Traumata und die Posttraumatische Belastungsstörung

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Was ist ein Trauma? Was kann einen Menschen traumatisieren? Und was heißt es, wenn man „getriggert" wird oder Trigger hat?

Wenn man etwas drastisches in seinem Leben erlebt, ist das nicht immer gleich ein Trauma. Auch wenn die Situation negativ behaftet ist und deshalb nicht gerade angenehm. Ja, wenn man sich in der ersten Klasse mal in die Hose gemacht hat, dann war das sicherlich nicht schön, aber ist man deswegen traumatisiert?

Traumata können die Form von verschiedensten Situationen annehmen und ganz darüber einig ist man sich in der Forschung nicht, was genau als Trauma qualifizieren kann. (Auch ist hier mal ganz klar anzumerken, dass das Ereignis ein Trauma bewirkt und keins selbst ist. Ein Trauma ist eine emotionale Reaktion der Psyche. Ich werde im Folgenden jedoch Ereignisse und Trauma gleichsetzen, da die Formulierungen sonst zu kompliziert werden.)

Fest steht also, dass Traumata negative Erlebnisse sind, von denen man als Individuum Schäden davon trägt. Diese Schäden sind nicht nur physisch sondern auch emotional. Man muss aber keine körperlichen Schäden davon tragen, um ein Trauma erlebt zu haben.

Traumata können in allen Stadien des Lebens vorkommen. In der Kindheit, der Jugend oder im Erwachsenenalter. In der Kindheit können sie die Entwicklung beeinflussen, aber auch in der Jugend haben sie einen großen Einfluss auf soziale Kontakte, die Emotionsregulation und das Selbstbild. Da kommt es auch besonders darauf an, was genau der Mensch erlebt hat.

Was kann zum Beispiel ein Trauma sein?

Ein Trauma kann sein, vergewaltigt oder auf andere Weise einen sexuellen Übergriff erlebt zu haben, es kann auch ein gewalttätiger Übergriff sein wie zum Beispiel ein Raubüberfall oder ein Einbruch. Traumata können auch Naturkatastrophen sein oder können daraus entstammen, dass man verfolgt oder gestalkt wurde. Als Kind können Traumata auch auf die Eltern bezogen sein. Zum Beispiel kann ein Kind traumatisiert davon sein, mitzubekommen, dass der Vater die Mutter schlägt, dass ein Elternteil stirbt, schwer krank ist oder verunglückt.

Traumata sind also meistens Ereignisse, die an einem Datum passieren. Natürlich kann man auch traumatisiert sein, wenn man jahrelang ausgeschlossen und gemobbt wurde und auch sexuelle Übergriffe können sich über Jahre hinweg ziehen. Als Traumata werden jedoch häufiger einzelne Situationen beschrieben.

Traumatisiert werden kann also jeder Mensch zu jedem denkbaren Zeitpunkt in seinem Leben. Das heißt aber nicht, dass jedes Ereignis was ein Trauma sein könnte, auch in einer Traumatisierung endet. Jemand kann an Krebs erkranken und nach Jahren wieder gut drauf sein. Jemand kann in einem Autounfall seine Eltern verloren haben und sich wieder berappeln. Traumata können bekämpft werden.

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine Störung, die sich nach einem traumatischen Ereignis entwickeln kann. Sie kann einer Depression und einer Angststörung ähneln. Betroffene, die z.B. durch einen Autounfall traumatisiert wurden, würden Auto fahren vermeiden, sich oft schlapp und wertlos fühlen. Auch oft berichten Traumatisierte von Flashbacks und Alpträumen, die sie wieder an den Tag des Geschehens zurück bringen und sie die Angst und Hilflosigkeit erneut erleben lassen.

Man könnte sagen, dass ein Trauma eine Wunde ist, die nicht richtig heilen kann, weil sie immer wieder aufgeht und jedes Mal, wenn sie zugeht, anfängt höllisch zu jucken.

Was sind aber Trigger? Man hört oft, dass sich Leute über den Begriff lustig machen oder ihn in alltäglichen Situationen benutzen wie zum Beispiel: „Den Kaffee mit Zucker zu trinken, triggert mich voll! Wie kannst du nur diesen Kaffee verhunzen?!"

Man meint also in der Alltagssprache, dass einen etwas stört, nervt oder etwas wütend macht. Vielleicht meint man auch, dass man etwas nicht mehr hören kann oder man durch die Sache traurig wird.

Jedoch ist der Begriff der Trigger für traumatisierte Menschen ein wichtiger und ernstzunehmender Begriff. Mir erzählte einmal eine Freundin, die traumatisiert ist, dass sie es wütend macht, wenn andere Leute andauernd den Begriff benutzen ohne zu wissen, dass er für traumatisierte Menschen eine echte Bedeutung hat und wichtig ist.

Denn traumatisierte Personen können durch Trigger (also Druckpunkte, man könnte auch Auslöser sagen) wieder ins Trauma geschmissen werden. Das kann ein Duft sein, ein Satz oder ein Ort. Trigger sind so individuell wie die Traumata, durch die Menschen gequält werden.

Noch ein kleiner Exkurs: Was ist das Lebensschuldsyndrom?

Das Lebensschuldsyndrom gehört zur Kategorie der Effekte eines Traumatas und kann dann entstehen, wenn man einen Unfall überlebt hat, den andere nicht überlebt haben. Wie zum Beispiel den Autounfall, in dem die Eltern starben, man selbst aber nicht. Das kann dafür sorgen, dass man der Meinung ist, dass man selbst es hätte sein sollen, der gestorben ist. Es kann einem das Gefühl geben sein Leben nicht verdient zu haben, weil es anderen genommen wurde. Der Zufall ist hier also der Feind. Wieso sie und wieso nicht ich? Sie haben es nicht verdient!

Man kann sagen, dass dieses Syndrom eine Kreuzung zwischen Traumtisierung und Trauer ist. Es hat viele Komponenten einer Depression und Betroffene haben auch mit Suizidideen oder sogar Suizidversuchen zu kämpfen.

Das Wort Syndrom bedeutet also, dass etwas innerhalb einer Störung existiert und keine für sich allein stehende Krankheit ist. (Noch ein sehr bekanntes Beispiel ist das Stockholm Syndrom, bei welchem Gefangene sich in ihren Peiniger verlieben als Schutzmechanismus vor der eigentlichen Hilflosigkeit, der sie ausgesetzt sind.)

Wie therapiert man Traumata?

Das ist unterschiedlich. Es kommt immer auf den Menschen an, auf das Umfeld und auf die Stabilität der Psyche. In harten Fällen kann man sogar sagen, dass es besser ist, das Trauma zu unterdrücken, in anderen Fällen ist es wichtig, es aufzuarbeiten, darüber zu sprechen und sich gezielt in die Situation wieder hinein zu versetzen.

Wenn man an PTBS als Folge eines Traumas erkrankt ist, hat man aktiv mit der Störung nur ein bis drei Jahre zu tun. Danach spricht man immer noch von einer Traumatisierung, jedoch nicht mehr von einer Störung, die akut behandelt werden muss.

Versucht man die Angst, die man durch das traumatische Ereignis bekommen hat und sich auf spezielle Umstände wie zum Beispiel das Autofahren bezieht, kann man wie schon bei den Angststörungen sagen, dass Konfrontation am besten hilft.

Welche Fragen sind bei euch noch offen geblieben?

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Jasper

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 11, 2020 ⏰

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