5. unerwartete Wahrheit

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Ich bin gerade am kochen, als Carter klingelt. Ich öffne ihm die Tür und nehme ihm die Jacke ab, um sie auf zu hängen. Wir gehen in die Küche und nach dem ich ihm ein Glas mit Wasser auf den Tisch gestellt habe rühre ich weiter in der Linsenbolognese. „Frühstück sollte gleich fertig sein." Ich beginne den Tisch zu decken, während Carter ein belustigtes Schnauben ausstößt, weil er mein Frühstücksverhalten schon immer unglaublich lustig fand. „Wie gehts dir?", versuche ich das Gespräch in Gang zu bringen während ich die Nudeln auf den Tisch stelle und nochmal nach der Sauce schaue. „Mittlerweile ganz okay denke ich. Aber es könnte auf jeden Fall besser sein. Selbst?" „Keine Ahnung. Eigentlich gut, aber genau weiß ich es nicht." Ich stelle den Topf mit der veganen Bolognese auf den Tisch und wir beginnen, uns die Teller vollzuladen. „Hör zu Carter, ich habe schon vor Payton gelernt, dass es am besten ist, den Leuten die dich verlassen nicht nachzulaufen. Darum habe ich mich auch nicht gemeldet. Generell hätte es mir nichts ausgemacht, wenn wir uns nie wieder über den Weg gelaufen wären, aber trotzdem bin ich ziemlich froh, dass du mir geschrieben hast. Auch wenn ich ohne dich weiterleben könnte habe ich gemerkt, dass das nicht unbedingt mein Wunsch ist. Ich hab dich vermisst." Ich meine es wirklich zu hundert Prozent ehrlich und ich will, dass er das weiß bevor er mir vielleicht sagt, was los ist. Selbst wenn er das nicht tun würde wäre es okay. Ich muss nicht alles von ihm wissen, ich will ihn nur vor sich selbst beschützen, so wie er es bei mir getan hat.
Wir schauen uns an und ich kann in Carter's Blick sehen, dass er mir gleich etwas sagen wird, etwas wichtiges und ich spüre seine Angst vor meiner Reaktion. „Jamie mir ist durchaus bewusst, dass du schon einiges durchgemacht hast. Wir reden nicht darüber und dass ist für mich auch nicht problematisch. Ich weiß aber wie wichtig dir Dinge wie Ehrlichkeit und Vertrauen sind. Du traust nicht gleich jedem dem du über den Weg läufst und du öffnest dich niemals ganz. Ich rechne es dir hoch an, dass du mich vor Stacey beschützen willst. Aber ehrlich gesagt kannst du das nicht." Ich bin ziemlich baff. Damit hätte ich nicht gerechnet. „Okay." Carter zieht seine Augenbrauen zweifelnd zusammen. „Okay?" „Ja es ist okay. Ich will dich vor Stacey beschützen, weil ich gesehen habe wie sehr du leidest, seit sie sich von dir getrennt hat, aber wenn du sagst dass ich das nicht für dich tun kann ist das okay." Ich lächle ihn ein wenig verlegen an, weil ich nicht ganz weiß ob er versteht was ich meine und ob er merk dass ich nur das beste für ihn will. Ich erkenne die Dankbarkeit in seinen Augen und zwischen uns ist wieder alles in Ordnung. Wir essen schweigend und als ich beginne den Tisch abzuräumen ist mir die ernste Stimmung genug. „Wusstest du das Kingsman schon wieder ein Kind bekommen hat. Sie nennen seine Frau jetzt tatsächlich die Gebärmaschine." Ich drehe den Wasserhahn auf um mit dem spülen zu beginnen. Carter schreckt auf, als hätte ich ihn ganz unerwartet angesprochen. „Ja du hast sowas erwähnt." Er ist irgendwie abwesend. Dabei haben wir doch alles geklärt. Stacey scheint ihm mehr zuzusetzen als ich dachte. Ich will zu einem aufmunternden Spruch ansetzten, da platzt es aus Carter heraus. „Ich hab dich belogen." „Was?" Den Gedankensprung habe ich jetzt verpasst. „Ich habe dich angelogen.", wiederholt Carter jetzt ganz ruhig. „Ich habe dich angelogen was die Sache mit Stacey betrifft. Ja wir haben uns letzten Monat getrennt und sie war diejenige die Schluss gemacht hat, aber das ist nur ein Bruchteil der ganzen Geschichte." Ich sehe ihn abwartend an. Was jetzt kommt scheint ihn ziemlich viel kraft zu kosten. „Wir hatten schon länger Probleme. Erst waren es Belanglosigkeiten, aber wenn man sich ständig streitet dann ist die Stimmung irgendwann nur noch angespannt und unangenehm. Ich hab versucht mich davon abzulenken, die Probleme zu verdrängen. Und dann hab ich eine schlechte Entscheidung getroffen. Ich hab Stacey betrogen." Mein Mund will gar nicht mehr zuklappen. „Carter...", die Drohung in meiner Stimme ist nicht zu überhören. Er beginnt schnell weiter zu erzählen, damit ich ihn nicht ausgiebiger unterbrechen kann. „Das war bevor wir beide uns überhaupt kennen gelernt haben. Und es war nur diese eine Mal. Ich habe es ihr erzählt und sie ist ausgerastet. Wir haben uns beide geliebt und sie hat beschlossen mir zu verzeihen. Ich habe mir unendlich viel Mühe gegeben um meinen Fehler wieder gut zu machen und irgendwann ging es dann wieder Berg auf. Alles hat sich wieder eingerenkt. Es lief wirklich alles ganz wundervoll und ich dachte auch, dass die Krise überstanden wäre. Dann habe ich sie wieder betrogen. Mehrfach. Über einige Wochen. Ich habe keine Ahnung warum, aber ich habe es getan. Als Stacey es rausgefunden hat, hat sie Schluss gemacht. Sie war furchtbar wütend auf mich. Zu recht. Ich hab sie trotzdem angefleht mich zurück zu nehmen, weil ich sie liebe. Sie wollte nicht. Darum lebe ich in absoluter Enthaltsamkeit. Ich will sie zurück haben und ich kann die Hoffnung nicht aufgeben. Dafür liebe ich sie zu sehr."
Ich habe schon lange mit dem abwaschen aufgehört und bin einfach nur fassungslos was er mir da gerade erzählt hat. Was soll man dazu bitte sagen. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Carter steht auf und kommt auf mich zu, weil man mir deutlich ansehen muss, dass es mir ganz und gar nicht gut geht. Dann finde ich meinen Verstand und meine Sprache wieder. „Verschwinde." Ich sage es nicht laut, es ist nur ein leises flüstern, aber es ist ganz klar da. Carter wirkt verunsichert, macht aber noch einen weiteren Schritt in meine Richtung. „Ich sagte Raus. Raus aus meiner Wohnung!" Meine Stimme ist lauter. „Jamie ich..." Er versucht nicht seine Verzweiflung zu verbergen. „Ich sagte HAU AB!" Jetzt schreie ich. „RAUS!" Carter zuckt unter der Lautstärke meiner schreie zusammen. Dann bemerkt er das meine Augen ihn praktisch erdolchen und ich absolut nicht zu Späßen aufgelegt bin. Er verschwindet in den Flur ohne ein Wort zu sagen und kurz darauf höre ich wie die Tür zufällt.
Mein ganzer Körper steht unter Strom und ich weiß gar nicht wie ich all die Wut wieder loswerden soll. Carter ist ein verdammtes Schwein. Seine Freundin einmal zu betrügen ist schon einmal zu viel und obwohl sie ihm verziehen hat, hat er es gleich wieder getan. Wie kann man nur so grausam sein. Ich schreie einen Teil meiner Wut heraus und bin kurz davor einen Teller aus der Spüle gegen die Wand zu schleudern. Ich tue es nicht. Stattdessen gehe ich ins Wohnzimmer um mich abzuregen und gleich wieder in der Küche aufzuräumen. Ich brauche nur unbedingt einen Moment um mich zu beruhigen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 18, 2020 ⏰

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