken scheiterte kläglich damit, dass meine Augen nicht mit mir lächelten.
Ich stand auf und betrachtete mein Kleid.
Es bestand aus einem schwarzen Samtstoff, ohne weitere Verzierungen bis auf eine Knopfleiste bezogener Knöpfe am Oberteil des Kleides. Schmuck trug ich keinen, außer die erwähnten schweren Ohrringe meiner Mutter. Ich faltete die Hände zusammen und drehte mich weg. Meine Schwester oder meine Mutter müssten mich gleich abholen um mich zum Abendessen zu bringen.
Just in diesem Moment öffnete sich die Tür und Kate stand in einem auffälligen grünen Kleid darin. Es war über und über mit Mustern und glitzernden Steinen bestickt. Ihre braunen Haare waren auffallend nach oben gesteckt und mit Federn und Steinen verziert. Wortlos musterte sie meine dunkle Kleidung und neigte seufzend den Kopf.
,,Georgie, was soll denn dieses Trauergewand." meinte sie, schloss hinter sich die Tür und kam auf mich zugelaufen. Ich drehte mein Gesicht von ihr weg und schaute auf die Untergehende Sonne und das Farbenspiel welches sich dabei ergab.
,,Ich finde das Kleid angemessen und außerdem finde ich es sehr hübsch." antwortete ich ihr und schaute vorsichtig auf. Verzweifelt blies sie die Lauft aus ihren Wangen und faltete ebenso so die Hände wie ich.
,,Noch nichtmal etwas schönes in den Haaren." gab sie empört von sich und strich mir über den Oberarm. Ich nickte bestimmt und wante meine Augen von dem bunten Himmel ab um mich zu ihr zudrehen.
,,Müssen wir nicht langsam los zum Abendessen?" fragte ich sie, hob mein Kleid an und schritt zur Tür. Sie nickte schnell und lief hinter mir her. Mutter lief schon wartend am Flurende hin und her und schien ungeduldig zu sein. Sie trug an weites Kleid aus seidenen Stoff in einem hellen Pastell rosa und welches ebenso reichlich bestickt war.
,,Grace was soll denn dieser Aufzug!" rief sie empört aus. Schweigend über ihre grobe Bemerkung Schritt ich an ihr vorbei und strich demonstrativ über den Stoff des Rockes.
,,Wo soll das noch hinführen." murmelte sie und gab den Dienern ein Zeichen dass sie die großen Flügeltüren öffnen konnten. Diese öffneten auf den Befehl zeitgleich die große Tür und gewährten uns Frauen durchgang. Mein Blick wanderte kurz durch den Raum, auf die Tafel zu. Ich sah meinen Vater neben Alister sitzend, neben ihm waren zwei Plätze frei, meiner und der meiner Mutter. Neben Alister eben so, für meine Schwester und der neben Acair war für mich gedacht. Unter den Forschenden Blicken der Gesellschaft, der Hofdamen und meiner Familie trat ich den Weg zu der reichlich gedeckten Tafel an. Neugierig musterten mich das Gesindel von den McKenzies, es wurde getuschelt und geflüstert. Mir wurde nach gesehen und mein mutiges Auftreten, in einem schwarzen schlichten Kleid, wurde bewundert.
Mein Blick traf auf Acair, welcher sich gerade anständig erhob und auf mich zukam. Er trug nicht mehr den Kilt und das Plaid von heute Nachmittag. Es war ein anderes, zwar mit dem selben Musterungen, aber es sah im einiges Edler aus. Sein Gehrock hatte eine grün-bräunliche Färbung und einzelne goldenen Schmuckdetails. Die langen Haare waren zu einem Zopf nach hinten genommen, einzelne der braunen Haare hatten sich verirrt und hangen ihm in die Stirn. Unser Anblick musste ganz schön kurios gewesen sein. Eine herraus geputzte feine, blasse Grafenstochter, mit Etikette und Bildung. Und dazu ein Hünne von Mann, mit leichten Bartstoppeln und eher weniger Manier.
Er nickte mir leicht zu und reichte mir seine Hand, zögernd nahm ich diese an und ließ mich von ihm seufzend zu Tisch führen. Jede Handlung die ich tat, oder auch nicht tat, wurde auf die Goldwaage gelegt und genaustens ausgewertet. Es wurde so gefiltert ob diese Ehe gut und vor allen Dingen erfolgreich werden würde.
Aber wenn ich das so sah, würde sie das auf keinen Fall. Und das wusste jeder hier.
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Finding Highlands
Historical FictionEngland, 1775 Die Aufgabe von der jungen Earlstochter Grace ist es eine Gute Partie zu machen. Sie erhofft sich einen englischen Earl zu Heiraten, oder gar einen aus dem Königshaus. Jedoch hat ihr Vater ganz andere Pläne. Es soll ein Schottischer...