Teaser II - Die Spinne

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Draußen regnete es in Strömen und ausgerechnet heute musste Bria natürlich ihren Regenschirm vergessen haben. Und wenn sie nicht zu stolz gewesen wäre um Ralphs Angebot sie zu chauffieren anzunehmen, dann wäre sie auch trocken zuhause angekommen. Stattdessen hatte sie sich entschieden mit dem Bus zu fahren. Und nachdem sie an der Bushaltestelle vor dem Hochhaus dessen vertikale Aufschrift "Pecksniffian's" in den Himmel schrie angekommen war mussten natürlich auch noch zwei Trottel in einem Miliz-Pickup durch eine besonders tiefe Pfütze direkt neben ihr rasen. Da sie nicht besonders groß war, blieb nicht einmal ihr Make-up heil. Ihr dünnes Kleid, das sowieso schon für das frische Wetter eigentlich ungeeignet gewesen war klebte ihr am Körper und sie war froh, dass es dunkelgrün und nicht weiß war. Bibbernd setzte sie sich schließlich in die letzte Reihe des Busses und vermied bewusst den Blick in den kleinen Handspiegel, der sich ihn ihrer Handtasche befand. Sollte sie doch schrecklich aussehen, ihr Tag war sowieso gelaufen. Sie wollte nur noch eine heiße Dusche, eine heiße Schokolade, eine Wärmflasche und irgendeinen schnulzigen Film, den sie mir ihrem Laptop in ihrem Bett gucken könnte.

"Next destination: New East Facility 23", kündigte eine angenehme Frauenstimme aus den Lautsprechern den nächsten Halt an.

Bria seufzte. Bis zu ihrer Haltestelle war es noch eine ganze Strecke. Wieso konnte sie sich auch nie helfen lassen?

Irgendwann später, als sich die junge Frau schon längst sicher war, dass sie sich erkältet hatte, erschien das vertraute Schriftbild ihrer Zielstation, begleitet von klanglicher Untermalung auf der Anzeigetafel. "Na endlich.", murmelte sie erleichtert und drückte sofort den Stoppkopf. Trotzdem dauerte es noch viel zu lange, bis der Bus endlich hielt und die Türen sie wieder in den kalten Regen spuckten. Da es weder ihre Absätze, noch ihr Kleid ermöglichen, dass sie einigermaßen würdevoll hätte rennen können, beschränkte sie sich darauf möglichst schnell zu gehen. Und so war sie, bis sie endlich bei dem Mehrfamilienhaus ankam, in dem sich ihre Wohnung befand, erneut durchnässt, nachdem ihr Kleid im Bus eine Idee trockener geworden war und feucht und klamm an ihrer Haut geklebt hatte. Noch weit vor der Haustür begann sie in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel zu kramen, den sie dann auch schon einige Meter vor dem Eingang in der Hand hielt. Vor Kälte zitternd traf sie kaum das Schlüsselloch, doch schließlich schaffte sie es, drückte sich gegen die Tür und schlüpfte durch den Spalt. Den Regen und den Wind aussperrend schloss sie dann schnell aber leise die schwere Tür wieder. Ihre Nachbarin hatte sich eine Zeit lang immer fürchterlich aufgeregt, wenn die Tür geknallt wurde und so hatte Bria gelernt diesem Ärger aus dem Weg zu gehen. Sie schlüpfte aus ihren nassen Schuhen, nahm sie in die Hand und huschte die Treppe hinauf.

Ich ersten Stock angekommen nahm sie erneut ihren Schlüssel zur Hand und schloss ihre Wohnungstür auf. Dann betrat sie die Wohnung, schloss die Tür und hängte die Sicherheitskette ein. Sie zögerte einen Moment doch dann drehte sie auch von innen den Schlüssel noch einmal im Schloss. Frierend aber erleichtert nahm sie ihre dünne Stoffjacke ab und hängte sie an den Haken. Tropfend huschte sie in ihr Badezimmer. Wie immer überlegte sie kurz, ob sie die Tür abschließen sollte oder nicht, doch in dem sie sich daran erinnerte, dass sie eine erwachsene Frau war, die alleine in dieser Wohnung lebte, die sich im ersten Stock befand und zudem die Wohnungstür schon abgeschlossen war, entschied sie sich dagegen. Man konnte schließlich auch übervorsichtig sein. Um sich selbst etwas zu beweisen ließ sie die Tür sogar offen stehen.

Sie zog sich aus und blieb dann doch kurz am Spiegel kleben, als sie aus dem Augenwinkel ihr verlaufenes Make-up sah. Kritisch betrachtete sie ihren Körper und fragte sich, ob sie wohl an ihrer Hüfte etwas Speck angesetzt hätte. Ihre Waage sprach von Gegenteil, aber der traute sie schon länger nicht über den Weg. So halb im Grübeln versunken erinnerte sie das Zittern ihres Körpers daran, dass sie eigentlich fror und hektisch sprang sie in die Duschkabine. Sofort drehte sie das Wasser auf, doch sie hatte nicht so recht darauf geachtet wo der Duschkopf hinzeigte und so stellte sie mit einem lauten Quieken das Wasser wieder ab.

Die Spinne - TeaserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt