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Das Leben ist zu kurz, um sich tagelang Gedanken über eine Konversation zu machen, die vor Bedeutungslosigkeit nur so strotzt

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Das Leben ist zu kurz, um sich tagelang Gedanken über eine Konversation zu machen, die vor Bedeutungslosigkeit nur so strotzt. Viel zu oft überlege ich, ob ich bei diesem oder jenem Gespräch nicht doch etwas anderes hätte sagen sollen. So, wie zum Beispiel vorhin zu Mrs. Lexington, der Mutter von David und Emily.

Okay, aber dieses Gespräch hat eigentlich nicht vor Bedeutungslosigkeit gestrotzt. Es war zu ausschlaggebend. Emily und David sind die Kinder, auf die ich fast jedes Wochenende aufpasse. Oder eher aufgepasst habe. Vergangenheit. Ich wurde nämlich vor zehn Minuten gefeuert.

Vielleicht, wenn ich nicht mal wieder eine so große Klappe gehabt hätte, hätte ich meinen Babysitterjob behalten können. Nur leider liegt die Betonung auf hätte. Wie, um alles in der Welt, soll ich jetzt auf den Kurs bei der Free Soul Akademie für Kunst sparen? Ohne dieses Geld schaffe ich das mit Sicherheit nicht.

Genervt stöhne ich auf und lasse meinen Kopf gegen das lederne Lenkrad fallen. Kurz darauf schrecke ich hoch, weil ich mit meiner Stirn die verdammte Hupe getroffen habe. Fuck.

Hastig stecke ich den Zündschlüssel ein und starte den Motor, um dann schnellstens vom Grundstück der Lexingtons zu verschwinden.

In den nächsten Minuten der Weiterfahrt denke ich eigentlich nur daran, dass ich ab heute fast 500 Pounds weniger im Monat habe. Ich hätte Mrs. Lexington wirklich nicht vorwerfen sollen, dass ich ihre Kinder mittlerweile vermutlich besser kenne, als sie es selbst tut. Aber sie hat mich des Klauens beschuldigt und das konnte ich einfach nicht auf mir sitzen lassen. Wie soll ich das bitte meinen Eltern beibringen? Ich wohne zwar nicht mehr bei ihnen und bin mit dreiundzwanzig schon alt genug, um eigene Entscheidungen zu treffen, aber wenn es um meine finanzielle Sicherheit geht, sind meine Eltern nahezu ungenießbar. Schon seit ich vor drei Jahren ausgezogen bin, liegen sie mir in den Ohren, dass ich das alles alleine gar nicht stemmen kann, mir zu viel zumute. Vor allem betonen sie immer wieder, dass das Geld zu knapp wird und ich einfach wieder nach Hause kommen soll, bis ich einen vernünftigen Job gefunden habe.

Ich weiß, dass sie es lieb meinen und nur nicht wollen, dass ich in irgendeiner Gosse lande, aber so weit bin ich dann auch noch nicht. Und bevor es dazu kommen kann, würde ich eher ihrer Bitte nachkommen und zu meinen Eltern zurückziehen. Außerdem arbeite ich ja immer noch als Barista bei La Petite, einem kleinen und gemütlichen Café, das nur ein paar Straßen von meiner Wohnung entfernt ist.

Gott, ich hasse es, dass die Fellow Street gesperrt ist. Seitdem muss ich immer durch diesen Wald fahren, um nach Hause zu kommen. Und dort sind nirgends Laternen, keine Beleuchtung. Ich fühle mich einfach ein wenig unwohl dabei, ganz allein bei Dunkelheit durch ein abgelegenes Stückchen Wald zu fahren. Dass ich gerade die wesentliche Geldquelle für meine Zukunft verloren habe, macht es nicht besser.

Bittersweet TendernessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt