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Ich fuhr mit meinen Fingern über das zerknitterte Papier, das mir wichtiger war als mein eigenes Leben.
Die Ränder waren schon völlig ausgeblichen und die Farbe bröselte langsam von dem alten Foto.
Ihre blonden Haare glänzten und die Augen strahlten.
Sie sah glücklich aus.
Ob sie jetzt gerade auch glücklich war.
Ich beugte mich über die kleine Schale mit Wasser neben meinem Bett und tauchte meine Finger langsam ein.
In meiner anderen Hand drehte ich die Drachme hin und her, bevor ich sie wieder zur Seite legte.
Jeden Abend überlegte ich einen Blick auf sie zu werfen, aber den Schmerz, den ich dabei spüren würde, könnte ich nicht ertragen.
Ich warf mich auf mein Bett und legte mir den Arm über das Gesicht.

„Wie bedauerlich. Percy Jackson, der große Held! Am Boden zerstört. Wie traurig."

„Was für eine Freude", meine Stimme triefte vor Sarkasmus, als ich mich aufrecht hinsetzte und Hades sich mit einem Taschentuch gespielt über die Wangen rieb.

„Nicht gleich so unhöflich. Du meldest dich gar nicht mehr! Dabei hab ich dir einen Glückwunsch-Kuchen geschickt, als du ein Gott wurdest!", er sah mich empört an und rümpfte dann die Nase.

„Verschwinde!"
Eine Welle von Macht ging durch den Raum und stieß Hades einen Meter zurück.
Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber ich sah wie sich sein Gesicht leicht verzog.

„Ok Jackson, wenn du so willst", knurrte er und pfiff nach seinen Schattenhund, der kurz darauf in mein Zimmer trat.
„Ich dachte nur du wüsstest gerne, was mit der kleinen Tochter der Athene los ist."

Ich spürte wieder, wie die Kraft durch meinen Körper floss und als ich auf meine Arme sah, waren meine Adern mit Gold durchzogen.
„Was ist mit ihr", meine Stimme hörte sich dunkel und bedrohlich an.

„Dachtest du wirklich, dass sie in Ruhe gelassen wird, wenn du nicht mehr da bist? Versteh mich nicht falsch.
Sie ist nicht hilflos, aber ohne dich leider schutzlos."

„Sie ist nicht schutzlos. Sie steht unter meinen Schutz!", knurrte ich.

„Und trotzdem bist du nicht bei ihr."
Er fuhr über eine der Vasen vom Kamin und gab ihr dann einen leichten Schubs, sodass sie zu Boden fiel.
„Hups. Schade, die war wirklich schön."

Im nächsten Moment schlugen die Türen auf.
Nico stürzte in mein Zimmer und sah erst mich an und dann zu seinen Vater.
„Entschuldigung. Percy, wir brauchen dich", sagte er gepresst und nickte seinem Vater kurz zu.

Das Gold in meinen Adern zog sich langsam wieder zurück.
Ich blickte noch einmal zu Hades und ging dann zur Tür, um den Raum zu verlassen und mich meinen Angelegenheiten zu widmen.

„Denk an meine Worte, Jackson. Es gibt viele Monster in der Dunkelheit, die sich nach deiner kleinen Freundin verzerren. Ich habe dich gewarnt."

„Und ich sage dir, sollte sie jemand anfassen wird er sterben."
Ich drehte mich langsam um, doch dann war er schon verschwunden.

„Was wollte er?", fragte Nico, als wir die leeren Gänge des Palastes auf dem Weg zum Thronsaal entlang gingen.

„Nichts."

War Annabeth wirklich in Gefahr oder wollte er mich nur provozieren?
Aber selbst, wenn es nur blanke Provokation war, würde ich mich vergewissern müssen.

„Ich muss gehen."

„Was? Du kannst nicht einfach gehen! Wohin denn überhaupt?"
Wir waren stehen geblieben und Nico sah mich entgeistert an.

„Auf die Erde", sagte ich knapp und rief meine Schatten herbei.

Sein Blick verengte sich.
„Percy, ich weiß dir gefällt es nicht Gott des Tartarus zu sein, aber du hast hier eine Aufgabe zu erfüllen.
Die Monster hier unten stellen bereits eine Armee gegen dich auf und sie wird von Tag zu Tag größer!
Du bist das einzige, was sie davon abhält an die Oberfläche zu kommen.
Ohne dich bricht der Tartarus zusammen!
Er braucht einen Herrscher und das weißt du genauso gut wie ich!
Oder willst du etwa, dass Annabeth und alle unsere Freunde in Gefahr sind?"

Die Hitze durchfuhr wieder meinen Körper und ich packte ihn hart am Kragen seines T-Shirts.
„Denkst du nicht ich tue das alles hier nur für sie?!
Mir gefällt es hier nicht nur nicht. Ich hasse es! Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mein altes Leben, aber das ist vorbei.
Akzeptier es endlich!
Der Percy, den du kanntest ist tot."
Dann verschwand ich in den Schatten.

Tartarus - Percy Jackson & HPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt