Die Schlange im Mondschein

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Immer noch hallten jene Worte des dunklen Lords in Dracos Ohren und hinterließen einen bitteren Nachgeschmack.

Nun war er offiziell ein Todesser. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ab sofort war er ein direkter Gegner Hogwarts und würde sich wohl mental zurückziehen müssen.

Das Einzige, worauf er sich nun konzentrieren musste, war die Aufgabe von Lord Voldemort. Er musste Albus Dumbledore aus dem Weg schaffen, ermorden sogar.

Vertieft in seinen Gedanken merkte er nicht, wie sehr Blaise versuchte, ihn irgendwie auf sich zu lenken. Selbst, als er ihm zurief schien Malfoy abwesend und für sich zu verbleiben. Als schließlich Blaise von seinem Stuhl aufstand und Dracos Ärmel zog, schlug der blonde Junge mit patziger Miene dessen Hand weg.

"Was bildest du dir eigentlich ein, Blaise?!", brüllte er zickig und stand dominierend von seinem Platz auf, um sich düster vor Blaise zu stellen. Erschrocken starrte Blaise in Dracos aufblitzende Augen und wich zurück. "Hey, ganz ruhig. Ich wollte nur wissen an was du gerade denkst. Du bist zurzeit so komisch irgendwie. Noch komischer als normalerweise, Mann.", erklärte sich der Slytherin und zuckte nochmal entschuldigend mit seinen Schultern.

Böse Blicke erreichten ihn und ließen ihn Malfoy lieber meiden. Die meisten der Slytherins hatten bereits über Malfoys launische Phasen getuschelt und versucht, ihm bestmöglich aus dem Weg zu gehen. Zudem wollten sie sich mit einem Reinblüter wie ihn nicht anlegen.

Laut seufzte der Blonde und ließ sich zurück in seinen Sessel fallen. Er musste sich normal verhalten, dachte er sich immer noch entnervt. Wenn er sich weiterhin so emotional verhalten würde, fiele es zu schnell auf und er könnte seinen Auftrag nicht in Ruhe durchziehen. Und dann wäre er eine Enttäuschung für die Familie Malfoy und dem dunklen Lord selbst. Das durfte er nicht zulassen. Auf keinen Fall.

Um sich etwas abzureagieren, erhob er sich von seinem Sitzplatz und stolzierte, wie ein eleganter König aus dem Gemeinschaftsraum der Slytherin. Blicke umgaben ihn, was ihn mit einer Mischung aus Stolz und Einsamkeit füllte. Obwohl es sein eigenes Haus war, fühlte es sich jedoch manchmal bedrückend an, von den meisten auf diese Art gemieden zu werden. Mit erhabenen Schritten ging er auf die Tür zu und öffnete diese. Ein kurzer Blick in den Flur verriet, dass er alleine sein würde. Es war bereits sehr spät geworden, sodass keiner der Schüler mehr in den Hallen herumwandern sollte. Doch ihm war das vollkommen egal.

Er fühlte sich schon lange nicht mehr wie ein Hogwartsschüler und konnte es kaum noch erwarten, diesen Ort ein für alle mal zu verlassen. Mit den Händen in den Hosentaschen flankierte er die Schulhallen entlang und schaute aus den Fenstern.

Der Mond leuchtete hell und düster auf sein Gesicht, was ihn tatsächlich etwas beruhigte. Sein blasses Gesicht schien durch das Mondlicht noch weißer als zuvor und strahlte mit dem Mond um die Wette. Draco blieb eine ganze Weile stehen und begutachtete das Antlitz des Nachtmondes, als er plötzlich eine Präsenz spürte, die seine Nackenhaare zum Erheben brachte.

"Schleichen wir etwa herum, Potter?", zischte er und ließ seine Augen hell um die Ecke aufblitzen. Tatsächlich. Da stand er. Die Berühmtheit selbst. Harry Potter. Der Junge, der überlebte.

Angewidert blickte der Blondhaarige auf den Brillenträger und ließ seine Hände weiterhin lässig in den Hosentaschen verschwinden.

Schnippisch konterte Harry und offenbarte dabei seine Gestalt im Mondschein: "Dasselbe könnte man auch von dir behaupten, Malfoy."

Die Aussage Harrys machte Draco unendlich zornig, denn wie konnte es Potter wagen, überhaupt gegen ihn zu sprechen und das bereits seit Jahren. Hatte ihn der Vorfall im Zug nicht schon gereicht? Oder die ganzen Auseinandersetzungen der letzten Dekade? Irgendwann musste er es doch einsehen, dass Draco ihm in jeder Hinsicht überlegen war.

"Wir wissen beide, dass du MIR gefolgt bist und du nun vor MIR aufgeflogen bist, denn der Gryffindor Gemeinschaftsraum ist doch etwas weit von hier entfernt. Also sag schon: Was willst du von mir?! " Wütend stampfte der Slytherin immer weiter auf Harry zu während er sprach und ließ seinen Blick nicht ein einziges Mal von dem Jungen mit der Blitznarbe. Harry ließ sich dabei keines Stückes einschüchtern und blieb standhaft.

Trocken antwortete er: "Du hast etwas zu verbergen und ich werde herausfinden, was es ist."

Draco stand für eine Sekunde unter Schock. Etwas zu verbergen?! Was?! Woher wusste er von?! Nein, er blufft nur. Ich weiß es. Ja, er muss definitiv bluffen. Potter hatte doch schon immer ihn für ALLES verantwortlich gemacht und das hier war nur wieder eine erneute "Draco-muss-definitv-etwas-damit-zu-tun-haben-Vermutung".

Zwanghaft versuchte sich Draco zusammenzureißen, sich keine Miene anmerken zu lassen und schnaubte stattdessen genervt. "Du bist absolut erbärmlich, Potter. Hast wohl keine anderen Lösungen für deine Voldemort Obsession." Wütend funkelte Harry mit seinen Augen und knirschte leise mit den Zähnen.

"Du weißt schon, dass die Suche nach dem dunklen Lord deine toten Eltern auch nicht mehr zurückbringt, oder?" Laut lachte Draco provokativ auf und hielt sich den Bauch. Immer mehr sah man Harrys Wut in seinem Gesicht an und spürte, wie sich seine Aura veränderte.

"Nimm das zurück, Malfoy!", warnte Harry dann schließlich und hob seinen Zauberstab in die Höhe. Er wiederholte sich noch einmal: "Nimm das SOFORT zurück!"

Fast, als hätte Draco darauf gewartet, kramte er in seinen Hosentaschen nach seinem Zauberstab und grinste böse. Den werd ich fertig machen, dachte er sich schadenfroh und kramte weiter.

Langsam jedoch bekam Draco ein drückendes Gefühl in der Magengegend.

Sein Zauberstab. Er.. er war nicht da.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 02, 2020 ⏰

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DRARRY // Kiss of a SnakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt