8.Kapitel

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In der Ferne hörten Acair und ich die Hunde bellen und hin und wieder viel ein Schuss, dann lautes Geschrei.
Hatte etwa einer der Jäger jemanden angeschossen? Aber schon bald bemerkte ich dass das Gebrülle, kein Angst Geschrei, sondern freuden Geschrei war.
Acair begann zu grinsen und fuhr sich durch die langen Haare.
,,Euer Volk ist wohl doch nicht so fein wie ihr tut." Sprach er spöttisch und stieg ab. Erst jetzt viel mir auf das er humpelte. Und das tat er nicht nur leicht, sondern massiv.
,,Acair, seid ihr verletzt?" Fragte ich schon fast besorgt und stieg ebenso von meinem Pferd ab. Er schüttelte den Kopf und stützte sich an dem großen Baum ab.
,,Warum steigt ihr nicht wieder auf? Wir sollten weiter reiten und wieder Anschluss finden. Nicht das uns noch jemand sucht." Redete ich weiter und schaute mich auf der Lichtung um.
,,Ich kann nicht lange sitzen, macht euch keine Sorgen." Antwortete er und griff nach seiner Waffe. Ich schaute mich vorsichtig um und sah das nur wenige Meter von uns entfernt ein Reh stand welches ruhig graste.
,,Als ob ich mich um euch sorgen würde. " Spottete ich flüsternd weiter. Acairs massiger Körper vibrierte kurz. Er lachte, er lachte mich aus.
,,Das hat sich aber gerade anders angehört." Entgegnete er und schaute mich über die Schulter an. Empörte schnappte ich erneut Luft und beobachtete das Reh.
Acair legte das Gewehr an und war bereit das Tier zu erlegen. Grinsend nahm ich meinen Hut von Kopf und wedelte damit herum das Reh schaute auf. Sein Jäger machte sich bereit zu schießen. In dem Moment musste ich auch noch ganz plötzlich Niesen. Der Laut hallte durch den Wald und das Tier suchte das Weite.
,,Grace, ihr seid eine gemeine Person." Meckerte er und nahm das Gewehr vorsichtig nach unten. Schief lächelnd platzierte ich wieder die Kopfbedeckung an ihrem Platz und ging anschließend zu den Pferden. Dort beobachtete ich Acair. Er hielt sich das Knie und verzog sein Gesicht zu einer schmerzhaften Miene. Ich war verwundert darüber das er nie über Schmerzen im Bein geklagt hatte, oder das ich es nie gesehen hatte. Immerhin liefen wir uns, ganz zufällig, ständig über den Weg. Auch meine Schwester hatte kein Wort darüber verlauten lass das er ein halber Krüppel war. So hart wie dies gerade klingen mag, er war ein Krüppel.
,,Ich weiß was du denkst Grace. Und es ist etwas gemeines. Behalte deine Gedanken für dich sonst vergesse ich mich entgültig." Antwortete er mir fast schon auf meinen Gedanken und stieg wieder auf das schwarze Pferd. Ich schluckte und nickte dann kaum merklich. Er war also empfindlich wenn man ihn darauf ansprach. Nun gut wer wäre das auch nicht.
Als wir den Weg zurück ritten, schwiegen wir.
Acair schmollte wahrscheinlich da ich seine Jagdeute vergrault hatte. Ich schwieg, weil es für unnötig fand mich mit ihn zu unterhalten. Über was sollte ich auch mit ihm reden? Er schien sich für nix anderes zu interessieren als für Weiber, trank und Jagd. Immer wieder schielte ich auf die nackten Waden, welche so unglaublich wohl geformt waren.
Mein lieber Himmel, was hatte dieser Mann für schöne Hände. Nicht nur die Beine, sondern auf seine Hände waren groß, dabei waren sie kräftig und sahen ziemlich rau aus. Wenn ich mir vorstellte wie diese Hände zärtlich über meinen Körper strichen....
Grace, das sind unzüchtige Gedanken und dies gehört sich nicht. Hör sofort auf daran zu denken.
Ich neigte meinen Kopf wieder zur Seite und schüttelte ihn anschließend. Ich soll doch diesen Mann heiraten, ich sollte mich freuen. Stattdessen schlug ich mich innerlich wegen dieser Gedanken. 
Acair schien meinen Blick zu bemerken und grinste wieder selbstgefällig. Auch wenn er nicht vernünftig laufen konnte, machte das sein gemeißeltes Gesicht wieder gut. Was interessierte es mich überhaupt ob er gut laufen konnte oder nicht. Es sollte mir egal sein, genauso egal wie alles Andere.
Wir kamen wieder näher in die Gegenwart der Jagdgesellschaft und wurden beide freudig begrüßt.
,,Ihr habt gar nix geschossen Acair? Hat euch die Lady Avonsbury etwa so sehr abgelenkt?" Witzelte einer seine Gefolgs Leute. Acair lächelte kurz und schüttelte dann seinen Kopf. Und wie ich ihn abgelenkt habe. Sein kleines Rehlein habe ich verjagt. Wahrscheinlich würde mir das, so wie ich ihn einschätzte, noch Jahre nachhängen. Vielleicht war ich ja tatsächlich so eine gemeine Person wie er mich gerade betitelt hatte.

,,Du hast was?!" Brüllte meine Schwester und ihr Mann schon vor lachen und schauten mich ungläubig an. Selbstgefällig schaute ich aus dem Stubenwagen hinauf und nickte.
,,Ja, ich Grace Georgia Avonsbury, habe die Jagdbeute von Earl Acair McKenzie vertrieben. Ich gemeine Peron." Kicherte ich und lunste wieder zu dem kleinen Baby. Auch sie quieschte vergnügt auf.
,,Habt ihr nun endlich einen Namen für die Prinzessin gefunden?" Fragte ich interessiert meine Schwester und ihren Mann. Beide nickten und schauten sich verliebt an. Wenigstens ein Paar welches aus Liebe geheiratet hat.
,,Lilith. Die Kleine soll Lilith Isabell heißen." Meinte Alister begeistert. Ich nickte und grinste die beiden an.
,,Welch wundervoller Name." Lächelte ich warm. Somit konnte ich meiner Mutter und meinem Vater die Neuigkeiten überbringen. Ich raffte die Röcke meines Kleides und lief nach draußen zu dem Büro meines Vaters.
,,My Lady, die dürfen nicht hinein, eurer Vater hat eine wichtige Audienz." Lenkte einer der Wachen ein und hinderte mich somit die Tür zu öffnen. Verwirrt schaute mich diese an.
,,Mit wem?" Fragte ich unbeirrt und versuchte die Tür erneut zu öffnen. Die Diener stellte sich erneut davor.
,,Mit Earl McKenzie, My Lady. " Antwortet er mir. Acair hatte eine Audienz bei meinem Vater? Warum das denn? Dann musste ich also nur mit meiner Mutter vorlieb nehmen.
,,Ist Ihre Lordschaft Frau auch geladen?" Erkundigte ich mich. Der Diener schüttelte den Kopf und führte mich mit einer Handbewegung zu den Räumlichkeiten meiner Mutter.
,,Grace, meine Liebe. Komm herein und trink ein Tässchen Tee mit mir." Lächelte sie. Ich bedankte mich nickend bei dem Diener und setzte mich anschließend auf einen der Sessel.
,,Du weißt wo deine neuen Pflichten liegen?" Fragte sie prompt und goss etwas des heißen Wassers in die Tasse aus elfenbeinfarbenen Porzellan.
,,Ja, Frau Mutter." Gab ich leise zurück und rührte in der Tasse herum. Ich hörte ein Seufzen. Besorgt schaute ich auf.
,,Mutter bitte, ich will Earl McKenzie nicht heiraten. Rede mit Vater. Bitte!" Flehte ich sie an. Ernst schüttelte sie den Kopf, wobei ihre prunkvollen Ohrringe im Schein der Sonne funkelten.
,,Du heiratest den Mann den dein Vater dir aussucht. Ob du willst oder nicht." Meinte sie wenig emotional. Fassungslos schaute ich sie an.
,,Ich werde ihn niemals lieben, nie. Ich hasse ihn! " Brüllte ich sie schon fast an. Sie schüttelte erneut den Kopf.
,,Du. Wirst. Ihn. Lieben." polterte sie los  und aß, als wäre nix passiert, einen Keks. Sie war schon immer eine sehr ernste Frau. Allerdings hätte sie jemanden mit Rang und Namen gewählt. Aber nicht um mir ein gutes Leben zu ermöglichen, sondern um ihren Ruf und Namen zu polieren. Schon die Ehe zwischen meiner Schwester und Alister hatte ihr nicht gepasst, zumindest sein Rang als Zweitgeborener nicht.

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