Es war der letzte Tag vor den Sommerferien, als Mark seine Schule betrat. Die letzten Tage und Wochen waren ungewöhnlich heiß gewesen und auch jetzt lief ihm der Schweiß über die Stirn. Mark machte sich nichtmal mehr die Mühe, ihn wegzuwischen, schließlich ging es jedem anderen hier genauso.
Wie von selbst trieb es Mark in die offene Aula, in der die Schulband wie bereits jeden vergangenen Tag des Schuljahres ein paar Songs spielen würde. Sie hatten gerade ihre Instrumente aufgebaut und begaben sich in Position, als Mark am Rand der Aula zum Stehen kam.
Eigentlich interessierte ihn die Schulband recht wenig. Mark war noch nie groß musikalisch gewesen und befreundet war er auch mit keinem aus der Band. Eigentlich war Mark mit niemandem befreundet. Für mehr als lose Bekanntschaften hatte es irgendwie nie gereicht und Mark fehlte es schlichtweg an Motivation, sich mehr mit seinen Mitschülern zu beschäftigen, um eine Freundschaft aufzubauen.
Wieso Mark trotzdem jeden verdammten Tag herkam, um der Band zu lauschen? Ganz einfach, es lag an ihm... Yuta Nakamoto war in Marks Augen der schönste Junge, den er je gesehen hatte.
Mark hatte mal gehört, dass jeder in seinem Leben mindestens einmal ein Wunder erlebt und würde man Mark nach dem Wunder in seinem Leben fragen, würde er wohl ohne zu zögern mit den Worten "Yuta Nakamoto" antworten. Und vielleicht hatte er damit gar nicht so Unrecht.
Denn es grenzte tatsächlich an ein Wunder, dass die kleine japanische Familie zur gleichen Zeit, in die gleiche Stadt, in den gleichen Vorort, in die gleiche Straße zog wie die kleine kanadische Familie. Sie waren um ganz genau zu sein sogar Nachbarn. Sie waren Nachbarn, die sich - der anfänglichen Sprachbarriere zum Trotz - wirklich gut verstanden. Die beiden Familien verstanden sich sogar so gut, dass sie sich aller 2 Wochen gegenseitig zum Essen zu sich einluden.
Und vielleicht war dieses Wunder Schuld daran, dass Mark in Yuta, dem ältesten Sohn der Familie Nakamoto, immernoch den kleinen Jungen sah, mit dem früher, schon im Kindergartenalter immer durch die Straßen des kleinen Vorortes von Seoul geradelt war.
Yuta war ein Jahr älter als Mark, doch das hielt die Beiden nicht davon ab, unzertrennliche, super duper beste Freunde zu sein. Mark hatte tatsächlich gedacht, sie wären unzertrennlich... Doch dann kam Yuta ein Jahr früher als Mark auf die Highschool. Und Yuta traf sich nicht mehr Mark, radelte nicht mehr auf ihren klapprigen Fahrrädern durch die Straßen, setzte sich nicht mehr mit ihm auf die mittlerweile schon labilen Schaukeln des Spielplatzes um die Ecke, um sich über ihren Tag auszutauschen.
Yuta hatte neue Freunde gefunden... coolere Freunde... Und das hatte sich auch nicht geändert, als Mark ein Jahr später ebenfalls auf die Highschool kam. Yuta beachtete Mark kaum noch und bis auf ein paar Worte bei den Treffen ihrer Familien wechselten sie auch nicht mehr miteinander.
Und nun war der letzte Tag für Yuta an dieser Highschool. Bald würde er aufs College gehen, studieren und Mark einfach vergessen. Mark wusste, wieso Yuta sich von ihm abgewandt hatte, denn Mark war nicht cool.
Mark war nicht beliebt so wie Yuta, Mark hatte nicht so viele Freunde wie Yuta, Mark hatte noch nicht so viele Beziehungen wie Yuta. Gut, um genau zu sein hatte Mark noch überhaupt keine Beziehung, da er sich spätestens an seinem 15. Geburtstag eingestehen musste, dass er Hals über Kopf in Yuta verschossen war.
Mark wurde aus den Gedanken gerissen, als die Band plötzlich zu spielen begann und die laute Musik schon beinahe in seinen Ohren schmerzte. Wie von allein glitt sein Blick zu Yuta. Wie sollte es auch anders sein?
Denn Yuta sah aus wie ein junger Gott, wie er da am Schlagzeug saß und spielte, als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben getan, als würde kein Blut, sondern Noten durch seine Adern fließen. Mark konnte seinen Blick nicht von den silberblonden Haaren des Älteren nehmen, welche ihm in leichten Wellen viel zu lang in die Augen hingen oder durch den Schweiß an seiner Stirn klebten. Er konnte seinen Blick nicht von den ebenmäßigen und doch harten Gesichtszügen des Japanaers nehmen, welche immer so entspannt und friedlich wirkten, wenn er spielte. Yuta hatte die sonst so großen, dunklen Augen geschlossen, die von langen dichten Wimpern umrandet wurden. Er musste schon lange nicht mehr hinschauen, wo er die einzelnen Teile des Schlagzeugs treffen musste. Mark betrachtete fasziniert, wie Yuta leicht den Kopf schräg legte und sich seine schmalen, rosigen Lippen zu einem zufriedenen Seufzen öffneten. Sein Blick glitt weiter zu Yutas Schlüsselbeinen, die von dem viel zu weiten Shirt, dass er heute trug, nichtmal ansatzweise verdeckt wurden. Mark schluckte schwer, als ihm wieder einmal auffiel, wie stark sich die Venen an Yutas Unterarmen und Händen abzeichneten, wenn er die Drummsticks so fest umklammerte.
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Everybody needs love~ [NCT OS]
FanfictionEinfach Nct boyxboy OneShots zum entspannen und runterkommen...