𝐁𝐀𝐋𝐄𝐍𝐂𝐈𝐀𝐆𝐀 | jjk.kth ✓

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Ganz langsam zuckten seine Lider auf, nur für einen kleinen Moment, bevor die Helligkeit sie wieder zuschnappen ließ. Taehyung verzog leicht das Gesicht, ein pochender Schmerz breitete sich in seinen Schläfen aus. Orientierungslosigkeit packte ihn, als er die Augen schließlich doch ganz öffnete und in den Raum blinzelte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er sich um, das war definitv nicht sein Zimmer.

Der Raum war klein, weiß gestrichen und recht leer. Auf dem Boden lagen dreckige Klamotten und der Schreibtisch war voller Blätter. Das Bett, in dem Taehyung sich befand, knarzte leicht, wenn man sich darin bewegte. Noch halb von der Müdigkeit und halb von den pochenden Kopfschmerzen überwältigt, schaute Taehyung mit leerem Blick auf die Bettwäsche. Sie war dunkelblau. Langsam rieb er sich über die Augen, strich sich ein paar wirre Strähnen aus der Stirn. Irgendwann begann sein Gehirn sich gänzlich einzuschalten und Taehyung begann, sich an den letzten Abend zu erinnern. Sofort färbten seine Wangen sich dunkelrot. War er bei dem Mann mit den Tattoos? Die Worte der Männer hallten in seinem Kopf nach und hinterließen einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge.

Schüchtern blickte er nach oben, irgendwas ganz tief in seinem Bauch begann zu bitzeln. Mit verzerrtem Gesicht und der Handfläche an die Stirn gepresst, schlug er die Bettdecke schließlich zur Seite und stand mit wackligen Beinen auf. Er trug noch seine Kleidung vom letzten Abend, selbst die Socken. Nur seine Schuhe waren irgendwie verschwunden.

Für einen Moment stand er einfach nur blöd im Raum rum, überlegte ernsthaft sich wieder in das fremde Bett zu legen und das Laken über den Kopf zu ziehen.

Taehyung atmete einmal tief aus und steuerte schlussendlich in Richtung Tür. Seine leicht zitternden Finger legten sich um den Türgriff, langsam schwang die Tür auf, machte dabei ein leises, quietschendes Geräusch. Mit einem kleinen Schlucken huschte er durch die Tür, blieb wie angewurzelt vor dieser stehen. Die Wohnung war winzig, er hatte den gesamten Überblick. Küche und Wohnzimmer verbunden, irgendwo an der Seite eine Tür, die wohl in ein Badezimmer führen würde.

Taehyungs Augen wurden trotz den Kopfschmerzen, trotz der Müdigkeit, groß. Der fremde Mann saß auf einem Stuhl, Pinsel in der Hand, vor ihm eine Leinwand. Auf der Couch posierte eine nackte Frau. Ja, vollkommen nackt. Taehyung wünschte sich nichts sehnlicheres als bei ihrem Anblick hart zu werden, aber in seiner Hose geschah rein garnichts.

Die Frau widmete ihm einen Seitenblick, ihre dunklen Locken fielen ihr grazil über die Schultern. Sie spreizte ihre Beine noch ein weiteres Stückchen, stützte einen Ellenbogen auf der Lehne ab und hielt den Rücken gerade. Taehyung fühlte sich unglaublich fehl am Platz, wollte am liebsten einfach wieder einen Schritt zurück durch die Tür machen und diese verschließen.

Der Blick der Frau traf ihn erneut, musterte ihn interessiert. Als ihre Augen sich trafen, zwinkerte sie ihm zu. Taehyungs Augen weiteten sich erschrocken, was die Frau amüsiert schmunzeln ließ.

"Du musst schon zu mir gucken, Sweets."

Die Frau löste ihren Blick von Taehyung und sah wieder zu dem Dunkelhaarigen. Dessen Stimme ließ Taehyungs Kopf ebenfalls in seine Richtung zucken, doch dieser schaute nur abwechselnd auf seine Leinwand und zu der Frau. Er trug graue Jogginghosen und ein weißes Baumwollshirt, gab den Blick auf seine tätowierten Arme frei. Taehyung starrte für einen Moment zu lange hin. Er schaute kein einziges Mal zu Taehyung, beachtete ihn garnicht. Taehyung wusste nicht, was er tun sollte, seine Hände bildeten sich nervös zu Fäusten. Einerseits breitete sich Fluchtdrang in ihm aus, andererseits wollte er nicht weg. Er hätte sich getrost zu der Frau auf die Couch setzen können, nur um den Dunkelhaarigen weiter anzustarren.

"Fertig." Der Mann wendete seinen Blick nun komplett von der Frau ab und machte noch ein paar letzte Pinselstriche um sein Bild zu vollenden. Taehyung blieb an die Wand gedrückt stehen und bewegte sich nicht, drückte sich noch ein wenig mehr an diese, als die Frau sich auf ihn zubewegte. Sie schien keine Eile zu haben, sich anzuziehen.

"Jungkook, wie konntest du mich nur so hintergehen...", sie blieb vor Taehyung stehen, welcher sie mit großen Rehaugen ansah, "...und mir die Existenz von diesem Herzchen hier verschweigen?"

Sie hob Taehyungs Kinn mit ihren manikürten Fingern an. Er versuchte den Kopf wegzudrehen, sie war deutlich in seinen persönlichen Sicherheitsabstand gedrungen.

"Er ist Tabu, Sweets." Jungkook zog die Frau unterschwellig von ihm weg, nur um sie an die Wand zu pressen und ihr seine Lippen aufzudrücken. Taehyung starrte wie versteinert hin. Sein Gesicht verzog sich leicht, als der Dunkelhaarige ihr mit der einen Hand in den Schritt griff und ihm mit der anderen Hand andeutete, wieder hinter der Tür zu verschwinden. Nichts lieber als das.

Aufgekratzt biss er auf seiner Unterlippe herum, während er wieder unter das Laken kroch. Müde schloss er die Augen, zog sich das Laken bis über den Kopf und versuchte einfach nicht da zu sein. Eins mit der Decke werden. Nach einer kleinen Weile driftete er zurück in den Schlaf.

Was sich für Taehyung anfühlte wie einige Minuten, mochten in der Realität ungefähr anderthalb Stunden gewesen sein. Irgendein lautes Geräusch riss ihn aus seinem Dämmerzustand. Blinzelnd setzte er sich auf, rieb sich über die Augen. Die Kopfschmerzen pochten immernoch bösartig in seiner Stirngegend.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich gesagt habe, dass du dich von hier fernhalten sollst."

Heftig zuckte Taehyung zusammen, sein Blick suchte den Körper zur Stimme und fand ihn schlussendlich auf der Bettkante sitzen. Seine Haare waren ein bisschen verwuschelter als vorhin noch.

"Deine Freundin?", floss es nur so aus seinen Lippen raus, wie eine schnelle Strömung, die durch nichts gestoppt werden kann.

Die Augenbrauen des Dunkelhaarigen, Jungkook, zogen sich zusammen. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht." Sein Blick war hart und verschlossen, Taehyung hielt ihm eine kleine Weile stand, bevor er sich schließlich doch einschüchtern ließ und den Blick auf seinen Schoß richtete.

"Also?"

Taehyungs Kopf hob sich wieder an, sein Blick blieb einen Moment an den Tattoos hängen. "Also was?"

"Also warum verfickt nochmal bist du doch wieder hier?!"

Fest biss Taehyung sich auf die Unterlippe, lehnte sich ein bisschen zurück und legte den Kopf schief. "Ich wüsste nicht, dass ich auf dich hören muss." Uff, so ein Glück, dass das ohne Stotterer rauskam.

Heftig zuckte er zusammen, als der Ältere aufsprang und den Mund aufmachte um etwas zu sagen, sich dann aber doch dagegen entschloss und sich Kopf schüttelnd die Schläfen massierte. Irgendwann setzte er sich wieder hin. Taehyung starrte ihn an, sein Herz schlug unglaublich schnell.

"Ich hätte dich einfach auf der Straße liegen lassen sollen."

"Und warum hast du's nicht getan." Taehyungs Blick war fest, Jungkook schnaubte, war diesmal derjenige, der den Blick abwandte.

"Wenn ich dich noch einmal hier sehe, dann..."

"Dann was?"