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Henry

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Henry

Achtunddreißig Stunden.

Ein Blick auf die Uhr genügt, um festzustellen, dass es das Beste wäre, wenn ich einfach in meinem Bett liegenbleibe. 6:52 Uhr. Es sind noch acht Minuten, bis mein Wecker mich aus meinem Schlaf reißt. Zu dumm nur, dass ich bereits wach bin. Doch eigentlich bin ich so müde, dass mein Wachsein der bloßen Trance eines Tagträumers gleicht. Es ist, als wäre mein Körper zwar anwesend, aber mein Verstand nicht. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll. Vor allem nicht jetzt.

            Meine Augen brennen so sehr, dass selbst die rot leuchtenden Zahlen meines Weckers ein schmerzhafter Anblick sind. Es ist ein scheiß Gefühl, zu wissen, dass ich mich in ein paar Minuten schon wieder aus dem Bett plagen muss, um Cody in die Schule zu fahren.

            Ich schließe meine Augen und reibe mit Zeigefinger und Daumen über meinen Nasenrücken. Memo an mich: Nie wieder eine von Masons Nachtschichten übernehmen.

            Bei dem Gedanken kann ich nur leise über mich selbst spotten, weil ich mir bestimmt jede Woche vornehme, keine Nachtschicht mehr zu machen, wenn ich den Tag darauf auch noch in den Laden meines Vaters muss.

            »Henry, Henry, Henry!« Mit einem Schlag knallt die Tür meines Schlafzimmers auf und mein kleiner Bruder stürmt hinein. Er rennt durch mein Zimmer wie ein Verrückter. Ich ziehe eine Grimasse, drehe mich auf den Bauch und lasse mein Gesicht in das Kopfkissen sinken.

            »Bei dir ist ja noch alles dunkel! Jetzt steh schon auf, du musst mich gleich wegbringen, hast du das schon vergessen?« Nein, Cody. Ich habe es nicht vergessen.

            Ich höre, wie er die Jalousie öffnet. Ich seufze.

            »Es ist doch sowieso noch dunkel draußen«, nuschle ich in den Kissenbezug.

            »Henry!«, wiederholt Cody und springt in mein Bett, nur um sich sofort danach auf meine Rippen fallen zu lassen. Mir entfährt ein klägliches Ächzen.

            »Ich bin doch schon wach!«, rufe ich schließlich in einem genauso lauten Ton zurück. Aber in Wirklichkeit bin ich das gar nicht. Wach.

            »Ich darf heute nicht wieder zu spät kommen, Henry.« Mein kleiner Bruder ist für seine sechs Jahre schon ziemlich aufmüpfig. Er weiß, was er will und wann er es braucht. Und das bekundet er auch solange, bis jemand es ihm möglich macht. Ganz gleich, um was es sich dabei handelt.

            »Du könntest auch einfach mal wieder bei Mum und Dad schlafen, Cody«, sage ich und drehe meinen Kopf auf die Seite, um wieder mehr Luft zu bekommen. Im selben Moment fängt mein Wecker an, diese unerträglich dröhnenden Töne von sich zu geben. 7:00 Uhr. Jetzt muss ich wirklich aufstehen. Ich strecke meinen Arm aus und taste nach dem Ding, damit ich dieses Geräusch sofort einstellen kann.

Bittersweet TendernessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt