1. Alltagswahnsinn

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Anmerkung: Ich habe schon ein paar mal versucht eine Geschichte zu schreiben, bin aber immer wieder gescheitert. Auch diesmal kann das passieren, also erwartet nicht zu viel. Ich habe auch gar keine Ahnung von professionellen Techniken etc. was das schreiben angeht und meine Rechtschreibung und vor allem meine Kommasetzung sind ausbaufähig. Nur damit sich gleich keiner erschrickt. XD
Ich habe schon eine grobe Idee wohin die Reise mit Jamie und Archer gehen soll, aber wenn euch etwas einfällt dann schreibt mir das gern. Ich freue mich über jede menge konstruktive Kritik zu allem was folgen wird also seid nicht schüchtern.
Das sollte dann alles gewesen sein also let's go.

Ich liege im Bett und versuche zu schlafen, aber meine Nachbarn räumen mal wieder ihre Möbel um. Zumindest hört es sich so an. Wahrscheinlich laufen sie auch einfach nur ganz normal durch die Wohnung, aber wenn es so ruhig ist und ich mich nicht ablenken kann ist einfach jedes Geräusch aus der Wohnung über mir zu laut. Eine der vielen Angewohnheiten die ich ihretwegen nicht abschütteln kann obwohl ich seit zwei Jahren in Payton bin.
Ich drücke mich mit dem Rücken eng an die vielen Kissen in meinem Bett und schließe die Augen, in dem Versuch endlich einzuschlafen. Es ist Mittwoch Abend und nächste Woche geht die Uni wieder los. Carter und ich wollen morgen schon das neue Semester einläuten und Feiern gehen. Das machen wir seit dem letzten Jahr, weil die ganzen Erstsemester erst ab Freitag oder Samstag ausgehen und wir einfach keine Lust darauf haben mit lauter Erstis in einem Club zu sein und am Ende noch von einem aufgerissen zu werden. Wobei es nicht wirklich richtiges aufreißen ist. Es sind eher peinliche Flirtversuche, für die man echt viel getrunken haben muss um sie gut zu finden. Außerdem habe ich keine Lust auf One Night Stands und Carter hat beschlossen im Zölibat zu leben, seit seine Freundin ihn vor einem Monat abserviert hat. Er glaubt immer noch, dass sie zurückkommt, aber der Zug ist längst abgefahren. Ich hab sie schon nach zwei Tagen wild mit irgendwelchen Studenten rummachen sehen. Carter war nicht dabei und ich habe es ihm nicht erzählt, weil er eh schon total neben sich stand. Irgendwann wird er es selbst merken oder ich muss es ihm doch sagen, aber eigentlich bin ich die letzte die Tipps geben sollte, wenn es um Verflossene geht. Immerhin bin ich Ian damals ewig hinterhergerannt. Dann hab ich Carter kennengelernt und er hat mich quasi gerettet. Sonst hätte ich mir wahrscheinlich die Kugel gegeben, als Ian sich letztes Semester verlobt hat. Seine Freundin ist eigentlich total nett und im ersten Semester hatten wir einen Kurs zusammen, aber ich mag sie trotzdem nicht. Nur noch ein Semester, dann sind die zwei sowieso weg. Ian hat dann seinen Abschluss und seine Freundin und er ziehen aus Payton weg. Niemand bleibt nach dem Studium hier und Carter hat gesagt, dass sie dann die Uni wechselt, weil beide keine Fernbeziehung wollen. Würde ich auch nicht wollen.
Der Lärm aus der Wohnung über mir hat endlich aufgehört und ich bin so müde, dass ich zwischen meinen Gedanken immer wieder wegnicke. Wenn ich jetzt einschlafe kann ich volle fünf Stunden schlafen. Vorausgesetzt meine innere Uhr meldet sich nicht vor halb sieben. Noch so eine Angewohnheit die ich hasse und nicht loswerden kann, aber immerhin ist sie ganz nützlich um nicht zu verschlafen.

Es ist elf Uhr morgens und ich sitze auf dem Esstisch und schaue aus dem Fenster während ich meinen Tee trinke. Ich beobachte die Autos und Fußgänger unten auf der Straße bei ihrem alltäglichen Leben. Sie sind wie Ameisen die von links nach rechts eilen und immer wenn sie wieder an meinem Fenster vorbei laufen haben sie eine neue Tüte in der Hand. Meine Wohnung liegt in einer Straße mit vielen kleinen Geschäften und Cafés. Es gibt zwei Bäckereien, eine Boutique, einen Schlosser, eine Drogerie und einen Supermarkt an der Ecke. Außerdem eine Buchhandlung und einen Thailänder mit Lieferservice. Im Erdgeschoss meines Wohnhauses ist eines von drei Internetcafés, aber der Kaffee und das Essen dort sind ziemlich schlecht. Meistens gehe ich ins Café drei Häuser weiter, weil sie dort die besten Brownies und Peanutbuttercupcakes haben. Dazu kommt der beste Kaffee in ganz Payton und die Sachen sind auch noch erschwinglich. Perfekt für Studenten eben. Ich wickle mich fester in meinen flauschigen Bademantel und leere meine Teetasse. Carter kommt in einer Stunde und bringt hoffentlich etwas zu essen mit. Ich habe nämlich keine Lust etwas zu machen und die Lasagne von letzter Woche hätte ich gestern schon wegschmeißen können, damit ich wieder platz in meinem Kühlschrank habe. Mein Magen macht sich bemerkbar, weil ich noch nicht gefrühstückt habe aber ich will noch auf Carter warten. Ich esse nämlich wahnsinnig gern Mittagessen zum Frühstück, kann es aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren schon vor halb zwölf eine Portion Spaghetti Bolognese zu essen. Mein Handy vibriert neben mir auf dem Tisch und meldet eine neue Mail von einem meiner Dozenten. Der Kurs beginnt erst in zwei Wochen, weil er Vater geworden ist. Mal wieder. Wenn ich überlege wie oft er schon in Elternzeit war dann müsste seine Frau eine echte Gebärmaschine sein und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr tut sie mir leid. Ich würde nicht mit lauter kleinen Kindern um mich herum in einem Wohnzimmer sitzen wollen und einen Mann haben, der ständig außer Haus arbeitet, weil die Kinder zu viel Lärm machen als dass er die Arbeiten seiner Studenten zu Hause korrigieren könnte. Mein Handy vibriert erneut und ich erhalte eine Benachrichtigung, dass ich meine Lehrbücher in der Campusbuchhandlung abholen kann. Ich verstehe gar nicht warum so viele Menschen auf Bücher abfahren. Ich meine das sind doch alles nur Berge von Papier, die man entweder dauernd mit sich rumschleppt oder die zu Hause als Staubfänger dienen und so ein Bücherregal nimmt ja auch enorm viel Platz weg. Darum habe ich mir angewöhnt meine Bücher fürs College direkt wieder zu Verkaufen, wenn ich sie nicht mehr in meinen Seminaren brauche. Es gibt online sogar ein extra Verzeichnis, das einem sagt welches Buch man für welchen Kurs braucht und so muss ich nach jedem Semester immer nur ein oder zwei Stück behalten, weil ich die Bücher in einem späteren Kurs nochmal brauchen werde. Bücher die ich nicht fürs College brauche kaufe ich gar nicht erst. Ich habe sowieso keine Zeit um mir irgendwelche dämlichen Geschichten in meiner Freizeit rein zu ziehen. Ich sitze viel lieber einfach nur rum und beobachte die Menschen vor meinem Fenster. Das ist häufig viel spannender als die ganzen Serien bei Netflix und Co. Vor allem wenn man die Menschen so oft sieht, dass man irgendwelche Anekdoten aus ihrem Leben mitbekommt. Ich habe letztes Jahr drei Monate lang einen Typen mit seiner Freundin gesehen und dann lief er irgendwann mit einer Frau und zwei Kindern die Straße runter. Er hatte einfach eine Affäre gehabt und das über eine ganze Weile. Einfach viel besser als diese ganzen reality Formate. Mein Magen meldet sich erneut und ich beschließe doch nicht auf Carter zu warten. Im Tiefkühlfach finde ich noch Frühlingsrollen und Reis im Vorratsschrank. Die Tasse landet vorerst in der Spüle und den Bademantel bringe ich zurück an seinen Platz im Schlafzimmer. Dann stelle ich mir Musik an und beginne zu kochen. Ich koche gern, vor allem mit Musik, aber manchmal bin ich dann doch einfach zu Faul.
Gerade als ich mich mit meinem fertigen essen wieder zurück auf den Tisch begeben will klingelt es an der Tür. Also schlurfe ich durch den Flur zur Tür und öffne sie einem Carter, der mit gleich drei Tüten vom Chinesen beladen ist. „Frühstück?", fragt er und hält mir eine der Tüten vor die Nase. „Danke hab schon was in der Küche aber ich denke das ich durchaus noch mehr Hunger bekommen könnte, wenn du noch länger mit den Dingern vor meinem Gesicht rumwedelst." Während wir unser Geplänkel  fortsetzen nehme ich Carter die Tüten ab und bringe sie in die Küche, während er sich seiner Jacke und Schuhe entledigt. Ich drücke ihm ein Glas Wasser in die Hand und wir setzen uns gemeinsam an den Tisch. „Okay hast du schon einen Plan wann wir heute Abend loswollen?", frage ich meinen besten Freund, der sich über die erste Pappschachtel hermacht. „Ich glaube Stacey wollte heute ins Butterfly74." „Gut dann wissen wir ja wo wir auf keinen Fall hingehen werden." „Was?" Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen den Kopf und stöhne. „Carter pass mal auf. Sie hat dich abserviert und dir gesagt, dass du ein egoistisches Arschloch bist. Du wirst auf keinen Fall wieder zu ihr zurück dackeln und sie um eine zweite Chance bitten, weil SIE es gewesen ist die dich abserviert hat. Und ich werde auf jeden Fall alles dafür tun damit du nicht mehr in ihre Nähe kommst und sie wieder auf deinem Herz rumtrampeln kann. Verstanden?" Wir starren uns an uns keiner rührt sich. Dann bricht Carter ab und widmet sich wieder seinem Essen. „Na wenn du das sagst." Ich kann hören wie angefressen er ist und überlege ob es vielleicht etwas zu früh war um ihm einzutrichtern, dass Stacey eine blöde Kuh ist. Ich esse die letzte Frühlingsrolle und beginne das Geschirr abzuspülen und die leeren Behälter vom Lieferservice in den Müll zu werfen. Carter sagt nichts und starrt sein Essen weiter an. Als seine Schachtel die letzte ist die noch auf dem Tisch steht setzte ich mich ihm gegenüber an den Tisch und beobachte ihn. „Willst du das noch essen oder kann ich das jetzt wegräumen?" Ich schaue ihn weiter an und warte während er den Kopf langsam hebt und die Schachtel zu mir über den Tisch schiebt. Ich seufze und räume die letzte Schachtel weg. „Ich denke ich geh dann jetzt." Carter steht auf und zieht sich an während ich völlig perplex in der Küche stehe und überhaupt nicht weis was gerade passiert ist. Dann kommt Bewegung in meinen Körper und ich folge Carter in den Flur, der gerade die Tür öffnen will. „Jetzt warte mal. Ich dachte wir wollen heute Abend zusammen raus gehen und vorher einfach ein bisschen rumgammeln. Es tut mir leid, wenn das mit Stacey zu früh war okay, aber ich finde es einfach falsch, dass du ihr immer noch hinterher läufst obwohl sie dir keine Träne nachweint." Er sieht mich an und kurz glaube ich, dass er doch nicht geht. „Ich muss noch was für nächste Woche besorgen und ich hab sowieso keine Lust heute raus zu gehen. Wir sehen uns dann irgendwann." Und mit diesen Worten verlässt Carter die Wohnung und ich stehe da ohne zu wissen was in den letzten paar Minuten eigentlich passiert ist.

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